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Bestatterrechnung

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Hallo lieber Undertaker,
kannst Du mal einen Blick auf folgende Bestattungsrechnung werfen? Meine Mutter hat sie schon bezahlt, ich konnte sie nicht dazu bewegen, erst abzuwarten. Mir kommt da aber manches komisch vor. Was meinst Du dazu? Es geht uns nicht darum, daß wir nicht bezahlen wollen, aber es wäre mir lieb, wenn Du mal drüberschaust.

Herzlichen Dank
O.

Mache ich gerne. Hier also mal die Rechnung, damit alle wissen, um was es geht:

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Kiefernsarg Vollholz 670,- Euro
Damentalar weiß, Viskose und Strümpfe 54,- Euro
Deckengarnitur, weiß mit Spitzenborte 115,- Euro
Sargausstattung, Sargpolster 85,- Euro
Kupferurne gehämmert 230,- Euro
Aschengefäß 40,- Euro
erste Überführung 130,- Euro
Personalaufwand hierzu 125,- Euro
Einbetten, hygienisch versorgen, Ankleiden, 85,- Euro
Kühlung 50,- Euro
Aufbahrung zur Abschiednahme 55,- Euro
Überführung zum Friedhof 130,- Euro
Personalaufwand hierzu 125,- Euro
Kondolenzliste 45,- Euro
Betreuung der Liste und Aufpassen 45,- Euro
Dekoration der Trauerhalle 40,- Euro
Warten und Abbauen 65,- Euro
Grabkreuz aus Holz 65,- Euro
Überführung zum Krematorium 130,- Euro
Personalaufwand hierzu 125,- Euro
Transport der Urne zurück zum Friedhof 130,- Euro
Personalaufwand hierzu 125,- Euro
Beratung und Erledigung der Formalitäten 180,- Euro
Telefongebühren, Porto, Fax 18,- Euro

Zwischensumme 2.981,- Euro
MwSt. 436,- Euro

Endbetrag 3.081 Euro

Zu Recht hast Du das Gefühl, bei dieser Rechnung sei etwas merkwürdig. Zunächst einmal fällt mir auf, daß der Rechnungsbetrag und die Mehrwertsteuer recht abenteuerlich berechnet wurden, da stimmt -zumindest nach meinem Verständnis- kein einziger Betrag, weder die „Zwischensumme“, noch die „MwSt“ und auch nicht der „Endbetrag“.
Nach meinem Dafürhalten -Steuerkundige mögen mich berichtigen- ist es außerdem nicht in Ordnung, Euch Nettopreise zu berechnen und dann erst am Rechnungsende die Umsatzsteuer (MwSt) auszuweisen und draufzuschlagen. Im Geschäftsverkehr mit Endverbrauchern sind Bruttobeträge anzugeben, zumindest mal bei der Preisauszeichnung und in Katalogen und Preislisten. Das hier gezeigte Verfahren kann nur in Ordnung sein, wenn Euch vorher die Bruttopreise bekannt waren.

Ich würde aber schon einmal allein aufgrund der seltsamen Beträge die Rechnung anfechten und um Ausstellung einer korrekten Abrechnung bitten.

Die einzelnen Rechnungsbeträge gehen soweit in Ordnung. Es sind mittlere Beträge, das alles habe ich schon günstiger, aber auch wesentlich teurer gesehen. Ich nehme ja an, daß man Euch beim Beratungsgespräch die einzelnen anfallenden Punkte und Kosten erklärt und aufgeschlüsselt hat. So wußtet Ihr ja, was auf Euch zukommt.
Was mir allerdings deutlich auffällt, ist die Tatsache, daß dieser Bestatter immerhin 4 mal 255 Euro (plus Steuer!) für Überführungen berechnet. Das ist dann doch recht unverschämt.

Wir hätten in diesem Fall nur zwei Überführungen berechnet und eine davon auch noch günstiger. Die erste Überführung, also die Abholung am Sterbeort kann soviel kosten, das ist in Ordnung, die zweite Überführung, dieses Mal zum Krematorium berechnen wir derzeit inkl. Personalkosten und Steuer mit 135 Euro. Gefahren wird ja und dafür muß man bezahlen.

