Sie scheint für viele völlig normal zu sein: Die Vorstellung, Asche eines Verstorbenen zu verstreuen. Was viele gar nicht wissen: Für Katholiken ist das keine zulässige Bestattungsform. Das hat der Vatikan erst Ende 2023 erneut klargestellt.
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Feuerbestattung auf dem Vormarsch
Die Feuerbestattung wird immer beliebter. Sie hat weitestgehend die Erdbestattung als häufigste Bestattungsart abgelöst. Die sprunghafte Zunahme von Feuerbestattungen war vor 30 Jahren noch ein rein statistisches Phänomen, als zu den überwiegenden westdeutschen Erdbestattungen schlagartig die große Zahl der dort überwiegend üblichen Urnenbestattungen aus den „neuen“ Bundesländern hinzukamen. Die Feuerbestattung, oft gepaart mit sehr kleinem Grab oder einer anonymen Beisetzung, galt als günstige Variante, die lange Zeit als Notlösung, eingeschränkt oder Ausdruck bestimmter Vorstellungen galt. Erst in den letzten Jahren hat sie sich vollkommen emanzipiert, nicht zuletzt dank, als besonders schön empfundenen, neuen Bestattungsformen, wie etwa der Beisetzung in einem Urnenwald. Heute sind es über 77 % Feuerbestattungen1.
Auf einigen Friedhöfen ist die Aschenverstreuung möglich, so wie auch in den Niederlanden und der Schweiz. Das entspricht auch der Vorstellungswelt vieler Menschen: Die Asche soll in der Erde oder einem Gewässer aufgehen und quasi im Nichts verschwinden.
Vatikan: Verstreuung nicht erlaubt
Doch der Vatikan sagt klipp und klar: Aus katholischer Sicht ist es nicht erlaubt, die Asche eines Verstorbenen zu verstreuen oder zu einem Diamanten zu pressen. Jedoch sind Ausnahmen möglich.
Bereits 2016 wurde das für Katholische geregelt. Ende 2023 hat Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums, ein neues Dokument veröffentlicht, welches die Regeln noch einmal darlegt.
Das ist erlaubt – das ist verboten:
Zunächst einmal bedeutet das, dass katholische Christen die Asche ihrer Verstorbenen nicht in der Natur verstreuen und daraus auch keine Diamanten pressen lassen dürfen.
Vatikan: Ausnahmen und Besonderheiten
Doch der Vatikan sieht das Bedürfnis der Menschen nach weiteren Alternativen. Gemäß dem Vatikan-Dokument müssen Hinterbliebene nur einen Großteil der Asche auf diese Weise bestatten. Ein überschaubarer Teil darf behalten werden, um sie beispielsweise an einem für den Verstorbenen bedeutsamen Platz aufzubewahren. Der überwiegende Teil der Asche müsse auf einem Friedhof verwahrt sein, es dürfe keine „pantheistischen, naturalistischen oder nihilistischen Missverständnisse“ geben. Soweit der Vatikan.
Es ist auch nicht verboten, die Asche zweier verstorbener Menschen zu mischen und an einem „heiligen, definierten und dauerhaften“ Ort aufzubewahren. Doch auch hier müssen die Lebensdaten jedes Einzelnen angegeben werden, damit die Erinnerung an die Personen nicht zerstört wird.
Staatliche Gesetze regeln, was gemacht wird
Diese Hinweise des Vatikans sind allgemeingültig für katholische Christen, haben aber keine Auswirkungen auf das tatsächlich Mögliche. Das wird nämlich durch staatliche Bestattungsgesetze geregelt.
Bei uns in Deutschland ist das Aufbewahren von Asche zuhause oder das Verstreuen von Asche immer noch verboten.
Geschichte der Feuerbestattung
Sehr lange hatten die katholische und evangelische Kirche die Feuerbestattung aus theologischen Gründen grundsätzlich abgelehnt.
Schon in alten Kulturen war die Feuerbestattung ganz normal, wurde dann aber mit der Verbreitung des Christentums von Kaiser Konstantin abgeschafft.
Über Jahrhunderte ging das Christentum davon aus, dass für ein Leben nach dem Tod die sterblichen Überreste wieder zusammengefügt werden.
Karl der Große verbot die Einäscherung im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ sogar und bestimmte die Erdbestattung zur einzigen Bestattungsform.
Doch die Erdbestattung wurde immer auch in Frage gestellt: Besonders nach großen Epidemien und in Kriegszeiten wurde immer wieder diskutiert, ob eine Feuerbestattung aus hygienischen Gründen nicht besser wäre.
Die Entwicklung ging rasant
Erst auf der Wiener Weltausstellung von 1873 wurde die erste Feuerbestattungsanlage der Öffentlichkeit vorgestellt.
Drei Jahre später wurde in Mailand das erste Krematorium in Italien eröffnet. In Deutschland präsentierte das Unternehmen Siemens 1876 seine „Feuer-Technologie“.
In Gotha entstand dann Deutschlands erstes Krematorium in Deutschland, das von einem privaten Verein finanziert wurde.
Obwohl der Vatikan die Entwicklung hin zu mehr Feuerbestattungen strikt ablehnte und sie 1886 sogar verbot, entstanden immer mehr Krematorien.
Zu Zeiten der Weimarer Republik wurde die Feuerbestattung besonders in Arbeiterfamilien immer beliebter, weil sie wesentlich günstiger war als eine Erdbestattung.
Die evangelische Kirche erlaubte die Feuerbestattung ab 1920 und die katholische Kirche folgte in den 1960er Jahren. Dennoch wird die Erdbestattung bis heute von der katholischen Kirche präferiert.
Die Auferstehung – Zombies oder neue Menschen?
Die christliche Auferstehung ist keine „Wiederbelebung des Leichnams“. Heute vertritt die katholische Kirche die Auffassung, dass die Auferstehung des Körpers nicht die „einfache Wiederbelebung des Leichnams“ ist, schreibt Kardinal Victor Fernandez.
Eine Auferstehung könne auch stattfinden, wenn der Körper komplett zerstört oder zerstreut wurde. Eine Haltung des „heiligen Respekts“ gegenüber der Asche sei deshalb notwendig.
Übrigens: Mit dem Schreiben von Ende 2023 antwortete der Präfekt auf eine Anfrage des Erzbischofs von Bologna, Kardinal Matteo Zuppi. Dieser wollte Klarheit, weil in seinem Erzbistum der Wunsch der Angehörigen zugenommen hat, die Asche in der Natur zu verstreuen.
1 Aeternitas: Zahl der Feuerbestattungen
siehe auch: Bayerischer Rundfunk
siehe auch: Wütender Pfarrer verlässt Beisetzung
- asche-verstreuen-tt: Peter Wilhelm ki
- asche-verstreuen: Peter Wilhelm ki
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„Über Jahrhunderte ging das Christentum davon aus, dass für ein Leben nach dem Tod die sterblichen Überreste wieder zusammengefügt werden.“
Das dürfte für einen allmächtigen Gott ja keine Herausforderung sein, egal ob eine Erdbestattung gemacht wurde oder der Körper verbrannt und die Asche verstreut wurde.