In unserem Ort kommt immer wieder die Frage auf ob beim Trauerzug mit dem verstorbenen auf dem katafalkwagen die Füße oder der Kopf Voraus fährt. Läuft der Pfarrer vor dem Sarg oder hinter dem Sarg ? Laufen die fahnenabordnungen von Bruderschaften, Feuerwehren, Vereinen vor dem Sarg oder hinter dem Sarg ?
Liebe Grüße
Georg
Nun, auch hier gibt es natürlich regionale Gebräuche, die von dem, was ich meine, durchaus abweichen können und deshalb auch eingehalten werden können. Letztlich ist so ein Trauerzug etwas Persönliches und Traditionelles, da kann man die traditionellen und persönlichen Gepflogenheiten durchaus beibehalten.
Im Allgemeinen werden Verstorbene mit den Füßen voran aus dem Trauerhaus getragen. Man findet diesen Brauch auch in Redensarten wieder. Zum Beispiel: „Hier bleibe ich wohnen, bis sie mich mit den Füßen voran heraustragen.“
Für den Bestatter hat das aber auch praktische Gründe. So ist es besser, einen Verstorbenen, mit den Füßen voran eine Treppe hinunter zu tragen. Ein Transport, bei dem der Kopf möglicherweise nach unten weist, ist von Nachteil, da Flüssigkeiten (Mageninhalt) zurücklaufen und austreten könnte. (Mehr zum Thema: „Mit den Füßen voran“ hier im Bestatterweblog.)
Am Bestattungsfahrzeug ändert sich meist die Richtung und der Verstorbene wird mit dem Kopf voran in das Ladeabteil des Fahrzeugs geschoben. Das ist aber keine Vorschrift und kann von verschiedenen Bestattern, je nach Gewohnheit und Situation verschieden gehandhabt werden.
In der Kirche oder Kapelle steht der Sarg Angesicht zu Angesicht zu den Trauernden, also mit dem Kopfende zur Wand und zum Altar.
Auf dem Weg zum Grab wird der Sarg korrekterweise mit dem Fußende voran transportiert. Der Verstorbene wird also analog mit den Trauergästen mit dem Gesicht in Richtung Grab bewegt.
Dementsprechend sind Fahnen zur Sargabdeckung, aufgelegte Kopfbedeckungen und Ehrenzeichen auch so anzuordnen, daß sie in Richtung Grab, also nach vorne, weisen.
So entspricht es auch dem Protokoll für Staatsbegräbnisse und Beerdigungen an denen die Bundeswehr mitwirkt.
Die Spitze des Trauerzugs bildet, sofern das Element eine Rolle spielt, das vorangetragene Kreuz. Dann folgt der Pfarrer und als nächstes der Sarg. Hierbei gibt es noch die (regional ausgeprägte) Tradition, daß katholische Pfarrer vor dem Sarg gehen und evangelische hinter dem Sarg.
Anstelle des Pfarrers, so dieser nicht vorhanden ist, kann auch der Bestatter, der Friedhofsverwalter, der Trauerredner oder ein Zeremonienmeister vorangehen, quasi um den Weg zu weisen.
Auf den Sarg folgen stets die nächsten Angehörigen. Sie sind es, die dem Verstorbenen das letzte Geleit geben und die neben dem Verstorbenen, gleich welchen Rang oder welche Funktion er inne hatte, im Mittelpunkt stehen.
Wo Fahnen- und Ehrenabordnungen platziert werden, hängt von deren Funktion ab.
Sind sie Ehrenformation, die den Sarg begleiten, gehen sie neben dem Sarg oder leicht nach hinten versetzt.
Sind sie Anwesenheitsabordnung, gehen sie hinter den nächsten Angehörigen in Formation.
Ist geplant, daß eine Abordnung an der Trauerhalle beim Auszug des Sarges Spalier steht und dann auch wieder am Grab Spalier stehen soll, kommt es manchmal dazu, daß das in eine wilde Hatz der Formation über den Friedhof ausartet.
Das ist durch Absprachen zu vermeiden.
Ansprechpartner sind Bestatter, Friedhofsverwalter, Pfarrer oder der „leitende Angehörige“.
Man kann es so machen, daß die Spalierformation an der Trauerhalle Parade steht, bis der Sarg die Halle verlassen hat. Dann geht der Trauerzug einige Meter und wartet dann, bis die Ehrenformation ihren Platz neben oder hinter dem Sarg eingenommen hat.
Genau umgekehrt verfährt man am Grab. Der Trauerzug hält in entsprechendem Abstand zum Grab kurz an, die Formation verläßt den Trauerzug und stellt sich am Grab auf. Dann kommt der Trauerzug wieder in Gang.
Wie genau sich der Trauerzug hinter dem Sarg formiert, ist allein eine Sache des persönlichen Geschmacks und Empfindens.
Manche Angehörige möchten gar nicht direkt hinter dem Sarg laufen, andere legen hierauf großen Wert.
