Wenigstens war es Nacht, als der 43jährige die Autobahn zu Fuß überqueren wollte. So wurde er nur von einem spanischen Lebensmitteltransporter tödlich getroffen und nicht, wie der andere Mann drei Tage zuvor, auch noch von fünf weiteren Fahrzeugen überrollt.
Wenn einer über eine Autobahn rennt, dann kann es dafür nur zwei Gründe geben, entweder er ist doof oder lebensmüde.
Vielleicht war er auch besoffen, aber Besoffene sind ja auch wieder doof.
Ich muß ganz ehrlich sagen, mein Mitleid hält sich in Grenzen. Eher dauern mich da meine Angestellten, die mit der Feuerwehr da alles zusammensuchen müssen. Obwohl, fairerweise muß man sagen, daß dieser Verstorbene verhältnismäßig intakt war.
Besonders leid tun mir aber die Leute, denen so jemand vor das Fahrzeug rennt. Daß man da einen Schock bekommt, kann ich gut verstehen. Mir ist vor kurzem ein Eichhörnchen unter die Räder gekommen, ich konnte nichts machen, aber das hat mich schon ziemlich beschäftigt. Wie muß das erst sein, wenn einem da ein Mensch vor das Auto rennt?
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Ehrlich gesagt verzichte ich gerne auf solch ein Erlebnis.
Kommt das öfters vor das ihr solche Todesfälle habt?
@ Stefan:
Ich weiß nicht, ob dir das schonmal passiert ist, aber ich habe auch schon einen Menschen überfahren (der besoffen und doof und dunkel gekleidet an unübersichtlichster unbeleuchteter Stelle die Fahrbahn übertorkeln wollte). Ich konnte nichts dafür, und du hast Recht, man sollte sich keine Vorwürfe machen, aber das Geräusch und das Gefühl dabei werde ich NIE vergessen.
Zum Glück war der Mann nicht tot. Aber ich dachte es erst, als der regungslos mit offenen Augen auf der Straße lag (Was für eine Erleichterung, als der anfing, mit einer wunderbaren Bierfahne zu schnarchen). Viel ist dem nicht passiert, nur ein verdrehtes Fußgelenk (Ich stand noch mit einem Reifen drauf).
Ich möchte aber auch nicht in der Haut des Fahrers stecken, der neulich hier bei uns einen 3-jährigen Jungen totgefahren hat, obwohl er eindeutig keine Schuld daran hatte (30 in 30er-Zone, viele parkende Autos am Rand, klassischer Fall von Kind, dass sich losreißt und zwischen den Autos auf die Straße läuft).
@Altenheimblogger: Nein, glücklicherweise nicht. Die Bestatter sind abwechselnd im Polizeieinsatz und so trifft es mal den, mal den.
Das trifft nicht nur Autofahrer, sondern insbesondere auch Lokführer.
Im Laufe seiner Berufstätigkeit unterliegt jeder Lokführer einem statistischen
Risiko, ca. 2-3 Suizide miterleben zu müssen. (700-1000 Eisenbahnsuizide/ Jahr!!)
Da muss man dann nicht nur einmal damit umgehen, sondern gleich mehrfach.
Sorry wenns jetzt hart klingt, aber wenn ich als Lokführer einen plattfahre, wieso machen sich diese Idioten dann auch immer vorwürfe?
Oder als Autofahrer nen Fußgänger zu erwischen. Ok direkt nach dem Unfall ist man geschockt. Aber nen Tag später weinen weil man jemanden umgebracht hat und sich vorwürfe machen was man nicht alles hätte machen können?
1. Wollen diese Menschen zu diesem Zeitpunkt sterben.
2. Man kann nichts machen! Als Zugführer kann man nicht mal eben zu Seite lenken. Und früher bremsen, naja bei nem Bremmsweg von mehreren Hundert Meter bringt das nicht wirklich was.
