Herr Keller ist 43 Jahre alt, ein gut aussehender, großer Mann, mit gewelltem schwarzen Haar, der ein wenig so aussieht, als habe er zu gut gelebt. Ich meine ja immer, man sieht es den Leuten an, wenn sie etwas zu viel trinken und rauchen. Aber das sind natürlich nur so meine Überlegungen, mich geht das erstens gar nichts an und zweitens sollte ich gleich erfahren, daß ich völlig falsch liege.
Wir müssen noch auf seinen Vater warten und nutzen die Zeit für ein kleines Zwischengespräch. Herr Keller scheint ein sehr intelligenter und redegewandter Mann zu sein, nicht ohne Charme und wir unterhalten uns auf Anhieb recht gut, wenngleich man an jeder Silbe, die er sagt, merkt, daß er ungeheuer belastet ist, sehr stark trauert und in diesem Zwiespalt ist, den man oft mein Trauernden findet. Einerseits möchte er gerne erzählen, was passiert ist, wie es war und seine Trauer öffentlich machen, andererseits ist jedes Wort darüber schwer wie ein Granitbrocken und muß nicht nur über die Zunge, sondern auch über das seufzende Herz.
Sein Mobiltelefon klingelt, der Vater wird sich noch ein bißchen mehr verspäten und er soll doch bitte schon einmal mit den Formalitäten anfangen.
„Hm, der ist gut“, sagt Herr Keller zu mir, als er das Telefon wieder weglegt, „wenn einer die ganzen Papiere hat und alles weiß, dann doch er.“
So ein paar Sachen gibt es aber immer, die mir fast jeder Angehörige beantworten kann und wenn ich die weiß, dann weiß ich auch wie ich weiterfragen muß, um noch den Rest herauszubekommen.
Bis jetzt weiß ich nur, daß Herr Keller eine Beerdigung bestellen will. Genauer gesagt will Herr Keller seinen Vater beim Gang zum Bestatter unterstützen.
„Wer ist denn verstorben?“ frage ich und er antwortet: „Meine Mutter.“
Im Lutherkrankenhaus liege sie und gestern Abend, nein, eigentlich erst heute Morgen, also mitten in der Nacht sei sie verstorben. Plötzlich, ganz plötzlich und vollkommen unerwartet und es sei ein großer Schock für alle. Diese Formulierungen kenne ich und frage mal nach, wie alt die Mutter denn gewesen sei. 67 Jahre, das so doch noch kein Alter. Ist es auch nicht.
Merkwürdig, wie sich das gewandelt hat. Es ist noch gar nicht solange her, da machten die Menschen, vor allem die Männer, so im Alter zwischen 65 und 70 die Augen zu. Zwei bis fünf Jahre Rente haben die bekommen, dann war Schluß.
Und heute? Heute sind sie fast 15 Jahre älter wenn sie sterben.
Wenn früher einer mit 68 oder 69 starb, dann war das normal, heute muß man in der gleichen Situation sagen: „Das ist aber wirklich noch viel zu früh.“
Ich tue das, was ich oft in solchen Situationen tue, ich serviere uns einen Kaffee, das überbrückt die Zeit und schafft ein etwas entspannteres Klima. Eher beiläufig stelle ich die Frage, woran denn seine Mutter gestorben sei. Ich heuchele ja nie Anteilnahme oder Betroffenheit, aber man geht ja dennoch wenigstens aus Höflichkeit auf die aktuellen Umstände ein. Wenn er jetzt sagt, die Mutter sei an einer zwölf Jahre währenden Krebserkrankung gestorben, sind das ja andere Voraussetzungen, als wenn sie gestern Abend von einer Straßenbahn überfahren worden ist.
„Scheiße“, sagt er, schaut mich an wie ein waidwundes Tier, in seinem Blick liegt unendliche Trauer, Hilflosigkeit und auch Leere.
„Einfach alles nur Scheiße, das kann ich Ihnen sagen.“
Und dann erzählt er.
Vor anderthalb Jahren ist er mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Potsdam gezogen. Bei einer Filmgesellschaft hatte er einen guten Posten bekommen und man kann in bescheidenem Luxus leben. Beruflich wie privat lief alles bestens, bis er krank wurde. „Die Nieren arbeiteten nicht mehr richtig, ich war immer müde, unausgeglichen und meine Beine wurden immer dicker. Ich war sofort in ärztlicher Behandlung, aber wenn Sie mich fragen, der Nierenarzt hat mich völlig falsch behandelt.
