Mein Vater war ein bescheidener Mann. Für ihn stand es im Vordergrund, dass er seine Familie ernähren konnte. Eigene Bedürfnisse stellte er immer zurück und sein größtes Glück war es, wenn meine Mutter ihn lobte und ihm ihre Liebe zeigte.
Ein einziges Mal in seinem Leben hat er sich einen Neuwagen gegönnt und seine größte Anschaffung war eine Stereoanlage. Wenn es ums Geld ging, sagte er immer: „Solange ich eine Mark mehr im Portemonnaie habe, als ich brauche, bin ich ein reicher Mann.“
Und es ging oft ums Geld, weil meine Eltern gute Freunde hatten, die gerne mal mit ihren Anschaffungen und Urlauben angaben. Der Bekannte ließ immer wieder durchblicken, dass er mehr Steuern zahlte, als mein Vater überhaupt verdiente.
So Leute kennen wir auch. Rustin und Diana besitzen einige Auto-Waschstraßen, die strategisch klug an viel frequentierten Tankstellen stehen.
Rustin fährt einen riesigen Benz und wahlweise auch einen von zwei Porsche-Sportwagen; Diana kann zwischen verschiedenen Mercedes-Cabrios wählen. Die neulich angeschaffte Einbauküche für Diana hat 72.000 Euro gekostet und dabei habe man noch ein Schnäppchen gemacht.
Die beiden sind fleißig, ohne Frage. Rustin kümmert sich um das Technische und das Personal, Diana sitzt im Büro und macht eben das, was die Frauen von fleißigen Mechanikern im Büro so machen. Ab 4 Uhr morgens sind die wach und gehen abends früh zu Bett.
Ihr Reichtum ist unermesslich. Wir waren schon ein paar Mal bei denen zu Besuch und ich staune immer, für was man alles Geld ausgeben kann. Allein die weiße Ledercouch soll 12.000 Euro gekostet haben und die Marmorfliesen im ganzen Haus könne man sich nur leisten, weil albanische Schwarzarbeiter die angebracht haben.
Und genau da sind wir bei dem Problem.
Rustin und Diana haben mehr Geld, als sie ausgeben können. Man kann nämlich nur schwer große Summen ausgeben, wenn man nicht so richtig nachweisen kann, woher die Kohle stammt. Ja, und exakt an dieser Stelle tut sich für die beiden ein Problem auf. Es läuft nämlich so: Eine Autowäsche kostet zwischen 12 und 28 Euro, je nachdem, ob man das Platinpaket mit Schwanenzungenpolitur noch dazubucht und seine Felgen noch mit verwunschenen Elfenohren ausgepinselt haben möchte. Am Eingang der Waschanlage stehen immer junge Frauen, sehr hübsche junge Frauen und die kassieren direkt in bar ab. Einen Kassenzettel gibt es nur auf Nachfrage und es fragt kaum einer danach. Die Leute sind immer damit beschäftigt, Trinkgeld zu geben und auf die herzliche Freundlichkeit der hübschen Mädchen zu reagieren.
Diana und Rustin reden da ganz offen drüber. Die Anlage läuft 30 % effizienter als offiziell angegeben. Mindestens ein Drittel der Einnahmen, an manchen Tagen sogar zwei Drittel werden so einkassiert, ohne dass dafür die Kasse bemüht wird.
Früher hat Diana oft nachts noch an einer Kasse gesessen und fiktive Autowaschungen „nachgebucht“, weil zu wenig echter Umsatz registriert worden war. Heute geht das dank modernerer Kassen nicht mehr so, da müssen die Mädchen mehr aufpassen.
Als Bestatter hast Du da wenig Chancen, auch nur im Entferntesten solche komischen Geschäfte zu machen. Eine Leiche, ein Sarg, eine Rechnung.
Ich habe mal einem polnischen Pietätwarenhändler zwei Kartons Leichenhemden abgekauft, für die er keine Rechnung erstellen wollte. Ich habe bei den 24 Hemden so ein schlechtes Gewissen gehabt und mich gefühlt, wie Al Capone.
Am Ende war ich froh, als die weg waren.
Episodenliste:
- rustin: Peter Wilhelm KI
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