3. Kein Mensch rechnet auf der Autobahn mit einem Fußgänger! Wer also meint man hätte was machen können, ja das stimmt. Nie mehr Autofahren, nur 30fahren und nur Tagsüber im eigenen Hof.
Leute macht euch nicht das leben schwer weil andere eine entscheidung treffen die nichts mit euch zu tun hat.
Ich vermute mal, du bist noch nicht in solch einer Situation gewesen, Stefan.
Es gibt einfach Situationen, da ist rationales Denken vollkommen ausgeschaltet.
@ Stefan
..wer nur einmal ein Tier überfahren hat, weiß, dass einen das Geräusch beim Brechen der Knochen und das Holpern beim Drüberfahren schon da ein paar Jahre verfolgen; einfach, weil man heutzutage sehr selten etwas selbst zu Tode bringt und das daher ein einschneidendes Erlebnis ist..
@stefan:
Ich weiß nicht, warum du die Leute als Idioten bezeichnen musst. Die Leute fangen nachher zum grübeln an, was sie nicht alles besser machen hätten können, auch wenn sie wissen das es wohl unvermeidbar gewesen wäre. Trotzdem kommen dann die Fragen, wie: „Hätte ich 2 Sekunden früher die Bremsung eingeleitet, hätte ich ihn vielleicht anders erwischt und er würde noch leben.“ usw. usw.
Und gerade bei Selbstmördern ist eben die Freiwilligkeit das schlimme. Bei Unfall kommt es meist zu einer Verkettung von unglücklichen Umständen die einem das gewissen Erleichtern können. Aber bei einem Selbstmörder weiß man das dieser sich den Zug, Auto,… quasi bewusst ausgesucht hat, um sein Leben zu beenden, man wird dann mit seinem Fahrzeug quasi zur Waffe des Selbstmörders. Also hat man direkt mit der Entscheidung, eine Suizid zu begehen, zu tun. Das ist für viele sehr belastend.
Und für einen Großteil der Menschen ist das Töten von Lebewesen etwas sehr traumatisches.
Ich war auch einmal ein Idiot, der über die Fahrbahn gerannt ist und zwar, nachdem mein Motorrad auf dem Mittelstreifen kurz hinter dem Hamburger Elbtunnel zum stehen gekommen ist (Motorschaden).
Na ja.. irgendwie bin ich heil rübergekommen. Stutzig gemacht hat mich nachher die Aussage der Polizei, die dann mein MoRad geborgen hat, ob ich nicht hätte das Motorrad über die Fahrbahn schieben können –unglaublich–
Also.. anders wäre ich nicht rübergekommen…
@comicfreak: Das kann ich bestätigen. Ich fand schon das Geräusch von zerdrücktem Blech schrecklich, als ich damals den Wagen meines Vaters geschrottet habe. Zum Glück kein Personenschaden. Aber als die Polizei dann noch zu mir meinte, ich soll mich doch nicht so aufregen, da hätte ja schliesslich auch ein Kind stehen können…War für mich damals als Fahranfänger nicht lustig.
Gruss
S.
Yep. 1992 war ein Scheißjahr. Gleich am ersten Arbeitstag im neuen Jahr meldete sich die 4matic ab. (Geregelter Allrad bei Daimler Automatikgetriebe) Im Februar stand ich, nein saß ich im Kalten. Als ich gegen 21:00 von bekannten in Richtung Heimat fahren wollte, weigerte sich der Zündschlüssel beharrlich im Zündschloss zu verschwinden. der Zündschlüssel ließ sich nur zu einem Viertel reinstecken. Der herbeigerufene gelbe Engel meinte, dass das vom fetten (schweren) Schlüsselbund käme. Das Auto konnte ich dann heimfahren. Daheim angekommen stellte ich den Wagen in die Garage, und schaaltete nur die Zündung aus. Am kommenden morgen Fahrt zur Werkstatt, mit Palaver, was genau defekt ist. Bitte nicht den Schlüssel abziehen. Ein Mitarbeiter fuhr den Wagen in die Halle, und brachte brav den Schlüssel zur Fahrzeugannahme. Herr – schmeiss Hirn vom Himmel. Nach noch einigen weiteren Überraschungsreparaturen bog ich wieder so gegen 21:00 ins Frankenthaler Autobahnkreuz ein. Lieb – ein Audifahrer machte Platz und wechselte die Spur. Rechts überholen gilt nicht. Gleichmäßig zogen wir mit ca 140 km/h die Stunde nebeneinander her. Tendez = Geschwindigkeit steigend.… Weiterlesen »
Erinnert mich an [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Joerg_Fauser]Jörg Fauser[/url]. Der ging auch so von uns.
