Ich reiche der Kundin eine unserer Hausmappen mit den letzten Unterlagen und sage: „Den Umschlag mit der Rechnung habe ich auch gleich beigelegt“, und etwas entschuldigend füge ich hinzu: „Dann sparen wir das Porto.“
„Ach, das zahl‘ ich gleich bar“, sagt die Kundin. Nichts Ungewöhnliches, vor allem Ältere kommen oft mit Bargeld zu uns ins Büro. Ich habe da schon eine ganz ausgefurchte Rille in meiner inneren Sprechplatte und sage dann immer die Standardsätze, daß man vor allem als älterer Mensch niemals soviel Geld einfach so mit sich herumtragen sollte.
Ein Erlebnis von vor etlichen Jahren ist mir da noch allzu gut in Erinnerung:
Frau Treppler, 81 Jahre alt, hatte unsere Rechnung erhalten und bei ihrer Volksbankfiliale 2.000 Mark abgeholt. Mit dem Geld in der Handtasche stand sie dann im Eingangsbereich der Bank und wartete einen Regenschauer ab. Ein freundlicher junger Mann bot ihr dann an, sie mit seinem Schirm die paar Schritte zu ihrer Wohnung zu begleiten. Das klappte auch gut und erst daheim stellte Frau Treppler fest, daß der freundliche Mann so freundlich gewesen ist, daß er auch ihren 2.000 Mark eine neue Heimstatt gegeben hat. Jedenfalls war das Geld aus ihrer Tasche verschwunden und auf der Polizei zuckte man nur seufzend mit den Schultern. Auch Videoaufzeichnungen aus der Bank zeigten nichts Brauchbares.
Man hört ja in dieser Hinsicht so allerhand, was uns immer wieder dazu bringt, vor allem bei Senioren extra einen Hinweis auf die Rechnungen zu drucken: „Sie wahren Ihren Skontoanspruch auch bei Banküberweisung! Führen Sie keine größeren Bargeldsummen mit sich. Bitte zahlen Sie bargeldlos!“
Aber diese Kundin, die jetzt vor mir steht, ist keineswegs alt und scheint auch nicht leicht zu überrumpeln. Sie will also bar zahlen.
„Gut“, sage ich, „dann zahlen Sie das einfach im Büro nebenan bei unserer Frau Büser, dort bekommen Sie auch eine Quittung.“
„Ja, nee, ich wollte bar zahlen“, protestiert die Frau.
„Ja, das können Sie doch auch. Frau Büser hat die Kasse.“
„Nee, nich mit Geld, bar.“
„Bar ist mit Geld.“
„Na, aber hallo, das ist ja das erste was ich höre! Bar ist ja wohl mit Karte.“
„Also bar bedeutet, direkt und mit richtigem Geld, nicht mit Scheck, Karte oder Überweisung.“
„Überweisung ist geldlos. Bar ist sofort. Sie kennen sich aber gar nicht aus, odda?“
Ich mache nur kurz die Augen zu, ganz kurz nur, wünsche mir insgeheim, der Herr möge mir eine gnadenbringende Geisteskrankheit schenken, die mich forthin sorgenfrei in den Tag grinsen läßt, aber als ich die Augen wieder aufmache, steht die Frau noch immer vor mir und wedelt jetzt mit einer Visa-Card vor meiner Nase herum.
So ein ganz kleines bißchen spüre ich schon den Wahnsinn, aber er reicht nicht, um der Frau die Karte aus der Hand zu nehmen und ihr die Karte einfach in den Mund zu stecken…
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: bargeld, lacht, Lektorin A
GELDLOS! Muhahahahahaha… OMG.
Es gibt auch Händler, die meinen mit bar die Bezahlung mit Karte. Hatte auch mal beim Autokauf einen extra Rabatt für Barzahlung rausgehandelt, und der Verkäufer war hinterher sehr überrascht als ich den gesamten Betrag cash auf den Tisch gelegt habe.
Gott hab ich mich unwohl gefühlt mit soviel Geld in der Tasche aus der Bank zu laufen …
😀 😀 😀 *ROFL*…Pisa lässt grüßen
Tja, nur Bares ist Wahres! Du kennst Dich wohl nicht aus, odda?
Ich finde, Tom, Du hättest Dir die Karte selbst in den Mund stecken sollen, und erklären, das das jetzt das allerneueste Kartenlesegerät extra für Barzahlung sei. 🙂
That reminds me – zum Thema „alte Leute und Bargeld“:
Es muss Mitte der 70er gewesen sein, meine Eltern hatten gerade ein Eigenheim gekauft, als eines Tages überraschend mein Grossvater väterlicherseits zu Besuch kam (der damals so knapp 80 war).
Grund seines Besuches: er legte meinen Eltern 10.000 DM BAR auf den Tisch.
Mit dieser Kohle in der Tasche war er ZU FUSS einmal quer durch die ganze Stadt (schätzungsweise 6 km) getapst.
ich auch… geldlos – ich könnte…hm…mit muscheln und bunten glasperlen oder so zahlen 😀
@1(Lichterspiele): Das ist beim Autokauf aber so üblich, den Rabatt, den man üblicherweise aushandlet, bekommt man, wenn man sofort bezahlt, ob bar oder wie auch immer ist da eigentlich egal. Trotzdem wird er oft (vermutlich aus historischen Gründen) „Barzahlungsrabatt“ genannt, obwohl „Sofortzahlungsrabatt“ wohl besser wäre.
