Menschen

Alte Kameraden

orgel

Bezüglich des Wortes „Kameraden“ kamen neulich einige Fragen auf. Ein paar Leute mutmaßten, es könne sich um den Angehörigen alter Seilschaften gehandelt haben. Ich weiß nicht, um was für Kameraden es sich in diesem speziellen Fall gehandelt hat, aber für Leute, die der Wehrmacht oder gar der SS angehört haben könnten, waren die alle zu jung.

Es reicht ein einfaches Nachrechnen (Kriegsende minus jüngste Teilnehmer ergibt Geburtsjahr, plus Lebenserwartung 78) 1945 – 16 = 1929 + 78 = 2007. Damit wird klar, daß -bis auf ganz wenige Ausnahmen sehr alt gewordener ‚Kameraden‘- die meisten schon gestorben sein dürften.
In der Vergangenheit hatten wir häufiger mit Verstorbenen zu tun, die ihr Blutgruppe eintätowiert hatten oder bei denen an der entsprechen Stelle deutlich die Reste davon zu sehen waren. Es ist mir/uns auch nicht aufgefallen, daß an den Bestattungen auffällige Personen teilgenommen hätten, die man dem Kreis der „Kameraden“ zuordnen hätte können. Selbst wenn alte Kriegsteilnehmer noch lange überlebt haben, dürfte es sehr unwahrscheinlich sein, daß noch viele ihrer Kriegskameraden leben, diese auch noch in der hiesigen Region wohnen und auch noch vom Tod des Kameraden erfahren und dann die beschwerliche Reise zur Bestattung auf sich nehmen.

Weil so oft danach gefragt wurde: Wir haben also noch niemals eine SS-Bestattung oder eine NSDAP-Bestattung, jedenfalls haben wir davon nichts mitbekommen.

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Am Grab wird ganz oft das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“, „Alte Kameraden“ oder das Wolgalied gespielt. Für uns ist das kein Problem, denn wir wissen nichts über die Hintergründe. Abgelehnt habe ich persönlich das Abspielen einer selbstgebrannten CD, die auch das „Horst Wessel Lied“ enthielt. Hiermit sollte aber die Trauerfeier einer Frau untermalt werden und man nahm die Ablehnung des Liedwunsches damals sehr unaufgeregt und nahezu gleichgültig zur Kenntnis. Möglicherweise hatten die Hinterbliebenen einfach Teile der elterlichen Uralt-Schallplatten auf CD gebrannt, ohne die Hintergründe zu kennen, wir wissen es nicht.

Ich erinnere mich an zwei oder drei Fälle, in denen eine Beisetzung mit einer Wehrmachtsuniform gewünscht wurde. Nur in einem Fall war das möglich, in den anderen Fällen waren die Uniformen einfach zu klein. Der Verstorbene bei dem das möglich war, wurde aber nicht offen aufgebahrt. Ich erinnere mich auch daran, daß er das eiserne Kreuz angelegt bekam.

Man kann wohl grundsätzlich davon ausgehen, daß die Bestattung von Angehörigen der Waffen-SS und anderen Verbänden eher unauffällig vonstatten gehen.

Allein die Verwendung des Wortes „Kameraden“ hat für uns überhaupt keine wertende Bedeutung und daraus lässt sich absolut nichts herleiten. Alle möglichen Vereine und Gruppen bezeichnen ihre Mitglieder untereinander als Kameraden.

Zum Wort „Kamerad“ sagt Wikipedia:

Kameradschaft (aus ital. camerata = Kammergemeinschaft) bezeichnet eine zwischenmenschliche Beziehung ohne sexuelle Ansprüche im Sinne einer Freundschaft innerhalb einer Gruppe, vorwiegend unter männlichen Personen.

Der Ausdruck wurde in Deutschland bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Zusammenhängen verwendet: Klassen-, Sport-, Vereins- und Schulkameradschaft, auch als Bezeichnung für die jeweilige Gruppe. Auch die KZ-Häftlinge im Nationalsozialismus redeten einander als „Kamerad“ an.

Besondere Bedeutung hat die Kameradschaft in der soldatischen Gemeinschaft. Insbesondere bedeutet dies die Pflicht jedes Soldaten, seinem Kameraden unter allen Umständen – auch unter Lebensgefahr – beizustehen. Das besondere an der soldatischen Kameradschaft ist, dass sie nicht an persönliche Verbundenheit im Sinne von Freundschaft, Kumpanei o.ä. gebunden ist, sondern von jedem Soldaten als Dienstpflicht gefordert wird. Sie steht durchaus in einem Spannungsverhältnis zu einer anderen soldatischen Pflicht, der des „Gehorsams“.

Typisch für ein Kameradenverhältnis ist im Deutschen das Duzen.

Negativ behaftete Verwendungen

Grundsätzlich ist Kameradschaft ein „positiv gewerteter“ Begriff. Es gibt indes auch mehr oder weniger negativ behaftete Verwendungen:

* „Kameradschaft“ hießen die nach dem Führerprinzip organisierten, studentischen Zusammenschlüsse innerhalb des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes in der Zeit des Nationalsozialismus.
* „Freie Kameradschaften“ nennen sich parteiunabhängige, oft rechtsradikale Gruppen.
* Die „Reservistenkameradschaft“ ist die niedrigste Organisationsform des Reservistenverbandes.

Quelle: Wikipedia, Autoren, GNU-Lizenz

Als Beispiel:

Das Wolgalied

Allein! wieder allein!
Einsam wie immer.
Vorüber rauscht die Jugendzeit
In langer, banger Einsamkeit.
Mein Herz ist schwer und trüb mein Sinn,
Ich sitz' im gold'nen Käfig drin.

Es steht ein Soldat am Wolgastrand,
Hält Wache für sein Vaterland.
In dunkler Nacht allein und fern,
Es leuchtet ihm kein Mond, kein Stern.
Regungslos die Steppe schweigt,
Eine Träne ihm ins Auge steigt:
Und er fühlt, wie's im Herzen frißt und nagt,
Wenn ein Mensch verlassen ist, und er klagt,
Und er fragt:
Hast du dort oben vergessen auf mich?
Es sehnt doch mein Herz auch nach Liebe sich.
Du hast im Himmel viel Engel bei dir!
Schick doch einen davon auch zu mir.

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