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Cooper I

orgel

20-jährige erschlagen

Bille und Cooper heißen eigentlich Sibylle und Hans-Rüdiger. Er ist 23 Jahre alt, sie 20.
Vor einem halben Jahr sind die beiden in ihre erste gemeinsame Wohnung gezogen, nachdem sie sich vier Monate zuvor in einem Cluburlaub kennengelernt hatten. Möbel und Anschaffungen waren von Sybilles Vater bezahlt worden.
Während Sybille eine Weiter- oder Ausbildung zur Altenpflegerin absolvierte, hatte Hans-Rüdiger kurz nach dem Einzug seine Stelle verloren und verbrachte die meiste Zeit mit Freunden auf dem Hof, um an seinem Motorrad herumzuschrauben.

Am Wochenende ist es zwischen den jungen Leuten zu einem heftigen Streit gekommen, in dessen Verlauf es Sybille gelang, ihren Vater anzurufen. Sie habe sich im Badezimmer eingeschlossen, weil ‚Cooper‘ sie zusammenschlagen wolle und brauche dringend Hilfe.

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Der Vater hat sich sofort auf den Weg gemacht, aber dennoch über 20 Minuten gebraucht, um dorthin zu gelangen.
In der Wohnung fand er eine eingetretene Badezimmertür und dahinter seine blutüberströmte Tochter vor. Von Cooper keine Spur.

Polizei, Notarzt, Rettungswagen…
Die junge Frau wurde zwar noch ins Universitätskrankenhaus geschafft, verstarb dort aber noch im Schockraum.
Cooper hatte ihr den Schädel eingeschlagen.

Eine sofort eingeleitete Fahndung nach dem jungen Mann brachte keinen Erfolg. Er war an die nächste Autobahn gefahren, hatte sein Motorrad ordnungsgemäß abgestellt und sich dann bei Dunkelheit auf die Fahrbahn gelegt. Ein polnischer Sattelzug, ein Sprinter-Transporter und ein Geländewagen verhängten dann die Todesstrafe, könnte man so sagen.

Da die Autobahn jenseits der Kreisgrenze liegt, wurde ‚Cooper‘ von einem Mitbewerber aus der benachbarten Stadt abgeholt. Sicher keine schöne Aufgabe.

Heute früh hat Sybilles Vater bei vermutlich allen Bestattern hier in der Stadt angerufen, um ein geeignetes Institut zu finden. Sicher wären wir in die engere Wahl gekommen, gäbe es da nicht einen Umstand, der das für ihn absolut unmöglich macht: Inzwischen hat ‚Coopers‘ Mutter hier angerufen und uns den Auftrag erteilt, die Bestattung ihres Sohnes zu übernehmen.

Nachher telefonieren wir mal mit der Staatsanwaltschaft.

Es gibt so Tage…
Dieses Wochenende hatte es in sich. Den Pizza-Boten im Aufzug müssen wir wieder hergeben, die Angehörigen haben einen Bestatter im Bekanntenkreis, also wird der junge Mann von uns heute früh zur Rechtsmedizin gebracht und dann haben wir nichts mehr damit zu tun.

Ein Mann ist an diesem Wochenende in einen Fluss gesprungen, man weiß bis jetzt nicht, ob aus Spaß, im Suff oder mit Selbsttötungsabsicht. Er ist von einer „Beach Party“ weggegangen, auf eine Brücke geklettert und dann ins Wasser gesprungen. Er sei untergegangen wie ein Stein und nicht mehr an die Oberfläche gekommen. Erst vier Stunden später (ich hätte gedacht so’n Fluss fließt schneller) wurde er nur anderthalb Kilometer weiter flussabwärts an einer Schleuse tot aus dem Wasser gezogen. Den Auftrag hat auch ein anderer Kollege.

Beim Brand in einem Gartenhäuschen in einer aufgegebenen Kleingartenanlage vor den Toren der Stadt ist ein Wohnsitzloser einer Rauchgasvergiftung erlegen. Was viele gar nicht wissen: Es sterben weitaus mehr Menschen an oder durch die Rauchgase als durch direktes Verbrennen. Auch dieser Auftrag wird von der Konkurrenz übernommen.

Hier ist der Polizeidienst ja auf wenige Unternehmen verteilt, jeder kommt mal eine Woche dran. Derzeit ist das so geregelt, daß das immer von montags 8 Uhr bis montags 8 Uhr geht, eine Woche lang. In vielen Fällen bedeutet das: Wer den Toten hat, hat auch den Auftrag, weil die Angehörigen sowieso keinen Bestatter kennen und dann einfach bei dem Bestatter bleiben, der das sowieso schon übernommen hat.
Aber das ist eben einerseits nicht immer so und andererseits hängt es vom Einsatzort ab, wen die Polizei verständigt. Vor den Toren der Stadt heißt in diesem Fall, daß die Polizei sowohl einen Bestatter aus unserer Stadt oder aus den Dörfern ringsum rufen kann. Wasserleichen sind sowieso was Besonderes, weil Wasserwege irgendwie Ländersache sind und Flüsse oft Stadtgrenzen darstellen und weil da sowieso jeder was anderes meint.

Eine solche Ansammlung außergewöhnlicher Sterbefälle hatten wir hier in der Region schon lange nicht mehr in so kurzer Zeit und alles was uns bleibt ist ‚Cooper‘.
Das gibt noch was!

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#cooper #Lektorin A

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(©si)