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Alkohol

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ist schon interessant, daß es gerade bei Artikeln, in denen ich schildere, wie ich die Zu- und Umstände in bestimmten Vierteln oder bei bestimmten Leuten empfinde, immer wieder sehr schnell Kommentare gibt, die mit der Klischeekeule auf mich eindreschen. Es ist doch überhaupt gar nicht anzuzweifeln, daß gewisse Verhaltensweisen und Wohnumstände sich gewissen Gruppen zuordnen lassen. Nicht jeder, der in einem solchen Viertel wohnt, muß zwangsläufig dieser Gruppe angehören. Spricht man aber mit den Leuten, wird man sehr schnell erkennen, daß es überhaupt nicht das Aufarbeiten eines bestimmten Klischees ist, wenn man die Situation so schildert, wie ich es getan habe. Vielmehr reicht die pure Schilderung selbst kleinster Begebenheiten, um in den Köpfen der Leser eine ganz bestimmte Vorstellung von den Umständen auszulösen.

Es ist auch gar nicht notwendig, irgendetwas zu übertreiben oder zu erfinden. Die Menschen sind tatsächlich so, man muß es nur sehen und aufschreiben können. Mich wundert nur immer, wie viele es dann aber doch gibt, die so etwas gar nicht wahr haben wollen, die es schlichtweg abstreiten, daß es sowas wirklich gibt.

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Manchmal sitze ich aber auch vor Mails, bei deren Lektüre ich mich frage, ob der Mailschreiber sich wirklich auf meinen Artikel bezieht oder ob er versehentlich an mich geschrieben hat. Zu meinem Artikel über die alte, kranke Alkoholikerin schreibt mir jemand:

„So finde ich es eine unglaubliche Fehlleistung, den Alkohol so zu verharmlose. Du tust ja so, als ob Bildzeitung und Alkohol glücklich machen. Wenn das von Kindern und Jugendlichen gelesen wird verursacht das doch ein Verlangen das zu Trinken und zu Lesen. Du solltest wirklich in der Wahl Deiner Worte sorgfältiger sein. Ich lese das Blog ja sonst ganz gerne, aber Du hast schon beim Amoklaufen fast Reklame dafür gemacht und nimmst jetzt eine positive Haltung zum trinken ein. Unverwantwortlich!“

Dabei lässt sich meine Haltung zum Thema Alkohol viel besser durch diesen Kommentar eines Lesers beschreiben:

„Fragt Euch doch mal ganz ehrlich, wie unsere Gesellschaft zu Alkohol steht, und dann habt Ihr die Antwort auf viele Fragen. Sogar Raucher werden viel mehr verteufelt als Alkoholtrinker. Das macht ja schließlich jeder. Und schlimmer noch: Als Nicht-Trinker, sprich: Alkohol-Verweigerer, wird man gerne als unsoziales, stimmungsfeindliches Wesen denunziert.
Trinken muss jeder, ob er will oder nicht. Kein Wunder, dass viele Leute ernste Probleme damit kriegen und (viel) zu vielen erstmal der Alkohol einfällt, wenn sie überlegen, wie sie ihre Probleme loswerden.
Und die saufenden Kinder sind wohl kaum das Produkt eines vernünftigen, gesellschaftlichen Vorbildes in punkto Alkohol.
Die ganze Gesellschaft ist total krank und unreflektiert, was den Alkohol angeht.“

Ich bin durchaus kein Abstinenzler, aber ich trinke nur selten und dann stets in Maßen. (Bitte keine Witze über Maßkrüge.)
Den Ouzu beim Griechen lehne ich ebensowenig ab, wie das Glas Sekt, daß einem bei besonderen Anlässen immer gibt, oder das Glas Prosecco, das ja heute sozusagen unabdingbar überall dazu gehört.
Wenn’s heiß ist, zischt so ein leckeres Pils auch besser als süße Cola und wenn jemand Eiswein hat, dann kann ich gar nicht widerstehen.
Aber würde man die Menge zusammenrechnen, die ich im ganzen Jahr trinke, es wäre nicht soviel, wie Sandy beispielsweise an einem Abend vernichtet, wenn sie mal richtig feiern geht.

Mir gefällt es nicht, daß man vom Alkohol so komisch im Kopf wird. Da ich nicht oft und regelmäßig trinke, merke ich das noch. Ich mag auch nicht. wie sich die Menschen doch recht schnell verändern, wenn sie etwas getrunken haben. Die enthemmende Wirkung des Alkohols lässt sie immer wieder Sachen sagen, die sie normalerweise hinter der Hemmschwelle des guten Benehmens und des Respekts zurückbleiben.

Die meisten Leute sehen in mir einen Alkoholverweigerer, dabei bin ich nur ein Wenigtrinker, der ab und zu mal genießt, aber nicht trinken muß, weder um mieslaunig zu werden, noch um gutgelaunt zu werden.

„Ja, wie jetzt? Sie trinken gar nichts? Wollen Sie denn niemals lustig sein?“ fragte mich einmal ein Geschäftsfreund. Mir ist keine Antwort eingefallen, die ihn nicht hätte schlecht dastehen lassen.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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(©si)