Ob man nun die Zwischenüberführung von der Einbettung im Bestattungshaus zum Friedhof auch nochmal mit dem vollen Betrag abrechnen muß, ist sicherlich von Fall zu Fall und von Bestatter zu Bestatter unterschiedlich, wir rechnen das nicht ab.
Und zwar aus folgendem Grund. Es besteht Leichenhallenpflicht, davon gehen wir einmal aus, und deshalb ist es die Aufgabe des Bestatters den Verstorbenen vom Sterbeort in die Leichenhalle zu bringen. Idealerweise würde er ihn dort, und so ist es z.B. in Berlin und anderen Städten durchaus üblich, hygienisch versorgen und einbetten. Wenn der Bestatter das, aus welchen Gründen auch immer, lieber in seinen eigenen Räumen macht, kann man das nicht dem Kunden mit einer zusätzlichen Fahrt belasten.

Aber die Berechnung der vollen 255 Euro für die Überführung der Urne sind eine Frechheit. So einen Blechbembel kann jeder Bestattungshausmitarbeiter in der ALDI-Tüte im PKW transportieren. Keinesfalls sind da 255 Euro gerechtfertigt. Wenn überhaupt, würde man eventuell 50-75 Euro für so etwas ansetzen können.

Allerdings habe auch ich schon mal Rechnungen mit vier Überführungen geschrieben und den Urnentransport extra berechnet. Das war dann aber sachlich korrekt und durch die Angehörigen so veranlasst und bestellt. So könnte es auch in Eurem Fall gewesen sein, das könnt aber nur ihr wissen.

Sollte es nicht so gewesen sein: Korrekte Rechnung verlangen. Falls man Euch im Bestattungshaus nur die niedrigen Nettopreise genannt hat und nicht auf die noch hinzukommende Umsatzsteuer hingewiesen hat und diese auch nicht auf dem Angebot bzw. der Auftragsbestätigung auftaucht, würde ich annehmen wollen, daß man auch nur die Nettopreise bezahlen muß.
Der Endverbraucher darf sich darauf verlassen, daß die ihm genannten Preise ohne jeden weiteren Aufschlag gelten. Wird dann hinterher doch ein Steueraufschlag verlangt, reicht es nicht, daß der Betrieb darauf hinweist, er sei ein Handwerksbetrieb und da sei das eben so.

Überdies halte ich die mehrfache Abrechnung der Fahrtkosten für unangebracht.
Sollte man Euch nicht in der von Euch erwarteten Form entgegenkommen, würde ich die Rechnung zusätzlich auch dem Bestatterverband zusenden, dessen Wimpel die Firma auf ihre Rechnung gedruckt hat.


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 21. Januar 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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Buchstabensalat
15 Jahre zuvor

…ich les nur Überführungsaufwand HUNDERTfünfundzwanzig Euro. Nix ZWEIhundert.

Salat

15 Jahre zuvor

130 plus 125 f. Personal = 255 Eur.

(daher sieht es ja auch optisch nicht teuer aus)

15 Jahre zuvor

@buchstabensalat: Der nachfolgende Personalaufwand gehört jeweils dazu. 125+130=255

Matthias
15 Jahre zuvor

…ich les nur Kosten 95 CENT für den Klingelton. Nix NEUNEURONEUNUNDNEUNZIG pro Monat Sparabogebühren. 😉

Buchstabensalat
15 Jahre zuvor

Ah! *Lichtaufgeh*
Ich hatte großzügigst angenommen, daß der jeweilige Posten vorher in Gebühren o. Ä. begründet läge.

Zu-gut-für-diese-Welt-Salat

Das Sonnenkind
15 Jahre zuvor

Also lieber Undertaker, was die Ausweisung von Brutto oder Nettopreisen angeht ist es eigentlich üblich dass auch beim Endverbraucher Nettopreise im Einzelpreis ausgewiesen werden, eine Netto-Gesamtsumme ausgewiesen wird und hierauf dann die Kalkulation der MwSt. erfolgt mit anschließender Ausweisung der Gesamt-Brutto-Summe.
Ich kenne es nicht anders im Dienstleistungs/Handwerksgewerbe. Unsere Produkte werden immer netto angegeben.
Gruß
Das_Sonnenkind

Trashman
15 Jahre zuvor

Gegenüber dem Endverbraucher müssen Bruttopreise angegeben werden-das kann in diesem Fall ja im Beratungsgespräch erfolgt sein, nur auf der Rechnung ist es netto (warum auch immer), aber es ist nicht zulässig dem Kunden die Nettopreise zu nennen und danach zu sagen „die Mehrwertsteuer kommt ja immer drauf“…
http://de.wikipedia.org/wiki/Preisangabenverordnung

Steuermann
15 Jahre zuvor

Es ist schon genau so wie der Undertaker es schreibt. Man kann Endverbrauchern keine Nettopreise präsentieren und dann frech noch mal eben 19% draufhauen.

