Allgemein

Das ist aber unser Toter!

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ich telefoniere schon den ganzen Morgen einer Leiche hinterher 🙁

In dieser Woche hat Firma Pietät Eichenlaub Polizeidienst. Das machen die Bestatter hier im Wechsel.
Da ist also einer verstorben und der Arzt hat nicht den natürlichen Tod bescheinigt. Keine Ahnung, was da war, das werde ich noch sehen. Jedenfalls mußte der Verstorbene in die Rechtsmedizin gebracht werden und deshalb hat die Polizei die Pietät Eichenlaub angerufen und die haben den Verstorbenen auch dahin gebracht.

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Der Sohn des Verstorbenen hat aus dem 300 km entfernten R. angerufen und uns den Auftrag erteilt, seinen Vater zu bestatten. Er kommt dann morgen, bleibt vier Tage und es wäre günstig wenn die Beerdigung am Freitag sein könnte.
Also rufe ich bei der Staatsanwaltschaft an, wir brauchen eine Freigabe. „Jaja, die könnt ihr holen, da war nichts dahinter, ist natürlicher Tod“, sagt Staatsanwalt Dr. M.
Meine Mitarbeiterin sattelt den smart und flitzt in die Stadt, um die Freigabe zu holen, zwei Männer nehmen den Viersargwagen und fahren zum rechtsmedizinischen Institut. Von dort rufen sie an und teilen mir mit, dass der Verstorbene schon von Pietät Eichenlaub geholt worden ist, ohne Freigabe ohne Papiere.
Ich rufe bei den Eichenlaubs an. Nein, die Tante am Telefon stellt sich dumm, sie hat keine Ahnung, von dem Toten wisse sie nichts.

Der Sohn aus R. ruft mich wieder an. Warum wir denn die Bestattung nicht machen wollen, wir hätten das doch bei seiner Mutter und seinem Opa schon gemacht und wie wir dazu kämen, den Auftrag weiterzugeben. Häh? Ja, die Pietät Eichenlaub habe ihn angerufen und gesagt, jetzt seien sie zuständig.

„Nein, nein“, beruhige ich den Mann aus R., „Wir machen das schon, die haben Ihren Herrn Vater nur überführt, aber die Bestattung machen wir.“

„Dann ist ja gut, die wollen mir jetzt Bilder von Särgen faxen.“

„Einfach ignorieren und denen klipp und klar sagen, dass wir das machen sollen!“

Ich rufe wieder bei der Pietät Eichenlaub an. Vermutlich die gleiche Frau, die dem Sohn in R. gerade noch den Auftrag aufschwatzen wollte, sagt mir jetzt, sie wisse von nichts, ich solle später nochmal anrufen, die Herren seien alle noch unterwegs.

Schon wieder ruft der Sohn an: „Die haben mir statt Bildern von Särgen jetzt eine Auftragsbestätigung gefaxt, die soll ich unterschreiben.“

„Nix da! Passen Sie auf, wir faxen Ihnen jetzt ein Auftragsformular mit Vollmacht und die faxen Sie mir unterschrieben zurück und wir besprechen dann alles weitere morgen hier im Büro.“

„Okay!“

Eine Viertelstunde später habe ich die gefaxte Vollmacht und rufe wieder bei Eichenlaubs an. Jetzt ist der Verstorbene auf einmal da. Der Geschäftsführer von Eichenlaub sagt mir: „Wir haben ja den Auftrag vom Sohn, der hat ja schon den Auftrag vorliegen.“

„Sie meinen, Sie haben ihm ein Angebot geschickt, aber das ist überflüssig, weil ich den Auftrag unterschrieben vor mir liegen habe.“

„Ja aber wir haben den Verstorbenen doch geholt. Das ist aber unser Toter.“

„Und genau für das Abholen haben Sie ja auch den Auftrag bekommen und genau dafür werden Sie ja dann auch bezahlt. Ich schicke jetzt einen Wagen und wir holen den Mann jetzt bei Ihnen ab.“

„Den bringen wir Ihnen!“

Aha, das sagt der jetzt, weil er noch einmal Überführungskosten rausschinden will. Außerdem war bis jetzt noch nie jemand bei den Eichenlaubs drin. Die lassen nie jemanden bei sich rein. Aber als wir Tag der offenen Tür hatten, hat der Eichenlaub-Geschäftsführer wie wild mit seinem Handy alles geknipst.

„Nee, lassen Sie mal, wir müssen sowieso in Ihre Nähe, der Wagen ist quasi schon unterwegs.“

Er grummelt, ist dann aber einverstanden.

Eine halbe Stunde später liegt der Verstorbene friedlich bei uns. Eingewickelt in ein zugeknotetes Tuch auf dem eingewebt ist: „Pathologisches Institut…“ Die Eichenlaubs haben den nicht mal richtig umgebettet, sondern einfach nur mit dem geklauten Tuch auf die Trage gelegt, wenn überhaupt…

Jaja, die Pietät Eichenlaub, die hat’s drauf!

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