Hier in England habe ich zwar noch niemanden die Autobahn ueberqueren sehen, aber es gibt extra Schilder die vor ueberquerenden Fussgaengern warnen und kurz darauf ist dann jeweils eine Luecke in der Mittelleitplanke gelassen, damit Fussgaenger bequem die Autobahn ueberqueren koennen. Schon irgendwie befremdlich fuer deutsche Verhaeltnisse.
@Stefan: Klar, der Lokführer kann nix machen, wenn ihm jemand vor den Zug springt. Aber genau damit haben die Leute zu kämpfen.
Pfeifen, Sanden, Schnellbremsung, der Lokführer tut alles in seiner Macht Stehende – und weiß dennoch genau, dass er in wenigen Sekunden einen Menschen töten wird.
Ich (als Fahrgast) habe so etwas glücklicherweise noch nie miterleben müssen, aber vor kurzem war ich nahe dran. Der Zug fuhr langsam aus dem Bahnhof aus und hielt mitten im Gleisfeld abrupt an. Dann kam der Lokführer sehr schnell aus seinem Führerstand und öffnete eine Tür per Notentriegelung. Es stellte sich heraus, dass ihm eine – völlig aufgelöst wirkende – Frau vor den Zug gesprungen war. Da der Zug aber nicht sehr schnell fuhr, konnte er noch rechtzeitig anhalten…
Der Lokführer brachte dann mit Hilfe von einigen Fahrgästen die Frau zum Bahnsteig, wo man vermutlich noch auf die Polizei gewartet hat. Mit 20 Minuten Verspätung ging es dann weiter.
Knapp genug.
@Stefan: Dein erster Satz verletzt, und er zeugt von vielem Unwissen. Wenn Du es nicht besser weißt, lass es bitte. Ich mußte sehr viele Male das Leid, das eine solche Person über fremde Beteiligte und Unbeteiligte und eigene Angehörige durch sein unbedachtes Tun brachte, erleben. Und zwar aus allen davon möglichen Blickwinkeln. Hier gibt es meißt mehr als nur ein Opfer. Urteile bitte über niemand, in dessen Schuhen Du nicht eine Zeit gegeangen bist!
@Sam0815
> Im Laufe seiner Berufstätigkeit unterliegt jeder
> Lokführer einem statistischen
> Risiko, ca. 2-3 Suizide miterleben zu müssen.
> (700-1000 Eisenbahnsuizide/ Jahr!!)
Ich glaube diese Zahlen nicht!!
Ich halte sie für viel zu niedrig!!
Meine Freundin fährt jeden Tag mit der S-Bahn nach Frankfurt (Wird von der DB betrieben.)
Ich würde mal auf zwei Unfälle mit Personenschaden (Was eine Bezeichnung) tippen, die sie pro Monat mitbekommt.
Das wären min. 2.5% alleine in der S-Bahn in Frankfurt. Das erscheint mir zu hoch!!!
Ich glaube die Zahl ist noch wesentlich höher.
