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Aarau-Bestattungen vor Gericht -II-

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Gestern trafen sich der Billigbestatter Aarau-Bestattungen und das Traditionsunternehmen Otto Berg in Berlin vor Gericht (Bestatterweblog berichtete).
Überraschenderweise ist bei dem Termin ein Vergleich herausgekommen, Branchenkenner hatten eher damit gerechnet, daß der Prozess durch weitere Instanzen gehen würde.
Nach dem Vergleich darf Aarau-Bestattungen nicht länger mit einem Lockangebot von 499 Euro werben, sondern muß seine Werbung durchsichtiger und informativer gestalten.

Die potentiellen Kunden könnten tatsächlich über die zu erwartende Endsumme im Unklaren sein und dahingehend getäuscht werden, daß die verschiedenen Bestattungen zu 499 Euro zu haben seien.
Deshalb dürfe Aarau-Bestattungen künftig nicht mehr nur den Basispreis von 499 Euro bewerben, sondern müsse auch auf die zu erwartenden und oft obligatorischen Zusatzkosten hinweisen.

Ein wenig abenteuerlich mutet die Argumentation von Patrick Schneider von Aarau-Bestattungen da schon an. Einem Pressebericht zur Folge soll er gesagt haben:

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„Für eine Luftbestattung ist eine Feuerbestattung Voraussetzung, und diese kostet ja 499 Euro.“ Die Zusatzkosten für die Luftbestattung erhalte nicht er, sondern der jeweilige Anbieter der Beisetzungsform.

Mit diesem apokryphen Argument könnte man ja künftig quer durch alle Branchen wesentliche Bestandteile einer Ware/Leistung einfach aus der Preisangabe herauslassen und darauf verweisen, daß das Geld dafür ja eigentlich jemand ganz anders bekommt.

Neuwagen ab 499 Euro zzgl. Geb. f. Motor, Getriebe und Elektronik

So mochte auch das Gericht dieser abstrusen Ansicht nicht folgen:

„Die 18 verschiedenen Bestattungsformen, die Schneider anbietet, seien «einheitliche Leistungen», deren Endpreis der Kunde erkennen müsse.“

Ich finde es in Ordnung, daß es auch Billigbestattungen gibt und daß Unternehmer auch mit der günstigsten Variante werben. Man sollte jedem Kunden soviel Verstand zutrauen, daß er erkennt, daß Sonderangebote und Sonderpreise nur dazu dienen, Kundenaufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber es darf nicht so sein, daß mit einer nahezu unbrauchbaren Teilleistung, die die wahren auf den Kunden zukommenden Kosten nur bruchstückhaft wiedergibt, so geworben wird, daß der Kunde den Eindruck gewinnen könnte, er müsse nichts weiter bezahlen oder dieser Betrag würde schon den Großteil der Kosten ausmachen.

Und genau das ist die Problematik an der ganzen Geschichte. Ich bin ja einer derjenigen, die immer wieder darauf hinweisen, daß Bestatter durchaus günstig arbeiten können und für jeden Geldbeutel das passende Paket schnüren können, daß aber ein Großteil der Kosten, ja oft der überwiegende Teil, durch hoheitliche Gebühren und Nebenkosten verursacht werden. Da wäre es aus meiner Sicht nahe an der Kundentäuschung und Bauernfängerei, würde man nicht eindringlich auf eben diesen überwiegenden Teil der Kosten hinweisen.

Quelle und Zitate


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 24. Juni 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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Turtle
15 Jahre zuvor

@ Papa O’Neil

Grundsaetzlich bin ich ja auch der Meinung dass Kunden ihr Hirn auch mal einsetzen muessen, aber beim Auto ist wohl jedem klar was noch alles auf einen zukommt (Extras, Benzin, Steuern etc). Bei einer Bestattung duerfte das den meisten wohl nicht so klar sein (es sei denn sie sind Bestatterweblog-Leser). Hinzu kommt dass Autos meistens in einem Zustand der erhoehten Aufmerksamkeit gekauft werden, Bestattungen eher im Zustand der nicht 100%igen Zurechnungsfaehigkeiten (aus nachvollziehbaren Gruenden). Da hat ein Bestatter imho auch ein bisschen mehr Verantwortung dem Kunden gegenueber (sagt Tom ja auch immer).

