Branche/Kommune

Aarau hat doch illegal Asche verstreut

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Deutscher Billig- Bestatter durch Schweizer Gericht zu Geldstrafe verurteilt

Gegen ein in Thüringen ansässiges Billig-Bestattungsunternehmen hat ein Schweizer Gericht nun „ein Strafmandat zu einer bedingten Geldstrafe und einer Buße verhängt“. Wie bereits mehrfach im Bestatterweblog berichtet, wurde gegen das Bestattungsunternehmen wegen des Verdachts der illegalen Einäscherung und illegalen Beisetzung ermittelt. Es bestand der Verdacht, dass der Bestatter die Asche von zahlreichen Verstorbenen illegal in der Schweiz verstreut habe.
Wie jetzt die Staatsanwaltschaft Oberland (Kanton Bern) bestätigte, wurde die Geldstrafe auf Bewährung ausgesetzt.

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„Nach Angaben der Schweizer Justiz hat das deutsche Unternehmen bei seinen Feuerbestattungen in der Schweiz in den Jahren 2009 und 2010 gegen mehrere Gesetze verstoßen, darunter das Waldgesetz und das Ausländergesetz. Demnach hatte das Unternehmen nie eine Genehmigung für kommerzielle Bestattungen im Kanton Bern erhalten. Die Berner Staatsanwaltschaft bestätigte: „Nach unseren Erkenntnissen waren alle Bestattungen, die der deutsche Bestatter im Kanton Bern ausgeführt hat, illegal. Er hatte keine Bewilligungen für die Ausstreuung von Aschen. Davon sind die Aschen Dutzender Verstorbener betroffen.““

Der deutsche Bestatter hat gegen das Urteil Einspruch erhoben. Das Verfahren liegt nun beim Regionalgericht Oberland.

Daß es sich bei dem Billigbestatter um das Unternehmen Aarau handeln soll, schreibt die Berliner Morgenpost.

Seit Jahren hat das Bestatterweblog ein Auge auf die wohl als dubios anzusehenden Geschäftspraktiken dieses Unternehmens und muß sich im Nachgang immer der Schelte (wohl bestellter) Kommentatoren stellen, die so gar nicht einsehen wollen, daß Bestattungen sinnvollerweise nach unten eine Kostengrenze haben. Wenn nun jemand permanent unterhalb dieser Grenze Bestattungen anbieten kann, dann ist das allein mit Verzicht auf Unnötiges und einem äußerst günstigen Masseneinkauf nicht mehr zu erklären. Denn auf Unnötiges kann jeder Bestatter verzichten und jeder Bestatter hat auch sehr günstige Waren im Angebot.


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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 2 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Januar 2011 | Revision: 5. Juni 2012

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Lockito
13 Jahre zuvor

Ich bin heute (das erste Mal aufmerksam, weil’s irgendwie hängengeblieben ist) an einer Aarau-Filiale in Hannover vorbeigefahren und ich frage mich ernsthaft, wie man bei dieser Aufmachung (Schaufenstergestaltung etc) den Laden noch freiwillig betreten kann.

Wirkte eher wie eine Mischung aus Spielhalle und Frittenbude, „Bestattungen ab 999 €“ prangte in großen, lila Lettern auf der Leuchtreklame und im Großen und Ganzen wirkte der Laden abstoßend.

Ich würde dort niemanden beauftragen, einen meiner Liebsten unter die Erde zu bringen.

Zur Abschreckung (das Foto is eher vorteilhaft…):

http://maps.google.de/maps?oe=utf-8&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&um=1&ie=UTF-8&q=aarau+hannover&fb=1&gl=de&hq=aarau&hnear=Hannover&ei=Imk0TfSqC9KDswaX3JydCg&sa=X&oi=local_group&ct=image&resnum=1&ved=0CAQQtgMwAA&iwloc=undefined

Blümchen
13 Jahre zuvor

Lockito, die Meinung teile ich voll und ganz! Wenn ich das Bild sehe und nicht auf die Buchstaben sehe, würde ich zu allererst an einen Erotikladen mit Kino usw. denken, wie man ihn häufig in Bahnhofsnähe findet…
Und das, obwohl ich total auf die Farbe lila stehe und die normalerweise sehr ruhig und angenehm finde…
Pfui bah! Da bleibe ich doch lieber bei unserem Tischler im Dorf, der nebenberuflich auch Leute solide unter die Erde bringt. Das zusätzlich Geld ist es mit sicherlich wert…

