Es geht wieder los. Kaum ist es Oktober und die Tage werden merklich kürzer, besinnen sich die Redaktionen auf das Herbstthema Nummer Eins: Bestattungen.
Alle Jahre wieder
Tatsächlich kann der Bär seinen Winterschlaf nach den Berichten über Bestatter im Fernsehen terminieren. Die Berichterstattung über das Beerdigungsgewerbe kommt jedes Jahr genauso sicher, wie ALDI, LIDL & Co. in diesen Tagen die Schokonikoläus*innen in die Regale stellt.
Dabei gibt es gar nichts Neues zu berichten. Menschen sterben, daran hat sich nichts geändert. Und wer gestorben ist, muss irgendwie beseitigt werden, um es mal pragmatisch zu bezeichnen, auch das ist wie schon immer.
Um die Beseitigung der Verstorbenen kümmern sich deutschlandweit gut 4.000 Bestattungsunternehmen. Sie nehmen den Angehörigen die lästigen Dinge rund um eine Bestattung ab, transportieren den Verstorbenen, betten ihn in einen Sarg und organisieren die Trauerfeier und Beisetzung.
Die allermeisten Menschen haben noch nie mit einem Bestatter zu tun gehabt oder der letzte Kontakt liegt schon lange zurück. Deshalb ist man in der Bevölkerung weitestgehend uninformiert und wenn man mal ehrlich ist, wollen die allermeisten Leute mit dem Thema und der Branche auch gar nichts zu tun haben.
Bis eben eines Tages jemand stirbt und man die Dienste eines Bestatters benötigt.
Dann ist es gut, wenn man sich vorher schon hier im Bestatterweblog.de ausführlich informiert hat. Sei es in den unzähligen Fachartikeln oder auch durch die Lektüre der unterhaltsamen aber immer auch lehrreichen Geschichten.
Eine weitere gute Möglichkeit, sich auf den Fall der Fälle vorzubereiten, ist die Lektüre meines letzten Buchs „Wenn die Trauer kommt – so geht sie wieder“. Dieses schöne Buch ist nicht nur ein Trauerratgeber, der schon vielen Menschen aus der tiefsten Trauer herausgeholfen hat, sondern auch ein hervorragender Ratgeber rund um alle Fragen eines Trauerfalls.
Wer dieses Buch gelesen hat, den haut niemand mehr übers Ohr und der weiß auch genau, was ihn erwartet.
Und damit sind wir beim Thema: Die meisten Berichte, die jetzt die Medien fluten, sind von absoluter Ahnungslosigkeit geprägt und gehören eher in den Bereich der Desinformation.
Wir alle kennen diese Serviceseiten in Zeitungen und Zeitschriften und Service-Sendungen im Fernsehen, die sich so wichtigen Themen widmen wie: „Wie lebendiges Grün Ihren Garten in eine Oase verwandelt“ oder „So vermeiden Sie beim Anstreichen lästiges Kleckern“.
Solche Texte und Sendungen werden zusammengestümpert, um den Dümmsten unter den Dummen eine Basalbewegung der Synapsen zu ermöglichen, aber nicht, um wirklich nahrhaftes Wissen zu vermitteln.
In den meisten jahreszeitlichen Sendungen über Bestattungen werden allgemein bekannte Selbstverständlichkeiten durchgekaut und Warnungen ausgesprochen, die jedem Menschen mit auch nur einem Fünkchen Denkvermögen sowieso bekannt sind, weil sie zum allgemeinen Mindestwissen eines verantwortungsvoll agierenden Erwachsenen gehören.
Und die Warnungen vor den vermeintlich nur auf das Abzocken ausgerichteten Bestattern beschreiben ebenfalls ganz alltägliche Selbstverständlichkeiten, die oft gar nicht anders zu handhaben sind, aber von denen der jeweilige Redakteur einfach keine Ahnung hatte.
Jedes Jahr bestatten Deutschlands Bestatter so rund eine Million Menschen. Und jedes Jahr gibt es ein paar tausend manchmal sogar drastische Vorfälle, bei denen irgendetwas schiefgelaufen ist oder Bestatterkunden sich über den Tisch gezogen fühlten.
Die Quote liegt im Promillebereich und man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Bestatter ordentlich, ehrlich und seriös arbeiten.
Standardaussage in solchen Zusammenhängen ist: Schwarze Schafe gibt es überall.
Ja, es gibt auch Schwarze Schafe unter den Bestattern. Aber es gibt, anders als in anderen Branchen, keine Bestattungsunternehmen, die von der Abzocke leben und bei denen das Hintergehen der Kunden das Geschäftsmodell ist.
So etwas spricht sich viel zu schnell herum und so ein Betrieb würde nicht lange existieren.
Viel verbreiteter sind so kleine Unordentlichkeiten, wie den Kunden über die Kosten im Unklaren zu lassen, anfangs nicht alle Kosten zu benennen oder zu versuchen, nachträglich noch die Mehrwertsteuer draufzuschlagen.