Insofern finde ich den Vergleich auch ganz angemessen anstelle eines ewig langen Verfahrens.

DerBert
15 Jahre zuvor

@Papa: In den Broschüren, die ich vor der Auswahl meines Neuwagens bekam, war an den Preisangaben ein Sternchen – UVP, zuzügl. Überführung oder so etwas. Die Überführung muss ich nicht buchen, und niemand zwingt mich, meinen Neuwagen zu betanken.

Außerdem ist das Verhältnis zwischen beworbenem Preis und realen Kosten ganz offensichtlich ein anderes: Die Bestattung als Sammlung aller dabei anfallenden Kosten muss zwangsweise neben dem Sarg auch eine Verbringung des Sargs umfassen, ebenso wie eine Grabstelle (außer natürlich bei Seebestattung). Diese Kosten lassen sich einfach nicht (legal) vermeiden, und jeder durchschnittliche Konsument wird bei „Bestattung ab vier neunundneunzig“ damit rechnen, diese Kosten auch damit abgedeckt zu haben. Wie Tom gelegentlich erinnert machen diese nicht dem Bestatter verbleibenden Umsätze bei Billig-Begräbnissen zudem einen Großteil der Kosten aus.

Man kann mit normaler Hirnmasse bestückten Bürgern meiner Meinung nach zumuten, optionale Dinge (Metallic-Lackierung, Kaffeetrinken, Trauerredner, Zeitungsanzeigen) als solche zu erkennen, und das war bei Aarau auch nicht in Kritik.

P.S. @Tom: Metallic-lackierte Särge gibt es aber nur in Amerika, oder? 🙂

Erdmöbeltischler
15 Jahre zuvor

Schnell sind sie bei Aarau ja scheinbar nicht nur beim Einsargen, sondern auch im Internet.
Gestern stand da noch: Erdbestattungen ab 499,-
heute steht da: Erdbestattungen ab 999,-.
Danach würden sich viele Dienstleister die Finger lecken – Preissteigerungen von heute auf morgen von 100 % – und der Laden dürfte auch weiterhin brummen.

suz
15 Jahre zuvor

Nach ähnlichem Prinzip funktioniert Ryanair doch seit Jahren wunderbar. Da ist man – nach Hinzufügen aller (teilweise sogar unabdingbaren) „Extras“ – auch nicht mehr unbedingt günstiger, als zum Wettbewerber (150 zu 29 Euro bei meiner letzten Buchung).

Solche Geschäftsgebahren sind reine Kundenverarsche. Aber es fallen immer wieder Leute drauf rein. Eigentlich dürfte man ja davon ausgehen, dass die Menschen klug genug sind, solche Lockvogelangebote zu erkennen, sind sie wohl aber nicht, sonst müsste gegen Aarau ja auch nicht vorgegangen werden (und wenn’s „nur“ der Mittbewerber ist).

Erdmöbeltischler
15 Jahre zuvor

@ Papa und @ suz
Im täglichen Geschäft habe ich auch wenig Mitleid mit Leuten, die den * am Preis des Flug-/Urlaubstickets, des Zeitungsabos oder beim Handy übersehen.

Aber bei Bestattungen? Wer macht, bevor er einen Bestatter anruft (mit einem Toten zuhause oder auch länger im Vorfeld), einen Preisvergleich auf dem Markt? Und wenn der Tote einmal beim Bestatter ist, wer steht beim Beratungsgespräch auf und sagt, er sucht sich jemanden anderes.

Bei einer ganz kleinen Internetrecherche von möglichen Bestattern in meiner Gegend habe ich auch keine Preisangaben gefunden.