Athalfain
13 Jahre zuvor

Auch ich fühlte mich da eher an einen Sexshop – wohlgemerkt einen im Billigviertel – erinnert denn an ein Bestattungsunternehmen … *Grusel*

Wir haben unlängst meine Großmutter zu Grabe getragen und auch wenn sie auf eine erschreckend abscheuliche Weise aufgebahrt wurde …
Lieber gebe ich weiter in diesem Bestattungshaus mein Geld aus denn bei so einem … nun, Billigbestatter trifft es der Aufmachung nach wohl wirklich am besten …

Sensenmann
13 Jahre zuvor

Fehlt nur noch eine bunt blinkende Umrahmung der Werbetafel…

*schüttel*

turtle of doom
13 Jahre zuvor

Handelte es sich um Asche aus einer Kremation oder aus einer Kremierung?

Big Al
13 Jahre zuvor

@ turtle of doom.
Es handelt sich um Asche aus einer „thermischen Behandlung“.
DAS musste ich auch mal loswerden.
B. A.

Matthias
13 Jahre zuvor

Ich weiß gar nicht, warum hier gegen Aarau gehetzt wird.
Ich habe mich selbst durch Aarau bestatten lassen und war höchstenst zufrieden! Ich würde es jederzeit wieder tun!

Big Al
13 Jahre zuvor

@ Matthias.
Und, wie war es „drüben“?
B. A.

Sanna
13 Jahre zuvor

…schließt sich B.A.’s Frage an!
*neugierig-auf-Antwort-warte*

Dennis
13 Jahre zuvor

Na, das ist doch perfekt für Leute die man zwar bestatten muss, aber die man nicht sonderlich mag. Für die Schwiegermama nur das beste 😀

13 Jahre zuvor

Wer veraschte Aschereste von eingeäscherten zu Kremierenden nach thermischer Behandlung durch Kremation auf nicht genehmigten Aschewiesen ausstreut wird mit … nicht unter ….

Flippo
13 Jahre zuvor

Erinnert sich jemand noch an Monkey Island 2? Ich musste gerade unwillkürlich an Stan’s previously owned coffins denken… Dazu würde die Aufmachung wahrlich passen.

Smilla
13 Jahre zuvor

Nee, da würd ich nicht mal meine Schwiegermutter hinbringen- ich will ja sicher wissen wollen, wo die dann liegt. 🙂

Der Shop würde hier im Bahnhofsviertel überhaupt nicht auffallen.

ein anderer Stefan
13 Jahre zuvor

Tja, das Aarau-Schaufenster vermittelt perfekt das, was die Firma auszeichnet: Billig muss es sein…

oceana
13 Jahre zuvor

wir mussten letzte Woche unseren Hund einschläfern lassen.Wir haben uns für Einäschern und Asche zusenden entschieden. Ist für viele bestimmt „nur“ ein Hund, ok, aber nicht mal dafür wäre ich freiwillig zu Aarau gegangen!

alex
13 Jahre zuvor

Aaarau hat unter anderem gegen das Ausländergesetz der Schweiz verstoßen?

Ich hab ja gedacht, mit dem Tod aber spätestens mit der „thermischen Behandlung“ verliert man seine Staatsbürgerschaft – frei nach dem Motto: Ausländer ist man überall und bleibt es sein Leben lang.

turtle of doom
13 Jahre zuvor

@ alex:

Ich tippe darauf, dass die Mitarbeiter von Aarau Bestattungen als „Touristen“ eingereist sind und während der Schweiz-Reise einer selbstständigen Erwerbstätigkeit nachgegangen sind.

Ausländergesetz (SR 142.20) Artikel 11 schreibt vor:

1 Ausländerinnen und Ausländer, die in der Schweiz eine Erwerbstätigkeit ausüben wollen, benötigen unabhängig von der Aufenthaltsdauer eine Bewilligung. Diese ist bei der am vorgesehenen Arbeitsort zuständigen Behörde zu beantragen.

2 Als Erwerbstätigkeit gilt jede üblicherweise gegen Entgelt ausgeübte unselbständige oder selbständige Tätigkeit, selbst wenn sie unentgeltlich erfolgt.

3 Bei unselbständiger Erwerbstätigkeit ist die Bewilligung von der Arbeitgeberin oder vom Arbeitgeber zu beantragen.

Vielleicht muss man trotz Schengener Abkommen wenigstens pro forma so eine Bewilligung einholen.

