Ab 1.4.2012 Einäscherung nur noch mit schriftlicher Vollmacht des Verstorbenen?
Kann ein Blumengeschäft gute Beerdigungen verkaufen?
Ist billig denn gut?
Hallo Tom,
die Mutter meiner Frau ist gestorben und eigentlich wollten wir zu dem Bestatter, der auch den Vater beerdigt hat. Meine Schwägerin drängte uns aber, zu einem Blumengeschäft mit Friedhofsgärtnerei, die jetzt auch Bestattungen machen.
Etwas komisch bin ich mir schon vorgekommen, als wir an einem kleinen Korbtischchen im Seitenbereich des Blumengeschäftes aus einem Katalog Särge und Urnen aussuchten. Ich hatte schon den Eindruck, daß die das noch nicht oft gemacht hatten, insgesamt war die Beratung aber o.k.Als wir dann aber äußerten, daß die Mutter eingeäschert werden soll, sagte die Frau vom Blumenladen, das gehe nicht mehr. Wir haben jetzt schon April und seit 1.4.2012 gebe es in NRW eine Regelung, daß nur solche Leute noch verbrannt werden dürften, die das selbst zu Lebzeiten schriftlich festgelegt haben. So einen Zettel haben wir aber nicht.
Gibt es so ein Gesetz? Warum verlangt die Frau das von uns? Jetzt wird ja alles auch teurer.
Eine solche Gesetzesänderung zum 1.4.2012 ist mir nicht bekannt.
Ich habe einige Bestatter in NRW befragt, bei den Behörden habe ich gestern Nachmittag niemanden mehr erreicht, und die sagten mir einhellig, daß sie auch in diesen ersten 5 Tagen des Monats problemlos Verstorbene zu den Krematorien gebracht haben, ohne dass die Willenserklärung des Verstorbenen vorlag. Eine entsprechende Erklärung der Angehörigen genügt.
Anders ist das bei Seebestattungen und Aschenverstreuungen. Da wird immer noch so eine Erklärung verlangt. Bei uns war das früher mit den Seebestattungen so.
Ich persönlich halte das für Quatsch, so eine Erklärung zu verlangen, denn die Angehörigen können ja beispielsweise auch entscheiden, ob der Verstorbene zum Zwecke der weitergehenden medizinischen Untersuchung aufgeschnitten wird und dass seine Organe entnommen werden. Das stellt in meinen Augen einen viel weitergehenden Eingriff dar, als die Frage, ob jemand nun verbrannt, seebestattet oder verstreut wird.
Wenn wir früher von den Witwen eine solche schriftliche Erklärung des verstorbenen Ehemannes verlangten, hatten die meisten Witwen so etwas nicht, plötzlich tauchte aber so ein handschriftliches Dokument auf…
Es wird bei einem Verstorbenen noch nicht einmal anhand eines Fotos die Identität überprüft, wer sollte dann die Echtheit eines solchen Zettels prüfen?
Ich bin der Auffassung, daß man den Willen des Verstorbenen respektieren sollte. Aber es ist doch de facto so, daß die allermeisten Menschen sich eben nicht zu Lebzeiten mit diesem Thema beschäftigen wollen und deshalb eher gar nichts dazu gesagt haben. Immer dann sollte man es den Angehörigen überlassen, diese Entscheidungen zu treffen, denn sie sind es ja, die später auch das Grab pflegen müssen bzw. sich mit der Trauerzeremonie auseinandersetzen müssen.
Was die Beratung in der Ecke eines Blumengeschäftes anbetrifft, so bin ich da natürlich eher etwas skeptisch. Es gibt natürlich sehr gute Bestatter, die auch eine Friedhofsgärtnerei o.ä. betreiben. Wenn aber Bestattungen jetzt auch vom Blumenhändler nebenbei verkauft werden, stimmt mich das wie gesagt eher skeptisch.
Grundsätzlich finde ich es ja gut, daß man Bestatter auch lernen kann. Um Bestatter zu sein, reicht ein Gewerbeschein und damit ist die Zugangshürde zu diesem Beruf nicht gerade hoch. Es kann also nicht schaden, wenn im allgemeinen Wettbewerb viele Bestatter heute ihre fachliche Qualifikation durch bestimmte Abschlüsse und Prüfungen dokumentieren um sich vom Rest abzuheben.