Die Discountbestatter werden in großen Städten weiterhin zulauf haben, während man auf dem Lande wohl eher zu ’seinem‘ Bestatter im Dorf oder notfalls im Nachbarort geht.

bee
15 Jahre zuvor

Das ist mal eine Sache, wo ich mir wirklich mehr Aufmerksamkeit von Verbraucherschützern wünsche, notfalls auch ein deutliches Regulativ vom Gesetzgeber. Das Kleingedruckte ist nämlich meistens nur eins: ziemlich klein gedruckt. Ich kriege schon einen dicken Hals bei den ganzen Mobilfunk- und Internettarifen, bei denen in der TV-Werbung mal für anderthalb Sekunden eine kaum lesbare Winzschrift in Grau auf Grau aufblinkt, die man gar nicht so schnell lesen kann, wie sie wieder weg ist. Warum nicht schlicht und einfach eine gesetzliche Regelung für Preisangebote: „Ab X Euro plus Zusatzleistungen und Fremdgebühren.“ Wo immer ich irgendetwas bei einem gewerblichen Händler kaufe, muss der mich ja auch auf die Umsatzsteuer hinweisen, sonst wäre das Verzerrung und damit ein Verstoß gegen das Wettbewerbsgesetz.

15 Jahre zuvor

Ich bleibe dabei: Eine Beispielrechnung müßte bei Dienstleistungen, die so komplex wie eine Bestattung sind, zur Pflicht werden.

Ein Berliner Bestatter kann doch als Preisbeispiel eine Standard-Feuerbestattung in Berlin vorrechnen und dabei alle enthaltenen Positionen (incl. z.B. Gebühren in Berlin-Neukölln) nennen.

Spätestens damit ist doch klar, daß noch Dinge folgen könnten.

r. h.
15 Jahre zuvor

„Mit diesem apokryphen Argument könnte man ja künftig quer durch alle Branchen wesentliche Bestandteile einer Ware/Leistung einfach aus der Preisangabe herauslassen und darauf verweisen, daß das Geld dafür ja eigentlich jemand ganz anders bekommt.“

machen ja auch viele.

e9325827
15 Jahre zuvor

Wo gibts ein Auto um 499 Euro?

MacKaber
15 Jahre zuvor

Meine Frau hat im Preisausschreiben eine Türkeireise gewonnen. GRATIS!
Ein Aufruf des angegebenen Reisebüronamens ergab über 20 000 Treffer. Ausführlich schilderten unzählige Betroffene welche Überraschungen sie erlebten. Zum Schluß war durch viele verschiedene Nebenkosten alles teurer als hätte man selbst normal gebucht.
Meine Frau meinte dann, das Internet könne einem aber auch jede Freude verderben.

Sensenmann
15 Jahre zuvor

[quote=Tom]Man sollte jedem Kunden soviel Verstand zutrauen, daß er erkennt, daß Sonderangebote und Sonderpreise nur dazu dienen, Kundenaufmerksamkeit auf sich zu lenken.[/quote]

Leider hakt bei nicht wenigen Leuten das Gehirn völlig aus, sobald sie ein Schild „Sonderangebot“ sehen…

15 Jahre zuvor

Na super, jetzt muss man auch bei Bestattern mit langen Sternchen- und Fußnotentexten rechnen, wie es bei Telekommunikationsanbietern jetzt schon ist… :-/

Coffin Corner
15 Jahre zuvor

[quote]Für eine Luftbestattung ist eine Feuerbestattung Voraussetzung, und diese kostet ja 499 Euro.“ Die Zusatzkosten für die Luftbestattung erhalte nicht er, sondern der jeweilige Anbieter der Beisetzungsform. [/quote]

Die Feuerbestattung ist nicht Voraussetzung, sondern die Einäscherung ist die Voraussetzung einer bestimmten Bestattungsform.
Tatsächlich wird also Teile einer Bestattung als eine Bestattung verkauft. Zusammen mit der Luft- See- oder sonstigen Bestattung hat man dann zwei Bestattungen. Das bewusste Hinters-Licht-Führen des Kunden.

P
15 Jahre zuvor

Warum hat er eigentlich nicht den „billig-bestatter“ verklagt? Der wirbt mit Bestattungen ab 400€!