Es gibt natürlich die wunderbare Möglichkeit, so ein Erlebnis zu verdrängen und zynisch zu werden. Hilft aber nicht viel, weil sich irgendwann das Verdrängte von hinten anschleicht und uns ruckzuck einen über die Rübe gibt! Es ist ja wirklich so, daß man diesen Menschen getötet hat! Auch wenn man das nicht gewollt hat!
Sicher – man darf auch eine Wut auf diese Menschen haben, die andere als Instrument für ihren Suizidwunsch missbrauchen!
Aber bitte bedenkt:
Suizidale sind tief verzweifelte Menschen und ihnen gehört mein tiefstes Mitgefühl – jedes Menschenleben ist doch in seiner Einmaligkeit so wertvoll… Daher ist auch der Tod jedes Einzelnen zu betrauern!
Alle diese Gefühle für sich anzunehmen ist ein großer Schritt, der oft nur in Begleitung eines geschulten Menschen geschehen kann – aber dafür gibt es zum Beispiel Krisenintervention und Notfallseelsorge! (kleine Werbung am Rande)
@Sam0815
> Ich glaube diese Zahlen nicht!!
> Ich halte sie für viel zu niedrig!!
> Meine Freundin fährt jeden Tag mit der S-Bahn nach
> Frankfurt > (Wird von der DB betrieben.)
> […]
Naja, statistisch gemittelt sind es halt 2-3 Suizide pro Lokführer. In der Praxis schaut das ganze schon ein wenig anders aus. Es gibt zum Beispiel regelrechte Selbstmordstrecken, auf denen mit allerschönster Regelmäßigkeit jemand dem Lokführer und Notfalldiensten den Tag verhagelt.
Wobei es auch Leute gibt, die einen ganz makaberen Spass an solchen „Suchspielen“ entwickeln. Eine frühere Bekannte war als Rettungsassistentin bei einem „Personenschaden“ der Bahn im Einsatz und hat noch Tage später stolz berichtet, dass Sie es war, die den Kopf gefunden hatte *schauder*
Ich habe irgendwann mal einen Bericht gesehen über Lok-Führer bei der U-Bahn, der sich um solche Suizide drehte, dabei wurden auch Bilder aus dem Führerhäuschen nach draußen gezeigt, in dem nur ein Kollege ein Stück nach vorne geht um ihm zu grüßen und stellst fest wie wenig Einblick er eigentlich in den Bahnhof hat … seit dem gehe ich immer ein Stück zurück wenn die U-Bahn einfährt, genauso wie ich als Fußgänger die Straße zügig überquere auch wenn genügend Platz ist für ruhigeres gehen, ich will einfach deutlich machen „hier gibt es jetzt keine Gefahrensituation“, das zieht nämlich schon ganz schön an den Nerven einiger Fahrer.
Zu dem Thema kann ich diesen Bericht empfehlen: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/935/164472/
Ich hatte ihn im April gefunden, und fand es mächtig beklemmend.
@ Kommentator Nr.20: Ich bezweifle ja ernsthaft, dass deine Bekannte das ganze tatsächlich so spassig fand, ich glaube eher dass diese Art „Humor“ eben ihr Weg war, mit so etwas fertig zu werden.
Ein ähnliches Beispiel:
http://truckonline.wordpress.com/2008/04/21/lkw-fahrer-schuldig/
Am 26.12.2007 ging ich mit meinem Hund Gassi, und sah einen Mann auf den Gleisen stehen. Ich tat meinen Hund in´s Auto und rannte hoch zu dem älteren Herrn. 2 Meter bevor ich ihn zu fassen bekam, wurde er vom ICE überrollt. Vor meinen Augen. Überall waren seine Körperteile verteilt. Dieses erlebnis hat mich noch heute fest im Griff, zudem ich 6 Monate vorher zugesehen habe, als zwei Polizisten von einer S Bahn überrollt wurden. Einen konnte ich durch wiederbelebung retten. Der zweite starb in meinen Armen. Mein Leben wird niemals mehr wie früher sein..