Andererseits bin ich aber auch der Auffassung, daß der beste Zugang zu diesem Beruf immer noch das „Lernen von der Pike auf“ ist. In einem ordentlichen Betrieb alle Abteilungen durchlaufen, sich langsam an die Arbeit mit den Verstorbenen herantasten und dann ggfs. noch die eine oder andere Lernwoche in einem anderen Bestattungshaus, um Techniken zu lernen, die im ‚eigenen‘ Haus nicht oder nur selten angewandt werden. Das ist ein sehr guter Weg.
Sich allerdings einfach nur einen Sarg- und Urnenkatalog zu besorgen und irgendwie noch nebenbei Bestattungen zu machen, das ist heutzutage ein bißchen wenig. Das war früher mit den Schreinern so und ist oft im dörflichen Bereich auch heute noch so, aber da stirbt auch nur 3 mal im Jahr einer…
Der Beruf hat sich in den Jahrzehnten so gewandelt und es sind so mannigfaltige Aufgaben zu übernehmen, die auch ein umfangreiches Fachwissen benötigen, daß es nicht jeder, der sich überlegt, so etwas jetzt auch noch mit anbieten zu können, eine gute Leistung erbringen können wird.
An der Art wie Ihr Eure Toten behandelt, wird man Euch messen. (Plinius)
Bei all den vielen Diskussionen um Preise, Discounter, Billiganbieter und so weiter, wird doch immer ein Aspekt völlig außen vor gelassen: Wir alle wollen doch, daß unsere Verstorbenen anständig und sorgsam behandelt werden. Und so sollte doch unsere Überlegung in erster Linie auch dahin gehen, ob ich bei dem jeweiligen Anbieter das Gefühl habe, daß dieser diesem Anspruch auch gerecht wird.
Wenn ein 999-Euro-Bestatter aus dem Internet auch noch so blumig beschreibt, wie toll er das alles angeblich macht, dann halte man sich vor Augen, daß da oft nur ein einziger Fahrer mit einem Sprinter-LKW durch die Gegend fährt und die Toten abholt. Hat sich da mal jemand Gedanken gemacht, wie dieser Fahrer mit dem Verstorbenen umgehen muss, um ihn ganz allein in seinen Sarg zu bekommen? Damit fängt es doch schon an!
Bei jedem Masthähnchen regen sich die Deutschen mittlerweile auf wissen dass die schlecht gehalten wurden/werden, weil wir es billig, billig, billig haben wollen.
Aber bei ihren Toten gehen die Menschen immer mehr auch den Weg, alles billig, billig, billig haben zu wollen.
Keine Chance den Abzockern, Preiswucherern und Überteuerten! Nein!
Aber für 799 oder 999 Euro… so nebenher im Blumengeschäft gekauft….
Jede Mühe verdient ihren Lohn! Und wer mit Toten arbeitet, was wirklich keine angenehme Arbeit ist, der sollte entsprechend entlohnt werden.
Wenn da alles auf der Billigschiene läuft, wo soll denn da die Qualität und das sorgfältige Umgehen herkommen?
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Öhm… o1. April? Vielleicht ein schlechter Scherz, noch dazu vom „Fachbestatterblumengeschäft“ falsch verstanden?
Dies war auch mein erster Gedanke – ein Aprilscherz, und ein schlechter noch dazu!
Wenn es zutreffen sollte, dann finde ich das persönlich einfach nur widerlich.
Wenn die Ecke im Blume3ngeschäft mal nicht nur eine „Annahmestelle“ irgendeiner „Ketten-Pietät“ ist.
Es gibt ja auch Poststellen in Lebensmittelmärkten.
Die Masthaehnchen spueren es noch. Die Toten nicht mehr. Ich glaube, ein lebendiges Tier verdient mehr Sorgfalt als ein toter Mensch. Klar muss man eine Leiche nicht pietaetlos behandeln. Aber ein Tier so weit abzuwerten, dass seine Gefuehle weniger wert sind als eine gefuehlslose Leiche?
