Ich sah neulich auf unserem Friedhof ein Grab einer Familie, da waren 9 Personen beerdigt. Passen denn so viele Leute in das Grab? ich mein, das war nicht besonders breit, vielleicht doppelt so wie ein normales Grab.
Wir waren wegen unserem Oppa beim Bestatter. Jetzt wollen wir ein Reihengrab, die Omma ist nämlich 12 jahre jünger, aber der Bestatter riet zu einem Familiengrab das käme uns günstiger obwohl es teurer ist. Der will uns doch abzocken oder?
Kommentare:
In unserer Familie haben wir das gegenteilige Problem: Das Familiengrab ist mit Oma, Opa, Papa und Mama eigentlich schon gut gefüllt, aber auf der Warteliste stehen noch Onkel und Tante und zwei Kinder mit ihren Familien. Das Rennen wird wahrscheinlich nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ entschieden werden …
Die Friedhofsverwaltung in unserer Stadt hat im Schaukasten am Friedhof ein Zettel aufgehängt: „Das Familiengrab ist oft günstiger als sie denken!“
Nun kosten die aber dreimal so viel wie ein Einzelgrab, da stimmt was nicht.
Es gibt zwei- bis vierstellige Gräber, also Gräber die für 2 bis zu 4 Personen gedacht sind, in denen liegen 12 Personen oder mehr.
Es kann nämlich sein, daß die Mindestruhezeit nur 15 Jahre oder gar 12 Jahre beträgt.
(Die Mindestruhezeit ist die Zeit nach der ein Leichnam auf diesem Friedhof offiziell als vergangen gilt. Es sind dann zwar noch Knochen vorhanden, aber die werden möglicherweise auch noch in 400 Jahren da sein.)
Damit ist dann aber auch diese Stelle im Grab wieder frei und kann neu belegt werden.
Angenommen, ein dreistelliges Grab wurde 1960 angemietet und 1960 und 1962 mit den Großeltern belegt. 1968 wird eine Tante in diesem Grab bestattet. 1975 folgt der Onkel und kommt an die Stelle der 1960 beerdigten Großmutter, 1977 wird eine weitere Tante an der Stelle des 62 beerdigten Opas gelegt. 1980 kommt der Vater der Familie an die Stelle der 1968 beerdigten Tante und seine Frau kommt 1992 an die Stelle der 1977 bestatteten Tante. 1995 stirbt ein Patenonkel und kommt auch in das Grab und zwar an die Stelle des Vaters.
Somit befinden sind 2 Großeltern, 2 Tanten, 1 Onkel, 1 Patenonkel und 2 Eltern in dem Grab und es wäre jetzt schon wieder an 2 Stellen und nächstes Jahr an allen Stellen frei.
8 Personen und es geht weiter…
Nun, nicht immer passen die frei werdenden Stellen mit den eintretenden Sterbefällen zusammen. Man zieht sich ja bekanntlich keine Nummer zum Sterben und fällt tot um, wenn das Grab frei wird. Aber es gibt so Fälle da hat das in den Familien gepasst. Manchmal wurde auch eine Einäscherung vorgenommen und zunächst ein einfaches Urnenreihengrab gewählt, bis eine Stelle im Familiengrab frei wurde.
Das kann besonders bei solchen Gräbern interessant sein, bei denen es heißt „4 Särge oder 8 Urnen“.
Manchmal ist die Mindestruhezeit bei Urnen sogar noch kürzer.
Das ist mit ein Grund weshalb man sich auch in dieser Frage ausführlich vom fachkundigen und ortskundigen Bestatter beraten lassen sollte. Ein Internetbestatter aus der fernen Stadt kann so etwas unmöglich alles wissen.
Ein guter Bestatter kennt die Laufzeiten, die Mindestruhezeiten und wird sich genau erkundigen, wer denn alles in das Grab soll, wie alt diese Personen sind und anhand dieser Erkenntnisse ein passendes Grab empfehlen.
Dabei kann es passieren, daß die Leute den Eindruck haben, diese Bestattung sei besonders teuer. Sie übersehen dabei aber, daß sie durch den Kauf eines gut empfohlenen Familiengrabes zwar jetzt mehr ausgegeben haben, dafür aber in die Zukunft investiert haben. Das zahlt sich aus, wenn ein paar Jahre später z.B. die Großeltern sterben und man dann kein Grab mehr „kaufen“ muß.
