Als Gott die Erde und das Wasser geschieden, die Gestirne positioniert und in einer Anwandlung von Albernheit das Schnabeltier geschaffen hatte, dachte er sich, es könne eine prima Idee sein, alles Schöne von einem Haufen kleiner Idioten besiedeln und zertrampeln zu lassen. Auf jeden Fall, so geht die Mär, hat er irgendwann befunden, dass alles gut sei, und dann hat er sich einen Tag lang ausgeruht.
Und weil alles gut war, sollten ihn die kleinen Siedler und Zertrampler an diesem siebten Tag forthin loben und preisen und sich ebenfalls dem Müßiggang hingeben.
Der Sonntag ist der Tag der Ruhe. Der einzige Tag, an dem einen nichtmal der DHL-Mann heimsucht. Sogar das Telefon gibt Ruhe und E-Mails kommen auch weniger an.
Ich gönne mir den Luxus und liege faul auf der Couch. Im Fernsehen läuft passenderweise ein Beitrag über Schnabeltiere. Es klingelt. Die Allerliebste öffnet das Fenster und schaut hinab, um zu sehen, wer da Einlass begehrt.
Vor der Tür steht ein älterer Herr mit einer Plastiktüte in der Hand. Er möchte mal den Bestattungsexperten sprechen und habe in der Tüte allerlei Unterlagen und Bestatterrechnungen zur Überprüfung.
„Ich wollt’ mal mein Zeug durchsehen lassen und ein Stündchen mit dem Herrn sprechen.“
„Ja, haben Sie denn einen Termin mit Herrn Wilhelm ausgemacht?“
„Ach Gott, ist der so wichtig, dass man da einen Termin braucht?“
„Das hat doch mit wichtig nichts zu tun. Das hier ist seine Privatadresse und es ist Sonntag, da will man doch nicht gestört werden.“
„Ich stör doch nicht! Ich komm extra von Stuttgart. Da wird er doch wohl nach der langen Fahrt ne Tasse Kaffee für mich und meine Frau haben.“
„Tut mir leid, Herr Wilhelm hat keine Zeit. Rufen Sie ihn an oder schreiben Sie ihm.“
„Ich hab schon mal angerufen, da war nur der AB dran und schreiben liegt mir nicht so.“
„Wie gesagt, Herr Wilhelm hat heute leider keine Zeit.“
„Kann er nicht mal eben runterkommen und hier an der Tür meine Tüte durchsehen?“
„Nein.“
„Das ist ja ein Ding. Ich habe vor zwei Jahren schon mal ordentlich gespendet und 5 Euro in die Kaffeekasse getan, da kann man als treuer Leser doch erwarten, dass er sich wenigstens 5 Minuten Zeit nimmt.“
„Heute nicht. Nur, wenn Sie vorher ein Treffen ausmachen.“
„Jetzt machen Sie uns aber unseren ganzen Sonntag kaputt. Meine Frau und ich fahren sonntags immer wohin. Mal in einen Kurpark, mal ins Museum. Und heute sind wir extra hergefahren. Der ganze Sonntag im Eimer, nur weil der werte Herr Wilhelm sich zu fein ist…“
„Hallo, geht’s noch? Sie kommen ungefragt an einem Sonntag zum Privathaus einer Person, die Sie nur aus dem Netz kennen. Und da erwarten Sie, dass man sich mal eben so ein Stündchen Zeit für Sie nimmt, Ihnen Kaffee kocht und seine ganzen privaten Pläne über den Haufen wirft? Was ist das denn für ein Anspruchsdenken?“
„Na hören Sie mal, schließlich wendet sich Herr Wilhelm ja durch seine Webseite an die Öffentlichkeit, dann muss man auch mal Feder lassen (sic!) für seinen Job. Wie gesagt, wir haben auch schon mal großzügig gespendet.“
„Also nochmal, es ist schön, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, aber Herr Wilhelm hat leider keine Zeit. Machen Sie einen Termin aus.“
„Wo kann man denn hier im Ort Kaffee trinken gehen?“
„Vorne im Eiscafé und am Marktplatz im Bistro.“
„Könnte Herr Wilhelm da mal hinkommen?“
„Nein, sowas macht er nicht.“
„Kann er mal ans Fenster kommen?“
„Nein.“
„Auch nicht mal eben kurz?“
„Nein.“
„Ganz kurz?“
„Überhaupt nicht.“
„Wir kommen aus Stuttgart!“
„Meine Oma stammt vom Balkan.“
„Nicht auf den Balkon, hier ans Fenster!“
„Nein. Ich glaube, wir beenden das hier. Schreiben Sie Herrn Wilhelm oder rufen Sie über die offizielle Nummer an.“
„Hat der keine Angst vor dem Shitstorm? So, wie der Leute behandelt, die extra wegen ihm kommen?“
„Nein, bitte rufen Sie an oder schreiben Sie ihm.“
„Hat der ein Handy, so wegen WhatsApp?“
„Nein, nur die offizielle Nummer oder per Mail.“
„Wir sind doch jetzt schon mal da…“
„Nein.“
„Ach kommen Sie, Sie haben ja noch gar nicht gefragt.“
„Wir beenden das jetzt, okay? Schönen Tag noch.“
„Blöde Kuh!“
- schnabelsonntag: Peter Wilhelm KI
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