Reisender
13 Jahre zuvor

@turtle of doom

Schengen und Schweiz?
Da passt was nicht zusammen 😉

turtle of doom
13 Jahre zuvor

@ Reisender:

Doch, bei Schengen sind wir doch dabei…

…und faktisch sind wir längst ein EU-Mitglied. Halt eins ohne Mitspracherecht… 😉

clownsfrau
13 Jahre zuvor

@ kall:
jetzt hab ich doch tatsächlich auf den ersten Blick gelesen „Wer verarschte ….“ Würde aber auch passen, oder?

alex
13 Jahre zuvor

@turtle:

Zuerst einmal danke für den Einblick in das Schweizer Ausländergesetz.

Das kann aber unmöglich greifen: wenn man sich Aarau Bestattungen nennt, dann hat man sich doch quasi eingebürgert, oder? 🙂

turtle of doom
13 Jahre zuvor

@ alex,

Nein, nicht wirklich. Über Aarauer im besonderen und Aargauer im allgemeinen sind viele nicht so begeistert.

Stereotypen halt, wie sie auch über Bayern und Ossis erzählt werden. 😛

kall
13 Jahre zuvor

@turtle
Da ja angeblich in jedem von uns durchschnittlich ca. 20 Mio Atome des historischen Jesus vorhanden sind (http://www.sciencebusters.at/sections/science-fu/posts/122), müsste ja in Schweizer Schokolade inzwischen auch Etliches an Deutschen Verstorbenen drin sein.
Ich meine Asche => Wiese => Kühe => Milch => Schoki

(wiederhergestellt durch Tom, hatte es versehentlich gelöscht)

Chrissi
13 Jahre zuvor

Ich hab grade die ganze Zeit gegrübelt, woher mir der Name Aarau bekannt vor kommt… und ich hatte immer ein Nagelstudio im Kopf… wegen dem ganzen lila Firlefanz, der mir im Bregenkasten haften geblieben ist. Bis ich mal grade ge“goggelt“ habe – tzü, wir haben bei uns tatsächlich auch so einen Laden. Und er sieht wirklich aus wie ein Nagelstudio… Sachen gibts! Ich habe bis jetzt nichts negatives über unseren Laden hier erfahren, wenns so ist, weiß ich ja, an wen ich das weiterleiten kann 😉 hmpf, das man so ein Schindluder mit Asche treiben kann. Ich mag grade nicht mit Pietät kommen, aber dennoch ist es, meiner Meinung nach, tatsächlich arg Pietätlos, was die Herren und Damen da gemacht haben. Klar sind sie billig und irgendwie müssen die ihre Preise ja halten können. Aber gibts da nicht sowas wie einen Ehrenkodex beim Bestatten? Würdevoll ist was Anderes!!! Pfui, schämen sollten die sich… und bitte ne saftige Strafe aufgebrummt bekommen! Wer sich schon als Bestatter wie ein Nagelstudio „kleidet“, kann nicht wirklich was auf dem… Weiterlesen »

Kirstin
13 Jahre zuvor

Was machen nun die vielen hinterbliebenden die sich für diese Art der Bestattung entschieden hatten? Ich meine die verstreute Asche wieder aufkratzen geht ja nun nicht mehr.

Matthias
13 Jahre zuvor

@Big Al: Zuerst war es sehr warm, danach fühlte ich mich etwas durch den Wind, war praktisch eine Weile zerstreut und nicht ganz beisammen.

Maschka
13 Jahre zuvor

Ich bin halb Aargauerin (ok, nicht aus Aarau aber trotzdem) Für nicht-Schweizer: „Aarau“ ist die Kantonshauptstadt vom Rüebliland aka Kanton Aargau.