Ich zeige das gerne noch einmal an einem Beispiel auf:
Ein Familiengrab für 3 Personen kommt auf z.B. 3.400 Euro für 30 Jahre, ein einzelnes Jahr kostet 120 Euro, die Mindestruhezeit beträgt 15 Jahre.
Nehmen wir das 50 Jahre alte Grab aus dem oberen Beispiel, in dem theoretisch 2010 schon 10 Personen bestattet sein könnten. Nehmen wir weiter mal an, es hätte in all den Jahren keine Preisveränderungen gegeben.
So wäre man bei 10 sehr günstigen Einzelreihengräbern zu je beispielsweise 790 Euro schon bei 7.900 Euro für die Gräber alleine, hätte weitere 12.000 Euro für günstige Grabsteine ausgegeben und bei sparsamem Blumenschmuck hätte man (80 Euro pro Jahr x 10 Gräber x 20 Jahre Grablaufzeit =) 16.000 Euro für Grabschmuck ausgegeben.
Alle vor 1989 angekauften Gräber wären heute schon weg.
Das Familiengrab hätte ursprünglich 3.400 Euro gekostet und nochmals 2.400 Euro Verlängerungsgebühren.
(Hierzu zur Erklärung: Man muß immer soviele Jahre Liegezeit „hinzukaufen“, daß der zuletzt Bestattete noch wenigstens genau so viel bezahlte Liegezeit hat wie die Mindestruhezeit auf dem Friedhof ist.)
Eventuell hätte man 4.000 Euro für einen schönen, großen Grabstein hingelegt und jedes Jahr 200 Euro für Grabpflege ausgegeben. So käme man auf 9.800 Euro für Stein und Grab und auf 10.000 Euro für die Grabpflege.
Unterm Strich also stehen beim Familiengrab knapp 20.000 Euro auf dem Zettel, während das Ganze mit Reihengräbern über 35.000 Euro gekostet hätte.
Das sind nur Beispielrechnungen und bestimmt habe ich wieder irgendwo falsch überschlagen, ich hatte heute noch nicht genug Kaffee… aber grundsätzlich soll es aufzeigen, daß das vermeintlich so teure Wahl- oder Familiengrab unter günstigen Umständen und klug belegt, deutlich günstiger als Reihengräber sein kann.
In der Ersparnis von hier jetzt beispielhaft ausgerechneten 15.000 Euro ist sogar noch die eine oder andere Ehrenrunde drin. So bezeichnet man hinter vorgehaltener Hand die vorübergehende Bestattung einer Person in einem sehr billigen Grab bis eines Tages eine Stelle in einem Wahlgrab frei wird.
Um so etwas aber günstig und reibungslos gestalten zu können, darf man sich keine 499 Euro-Bestattung aus dem Internet bestellen oder das superbillige Volksbeisetzungs-Angebot ordern, sondern man muß sich vom Fachmann beraten lassen.
Es kann durchaus auch vorkommen, daß der Bestatter abwinkt und zu Reihengräbern rät, wenn er sieht, daß das alles von den Personen und Lebensdaten her nicht sinnvoll zusammenpasst. Von den Kosten her unzweckmäßig ist zum Beispiel der Ankauf eines großen, mehrstelligen Familiengrabes, wenn alle anderen Familienmitglieder noch 40 Jahre zu jung zum Sterben sind.
Unberücksichtigt geblieben ist in den einfachen Modellrechnungen aber die Preissteigerung. Ein einmal angekauftes Familiengrab hat man zunächst mal für die Erstlaufzeit von 20, 30 oder gar 40 Jahren zum Festpreis. Selbst bei Preissteigerungen wird man nicht nachbezahlen müssen. Nur wenn das Grab irgendwann verlängert werden muß, bekommt man eventuell gestiegene Preise zu spüren.
So rechnet sich ein Familiengrab dann erst recht.
Manche Friedhofsverwaltungen rechnen sogar vor, daß ein mit vielen Personen belegtes Familiengrab günstiger sein kann, als viele 1.000 Euro-Bestattungen in Tschechien.
Wiegesagt: Genau kann man so etwas nicht planen, der Sensenmann kommt wann er will. Aber ein Beratungsgespräch mit dem Bestatter kann sich lohnen und unter Umständen macht es Sinn, jetzt schon mal in der Familie vorzufühlen, ob es nicht Verwandte gibt, die eine gemeinsame Familienruhestätte befürworten würden.