15 Jahre zuvor

Eigentlich ist das mit den versteckten Zusatzkosten nichts neues. Aber gerade bei einem solchen sensiblen Thema, wie der Bestattung eines nahen Angehörigen oder Bekannnten, sollte mehr „fairness“ dem Kunden gegenüber an den Tag gelegt werden.

wish74
15 Jahre zuvor

Der Bestatter ist einfach nur ein Abzocker, man sollte sich vorher besser erkundigen ob die jenigen in einer Innung sind. Ich selbst bin total über den Leisten gezogen worden, Anfangs hieß es 499€ zum schluß waren es dann über 4000€ und das obwohl es eine Sozialbestattung werden sollte, das nenne ich einfach nur kriminell

dörte2
15 Jahre zuvor

Was ist denn dass für ein Unsinn. Ich habe bei Aarau Bestattungen ein Angebot über 499,00 erhalten und die Rechnung belief sich dann auch auf 499. Das es bei dir jetzt 4000 sein sollen ist doch völlig unglaubwürdig. Man sollte schon bei der Wahrheit bleiben.

derneue
Reply to  dörte2
11 Jahre zuvor

kein Unsinn…..das ist Realität…!Die Billigbestatter können niemals den Preis halten mit dem sie werben….und wie dieses möchtegern Bestatter mit den Verstorbenen umgehen, möchte keiner wissen!
Würdevoll ist was anderes!!!

Reply to  dörte2
11 Jahre zuvor

Dorte von wem bist du angeheuert? So ein Blödsinn für 499 euro komplett für eine Feuerbestattung ist nicht mal möglich wenn du den Leichnam in der Cz oser in Polen einäscherst, denn auch dahin muss er zuerst gekarrt werden. Also verkauf die Leute nicht fü dumm.

Beate
14 Jahre zuvor

Ich habe persönlich schlechte Erfahrungen mit der Firma Aarau gemacht: Wir haben eine Feuerbestattung für meinen verstorbenen Vater gebucht und vereinbart, das die Urnenbestattung innerhalb von drei Wochen stattfindet. Wir sind zuerst am Telefon und im persönlichen Gepräch über den Preis angelogen worden. Uns wurde suggeriert, dass alle Leistungen inbegriffen sind und die Abschlußrechnung war um ca. EUR 500,- höher als gedacht. Wir haben diese Rechnung trotzdem beglichen. Es sind seit dem fast 6 Wochen vergangen und wir haben nicht einmal einen Termin für die Beisetzung der Urne von Aarau erhalten und werden am Telefon ständig „abgewimmelt“. Dieses unprofessionelle Verhalten finde ich unanständig und unverschämt!!! Wenn bis zur nächsten Woche Aarau Bestattungen seine Leistung nicht erfüllt, werde ich bei der Polizei eine Anzeige wegen Betruges aufgeben!!!

Reply to  Beate
11 Jahre zuvor

ja so ist das wenn man einem sogenannten Diskountbestatter auf dem Leim geht. Weist du eigentlich wo der Leichnam eingeäschert werden soll. Wenn ja direkt beim Krema anrufen.

11 Jahre zuvor

tja, Aarau oder AADEE oder irgendwie so…

wir haben hier einen neuen „Fall“. Verstorbener wurde abgeholt, es wurde aber nichts sauber beurkundet. Nun steht der Verstorbene zur Einäscherung in Berlin und darf aufgrund der Gesetze dort, nicht eingeäschert werden weil die notwendigen Urkunden fehlen. Die Angehörigen mussten nun für weitere 300 Euro einen Bestatter einschalten der wohl bemerkt die Sache nur bearbeitet weil er über einen Bekannten darum gebeten wurde. Nun haben sich die Angehörigen auch noch umentscheiden, von einer „Almwiesenbestattung“ in eine normale Urnenbeisetzung. Das heißt die Urne muß zum Ausgangsort zurück bzw. ins Ausland versandt werden. Schauen wir mal was das nun für ein Aufpreis ist.




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