Bestatter werden ist nicht schwer, Bestatter sein dagagen sehr !
zu Komm. Nr. 4:
Mir wird schon sehr übel, wenn ich eine Legebatterie im TV sehe. Aber wenn man erst ‚mal einen „Bestatter“ bei der Arbeit gesehen hat, der im Krankenhaus (nicht Bergung mit Polizei/Feuerwehr bei Unfall oder andere Ausnahmesituation) einen Toten „alleine“ in den alten schmuddeligen grauen Sack (ob der wirklich nach jedem Transport desinfiziert wird?) auf der Bahre mit den Rollen (=Sackkarre) schmeißt und dann in seinen 4- oder 8-Särge fassenden Van bzw. Lastwagen rollt, dann wird mir allerdings genauso übel. (Ob dann der zweite Mitarbeiter wohl trotzdem auf der Rechnung steht?) Das hat etwas mit Anstand und Würde zu tun, m.E. nicht ob der Tote etwas spürt. Die Hinterbliebenden spüren schließlich. Wenn der Bestatter das Erlebte s.o. mit unserer Omma oder Oppa machen würde … dann müsste ich seine Einstellung zum Beruf schon mit ihm ‚mal intensiv ausdiskutieren.
Die guten Bestatter lernt man schnell kennen, den schlechten kommt man leider viel zu spät dahinter.
Ab 01.04.2012… sagt das nicht alles?
Das Plinius-Zitat haste aber aus dem Kommentar im vorherigen Artikel… und schon da wollte ich eigentlich fragen, wer aus der Sippe das nun gesagt hat, Pliniusse gibts nämlich mehrerere.
Das Plinius-Zitat hängt in abgewandelter Form in meinem Büro und das, so glaube ich, schon seit 749 Jahren oder so.
Es war übrigens Plinius der Jüngere. Das weißt Du nicht? Schande über Dich, allwissender Mann!
Übrigens habe ich dieses Zitat schon 1998 in einem Buch an dem ich mitgewirkt habe „Ihr müsst doch diesen Leib verwandeln“ verwendet und mitnichten aus irgendeinem Kommentar übernommen, das würde ja voraussetzen, dass ich die Kommentare auch lese.
Dass ich das nicht tue, sieht man ja z.B. daran, daß ich NIE auf Kommentare antworte. NIE!
Warum meint eigentlich immer wieder irgendeiner, ich hätte es nötig irgendwas irgendwo abzuschreiben, zu übernehmen oder mich von etwas inspirieren zu lassen?
Da schreibt man über die Jahre hinweg tausende Artikel und immer noch wird angezweifelt, daß man produktiv ist.
Natürlich kommt es vor, daß man ein Thema in ähnlicher Weise behandelt, wie schon jemand anders. Aber so ist das eben manchmal.
He he, ich hab nicht auf deine Füße getreten, das war jemand ganz anderer! Außer, daß ich den Zwinkersmiley im Vorkommentar vergessen hatte.
Und was ist daran schlimm, aus einem Kommentar was aufzugreifen und im nächsten Eintrag zu verwenden, wenn es grad paßt? Ich habs ja auch nur aufgegriffen, weil mir schon da aufgefallen war, daß als Autor nur „Plinius“ angegeben war, und du genau das hier auch schriebest.
Wenn ich den Eindruck hätte, du würdest hier nicht selbst denken und schreiben, wäre ich nicht seit Jahren treuer Leser.
Ich würd dir ja jetzt ein Trost-Osterei schicken, aber ich hab sie alle schon selbst gefuttert…
@Wolfram: Bis zum Wort „NIE“ war es an Dich gerichtet, der Rest war eher allgemeiner Natur. 🙂
Dann war auch nur der obere Absatz eine Antwort speziell auf deinen Kommentar, der Rest – eher allgemeiner Natur. 😉
Aber daß du Kommentare liest, weiß ich doch schon lange, da haben wir doch schon Mailaustausch gehabt infolge eines Momkentars von mir.
Ach ja: Leib verwandeln, das ist doch die Beschäftigung meiner katholischen Kollegen, oder?
Nein, die machen „Laib“ verwandeln.
„…und verwandelte Schweine in Brotaufstrich…“
Aus: Der heilige Hein von Otto Waalkes.
B. A.