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Alles im Lot II

Da hat Toni also „Brennpeterle“ gespielt und den heißen Lötkolben auf einem Sargdeckel abgelegt. Zurück blieb ein etwa 5 cm langer brauner, in der Mitte schwarzer, eingebrannter Strich.

Was kann man tun? Nun, ganz einfach: Ein Bestatter hat so viele Särge, da tauscht er das Ding einfach aus. So ein Vorfall ist es nicht wert, sich unnötigen Ärger mit den Angehörigen aufzuhalsen. Wenn man Glück hat, passt sogar der Deckel von einem baugleichen Modell aus dem Regal.

Passiert so eine Beschädigung, zum Beispiel in Form eines Kratzers, während des Transportes, etwa in eine weiter entfernte Stadt, dann muß vor Ort repariert werden. Kleiner Stechbeitel, Holzkitt, Spachtelmasse aus der Tube, verschiedene Lackstifte und Schmirgelpapier gehören zur Standardausrüstung der Überführungsfahrzeuge. Sogar Ersatzfüße und Ersatzgriffe für Särge, Schrauben, Nägel, Leim und das benötigte Werkzeug haben die Fahrer dabei.

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Damit lassen sich die allermeisten Fehler kaschieren.
Klappt das nicht, gibt es immer noch die Möglichkeit, den Fehler zu überdecken. Dazu eignen sich Schleifen, Blumen und eventuell auch christliche Symbole usw.

Wie gesagt: Das Letzte gilt in erster Linie, wenn man weit weg ist, ansonsten bevorzugt man das Austauschen, sofern ein Ersatz zur Verfügung steht.
Darüberhinaus bietet es sich natürlich im Falle eines Falles immer auch an, die Angehörigen zu verständigen und einen Preisnachlass anzubieten.
Fairerweise sollte man dazusagen, daß unsere Leute normalerweise sehr aufpassen, damit gar nicht erst was passiert.
Sandy hat aus den Staaten ein Schild mitgebracht und unten im technischen Bereich aufgehängt. Es trägt den Spruch ihres ehemaligen Chefs aus den USA: „Fingers heal, coffins don’t“.

Dieser Spruch bezieht sich darauf, daß man beim Tragen der Särge, vor allem in engen Treppenhäusern usw. sich gerne mal die Finger anhaut. Der alte amerikanische Bestatter war aber der Meinung, das sei immer noch besser, als daß ein Sarg beschädigt würde.

Weil unsere Leute sehr vorsichtig sind, passiert normalerweise auch wenig. Die meisten Beschädigungen kommen durch Friedhofsmitarbeiter oder Angehörige zustande. Da fällt in der engen Aufbahrungszelle dem Friedhofsmann schon mal der Deckel aus der Hand oder die Angehörigen stoßen einen metallenen Kerzenständer um.

Doch eins steht fest: Es gibt keine schlimmere Katastrophe im Leben der Menschen, als einen Kratzer auf einem Sarg zu entdecken. Ich habe manchmal das Gefühl, die würden eher einen werksneuen Mercedes ohne Windschutzscheibe abnehmen, als einen Sarg aus Holz, der anschließend verbrannt oder in nasser Erde vergraben wird, an dem ein klitzekleiner Kratzer gefunden wurde.
Aber gut, die Leute bezahlen genug für den Kasten, also sollen sie auch einen möglichst fehlerfreien bekommen. Auf der anderen Seite dient der Sarg als Schutz für den Verstorbenen und ist im Grunde genommen dafür gemacht, quasi als letzte Transportumhüllung den Verstorbenen zu schützen. Es ist also auch Zweck des Sarges, als Transportschutz mal Kratzer zu bekommen, weil er Stöße abgefangen hat usw.

In diesem speziellen Fall, haben wir kein Ungemach zu befürchten, der Sarg ist ein Schlichtsarg, er dient zur Aufnahme des für Auslandsüberführungen oft obligatorischen Metallsarges und wird im Heimatland des Verstorbenen von einem dortigen Bestatter entfernt und beseitigt, weil es dort üblich ist, die Verstorbenen ohne Sarg zu bestatten.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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(©si)