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Von der Tochter abgezockt

Nachdem Herr Mönckel mit seiner Tochter bei mir war, mußte ich erst einmal tief durchatmen. Der Mann tut mir unendlich leid.
Nicht nur, daß er eben seine Frau verloren hat, sondern auch, daß ihn seine Tochter völlig abgezockt hat. Um es gleich zu sagen, damit man es versteht: Herr Mönckel hat zwei Töchter, Jutta, die mit ihm bei uns war und Rosemarie, die Böse.

Frau Mönckel hat lange in einem Pflegeheim gelegen und starb so monatelang vor sich hin. Das allein war für den alten Mann schon eine enorme Belastung, die ihm kaum Zeit für die normalen täglichen Besorgungen ließ. Sein kleines Häuschen verkam, im Garten wucherte es meterhoch und auch mit der Hygiene nahm es der Mann, um den sich immer seine Frau gekümmert hatte, nicht mehr so genau.
Jutta, die Gute, übernahm den Part, sich um den Vater und die Mutter zu kümmern, wusch, putzte, zog den Papa an und kutschierte ihn täglich zum Pflegeheim. Rosemarie hingegen nahm sich der Papiere und etlicher liegengebliebener Briefe an.

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Dabei hatte Rosemarie, ich erzähle es jetzt gleich vorneweg, nur eines im Sinn: Den Alten um sein Geld, sein Haus und seine künftigen Einnahmen zu bringen. Rosemarie befürchtete nämlich, der Vater könne aus Dankbarkeit für den unermüdlichen Einsatz ihrer Schwester Jutta der alles vermachen und sie könne leer ausgehen.

Hilflos wie er war, stimmte der alte Mann sogar zu, in eine kleine Wohnung umzuziehen und Rosemarie und ihrem Mann das Haus zu überlassen. „Die wollten das schön machen und umbauen und ich sollte dann zu denen da einziehen, damit ich nicht so alleine bin“, erzählt er mir und Jutta regt sich auf: „Nichts ist daraus geworden! Jetzt lassen sie Vater nicht einmal mehr in sein eigenes Haus. Rosemarie hat sich auch Vollmachten für alle Konten geben lassen und dem Papa bleibt nicht ein müder Euro. Der lebt jetzt schon ein Vierteljahr von meinem Geld. Sogar die Rente zieht sich Rosemarie rein!“

Rosemarie scheint das gar nicht mal geschickt eingefädelt zu haben, eher etwas plump. Aber in der Sache ist sie sehr erfolgreich, vor allem weil der alte Mann und auch seine Tochter Jutta sich nicht zu wehren wissen.
Schnippisch wehrt Rosemarie alle diesbezüglichen Anrufe und Besuche ab: „Der Papa kann das nicht mehr alleine und deshalb kümmern wir uns um alles.“
Na prima!

Herr Mönckel hat gar kein eigenes Konto. Das Geld ging immer alles auf das Konto seiner Frau, ihre Rente, seine Rente; und von diesem Konto bedient sich Rosemarie fleißig. Das Geld brauche sie, um das Häuschen instand zu halten und ausgerechnet in das Häuschen läßt sie ihren Vater nun nicht mehr hinein.
Angeblich sei der Alte renitent und bösartig.

So sitzen Herr Mönckel und seine Tochter Jutta vor mir und haben kein Geld für eine Bestattung.
Ich rate ihnen dringend, sich unverzüglich einen Anwalt zu nehmen. Außerdem beruhige ich sie, verspreche, mit der Rechnung zu warten, bis das alles mal geklärt ist und kann nicht mehr tun, als traurig zu sein, ob so viel Kaltschnäuzigkeit.

Ich kann überdies nur hoffen, daß alles gut ausgeht und Rosemarie ihre Quittung für alles bekommt.

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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(©si)