Am früheren Morgen schreib ich über Ärzte und Leichenschau und brach eine Lanze für die Ärzte. Nach wie vor bleibe ich dabei, daß die allermeisten Ärzte einen guten Job machen.
Aber eine Begebenheit muß ich in diesem Zusammenhang dann auch noch erzählen.
Wir wurden zum verstorbenen Herrn Plettenberg gerufen, viel zu früh, der Herr Doktor hatte sich etwas verspätet und so mußten wir vor Ort mit den Angehörigen auf sein Eintreffen warten.
Der Arzt kam dann, mit wehendem Mantel und kleinem Köfferchen, er bat die Angehörigen, das Schlafzimmer bitte zu verlassen, winkte uns aber zu, mit ihm beim Verstorbenen zu bleiben.
Als die Familie draußen und die Tür geschlossen war, hieß es: „Ihr könnt anfangen.“
Ich fragte: „Und was ist mit der Leichenschau?“
„Mach ich doch gerade“, sagte der Arzt, tastete nach dem Puls, leuchtete mit einer Stiftlampe in die Augen des Verstorbenen und schon saß er auf der anderen Bettkante und schrieb die Leichenschaupapiere aus.
Gut, bei Herrn Plettenberg bestand auch für uns kein Zweifel daran, daß er tot ist, weit aufgerissene Augen, offener Mund, die beginnende Leichenstarre in den Knochen, er hatte schon Stunden gelegen.
Aber es geht ja nicht nur darum, festzustellen, daß jemand tot ist, sondern auch warum.
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Warum jemand tot ist? Na ist doch klar, weil er nicht mehr lebt! 🙂
Nicht jeder Mord ist so Offensichtlich, wie das Messer im Rücken. Zum Beispiel können hübsche Stauungsblutungen in den Augen oder ein paar Kissenfedern im Rachen schon mal beim flüchtigen drüber gucken übersehen werden.
Wie ist das eigentlich, wenn das als ursache ‚herzstillstand‘ oder sowas allgemein richtiges steht? Ich mein, Atem und Herz bleiben so ziemlich immer stehen, wenn jemand stirbt… Zumindest, wenns nicht grad n hirntot ist.
da gabs doch vor ein paar Jahren den Fall (evtl. natürlich auch gut erfunden) wo bei der zweiten Leichenschau festgestellt wurde, dass die Todesursache in Wirklichkeit ein Messer zwischen den Rippen war. Kommentar des Arztes der ersten Leichenschau: „Wieso? Das Herz ist doch stillgestanden…“
Stimmt, auf dem Zettel muss doch auch natürlicher Tod oder Todesursache nicht feststellbar usw. angekreuzt werden. Und bei 2. muss glaube ich sogar die Polizei geholt werden oder?
Zudem soll doch auch auf nicht direkt sichtbare Verletzungen usw. abgesucht werden.
Ich möchte nicht wissen wie viele „Nachhilfen“ oder andere Umstände die zum Tod geführt haben, durch sowas übersehen werden…
Mit dem natürlichen Tod als Ankreuzfeld ist auch immer so eine Sache… Wenn jemand vom Hochhaus springt und unten in Teilchen ankommt, ist es doch ganz „natrülich“ dass er das nicht überlebt haben kann…
Und wie hieß es in der Berufsschule so schön: wenn ihr einen menschlichen Körper ohne Corpus findet konnt ihr in der Summe aller Faktoren davon ausgehen, dass er tot ist….
Oder wie bei Terry Pratchett: Das Messer im Rücken galt bei Königen als „natürliche Todesursache“…
Per Definition ist ein nicht natürlicher Tod, wenn der Tod zum falschen Zeitpunkt aufgetreten ist, sprich das Ableben ist zu diesem Zeitpunkt, ist aufgrund dieser Ursache, nicht zu erwarten gewesen.
@Engywuk: Vielleicht war der nach der ersten Leichenschau noch in Wien zur Absicherung?
@ 3 it´s me: Auf dem Totenschein darf nicht „herz-Kreislauf-Stillstand“ oder Herzversagen“ etc. stehen. (steht sogar auf dem Formular!) So einfach darf man sich´s nicht machen !
Der Arzt nimmt seinen Beruf eben sehr ernst und überprüft lieber noch einmal, ob sich denn niemand geirrt hat. Traue niemandem, außer dir selbst.
Wie war das? wenn der Kopf mehr als 30cm vom Rumpf entfernt anzutreffen ist, so ist davon auszugehen, dass der Betreffende tot ist 😀
Ärzten mit solcher Einstellung hat man zu verdanken, dass immer mal wieder Mordopfer beerdigt werden, ohne dass nach dem Mörder gesucht wird. Was zu so einer Situation gführt hat ist die Tatsache, dass Ärzte jeder Fachrichtung so eine Leichenschau machen. Die einen können und wollen das richtig machen, andere nicht…
@ Astrid. Obwohl das nix mit der Fachrichtung zu tun hat.
@ gynäokologe zwischen Dürfen und machen ist ein kleiner unterschied es ist sehr häufig eingetragen herkreislaufstillstand obwohl es explizit oben drüber steht das es nicht eingeschrieben werden darf
Vielleicht hat der gute Arzt den Herrn Plettenberg keine 5 Stunden vorher besucht, um ihm eine Morphiumspritze gegen die Schmerzen aus den Tumoren zu verabreichen?
Sprich: vielleicht war dem Arzt die lethale Krankengeschichte des Patienten gut bekannt, und die Todesursache ist ihm auch ohne lange Untersuchung hinlänglich bekannt?