Ich wurde immer kranker, statt gesunder und es ging mir von Woche zu Woche schlechter. Eines Tages, wir waren auf der Hochzeit meiner jüngeren Schwester eingeladen, wurde es so schlimm, daß mir plötzlich das Wasser aus meinen eigenen Beinen in die Schuhe lief. Mir wurde schwindelig, übel und abwechselnd heiß und kalt. Ich kam sofort ins Krankenhaus und mußte behandelt werden.
Die Ärzte stellten mich neu ein, wie man das so nennt. Blutwerte messen, Urin messen, neue Medikamente, eine ganze Woche lang lag ich im Krankenhaus, über 500 Kilometer von zu Hause entfernt. Ein scheußliches Krankenhaus. Die haben mir ein paar Mal noch nicht mal was zu essen gegeben. Ich sah durch die halboffene Zimmertür, den Essenswagen draußen auf dem Gang stehen, mein Tablett und das von meinem Zimmernachbarn konnte ich sehen und keiner fand die Zeit uns das Essen die paar Meter reinzubringen. Da huschten immer mal wieder hellblau gekleidete Pfleger und Schwestern vorbei, aber die hatten einfach keine Zeit. Erst nach drei Stunden bekamen wir dann was, nachdem wir ein paar Mal geklingelt und gerufen hatten, wir konnten doch beide nicht aufstehen. Fürchterlich.
Ich war froh, als ich da wieder raus war. Einmal weil es dort so schlimm war und dann auch, weil die Ärzte gesagt hatten, sie hätten mich jetzt neu eingestellt und mit den neuen Medikamenten solle es wohl noch eine ganze Weile sehr gut weitergehen. Mein Nierenarzt zu Hause, ja der hat nur den Kopf geschüttelt und gesagt, da stecke man ja nie drin. Toll!
Ein halbes Jahr ist es gut gegangen, dann setzte eine Niere völlig aus. Die arbeitete nur noch zu wenigen Prozent und die andere auch nur noch zur Hälfte. Da sagten die dann, jetzt müsse ich auf die Liste für eine Transplantation.
Für mich war das ein schwerer Schlag. Wissen Sie, wenn die eigenen Organe nicht mehr richtig arbeiten, dann ist das eine Sache, aber wenn es heißt, du brauchst jetzt die Niere von einem Toten und mußt darauf hoffen, daß rechtzeitig einer stirbt, der die passenden Werte hat und wenn keiner stirbt oder die Werte nicht stimmen oder alles zu lange dauert… ja dann mußt du sterben oder dein Leben lang an die künstliche Niere zur Blutwäsche… Nee, mir ist schlecht geworden nach dieser Nachricht und ich war fix und fertig.
In diesem Moment habe ich wirklich an Selbstmord gedacht. Dann hätten meine Frau und meine Kinder wenigstens die Lebensversicherung und keinen nierenkranken Krüppel.
Quatsch! Natürlich waren diese Gedanken Quatsch, aber Sie glauben ja gar nicht, was einem da so alles durch den Kopf geht.
Ich habe auch meinen Eltern davon erzählt und als wir so zusammen saßen, sagte Mein Vater: ‚Junge, das ist doch kein Problem, ich gebe Dir eine Niere von mir. Ich werde nächstes Jahr 70, bin mein ganzes Leben an den Nieren gesund gewesen, warum sollte ich die paar Jahre, die mir noch bleiben, nicht mit nur einer Niere auskommen?‘
Sie können sich nicht vorstellen, was das für mich bedeutete! Da ging irgendwo ein riesengroßes Tor auf und ich sah Licht, sah eine Zukunft für mich.
Wir haben lange diskutiert, das ganze Für und Wider besprochen und schon vierzehn Tage später hatten wir ein Gespräch mit dem Professor. Der informierte uns über den ganzen Ablauf und die Risiken einer solchen Operation. Vor allem stünde uns noch die Hürde der Ethikkommission bevor, die darüber zu befinden haben würde, ob das so geht, daß mein Vater mir eine Niere spendet.