@abc: ist mir schon auch klar, aber für das „sofort alles zahlen“ gabs ja nochmal eine extra Rabatt … warum auch immer.
Ich will auch mal geldlos einkaufen…
Versteh den Gag jetzt nicht?
Wenn mir der Autohändler sagt, ich krieg nochmal 2% wenn ich bar bezahle, was eine ganz gängige Formulierung ist, will er sicher nicht, dass ich ihm 20.000 Euro in Geldscheinen auf den Tisch lege, sondern irgendwie (also mit Karte) jetzt sofort bezahle???
@11: Bar zahlen kann man nur mit Bargeld. Deswegen „bar“. Bei Kartenzahlung kommt kein Bargeld vor, also keine Barzahlung. Ist genau wie mit „cash“. Da geht es auch nicht um Kartenzahlung sondern um echte Scheine und Münzen.
siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Bargeld
@11:
Davon wird es nicht richtiger. Bargeld sind nun mal Scheine und Münzen, und nix anderes. Nur weil es oft (falsch) gesagt wird, wirds davon nicht richtiger. Es müsste in der Tat als „Sofortzahlungsrabatt“ bezeichnet werden.
Wie weit ist es schon gekommen, dass die Menschen ihr Plastikgelumpe für Bargeld halten?! Oje… Dumm wie Brot.
Da fällt mir doch noch glatt folgender Blogeintrag ein:
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2008/08/06/die-dicke-wurst/
Spinner gibbet überall.
Ich versteh die Aufregung über mit-Bargeld-durch-die-Gegend-laufen nicht… habe selber durchaus schon mehrere tausend Mark (für nen Computerkauf) durch die Gegend geschleift… man darf sich das nur nicht anmerken lassen 🙂 Also Geld in nen Beutel o.ä. der verdeckt irgendwo liegt, nicht in die Hosentasche (falls man in einer Gegend mit Taschendieben lebt), nicht zu lange damit herumlaufen (also nicht mal eben noch nen ausgedehnten Einkaufsbummel im belebten Kaufhaus machen – und am besten noch bar aus dem beutel mit den 500€-Scheinen bezahlen…) etc. Gründe für sowas gibt es viele: – Wer ein Girokonto hat, auf dem nicht genug Geld drauf ist für die Aktion aber ein Sparbuch hebt leichter ab – Überweisung aufs Giro hat zumindest früher ein paar Tage gedauert… – von manchen Girokonten (z.B. Studentenkonten) kann/konnte man pro Tag nur einen geringen Betrag (z.B. 200 Euro) abheben per Karte – wenn ich Geld von einer zur anderen Bank transferieren will und es schnell gehen soll (ja, *theoretisch* sollte es heute „nur“ noch einen Werktag dauern bis das Geld da ist, manchmal muss es… Weiterlesen »
@11: Ob der Autohändler das *meint*, wissen wir natürlich nicht. Ein „Barzahlungsrabatt“ *bedeutet* aber eben einen Rabatt bei der Zahlung mit Bargeld, also amtlichen Zahlungsmitteln.
lach
ehe mein vater krankheitsbedingt aus dem familiengeschäft ausstieg fanden er und mein onkel es ne sichere sache mich, meine schwester oder meinen vetter als kinder mit den wocheneinnahmen in ner kleinen tasche 2km zu fuss zur bank tragen lassen….na klar ist immer einer von denen mit sicherheitsabstand hinterher 🙂 aber war unauffällig ( wer vermutet bei nem 10jähringen schon das der zigtausende zur bank schleppt 🙂 ) und wir kinder fanden das ne tolle wichtige sache das wir das übertragen bekahmen 🙂 dran gedacht zwischendurch nen stopp im eisladen einzulegen hat von uns nie einer 🙂
@nummer 13 hammer echt deppen gibts die gibts gar nicht
@ #4:
Und dann mit vollem Mund erklären, daß die Karte nicht lesbar ist… 🙂
musst dir dan nurnoch aussuchen ob du EC-Kartenlesegrät bist oder Kreditkartenlesegerät^^
Ich habe früher im Automobilhandel gearbeitet und bin jetzt in einer Versicherungsagentur tätig. Ihr würdet euch wundern, wenn ihr wüsstet wieviele Leute ihr Auto bar Kralle bezahlen oder ihre Versicherungsraten schön brav halb-/vierteljährlich/monatlich vorbeibringen.
Besonders zu beobachten ist das Phänomen bei älteren, sozial sehr schwachen oder finanziell sehr starken Kunden. Die Gründe dafür kann sich wohl jeder selbst ausdenken. 😉
Ich mache nur kurz die Augen zu, ganz kurz nur, wünsche mir insgeheim, der Herr möge mir eine gnadenbringende Geisteskrankheit schenken, die mich forthin sorgenfrei in den Tag grinsen läßt.
Den Spruch hab ich mir ausgedruckt und an die Korkpinnwand geheftet. Mal die Reaktionen der Familie testen….