Frag doch den Undertaker

Bestatter holt sich Geld am Kapitalmarkt

Ganz viel wurde in den letzten Tagen über das Stuttgarter Bestattungsinstitut Haller geschrieben. Bestatter Christian Haller (39) möchte sein Unternehmen erweitern und holt sich das hierfür benötigte Geld nicht bei Banken, sondern bietet Sparern bzw. Geldanlegern direkt die Möglichkeit, bei ihm ihr Geld anzulegen. Dafür verspricht er eine recht hohe Rendite von 4%, die je nach Geschäftsentwicklung in einer Gesamtrendite von 10% münden könnte.

In Kauf nehmen die Anleger, daß beim Scheitern des Vorhabens das Geld auch schlicht und ergreifend einfach weg ist.

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Geld leihen geht ja im Grunde bei uns immer so: Diejenigen, die gerade etwas Geld übrig haben, geben es einer Bank und bekommen lächerliche Zinsen dafür. Die Bank gibt im Gegenzug denjenigen, die Geld benötigen nun Kredite und kassiert von denen weitaus höhere Zinsen. Von der Differenz lebt die Bank.
Würde nun jemand, der Geld übrig hat, jemandem, der Geld benötigt, dieses Geld direkt leihen, wäre der Zinssatz, der für das Verleihen gezahlt würde, nahezu identisch mit dem, den der Ausleihende selbst aufwenden muß. Es verdient also keine Bank mit. Letztlich ein gutes Geschäft sowohl für den Gläubiger, als auch für den Schuldner. Der Gläubiger bekommt mehr Zinsen, der Schuldner zahlt weniger, als sie es beide bei einem Bankgeschäft tun würden.

Die Idee von Haller ist also nicht schlecht, ähnlich arbeiten Bio-Gemüse-Kooperativen und zahlreiche andere Firmen auch. Natürlich hat die Sache ihr Risiko, denn wie ich bereits schrieb, im Falle des Unternehmensuntergangs oder eines Scheiterns der Vorhaben, kann das Geld auch futsch sein. Das könnte beim Bestatter so passieren, bei der Bio-Kooperative und bei anderen Unternehmen auch. Deshalb werden sich vorwiegend Geldanleger finden, die sich das Projekt genau angesehen haben, die einen gewissen Enthusiasmus für die Idee an sich entwickeln oder die den eingesetzten Betrag so genau abschätzen, daß ihnen ein eventueller Verlust keinen elementaren Schaden zufügen würde.

So gesehen ist das alles also nichts Besonderes. Lediglich die Tatsache, daß Haller kein Bio-Gemüse verkauft, sondern tote Menschen transportiert, einsargt und bestattet, das macht den Unterschied aus.
Kaufmännisch ist es kein Unterschied, aber wohl in den Köpfen der Leute, denn sonst würde nicht so ausführlich darüber berichtet.

In irgendeinem Online-Portal konnten die Leser sogar abstimmen, ob sie dieses Vorgehen pietätlos finden.
Darüber kann man ja nur lachen.
Kaum hat irgendwas mal etwas mit einem Bestatter zu tun, wird immer das Wort „Pietät“ ins Gespräch eingeflochten. Es ändert doch an der Arbeitsweise des Bestatters nichts und es dürfte auch den Leichen völlig egal sein, ob der Leichenwagen nun mit einem Bankkredit oder von privaten Anlegern finanziert wurde.

Ich finde die Idee nicht schlecht.

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(©si)