Aber, zu dieser Ethikkommission sind wir gar nicht erst gekommen. Kaum hatte der Professor die ersten einführenden Fragen für seinen Erhebungsbogen gestellt, knipste der seinen Kuli wieder zu und es war schon vorbei. ‚Sie kommen als Spender für Ihren Sohn überhaupt nicht in Frage‘, sagte er zu meinem Vater.
Der hatte vor sieben Jahren eine Operation wegen Prostatakrebs und muß vierteljährlich noch behandelt werden. Da geht das dann mit einer Organspende nicht.
Für mich brach ja eine Welt zusammen. Was hatte ich da große Hoffnungen darauf gesetzt. Im Internet hatte ich alles nachgelesen, mich in einem Forum Betroffener angemeldet und informiert. Es sah bis dahin so aus, als ob alles gut werden würde und dann war mit einem Knipsen des Kugelschreibers alles vorbei.
‚Jetzt seien Sie mal nicht so geknickt‘, hat der Professor gesagt, ‚es findet sich ja vielleicht bald ein anderer Spender. Haben Sie Geschwister?‘ Mein Vater winkte ab, meine Schwester ist adoptiert, also nicht blutsverwandt und es müßte schon ein Riesenzufall sein, sollte dieses Organ passen. Die besten Chancen hat man immer in der engeren Familie. ‚Ja geht das denn auch mit Frauen?‘ erkundigte sich mein Vater und der Professor lachte. Ja, das sei doch überhaupt kein Problem, sagte er, bei Nieren wäre das egal. ‚Ja und warum nehmen wir dann nicht die Ingeborg, meine Frau?‘
So kam es, daß wir mit Mama darüber sprachen und die war sofort bereit. Die hat gar nicht überlegen müssen, das war vollkommen selbstverständlich für sie. Ich weiß ja auch nicht warum, aber wir sind einfach davon ausgegangen, daß der naheliegendste Weg, der vom Vater zum Sohn sei.
Was ein Theater, sage ich Ihnen. Diese Ethikkommission, Mann, Mann, Mann. Sicher, die müssen überprüfen, ob der Spender das auch wirklich freiwillig macht und daß da keine finanziellen Interessen eine Rolle spielen, ist ja klar. Bei mir waren die auch nett, ich war zwei Wochen vor meiner Mutter dran. Aber die Herren, die meine Mutter durch die Mangel gedreht haben, die haben sie richtig psychisch unter Druck gesetzt. Was denn wäre, wenn ich sterbe, was denn wäre wenn sie stirbt… Meine Mutter hat immer nur gesagt: ‚Das ist Schicksal, da kann man dann nichts machen.‘
Schließlich haben die ihr Okay gegeben und dann ging alles los. Die ganzen Tests nochmal von vorne. Die hatten meine Mutter ja schon einmal auf den Kopf gestellt, jetzt taten die das wieder. Ja und vor vier Monaten war dann die große Operation.
Wir lagen in völlig unterschiedlichen Komplexen des Krankenhauses, ich auf der Urologie, meine Mutter auf der Chirurgie. Nur im OP sind wir zusammengetroffen. Für meine Mutter ging das recht schnell. Ich weiß jetzt nicht mehr genau, aber ich glaube nach nur einer Stunde war die wieder raus aus dem OP. Aufmachen, Niere entnehmen, alles verschließen und dann wieder zunähen, fertig. Bei mir war das komplizierter. Dreieinhalb Stunden war ich im OP. Die Anschlüsse haben nicht gepasst. Es hieß hinterher, der Professor habe ein wahres Wunder vollbracht. Ich verstehe ja nichts davon, aber wenn ich das richtig behalten habe, hatte meine Mutter vier Anschlüsse an der Niere und ich nur zwei. Mann, ich bin jetzt so durch den Wind, ich kann das gar nicht richtig wiedergeben, aber Sie verstehen bestimmt, was ich meine. Das sind so die kleinen Besonderheiten der Natur und der Professor mußte das alles richtig anschließen und vernähen, sonst wäre auch die neue Niere nicht richtig durchblutet worden.