Das Banner von denen stösst mich irgendwie auch total ab. Ich hoffe, ich werde es nie nötig haben, auf solche Billigst-Bestatter zurückgreifen zu müssen (man weiss ja nie…).

bard jun.
13 Jahre zuvor

so ganz kann ich die ganze Aufregung hier im Blog nicht nachvollziehen. imho haben die Hinterbliebenen doch genau das bekommen, was sie bestellt und bezahlt haben: Einäscherung und anonyme Verstreuung auf einer Almwiese. Klar, sie sind davon ausgegangen, daß dies legal geschieht, aber das ist doch jetzt nur ein Problem von Aarau; soll er dafür doch ordentlich eins auf den Deckel bekommen, dann wird er seine Preise bald anpassen müssen.
Aber den Angehörigen muß doch klar gewesen sein, das bei einer Ausstreuung die Asche innerhalb kürzester Zeit durch Wind und Wetter vergeht… so what?

rebell
13 Jahre zuvor

Und diese Firma möchte der Lidl der Bestatter sein. Unfassbar!!!! Ich hätte nichts gegen diese Preispolitik der Firma einzuwenden, wenn alles legal und öffentlich wäre. Aber die Kunden werden eben nicht aufgeklärt. Die Leichen im Massentransport zum Krema und danach entsorgt. So müsste doch das Angebot heißen. Auch dafür wird es ja bestimmt eine Kundschaft geben.
Schade, dass diese geprellten Kunden sich nicht massiv dagegen wehren.
“ Die Würde des Menschen ist unantastbar….“ hab ich mal gelernt..
Ich bin gespannt, wie lange der Herr sein Treiben noch ungestraft fortsetzen darf.
Einmal hat es ihn ja schon erwischt…

Big Al
13 Jahre zuvor

Kann mich bard jun. nur anschließen.
Man bekommt halt nur das was man bezahlt.
Und wenn man zum Billigheimer geht und seine Verstorbenen billig „entsorgen“ lässt kann halt so etwas dabei herauskommen.
Obwohl es den „billig entsorgenden“ Hinterbliebenen im Prinzip egal sein dürfte was mit den Verstorbenen passiert.
Hauptsache „weg“.
B. A.

13 Jahre zuvor

@B.A., bard
Im Prinzip seh‘ ich das auch so, vorausgesetzt, den Angehörigen war klar, was da abgeht. Genau das dürfte aber, wenn man der dem Webauftritt der Firma folgt, eher nicht der Fall sein. Dort tut man sehr hochseriös un pietätvoll.

Big Al
13 Jahre zuvor

@ kall.
Im Internetzeitalter dürfte eine einfache Guurgelsuche doch schon genug negatives über „Aarau“ zutage fördern, denke ich.
Kurz eben selbst geguckt, die ersten 5 Ergebnisse sind Werbung und dann kommen schon die Negativmeldungen.
Und die einschlägige Presse hat da wahrscheinlich auch immer was drüber zu berichten, da Dummheit, Gier und Geiz nicht auszurotten zu sind.
Nicht zu vergessen die öffentliche Profilierungssucht mancher „Betrogenen“.
Wie „merkbefreit“ kann man denn nur sein wenn man einerseits seine Verstorbenen billigst entsorgen lässt und sich hinterher öffentlich darüber aufregt dass die Asche illegal in z. Bsp. der Schweiz verstreut wurde?
Da wollen doch die Betrogenen wieder nur Entschädigung, sprich Geld abzocken, womit ich wieder bei der Gier bin.
Schämen würde ich mich dafür.
Übrigens bieten auch manch alteingesessener Bestatter zum Teil eine eigene „Preiswertkette“ an, glaubt aber einer da würde anders als mit den „teuren“ Verstorbenen umgegangen, Versorgung usw. betreffend?
B. A.

turtle of doom
13 Jahre zuvor

Achtzig Jahre alt werden

und auf dem Schneefeld vor dem Allalinhorn

einzuschlafen

das wäre der schönste Tod.

Doch

man krepiert irgendwo

an irgendwas

na, man kann nicht alles haben.

*einfach mal Poesie einwerf, um alles etwas aufzulockern*

13 Jahre zuvor

Ach, ich denke schon, dass man sich das in dieser Situation schon ganz gern schön reden lässt. Ich habe das vor nicht allzu langer Zeit in der eigenen Familie erlebt. Mit dem unmittelbaren Angehörigen insbesondere, wenn der älter ist, der in der Regel bestattungpflichtig ist, kannst Du in dieser Situation fast alles machen und ihm auch fast alles andrehen, auch wenn ihn das finaziell völlig überfordert. Natürlich dürfte es auch etliche gegeben haben, die nach einer billigen Entsorgung gesucht haben, wobei sie selbige vermutlich sogar woanders auch hätten finden können und dabei wahrscheinlich sogar darüber aufgeklärt worden wären, dass es sich um eine „Entsorgung“ handelt. Der springende Punkt bei AArau dürfte auch eher sein, dass dort eben mit Preisen geworben wird, die in den seltensten Fällen eingehalten wurden, da wohl meistens „Extras“ hinzukamen, die normalerweise schon „drin“ sind und in aller Regel auch benötigt werden, aber vorher aus dem Lockpreis rausgerechnet wurden. Die schweizer Ascheentsorgung ist ja eher ein Nebenkriegsschauplatz, aber einer eben einer, wo man mal evtl. mit juristischen Mitteln rankommt, was bei den… Weiterlesen »

