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Billigbestatter in der Kritik

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Weil in Berlin-Hoppegarten ein harmlos wirkender Transporter, der allerdings 12 Särge mit Leichen enthielt, gestohlen wurde und die Verstorbenen erst Tage nach der Tat in Polen wiedergefunden werden konnten, wird zunehmend Kritik an den so genannten Billigbestattern lauter.
Einmal mehr wird den Bestattern Geldgeilheit vorgeworfen und teilweise völlig außer acht gelassen, daß bei vielen Menschen einfach nicht genügend Geld da ist, um eine etwas aufwendigere Bestattung zu finanzieren und diese oftmals bewußt in Kauf nehmen, daß mit ihren Verstorbenen im wahrsten Sinne des Wortes so verfahren wird.

Dennoch gilt, daß auch herkömmliche Bestatter, die sich das Wort „Discount“ nicht auf die Fahnen geschrieben haben, durchaus in der Lage sind, sehr günstige Bestattungen anzubieten. Man muß nur im Beratungsgespräch auf seine finanzielle Situation hinweisen.

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Überdies sollte man berücksichtigen, daß seit Jahren die Handhabung der Verstorbenen durch Billigbestatter angeprangert wird und es inzwischen nahezu jedem bekannt sein dürfte, daß bei den hoheitlichen Gebühren, Grabkosten und den Warenlieferungen des Bestatters oft kaum noch Luft ist, um irgendwo ein Sparpotential zu sehen. Wenn also Bestattungen für extrem wenig Geld angeboten werden, kann der Bestatter nur an seiner eigenen Dienstleistung sparen.
Und das kann er tun, indem er einfach weniger leistet, es schlechter leistet oder indem er Teile der Dienstleistung an Subunternehmer auslagert.
Nun kann aber beispielsweise ein Subunternehmer der Leichentransporte durchführt, seine Dienstleistung nur dann bedeutend günstiger anbieten, wenn er wiederum auch sämtliches vorhandenes Sparpotential ausschöpft.
Und das kann dann eben nur gehen, indem ein Verstorbener nicht einzeln im 120.000 Euro teuren Mercedes-Leichenwagen mit Panoramafenster transportiert wird, sondern in Sargunterteilen mit einer Holzplatte als Deckel und sechs, acht oder elf ebenfalls toten Beifahrern mit einem Lieferwagen.

Auch der Billig-, Discount- oder Internetbestatter muß verdienen. Logischerweise verdient er an der Differenz zwischen seinen Kosten und dem was er den Kunden berechnet.
Bis zu einer gewissen Auftragszahl kann man die These aufstellen, daß man es über die Menge macht. Das bedeutet, daß man mit einem bestimmten Aufwand an Personal und Logistik eine bestimmte, maximale Anzahl von Verstorbenen würdig, respektvoll und ordentlich und trotzdem kosteneffektiv bestatten kann. Irgendwann aber reichen die personellen und logistischen Kapazitäten nicht mehr aus und würden nun weiteres Personal eingestellt und weitere logistische Kapazitäten geschaffen, stiegen auch wieder die Kosten, sodaß die Effizienzgrenze wieder nach oben rückt.
Es muß also wiederum mehr geworben und mehr Kundschaft angelockt werden.

Der Markt ist aber nunmal begrenzt und heiß umkämpft und die Zahl der Kunden läßt sich nicht beliebig steigern.
Also muß man einerseits schauen, daß man von den Kunden entweder mehr Geld einnimmt oder bei der Handhabung der Verstorbenen weniger ausgibt.

Mehr Einnahmen erzielt man z.B. indem man nach außen hin zwar günstig anbietet, in Wirklichkeit aber dann doch recht hohe Abschlußrechnungen schreibt, weil im günstigen Paketangebot viele Dinge nicht enthalten sind, der Kunde vielleicht marginal vom Paketangebot abgewichen ist oder weil das Paketangebot überhaupt eine für viele Kunden unzumutbare Billigvariante ist.
Die Kosten reduzieren, bedeutet gleichzeitig, daß man Personal einspart und die Dienstleistung herunterschraubt. Und dann landet man genau da, worüber sich im Moment alle aufregen: bei menschenunwürdiger Handhabung von Leichen als Sammel- und Stückgut.

Ich kann es nur immer wieder predigen: Zu Lebzeiten eine Vorsorge abschließen und sich rechtzeitig um die Finanzierung kümmern. Im Sterbefall trotz allem Preise vergleichen und den Bestatter ganz genau nach seinen Dienstleistungen befragen. Wo wird eingeäschert? Bekommt unser Verstorbener auch ein richtiges Grab oder landet er irgendwo in Tschechien an der Krematoriumsmauer? Wie wird er transportiert? Wie sieht es mit der hygienischen Versorgung aus, dauert die nur 20 Sekunden? und und und…

Lieber zu einem Bestatter im gleichen Ort gehen und dort nach der günstigsten Variante fragen, als bei einem weit weg liegenden Internet-Billig-Jakob eine zumindest fragwürdige Discountleistung zu bestellen!

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(©si)