Menschen

Bison

Meine Frau hat Bison gekauft. Nicht ein ganzes Bison, da würde unser Garten leider nicht ausreichen, sondern nur ein Stück davon. Ja und weil so ein Stück von einem Bison nicht alleine in unserem Garten lebensfähig ist, war das Stück zum Aufessen bestimmt.
„Bison? Wie kommt man auf die Idee Bison zu kaufen?“ frage ich nach und sie zuckt nur mit den Achseln und meint:
„Das gab’s halt heute beim Metzger und der hat gesagt, das wäre sehr lecker, da wollt‘ ich das mal probieren.“

Gut, warum nicht?

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Bisonfleisch ist schön dunkelrot, ganz leicht marmoriert und nach dem Zubereiten ist das Stück fast noch genauso groß wie es vorher war. Es schmeckt so wie das Rindfleisch früher in meiner Kindheit mal geschmeckt hat, sehr lecker und kräftig. Zart, gut im Biss und aromatisch.
Mir hat es sehr gut geschmeckt, meiner Frau auch und die Kinder -die ja bei außergewöhnlichen Bezeichnungen für Lebensmittel gerne mal von vornherein ‚Bäh‘ machen- haben es auch mit Begeisterung gegessen.

Später erzähle ich dem Wirt unserer Lieblingsgaststätte davon, der mir kurz zuvor mal was von Pferdefleisch vorgeschwärmt hatte. „Mensch“, sagte er, „wenn Du wieder mal Bison kriegst, dann denk an mich und bring mir mal ein bis zwei Kilo mit, das würd‘ ich auch gern mal probieren.“

„Was? Bisonfleisch?“ mischte sich Harry ein und orderte ebenfalls anderthalb Kilo. Auch Lilo meldete Bedarf an und innerhalb von fünf Minuten hatte ich eine Liste mit neun Namen und Bestellungen für immerhin 25 Kilo Bisonfleisch zusammen.

Eine Woche später stehe ich in der Metzgerei und frage nach Bisonfleisch. Die Verkäuferin weiß nicht Bescheid und holt den Chef, der in einer blutigen Schürze von hinten kommt. „Hamm’wer jetzt nicht da, aber ich kann was besorgen, sagen’wer bis nächsten Dienstag.“
Ich gebe ihm die benötigte Kilozahl an und er notiert es gewissenhaft in seinem Bestellbuch.

Am Dienstag drauf fahre ich erneut zu der Metzgerei, doch es ist eine andere Verkäuferin da, die wieder nicht Bescheid weiß und der Chef ist dieses mal auch nicht da. „Aber warten Sie, da hinten steht eine große Tüte in der Kühlung, ich guck‘ mal eben, was da für ein Name draufsteht.“

Zwei Minuten später ist sie wieder da, hat einen großen Plastikbeutel in der Hand und fragt: „Waren das 25 Kilo?“
Ich nicke, zahle einen Haufen Geld aber nicht so viel wie ich befürchtet hatte und fahre mit meiner Beute zur Gaststätte. Der Wirt nimmt den Beutel in Empfang, zerteilt alles in handliche Stücke und portioniert es gemäß meinem Bestellzettel.
Noch am Abend rechne er mit dem Besuch aller dort aufgelisteten Personen und würde das Fleisch dann verteilen.

Am darauffolgenden Wochenende sind meine Frau und ich wieder in diesem Lokal und treffen dort auf beinahe alle Bisonfleisch-Besteller. Ja, man kann durchaus auch sagen: auf alle Bison-Fans.
Denn Harry lobt das Fleisch in höchsten Tönen. Es habe super geschmeckt, ganz anders als doofe alte Kuh und auch Lilo und ihr Mann sind begeistert. Bison sei ja DAS Fleisch überhaupt und ab jetzt wollen sie sich das häufiger mal kaufen.
Auch alle anderen sind begeistert, nur Sabine meint, das Fleisch habe irgendwie streng geschmeckt, fast wie Hirsch.
Ja, irgendwie habe das schon einen etwas anderen Geschmack als eine simple Kuh, da stimmen alle mit ein. Doch lecker sei es auf jeden Fall gewesen und eindeutig leckerer und besser als Kuh.

Gut, ich bin zufrieden und geben gerne die Adresse des Metzgers weiter. Ich habe schließlich keine Lust, jetzt jede Woche für alle möglichen Leute Bison-Fleisch zu besorgen.

Noch eine Stunde lang wird diskutiert, in welcher Form und ob überhaupt Bisonfleisch doch etwas anders schmeckt. Das Fleisch sei so etwas Besonderes, das würde man unter allen anderen Fleischsorten herausschmecken. Unverwechselbar und gut.

Nach dem Wochenende halte ich morgens kurz beim Metzger, um ein ganz plötzliches akutes Magenproblem durch die Einnahme einer Bockwurst zu lindern. „Na, waren Sie zufrieden?“ fragt mich der Metzger, der höchstpersönlich hinter der Fleischtheke steht.
„Ja sicher“, sage ich und er fragt: „Sie sind mir doch nicht böse?“
„Böse? Weshalb sollte ich Ihnen böse sein?“
„Na, hat die Ulrike Ihnen denn nichts gesagt?“
„Was denn?“
„Daß ich kein Bison gekriegt habe. Damit ihre Party nicht ins Wasser fällt, habe ich ihnen ganz normales Rindfleisch eingepackt.“
„Ganz normales Rindfleisch?“
„Ja, sollte die Ulrike Ihnen aber sagen.“
„Die war gar nicht da, als ich kam, war Elfriede da.“
Von hinten ruft Elfriede: „Mir hat keiner was gesagt.“

„Das was gar kein Bison?“

„Nee.“

„Aha.“

„Schlimm?“

„Nö.“

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(©si)