Big Al
13 Jahre zuvor

Turtle, du willst der Ötzi der Neuzeit werden?
Klar ist es angenehm sanft zu entschlafen, wenn es geht und von den Angehörigen unterstützt wird am Besten sogar zuhause zu sterben, allerdings stehen dem leider die gesellschaftlichen/wirtschaftlichen usw. Entwicklungen entgegen: Verstreute Familien, Broterwerb usw.
(Und über den (un)heiligen Eid des Hyppokrates ließe sich auch vortrefflich streiten.)
Mit leichtem Unbehagen verfolge ich auch die Entwicklung der Sterbehospize, diese haben für mich auch mehrere „Für“ und „Wider“.
Hier mal einige „Für“ und „Wider“:
Für: Betreuung der Sterbenden, ärztliche Betreung, meistens Schmerzfreiheit für die Sterbenden.
Wider: Abschiebung der Sterbenden. Zum Teil kommen erst recht keine Verwandten zu Besuch in das „Haus des Todes“.(`Tschuldigung, selbst erlebt.)
B. A.

13 Jahre zuvor

@B.A.

Wenn die Angehörigen DORT nicht hinkommen, wären sie vermutlich woanders schon gar nicht hingekommen. Da wäre mir gut palliativ versorgt und ohne Besuch der buckligen Verwandschaft doch noch erheblich lieber als schlecht vesorgt ebefalls ohne Besuch oder gar miserabel von der vielleicht unwilligen Verwandtschaft versorgt.

Smilla
13 Jahre zuvor

Al, ein „Pro“ ist noch, dass man vor der Verwandtschaft dorthin flüchten kann. Für meinen Freund dort gab es 4 wesentliche Gründe: -Ruhe vor der Verwandtschaft, die mit dem bevorstehenden Tod nicht fertig wird und sehr viel weint und sehr viel „Drama“ veranstaltet. – Unabhängigkeit, so weit möglich – Schmerzfrei in den Tod -Reden über den Tod und das Sterben, den Sterbevorgang- ohne jegliches Tabu Peter hat es einem sehr leicht gemacht, ihn zu besuchen. Ab und zu konnte man ihn auch mit Rolli rausholen, zum GRillen oder Mc Doof oder einem Spaziergang, Eis essen etc. Wir haben gelacht, geweint und über Dinge gesprochen, in einer Offenheit, die man manchmal auch erst verdauen mußte. Es gab auch Menschen, die brachten ihm eine Kerze mit und wollten mit ihm beten, bzw fingen dann an und waren so Peter, zum Glück irgendwann (er meinte so gefühlte 2 Stunden) damit fertig- sowas muss man dann dort auch noch als Sterbender mitmachen. Gut fand ich, dass es dort eine Schlafcouch gab, wo Gäste übernachten durften. Peter hatte immer Angst… Weiterlesen »

Big Al
13 Jahre zuvor

@ smilla
+
@ kall.
Recht habt ihr mit allem was ihr schreibt.
Ich habe auch nur einige Punkte sehr grob angerissen welche mir zu den Hospizen immer so im Hinterstübchen herumspuken. (Als alter Pessimist und „beginnender“ Misantroph habe ich sowieso meine ganz eigene, nicht immer massenkompatible Meinung zu vielen gesellschaftlichen Entwicklungen…)
Wenn man sich zum Sterben schon vor der Verwandtschaft in ein Hospiz flüchten muß zeigt dies doch nur dass der Tod immer noch verdrängt wird, und dass dann die nervige Verwandtschaft ihr „Nicht-Umgehen-Können“ mit dem Tod durch Überreaktionen kompensieren will.
Letztendlich sollte man wenn möglich die Wünsche seines Gegenüber akzeptieren, aber der immer extremer ausgeprägte Hang zum Egoismus („Weißt du was du mir eigentlich jetzt antust wenn du stirbst?“, selbst bei einem Besuch bei einem Totkranken so von dessen Tochter gehört) steht dem massiv entgegen.
Klar gehört nach den einschlägigen Trauerbewältigungsszenarien auch eine „Wutphase“ über den Tod dazu, aber damit sollte man doch bis nach dem Versterben der betreffenden Person warten, oder?
Nein, ich rege mich nicht weiter auf…
B. A.