Es ist alles wunderbar verlaufen. Man kann es nicht anders sagen. Mein Vater hatte sich ein Hotelzimmer genommen und war den ganzen Tag im Krankenhaus. Der ist zu einem richtigen Pfleger geworden in der Zeit. Den halben Tag war er bei Mutter, den anderen halben Tag bei mir. Die im Krankenhaus bemühen sich ja und die waren auch wirklich alle ganz nett, aber Zeit für die Patienten haben die nicht. Alles nur husch-husch und wenn mein Vater nicht gewesen wäre, hätte es uns an so manchem gefehlt.
Und dann? Dann sind wir entlassen worden. Meine Mutter eine Woche vor mir und schließlich waren wir beide draußen. Die Mutter hat gar nichts gemerkt von der fehlenden Niere. Nichts! Die hatte ein paar Mal Schmerzen an der Narbe, aber das war dann auch schnell vorbei. Die mußte auch keine Medikamente nehmen, nichts. Bei mir ist das ja anders. Ich muß jetzt mein Leben lang das Zeug schlucken, schon wegen der Abstoßungsreaktion. Ich darf auch nirgendwo mehr hingehen, wo ich mich besonders leicht anstecken könnte und soll Wohnungen meiden, in denen Vögel gehalten werden. Aber damit kann ich leben. Die Niere, und das ist ja das Wichtigste, hat von Anfang an einwandfrei gearbeitet.
Es ist doch alles so gut verlaufen, alle schauten nur auf mich, daß es mir jetzt wieder besser geht und daß mit meiner Mutter was sein könnte, das konnte doch keiner ahnen. Gestern Abend ist ihr übel geworden, das ist ja nichts Schlimmes, sowas hat man ja schonmal. Meine Eltern meinten, das käme vom Sauerkraut und Mutter hat sich früh ins Bett gelegt. Mein Vater hat noch zwei Spielfilme geguckt und als der dann ins Bett ging, lag meine Mutter halb ausgezogen und völlig apathisch auf dem Bett, nicht zugedeckt, nichts. Er hat dann natürlich sofort den Notarzt angerufen und sie kam dann in der gleichen Nacht noch ins Krankenhaus.
Mann, was für ein Theater! Ich also wieder ins Auto, von Potsdam hierher, aber meine Mutter habe ich nicht mehr lebend gesehen.
Die haben im Krankenhaus alles versucht. Die Niere hatte ausgesetzt, die Leber, alles, ein Organ nach dem anderen. Die konnten das überhaupt nicht verstehen, das wäre etwas völlig Unerwartetes und Seltenes, haben die gesagt. Die Mutter sei schon mehr tot als lebendig gewesen, als sie ins Krankenhaus kam. Wir haben gewartet und gehofft, aber dann kamen sie doch und haben nur mit dem Kopf geschüttelt.“
Herr Keller senior kommt, ich bringe ihn zu seinem Sohn und die beiden umarmen sich. „Horst, lass das!“ sagte der Senior zu seinem Sohn: „Das hätte Mama nicht gewollt. Wir haben gewußt, daß einiges schief gehen kann und die Mama hat zu mir gesagt: ‚Das Einzige was wichtig ist, ist das Horst wieder gesund wird, der hat Frau und Kinder, die ihn brauchen, der hat sein Leben noch vor sich. Ich bin alt und unsere Kinder sind doch versorgt. Wenn mir was passiert, dann dürft ihr euch niemals Vorwürfe machen. Ich will das so und ich würde das jetzt mit der Niere auch machen, wenn ich wüßte, daß man sofort bei der Operation stirbt. Und wenn was passiert, dann ist das eben Schicksal.'“
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Sehr Traurig. Aber als Vater denke ich ähnlich, auch wenn ich weit entfernt vom Alter der Frau bin und mein Sohn erst zwei Jahre alt ist.
Das ist so traurig…
Tragische Geschichte.
Die Schwester meiner Freundin hat ihrem Sohn auch eine Niere gespendet, von daher kann ich es gut verstehen.
Ich lese hier ja öfter traurige Geschichten, aber das ist das Berührendste, was ich hier bisher gelesen habe. Vielen Dank.
Mir schnürt’s gerade irgendwie den Hals zu. Vor ca. drei Jahren hat meine Mutter meinem Vater eine Niere gespendet. Wider Erwarten und wider aller Wahrscheinlichkeit haben da alle körperlichen Merkmale gepasst, sodass die Organspende möglich war und auch ohne Probleme geklappt hat. Meine Eltern erfreuen sich heute bester Gesundheit. Wenn ich jetzt diese Geschichte lese, begreife ich wieder einmal, was wir damals für ein riesiges Glück hatten…
Du schaffst es mit Deinen Geschichten mich zu Tränen zu rühren! Danke!