Es gibt Familiengrabstätten mit 8 Stellen, da ist eigentlich dann immer etwas frei und es sind 6 oder 8 Familien betroffen. Wenn die zusammenlegen, dann kann man sich eine wunderbar gepflegte und mit einem hervorragenden Grabmal ausgestattete Grabstätte leisten.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Ein Fall aus der Nachbarschaft: Großvater A kauft Familiengrab 1972 für eine Liegezeit von 40 Jahren (das gabs da noch!) für knapp 500 Mark. Familie B entscheidet sich etwa um die gleiche Zeit für eine Ruhezeit von 20 Jahren für den Opa(Preis 250 Mark), die dann nach dem Tod seiner Frau verlängert werden muss (Preis da nochmal 500 Mark). Nach Ablauf der Ruhezeit von Oma B will die Familie das Grab behalten, Preis jetzt für 10 Jahre Verlängerung schon 1000 Euro (!). Ergebnis: Familie A spart 2250 Mark über eine Ruhezeit von 40 Jahren.
also ich sage definitiv Familiengrab… Finde ich persönlich ansprechender und ist auch billiger
@Tom:
„Unberücksichtigt geblieben ist in den einfachen Modellrechnungen aber die Preissteigerung. … So rechnet sich ein Familiengrab dann erst recht.“
Mit der Aussage koenntest du gleich bei der Pietaet Eichenlaub anfangen…
Das stimmt stimmt nur wenn die jaehrlichen Preissteigerungen hoeher sind als zum Beispiel die Guthabenzinsen.
Unter der Annahme dass sich die Preiserhoehungen grob an Inflationsrate/Guthabenzinsen orientieren ist es (wenn ich das Geld jetzt habe) egal ob ich heute 1000 Euro oder in 20 Jahren das 2000 Euro bezahle.
@ThFr:
Du vergisst dabei Zinsen einzurechnen.
Wenn Familie B die noch nicht ausgegebenen 250 Mark von 1972 bis 1992 konservativ in Bundesschatzbriefen angelegt haette, dann waeren daraus (bei der durchschnittlichen Rendite von 7,43% in diesem Zeitraum) im Jahr 1992 bereits 1048 Mark geworden.
Man kann schlecht vorraussehen wie sich die Preise fuer Graeber in 10 oder 20 Jahren entwickeln werden, und auch nicht wann Leute sterben werden.
Wenn sich zum Beispiel die Preise fuer 20 Jahre zwischen 1972 und 1992 nur verdoppelt haetten und die Oma 1992 stirbt dann haette Familie B zu dem Zeitpunkt 548 Mark mehr als Familie A.
Nein, die Preise für Gräber werden oft aus politischen Gründen festgelegt. Da kann es sein, daß eine Grabart auf einmal das Doppelte kostet und eine andere im Preis von fast 2.000 Euro auf 89 Euro für 10 Jahre fällt.
O.K., ich kapituliere. Am besten nimmt man das, was man gerade braucht – sollen doch die Erben blechen, wenn sie verlängern wollen. 😉
Ist denn evtl. auch bei Familiengräbern eine „doppelstöckige“ Belegung möglich? Es gibt ja meines Wissens Doppelgräber, die die Größe von Reihengräbern haben. Derjenige, der zuerst stirbt, wird dann eine Etage tiefer gelegt, sprich: Man buddelt das Loch einfach etwas tiefer, damit der zweite Sarg auch noch reinpasst. Auf diese Art und Weise könnte ein eigentlich zweistelliges Grab auch 4 Verstorbene aufnehmen.
Das wäre ganz praktisch, wenn beispielsweise eine Stelle des Grabes durch eine etwas früher verstorbene Tante belegt ist, dann die Oma stirbt und zu diesem Zeitpunkt schon damit zu rechnen ist, dass der Opa bald das Zeitliche segnet. Dann kommt die Oma nach unten, um Platz für den Opa zu lassen. Also sozusagen eine Reserve für „Notzeiten“.
Oder geht das grundsätzlich nicht, weil dem Friedhofsträger dadurch Einnahmen verlorengehen?
Mit mehreren zusammen ist es einfach kuscheliger…. *gg*
Kommentar unserer Friedhofsverwaltung: „Was? Der Vatter ist auch schon tot und soll da rein? Dann müssen wir die Omma tieferlegen.“ Scheint also kein Problem zu sein…
Die Rechnung ist schon überzeugend, bringt mich auch ins grübeln, aber….
Es ist mir einfach nicht wohl bei dem Gedanken, ich würde unter oder über meiner Frau liegen. Liege ich unten, fühle ich mich eingeklemmt, liege ich oben, ist mir das unangenehm weil ich so auf sie drauf drücke. Nebeneinander geht ja noch zur Not, aber übereinander?