Smilla
13 Jahre zuvor

Al, du hast ja auch völlig Recht. Es ist eine Katastrophe! Den Satz, den du erzählst „wie kannst du mir das antun!“, den hat Peter auch gehört. Als Peter noch zuhause war, ging oft das Telefon und er hörte dann oft, wie seine Mutter oder Schwestern sagten, „ja, er lebt immer noch! Es ist alles so schlimm…“ Zum anderen mußten alle auch wieder ins Büro gehen, der Urlaub war irgendwann verbraucht und irgendwo mußte das Gehalt ja reinkommen. Es war auch schlicht keiner da, der sich in der Zeit zuhause um ihn kümmern konnte. Da blieb ihm letztendlich nur das Hospiz. Ich kenne nur das eine, aber Peter hat sich dort sehr wohl gefühlt, die Leute hatten keine Scheu und wenn man nicht wüßte, wozu das Haus dient oder warum da wieder eine Kerze brennt, dann hätte man es nicht bemerkt. Ihn hat auch beruhigt, dass sie ihm Schmerzfreiheit- soweit möglich- zugesichert haben. Ihm ging es nicht gut, aber der Gedanke, sofort Hilfe zu haben, war für ihn angenehm. Ich hoffe, es hat auch alles… Weiterlesen »

turtle of doom
13 Jahre zuvor

Mein Grossvater kam ins Sterbehospiz, weil es seiner Frau wirklich zu viel wurde. Übelkeit, Müdigkeit, der Gang aufs Klo, übrige Krankenpflege…

…und dann haben Verwandte, Freunde und Nachbarn sie immer wieder zum Hospiz gefahren.

Dort konnte man das mit den Schmerz- und Schlafmitteln besser einstellen und ich werde nie vergessen, wie mein Grossvater auf seinem Spitalbett draussen im Garten lag, die Sonne genoss, neugierige Fragen stellte… und wenige Tage später starb.

🙂

13 Jahre zuvor

@B.A., Smilla
Ja, natürlich sollte man mit Rauslassen der Wut warten, bis es vorbei ist, _wenn man das aushält_. Aber ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn ich, auch wenn es auf’s Ende zugehen sollte, mal ein _reinigendes_ Gewitter ertragen müsste, als dauernd mit einer angespannten Beziehung klarkommen zu müssen. Vor sich hin sterben zu müssen und es zu wissen (und von diesen Fällen reden wir ja, und darüber mache ich mir für mich aus dem zwar sehr unwahrscheinlichen aber nichts desto Trotz gegebenem Anlass gelegentlich Gedanken)ist vermutlich anstrengend genug. Ich glaube auch keinesfalls, dass meine Angehörigen etwa böswillig oder auch nur unwillig sein könnten, aber ich weiß aus eigener Erfahrung in der Verwandtschaft, wie schnell einen die Situation überfordern kann, und _das_ belastet die Beziehung zum Betroffenen enorm, ohne dass man da irgendwelche bösen Absichten unterstellen müsste. Wenn es dann die Möglichkeit gibt, die Leute von _diesen_ Belastungen zu befreien, könnte ich mir, zumindest für mich, vorstellen, dass es mir leichter wäre in Frieden zu gehen.

Smilla
13 Jahre zuvor

Kall, das hast Du schön geschrieben. Ich liebe reinige Gewitter. Ich vermute, dass es in Peters Familie so schlimm wurde, weil er so jung war und es war eine fürchterliche Vorgeschichte, mit Höhen und Tiefen. Der Krebs sah besiegt aus über Jahre, dann kam er plötzlich wieder, dann sah es nach den OP´s Chemo etc wieder gut aus, dann kam die erschütternde Diagnose, dass es nicht mehr operabel ist. So tot umfallen ist natürlich klasse, am besten so mit 89 oder älter. Ich kenne nur einen Menschen, der hatte einen Schlaganfall und war mausetot, ist aber auch seltsam, weil man sich nicht mehr verabschieden konnte.




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