Im Amonitenkrankenhaus lief leider nicht alles glatt.
Wir Bestatter sind in den Krankenhäusern bekannt, normalerweise läuft da alles wie am Schnürchen, die Häuser sind froh, wenn wir reibungslos und schnell die Verstorbenen abholen. Etwas anders ist das im „Städtischen Krankenhaus“, das uns immer wieder Steine in den Weg legt und so tut, als seien alle Bestatter völlig überflüssigerweise auf der Welt, denn es gibt ja den gleichfalls städtischen Bestattungsdienst. Das Amonitenkrankenhaus, früher einmal in Trägerschaft eines Nonnenordens, heute einer Stiftung unterstellt, gehört zu den Guten.
Manni fuhr mit dem Bestattungswagen direkt auf den Hof und blieb vor der Schranke einen Moment stehen, es dauerte immer eine Weile, bis der Pförtner am völlig anderen Ende des Komplexes einen auf dem Bildschirm sah. Normalerweise ging da ein heftiger Dialog zwischen dem Pförtner und den Einlaßbegehrenden los, aber bei einem Bestattungswagen schwang immer einfach nur die Schranke hoch. Manni fuhr durch, wendete und setzte rückwärts vor den Ausgang der Leichenkammer. Dort ist nie jemand, außer den Toten und dem Bestatter. Man sucht seine Leiche anhand des beschrifteten Armbändchens, trägt seinen Namen, Datum und Uhrzeit ins Bestatterbuch ein und lädt den Verstorbenen ein. Dann noch ums Gebäude herumfahren, vor dem Haupteingang in zweiter Reihe halten, schnell mit dem Aufzug in den dritten Stock und beim ewig langsamen Herrn Lallinger die Leichenschaugebühr bezahlen.
Doch dieses Mal war alles anders. Im Leichenkeller, einem großen gekachelten Raum mit Kühlhaustür lagen etwa zwölf Verstorbene unter den obligatorischen weißen Tüchern. Damit die Bestatter es einfacher haben, wurden immer mit Kreide auf der Schlachthaustür die Nachnamen der Verstorbenen etwa in der Reihenfolge aufgeschrieben, in der sie im Kalten lagen. Nach der Abholung wischte man einfach den Namen mit der Hand weg. Doch da stand Bärbels Nachname nicht und auch das Nachschauen unter allen zwölf Leinentüchern ergab nur, daß die Gesuchte nicht dabei war.
Das Telefon an der Wand war immer kalt und etwas kondensfeucht. Manni wählte die Null, wartete kurz und fragte dann die Person am anderen Ende nach seiner Verstorbenen.
Manni lauschte eine Weile, brummte dann nur „Alles klar“ und legte wieder auf. Dann zückte er sein Handy und rief bei mir an: „Chef, es gibt da ein Problem. Die haben die Frau in die Prosektur gebracht, die soll noch mal aufgeschnitten werden.“
Keine zwei Minuten später hatte ich Oberarzt Dr. Mertens am Telefon und erfuhr, daß das ja wohl eine ganz normale Sache sei. Wenn ein so junger Mensch sterbe, frage das Krankenhaus immer bei den Angehörigen nach, ob eine Sektion vorgenommen werden könne. Schließlich sei es doch so, daß man aus jedem Sterbefall etwas lernen könne und die jungen Mediziner müßten ja auch irgendwie was lernen… blablabla.
Bärbels Eltern wußten nichts davon; nein, sie habe niemand gefragt. Der Vater war auf Hundertachtzig, rief sofort im Krankenhaus an und muß wohl eine Riesenschreierei veranstaltet haben.
Am nächsten Morgen konnten wir Bärbel dann abholen, unversehrt, nicht aufgeschnitten. Alles sehr merkwürdig.
Es verging ein halber Tag und Bärbel lag bei uns im Kühlraum. Manni und seine Männer waren im Streß, eine Beerdigung auf dem Ostfriedhof, eine Direktabholung nach einer Trauerfeier auf dem Hauptfriedhof der Nachbarstadt, zwei Urnenbeisetzungen…
So kam es, daß Manni mich erst am Nachmittag in die Werkstatt rief. Sandy und ich fuhren mit dem Aufzug runter und betraten den gekachelten Vorbereitungsraum.
Bärbel lag auf dem Edelstahltisch, über dem Schambereich ein grünes Tuch. Manni stand daneben und deutete auf den Leichnam: „Da guckt Euch das mal an!“
Zunächst fiel mir nichts Besonderes auf, ich hatte Bärbel logischerweise noch nie unbekleidet gesehen, doch Mann trat an den Tisch, drückte seitlich Bärbels Bauch und Hüftpartie etwas zusammen, um zu zeigen, wie aufgequollen die junge Frau war. Dann griff er über die Tote, faßte sie an einer Seite, um sie etwas herum zu drehen und wir konnten den Rücken sehen.
