Frag doch den Undertaker

Darf ich am Grab meines Opas eigentlich ein Lied singen?

Hallo Bestatter!

In meiner örtlichen Tageszeitung stand gestern oder vorgestern ein Artikel, dass man ein paar Besoffene (sie waren alt genug um strafmündig zu sein) auf einem Friedhof beim Rumgrölen aufgegriffen hat, und die Lokaljournalisten meinten, dass die wegen „Störung der Totenruhe“ angezeigt werden. Ich glaube aber bei dir gelesen zu haben, dass sich die Toten nicht so einfach stören lassen, und immerhin haben sie ja keine Totenschädel ausgegraben; was ich mir aber vorstellen könnte (da wir hier in Bayern sind) ist, dass sie das alte Wolfgang-Ambros-Lied „Am Zentralfriedhof ist Stimmung“ abgesungen haben.

Da auch mein Zufußheimweg manchmal durch einen Friedhof führt (ist ’ne Abkürzung und sicherer, weil sie auf der Straße fahren wie die Gesengten), eine Frage: Darf man den „Zentralfriedhof“ im Friedhof leise vor sich hinsummen, und was wäre, wenn man ihn vor dem Grab seines Opas laut singt?

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Das mit der Totenruhe hatten wir hier auch schon eimal im Zusammenhang mit dem Diebstahl von Schmuck in Krematorien etc.
Das Thema „Störung der Totenruhe“ ist immer eine sehr heikle Sache und jeder Richter stöhnt auf, wenn er einen entsprechenden Fall zur Hauptverhandlung nehmen muss. Das zu schützende Rechtsgut ist hier das Pietätsempfinden der Angehörigen und im weitesten Sinne das der Öffentlichkeit.

So kommt es letztlich also immer auf den Zusammenhang an. Wenn Du Dich also auf einem ansonsten „menschenleeren“ Friedhof hinstellst und lauthals ein Lied für Deinen Opa schmetterst, wird sich daraus keine Störung der Totenruhe ableiten lassen.
Summst Du aber vor einem jüdischen Grab das „Horst-Wessel-Lied“, könnte man daraus etwas stricken.
Friedhöfe sind Gebiete, in denen man sich dem Ort und Anlass entsprechend zu verhalten hat. Gegen das Singen eines Liedes an einem Grab wird niemand etwas sagen können, so lange Du nichts Volksverhetzendes singst, keine anderen Friedhofsbesucher in ihrer Trauer außergewöhnlich oder andauernd störst und das Ganze nicht den Zweck hat, jemanden herabzuwürdigen.

Mehr zum Thema Totenruhe hier, hier und hier im Bestatterweblog.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Februar 2012 | Revision: 30. Mai 2012

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sakasiru
12 Jahre zuvor

Ich würde mal sagen, wenn sich jemand so gestört fühlt, dass er dich anzeigt, dann war das zu viel…
Leise summen wird denk ich niemanden stören, laut singen würde ich weder am Grab des Opas noch sonstwo, egal ob das jetzt der neueste Hit von Lady Gaga oder das Ave Maria ist. Steht ja nicht umsonst auf jedem dritten Grabstein „in stiller Trauer“, das ist einfach etwas, was man eher leise tut. Von daher werden alle lautstarken Ausdrucksformen eher neagtiv aufgenommen werden. Vielleicht kommt nicht gleich eine Anzeige, aber man sollte sich ja auch nicht immer bis an die Grenzen der Legalität vorwagen, die Grenzen des Anstands sind meist etwas enger.

hajo
12 Jahre zuvor

Also, sarkasiru, ich weiss ja nicht, was am Singen unanständig ist. Ich denke mal, dass die Lautstärke sicherlich ein Mass ist, von der Art des Gesanges mal abgesehen, aber das hat Tom schon geschrieben.

Brumbär
12 Jahre zuvor

Ich glaube, dass es ein sehr heikles Problem sein kann. Ich persönlich würde mich nicht gestört fühlen, wenn auf einem Friedhof jemand seiner Trauer Ausdruck verleiht, in dem er (oder auch sie) ein Lied singt, um den Toten zu ehren, wenn dies in einem angemessenen Rahmen geschieht. Aber es gibt bestimmt bessere Orte für eine lautstarke Trauer, als unbedingt den Friedhof

sakasiru
12 Jahre zuvor

@hajo: Ich schrieb ja auch „laut singen“. Stell dir vor, du stehst am Familiengrab, und am Grab nebenan bringt jemand seinen Verstorbenen ein Ständchen. Während summen und leises Singen sicherlich akzeptabel ist, würde lautes Schmettern doch schon irritieren und von der eigenen Trauer ablenken, oder? Und das gilt im Übrigen nicht nur auf dem Friedhof, sondern auch in der Bahn, im Fahrstuhl und an allen übrigen öffentlichen Orten, an denen man dem Gesang nicht so einfach entkommen kann.

Ma Rode
12 Jahre zuvor

Warum denn nicht auch mal „laut“ trauern? Wenn erkennbar ist, dass der Vortragende sich nicht lustig macht, besoffen ist oder sonstwie die Würde der Situation mit Füßen tritt, hätte ich nichts dagegen, wenn jemand lauthals vor einem Grab ein Lied singt, ein Musikstück spielt oder auch ein Gedicht vorträgt.

Smilla
12 Jahre zuvor

Wo man singt, da lasse dich ruhig nieder, denn böse Menschen kennen keine Lieder….

Tessa
12 Jahre zuvor

@ Bestattungsunternehmer:
Schade, dass dir nicht bewusst ist, dass Christen den gleichen Gott anbeten wie Muslime. Allah heißt schließlich Gott.
Sie haben nur leicht abgeänderte Gebote. Deswegen stört es die ,,normalen“ Muslime auch nicht, wenn jemand aus ihrer “Glaubensgemeinschaft“ einen Christen heiratet.

Christians Ex
12 Jahre zuvor

@Bestattungsunternehmer,
die einen nehmens cool, die anderen eben nicht. Ich bin sicher, man findet auch genug Beispiele, wo es umgekehrt ist.
Abgesehen davon: was soll das Thema hier? Und vor Allem in dem Ton?

Big Al
12 Jahre zuvor

Trolle füttern verboten.
B. A.




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