Wer meinen immer wieder gebetsmühlenhaft wiederholten Ratschlag befolgt, kann aber nahezu allen solchen Versuchen entgehen: Lassen Sie sich am Ende des Beratungsgesprächs eine Kostenaufstellung mitgeben, in der alle zu erwartenden Kosten enthalten sind!
Ich habe oben von „Unordentlichkeiten“ gesprochen, was den einen oder anderen stören könnte. Deshalb will ich das gerne noch einmal etwas konkretisieren.
Was mir immer wieder auffällt – und ich habe mit hunderten, wenn nicht tausenden von Bestattern zu tun gehabt -: Einige sind, was kaufmännische Belange anbetrifft, von einer herzerfrischenden Naivität geprägt. Manches ist gar nicht böse gemeint und es steckt gar nicht die Absicht dahinter, die Kunden zu hintergehen. Vielmehr hat man das schon immer so gemacht, noch nie was davon gehört oder sich das Wissen von Kollegen angeeignet, die ebenfalls keine Ahnung haben.
Die meisten Deutschen beharren an der Supermarktkasse darauf, den Kassenbon zu erhalten, um die Einkäufe und die Addition überprüfen zu können. Sie prüfen und vergleichen die Preise für Butter, Mehl und Milch, als ob es um Transaktionen der internationalen Finanzwirtschaft ginge. Von Bezinpreisen will ich gar nicht erst anfangen. Weshalb man dann beim Bestatter völlig blauäugig, ohne auch nur ansatzweise etwas zu hinterfragen, sich schicksalsergeben wie ein Huhn bei Wiesenhof in einen Vertragsabschluss begibt, der viele tausend Euro umfassen kann, bleibt mir schleierhaft.
Ja, ich weiß, weshalb das so ist, wir haben hier oft genug darüber gesprochen. Aber die Menschen sind doch bis hin zur Respektlosigkeit kritisch gegenüber allem und jedem geworden. Weshalb kümmern sie sich beim Bestatter erst dann wieder um ihren Verstand, wenn nach drei Wochen die Rechnung kommt?
Und genau das sollte mal das Thema der herbstlichen Bestattersendungen sein. Was meinst Du?
- herbstthema: Peter Wilhelm KI
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: beitrag, Berichterstattung, fernsehen, sendung
Ist mir noch nie aufgefallen, dass im Herbst über Bestattungen berichtet wird. Liegt wahrscheinlich an meiner herzerfrischenden Naivität oder dem lebkucheninduzierten Zuckerkoma
Oder schlicht daran, daß du – wie ich – nahezu kein „lineares TV“ (also der Murks, mit dem uns die öffentlichen wie privaten Sender überschütten) schaust.
Radiosender berichten vermutlich kaum darüber, ich lese keine Zeitungen, und die Streaming-Dienste haben maximal ein paar Halloween-Filme mehr im Angebot.
Doch, in der Zeit um Allerheiligen (1.11.) findet man seitenweise das Thema „Tod“. Vielleicht auch nur „rund um den Friedhof“.
Also sowas wie Grabschmuck und Grabstein.
So genau weiß ich es grad gar nicht.
Ich habe es schon in der Tageszeitung und einem kostenlosen
Wocheblatt gesehen.
Mir fällt nur auf, dass die „Blumenfritzen“ in der Fußgängerzone jetzt wieder nette bis ziemlich hässliche Grabgestecke im Angebot haben oh und die Discounter natürlich.
Ach ja, es nervt mich auch, daß mir als Privatperson stets Nettopreise genannt werden – in der Autowerkstatt, beim Installateur oder Elektriker – wo bleibt der Aufschrei in den Zeitungen?
Kannste einfach ändern, bitte betreffende Leute Dir ausschließlich die Bruttopreise zu nennen.
Machen die dann auch.
Kann dir nur recht sein. Nach Preisangabeverordnung sind Preise gegenüber Verbrauchern immer brutto anzugeben – lass dir den Preis schriftlich geben, und die Zahl ist brutto, auch wenn sie netto gemeint war.
„wie ein Huhn bei Wiesenhof“
Das halte ich für eine irreführende Aussage. Ich habe Zweifel daran, dass bei Wiesenhof überhaupt Hühner (also, die mit den Federn) verarbeitet werden.
Im Übrigen stimme ich zu: Sobald es regnerisch, kalt und neblig draußen wird, nehmen auch die Fernsehberichte über Tod und Bestattungen zu, weil Allerheiligen naht, die alljährliche Beerdigungsmodenschau. Und weil (im Gegensatz zu gläubigen Katholiken) sich Fernsehberichterstatter nicht gerne irgendwelche Körperteile an- oder gar abfrieren lassen, ziehen sie einfach ein paar alte Videos aus dem Archiv und bringen die halt dann nach dem Motto „passt schon“.