Auch das Gerede von ‚ist bei uns im Handwerk so üblich‘ ist Quark. Die die das sagen, sollten sich mal von der Handwerkskammer beraten lassen. Der Endverbraucher hat eine Rechnung mit Bruttopreisen zu bekommen. Unter 100 Euro Rechnungssumme reicht es, wenn es heisst, daß 19% MWST enthalten sind, über 100 Euro muß auch der Betrag noch einmal explizit genannt werden.

Selbstverständlich kann und darf man bei jedem einzelnen Posten Nettobetrag, Mwst-Betrag und Bruttobetrag zur näheren Aufschlüsselung angeben. Aber die unter Handwerkern verbreitete Unsitte, ihre Preise dadurch zu schönen, dass man dem Kunden nur Nettopreise nennt, ist verkehrt, auch dann wenn man anschliessend noch die Steuer und Brutto auswirft.

Morpheus
15 Jahre zuvor

ich weiß ja nicht ob ich im Rechnen so schlecht bin oder einfach irgendwas übersehen habe… aber bei meiner Rechnung komme ich auf 3905 Euronen… also entweder er hat weniger in Rechnung gestellt oder ich habe nen Denkfehler…

Claudia
15 Jahre zuvor

sind das Beispielzahlen? Oder wirklich ordentlich die Rechnung abgetippt?
Weil unten stimmts ja schon beim hinkucken nicht.

Tom, wie ist das mit dem Krematorium? Fahrt ihr da extra hin um jemanden abzuholen? Ober packt ihr die Urne mit ein, wenn ihr eh grad abliefert?
Bei unserer Oma wurde die Urne kostengünstig mit der Post verschickt. Das würde den Schnitt nochmal ordentlich anheben.

Andy
15 Jahre zuvor

Fehlen da nicht auch noch die Kremationsgebühren als Durchlaufender Posten???? Oder wurde nur überführt und komplimentär kremiert?!?!? *wunder*

Ingo
15 Jahre zuvor

Zu Netto-/Brutto: Amazon machts doch genauso, auf der Webseite sind die Waren korrekt mit Bruttopreisen ausgezeichnet, auf der Rechnung sinds dann nachher die Nettopreise und am Ende kommt die Mwst. drauf. Also denk ich mal das ist korrekt so, ansonsten hätten die das bestimmt schon längst geändert…

15 Jahre zuvor

@Andy: Es sind nur die Bestatterkosten berechnet worden, für die durchlaufenden Posten gab es eine zusätzliche Rechnung.

Ottmar
15 Jahre zuvor

Hallo, ich bin der Betroffene, der Tom die Rechnung sandte. Er hat sie 1:1 abgetippt. Die Bruttopreise waren uns nicht bekannt. Im Laden hiess es, der Sarg kostet 670 Euro und nicht 670 plus Mehrwertsteuer. Stimmt, da hat der uns ganz schön betuppt. Im Büro hiess es noch, die gesamte Bestattung kostet nur 1.950 Euro.

15 Jahre zuvor

Hm, mir fällt grad noch auf: Der Posten Porto. Porto ist lt. Post ohne MwSt – darf man da dann überhaupt noch MwSt draufschlagen? Eigentlich ja nicht…
Gibt es einen schriftliches Angebot? Oder einen Auftrag? Da sollten dann doch die richtigen Preise inkl. MwSt. stehen.

FuneralMarch
15 Jahre zuvor

Sehr schön sind die Posten „Aufpassen“ und „Warten und Abbauen“. Der „Wartende“ kann ja gleichzeitig auch aufpassen, oder? Außerdem könnten diese Posten auf der Rechnung etwas schöner umschrieben werden. Davon abgesehen hat der Rechnungsschreiber offensichtlich ein Problem mit den Grundrechenarten. Nachrechnen, bezahlen und Klappe halten dürfte hier wohl das günstigste sein.