Bild: „Berlin, Trauerzug für Gustav Stresemann“ by Bundesarchiv, Bild 102-08501 / CC-BY-SA. Licensed under CC BY-SA 3.0 de
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Das ist bei einer Urnenbeisetzung natürlich etwas einfacher, da Füße und Co sich ja nicht mehr deutlich erkennbar unterscheiden. Deckel oder Boden nach vorne sollte auch nicht allzu oft im Raum stehen, da das ja durchaus unziehmlich sein könnte falls die Überurne nicht endgültig verschlossen ist und dann der Trauerweg rutschfest gestreut wird.
Der würdevolle Urnenträger muss sich höchsten entscheiden welche Seite jetzt die Front geben sollte.
> dann der Trauerweg rutschfest gestreut wird.
Könnte bei Eis- oder Schneeglätte vorteilhasft sein, damit man nicht Folgebeerdigungen hat. 🙂
@Lochkartenstanzer:
Was ist daran vorteilhaft? Bestatter sind Unternehmer und müssen wirtschaftlich denken!
Ich musste leider vor ein paar Wochen einen meiner besten Freunde zu Grabe tragen. Was logisch ist, mir aber (da nie darüber nachgedacht – warum auch?) nicht bewusst war: Dass der Sarg mit den Füßen voran in Richtung Grab getragen wird, bedeutet, dass man vor dem Grab nochmal wenden muss, und die Sargträger entsprechend umgreifen müssen. Denn über/in das Grab kommt der Sarg ja mit dem Kof voran.
Meines Wissens nach geht der katholische Priester vor dem Sarg, der evangelische Pastor hinter dem Sarg. Zumindest kenne ich das hier bei uns im Süden so. Ich bin Trauerrednerin und hab lang darüber nachgedacht, wo mein Platz ist und hab mich dann für vor dem Sarg entschieden, weil nach meinem Verständnis der Platz direkt hinter dem Sarg den Angehörigen vorbehalten bleiben sollte. Schwierig finde ich es immer, wenn da dann der Bestatter läuft, was ab und zu mal vorkommt…
Also so weit ich weiß liegt der verstorbene mit dem Kopf zum Stein, und habe noch nie gesehen, dass der Sarg bei der Trauerfeier noch einmal gedreht wurde
@Rosinante:
Der Sarg wird auf einem Wagen von der Aussegnungshalle bis zum Grab mit dem Fußende nach vorne geschoben. Kurz bevor das Grab erreicht wird, werden die Träger dann den Sargwagen etwas in einen Seitenweg schieben.
Dann drehen sich die Träger um und nehmen den Sarg hoch, um nun mit dem Kopfende nach vorne zum Grab zu gehen. Dieses ist die eine Variante. Es sind für dieses Manöver verschiedene Konstellationen möglich. Das hängt von den Gegebenheiten des Grabfeldes ab, in dem die Stätte der Beisetzung liegt. Es ist also doch eine Drehung erforderlich, sonst würde ja der Verstorbene mit den Füßen zum Stein liegen!
Hier mal etwas Flaggenkunde am Beispiel der US Flagge. Punkt 7 passt genau zum Thema, der Rest ist aber auch nicht uninteressant. http://www.ushistory.org/betsy/more/displayonly.htm
„Am Bestattungsfahrzeug ändert sich meist die Richtung und der Verstorbene wird mit dem Kopf voran in das Ladeabteil des Fahrzeugs geschoben. Das ist aber keine Vorschrift und kann von verschiedenen Bestattern, je nach Gewohnheit und Situation verschieden gehandhabt werden.“
Welche Gewohnheiten, Situationen, Gründe gibt es denn für Kopf. bzw. doch weiterhin Fuß voraus?
@Olli:
Die Schiene des BKW wird zum entladen heraus gefahren. Nun schiebt man den Sargwagen an die Schiene des BKW, schön in einer Flucht. Das Kopfteil des Sargwagens steht zuerst an der Schiene des BKW. Der Sargwagen hat in der Regel einen Schlitten der beweglich ist. Nun wird das Fußende angehoben und auf den beweglichen Schlitten des Sargwagens aufgesetzt. Jetzt kann man den Sarg auf den Sargwagen ziehen, bis wiederum der Schlitten vom BKW einrastet. Dann wird das Kopfteil angehoben und auf den nicht beweglichen Schlitten des Sargwagens aufgesetzt. Ich bin in meiner Laufbahn viel herum gekommen und habe gesehen, dass dieses die häufigste Art der Entladung ist. Warum manche Kollegen es anders herum machen kann ich auch nicht sagen. Ich hoffe ich konnte ein bisschen helfen!
Lg Josef
grundsätzlich ist das immer so.
weil das immer so bei uns ist.
erst kommt der Friedhofwärter.
der ordnet den Leichenzug.
dann kommt das Kreuz.
dann der Pfarrer.
dann der Sarg.
dann die Angehörigen.