Ich glaube, es geht allen „normalen“ Eltern so, dass sie lieber selbst sterben als eins ihrer Kinder sterben zu lassen.
Und die Mutter haette das sicher auch gemacht, wenn sie gewusst haette, dass sie dann stirbt.
So sind Eltern eben.
Und das ist gut so.
ich hab glaub was ins Auge bekommen, murx…
Bitte noch etwas lustiges heute, sonst kämpfe ich den ganzen Sonntag noch mit meinem Mittagstisch; es gab Kloß…
Oh ne… ich sitz hier und heul.. mein Vater war seit ich denken kann nierenkrank und ist im Alter von 53 Jahren daran gestorben… ich bin es selber auch und hoffe nur, daß ich es nicht vererbt habe… will nicht, daß mein Kind das mitmachen muß, was ich selber mitgemacht habe… kann es gut verstehen, daß er bei der Diagnose an Selbstmord dachte…
Ich hatte mal einen Bekannten, der seiner Schwester eine Niere gespendet hat und Jahre später hat seine verbleibende Niere den Dienst versagt.
Das für ihn tragische war der finanzielle Aspekt, denn seine Krankenkasse meinte, es wäre eine Folge der Spende und somit müsste die KK seiner Schwester zahlen. Die jedoch sah keinen Zusammenhang, da es ja Jahre auseinander lag. Er bekam keine Spenderniere und hinterließ nach drei, vier Jahren nichts als Schulden.
Nun sitz ich hier mit total nassen Augen…. Was für eine Geschichte!!
Und wenn man auch tausendmal weiß, das immer was passieren kann bei so einer OP – ich glaube ich würd mich den Rest meines Lebens so schuldig fühlen…. Der arme arme Mann! Aber großartig, wie der Vater, der ja immerhin seine Frau verloren hat, reagiert! Gemeinsam kommen die da schon durch…
Ohje, wirklich schade, dass es so gekommen ist…
Uff…Wenn ich so etwas lese, dann denke ich immer wieder wie gut ich es doch habe, ich bin gesund, in meinen Lungen ist Luft und meiner Familie geht es auch gut. Ich bewundere die Menschen die in solchen Momenten soviel Kraft haben und sich gegenseitig stützen, vor so etwas habe ich unglaublich viel Respekt. Danke.
Für den Sohn kann das jetzt auch die Hölle sein. Wenn es dumm geht, wird er sich sein Leben lang fragen, ob er am Tod der Mutter schuld ist – egal ob die das nun gewollt hätte oder nicht.
Meinen Kindern würde ich jederzeit eine Niere spenden, ohne zu überlegen. Egal was die Folgen für mich wären. Meinen Geschwistern würde ich, ehrlich gesagt, eher nicht spenden, sie sind ungefähr gleich alt wie ich, daher sehe ich den Punkt nicht. Abgesehen davon haben sie eine andere Blutgruppe als ich, sodass eine Spende ohnehin nicht möglich wäre, genau wie bei meinem Mann, der auch eine andere Blutgruppe hat. Ansonsten bin ich für mich persönlich gegen Organspenden, weil ich nicht glaube, dass die Verteilung objektiv erfolgt (seit dem Fall mit Thurn&Taxis).
Das ist genau der Fall, vor dem ich mich fürchte. Ich habe das alles noch vor mir. Mein Vater wird mir in absehbarer Zeit eine Niere spenden.
Er ist jetzt knapp sechzig Jahre alt und hat nur noch fünf Jahre bis zur verdienten Rente vor sich. Er hat immer viel gearbeitet und sich mir gegenüber immer vorbildlich und anständig verhalten. Wenn er durch die OP Schaden nehmen würde oder gar dann selbst Nierenprobleme bekäme, die mit einer zweiten Niere nicht aufgetreten wären, wäre das der schlimmstmögliche Fall für mich.
Damit, dass mein Leben wohl nicht mehr allzulange andauern wird, habe ich mich schon halbwegs arrangiert. Ich will da aber nicht auch noch meinen Papa mit reinreißen. 🙁