Wenn der Blutkreislauf bei einem Toten zum Stillstand gekommen ist, sackt das Blut im Körper an die tiefste Stelle und wird dort auch durch die Haut sichtbar, es entstehen die typischen Leichenflecken.
Bleibt der Leichnam nach dem Tod in Rückenlage, was bei Krankenhauspatienten der Normalfall ist, sind die Flecken logischerweise auf der Körperrückseite.
Doch was wir hier bei Bärbel zu sehen bekamen, war völlig ungewöhnlich, so starke Einblutungen in das Gewebe, so große Leichenflecken – das hatte noch keiner von uns gesehen.
Sandy preßte die Luft zischend aus ihren Lungen, schnalzte dann mit der Zunge und meinte an mich gewandt mit fragendem Unterton: „Ich glaube, das ist ein Fall für den Staatsanwalt, normal ist das jedenfalls nicht.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Fingernägelschneiden muss ich jetzt jedenfalls nicht mehr. Nix mehr da zum Abschneiden.
Klippenhänger…
Als Hinweis: die Pflege der Fußnägel wird gerne vernachlässigt. Nur falls Du noch was zum Knabbern brauchst…
Vergiss es. Ich verrenke mich doch nicht.
Die sind ob anderer Grausamkeiten an anderen Stellen schon lange davon gesprungen.
Danke. Ich hab jetzt das Bild im Kopf wie jemand hektisch auf die F5-Taste drückt, während er in Yogahaltung an den Fußnägeln kaut….
DANKE. *grrrrr*
😉
Ich bin das mit Sicherheit nicht.
Wer sagt denn, daas es unbedingt die eigenen Fußnägel sein müssen?
http://www.myvideo.de/watch/7405124/Olli_Kahns_Fussnaegel 😉
Grausamkeit am Wochenende.
Und jetzt werde ich verrückt.
Es heisst ja auch am Beginn: „feenhafte Gestalt“.
War da nicht auch noch etwas 😉
Und der „Goldfisch“.
Und schwach erinnere ich mich an „Birrgit“…
Warfarinmord ick hör dir trapsen.
Warfarin im Krankenhaus? OMG! Da gibt es doch clevere Methoden, die ich hier nun nicht genauer ansprechen möchte.
Und wenn ein Patient auf eine IntensivStation gebracht wird, sollte als allererstes mal ein kleines Blutbild gemacht werden – und bei einer Warfarin-Vergiftung sollte es schon auffallen, wenn derselbige Patient dann nicht mehr mit der Blutspende fürs Labor aufhören will…
Es ist jetzt über VIER Jahre her, daß ich mal wieder in dieses kleine Blog-Juwel reinklicke und was erwartet mich? Ein Cliffhanger niederträchtigster Kajüte, der den Blogger geradezu dschungelcamphafter Inszenierung der Geschichte verdächtig macht.
Ich verlange – schon um meines Schlafes willen – sofortige Weitererzählung!
VERGISS ES!
Es ist Wochenende.
Oh man,
noch immer keine Fortsetzung in Sicht …
Verflixt und zugenäht, wo liegt eingentlich dieses verdammte Sicht von dem alle reden??? 😉
Sicht? Ist gerade aus.
Möchte mal wissen, welche Religion der Ammonitenorden praktiziert 😉 Geniale Namensgebung mal wieder.
Aber aus dem recht amüsanten Beginn ist offenbar ein Krimi á la Tom geworden… Ich freu mich auf die Fortsetzung!
Wahrscheinlich ist der Ammonitenorden ein ziemlich „verkalkter“ Haufen mit „urzeitlichen“ Ansichten.
😉
Also mit anderen Worten: katholische Kirche
Kommt ungefähr hin, zumindest fast altersmäßig, nur nicht so verstaubt unter der Kapuze wie die katholischen Kirchenfreaks. 😉
http://de.wikipedia.org/wiki/Ammoniten
Da hast Du ja sowas von ins Schwarze getroffen, mit dem urzeitlichen verkalken der Wesen. Amen. 😉 (Siehe Link unten)
Ne, nun Link oben. Ich blicke mit diesen Komantaren nicht wirklich durch. Deshalb hier noch einmal der Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ammoniten
Gänsehaut, Gänsehaut…. oh Mann, und jetzt wieder warten…