Eulchen
15 Jahre zuvor

urrrrrrrrkssssssss, ist ja Wahnsinn was das alles so kostet heutzutage. Also ich will das alles nicht. Ich spende meine Hülle der Wissenschaft wenn es soweit ist. Die zahlen dann das verscharren der Reste.

Matze
15 Jahre zuvor

Also es tut mir ja herzlich leid wenn ich allen Bestattern damit auf den Schlips trete, aber diese Preise sind meiner Meinung nach (aber natürlich ohne die Waren zu kennen) ziemlich heftig. Dass ein Sarg so teuer ist – okay. Für einen Talar mal eben 54€ zu berappen finde ich schon teuer, aber für eine Deckengarnitur 115€ zu berechnen – meine Gpte, dafür bekomme ich im Bettenhaus eine Bettdecke (die NICHT brennt!) inklusive Kissen und Bezügen. Dazu noch Sargausstattung (die wohl „nur“ aus Stoffauskleidung besteht?) und Sargpolster… manmanman. Warum berechnet der Bestatter das Bestattungsgefäß, nicht aber die Kremierung? Ich dachte, die Aschenkapsel wird vom Krematorium gestellt? Ist das nicht „all inklusive“? Als ich gelesen habe „Kondolenzliste 45,-“ dachte ich daran, dass das auch den „Service“ mit einschließt, aber den gleichen Betrag nochmal für „Betreuung“ und „Aufpassen“ abzurechnen finde ich wirklich etwas heftig. Dazu noch die Position „Warten und Abbauen“ – als wenn der Mitarbeiter der das Kondolenzbuch betreut nicht sowieso „warten“ muss. Nein, ich wusste bisher nicht, wie sich die einzelnen Positionen zusammensetzen (weil es… Weiterlesen »

Alex II
15 Jahre zuvor

@Matze, so hat jetzt [u]ein[/u] Bestatter abgerechnet. Es scheint wenig sinnvoll, dann gleich über [i]alle[/i] Bestatter zu schimpfen. Ich kann dir versichern, daß die Rechnung, die ich bekam nach dem Tod meiner Mutter, doch wesentlich anders, nämlich besser, aussah. (Und um einiges niedriger dazu, selbst wenn ich dazurechnen würde, was wir nicht hatten.)

Apropos Rechnung, @Tom, du müßtest doch so einige Rechnungen mittlerweile erhalten haben, wolltest du damit nicht mal irgendwas machen?

Silvio
15 Jahre zuvor

Ich hab meiner Omma auch schon spaßenshalber jesacht: also das mit dem Ableben geht die nächsten Jahre nich 😀 … Gott sei Dank erfreut sie sich, trotz 86, auch noch bester Gesundheit…

Wobei es diese Preisdiskussion ja schon ausgiebig mal gab hier und da hab ich noch in Erinnerung das 3t Euro „normal“ sind. Wobei ich zu der Rechnung nichts sagen kann. Bin weder Bestatter noch Steuerberater…

Matze
15 Jahre zuvor

@AlexII: Das ist mir klar und das war auch nicht so gemeint, deswegen schrieb ich das ja auch am Anfang 🙂

MacKaber
15 Jahre zuvor

45€ für eine Kondolenzliste? Ist die in Nerzleder gebunden?
Optisch sieht es aus, als habe er ca 300 € Preisnachlass gegeben. Dann wäre ja die eine zuviel berechnete Fahrt und das Aufpassen wieder herinnen.

Anires
15 Jahre zuvor

Also ich sag mal so:
Über die höher der einzelnen Posten kann man nicht viel sagen. Der eine Bestatter rechnet seinen Gewinn auf den Sarg, die Urne oder andere ohnehin höherpreisigen Artikel, die jeder braucht, der andere (so wie Tom es schon mehrfach gesagt hat) kalkuliert seine Kosten so, dass alles etwas beiträgt.

Zu den mehrfachen Überführungen: das würde ich beanstanden. Auch die Abrechnung der ‚Wartezeiten‘, da muss der Bestatter eben besser planen, damit sowas nicht entsteht.

Hier sieht man es auch wieder: Eine ausführliche Kostenaufstellung im Angebot ist unerlässlich. Gäbe es in diesem Fall das Angebot mit den Preisen, könnte auch hier auf die Nettopreise gepocht werden und die MwSt dürfte nicht dazugerechnet werden.

Ich frage mich nur, wie dieser Bestatter es schafft beim Finanzamt korrekte Jahresabschlüsse ab zu liefern.




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