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Das Problem der Frau L.

Frau L. hat ein Problem. Das Problem an dem Problem besteht darin, daß Frau L. über das eigentliche Problem nicht sprechen mag.

Ihr Mann ist gestorben, was an sich schon, vor allem für Frau L. sehr problematisch ist, Herr L. merkt da nichts mehr von. Mit dieser Problemstellung hat sich die Witwe aber recht schnell abgefunden, der Mann war ihr schon lange mehr oder weniger nur noch im Weg. „Seit der in Rente war, hat der sich nur noch bewegt, wenn er mal die Füße hochnahm, damit ich unter seinem Sessel mal durchwischen konnte.“

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Durch seinen vehement vorgetragenen Anspruch, mit dem Eintritt in den Rentnerstatus und die damit verbundene häufige Anwesenheit im Hause, nunmehr vom Sessel aus dirigierend in den Ablauf der häuslichen Arbeiten eingreifen zu wollen, verschärfte Herr L. die Situation nur noch mehr.

Dies wiederum führte schon vor zwei Jahren dazu, daß Frau L. sich mehr und mehr aushäusig zu betätigen begann, zum Beispiel indem sie im evangelischen Frauenkreis die eine oder andere ehrenamtliche Arbeit übernahm und allerlei seniorengeeignete Bildungsangebote der örtlichen Volkshochschule wahrnahm. „Ich habe sogar Ikebana und Origami gelernt, Sie glauben ja gar nicht wie langweilig das ist, aber wenigstens war da mein Mann nicht dabei.“

Diese Problematik erledigte sich aber Ende letzter Woche durch das offensichtlich nicht ganz unwillkommene aber plötzliche Ableben des Herrn L. „Wenn der was macht, dann immer Knall auf Fall, ohne Vorwarnung. Der war noch nicht mal krank. Und ich hab dann die Rennerei!“

Frau L. zieht jetzt zu ihrer Tochter und räumt gerade ihr Haus aus. Das heißt, sie möchte es gerne durch einen unserer Subunternehmer ausräumen lassen, der sowohl Umzüge, als auch Entrümpelungen organisiert. Ja und daraus ergibt sich das Problem, das Frau L. nicht beim Namen nennen will.

„Mein Mann hat da so Sachen. Ich meine, der hat da so Männersachen, ja und da will ich, daß Sie mal vorbeikommen und das abholen. Das sollen die Umzugsmänner nicht in die Finger bekommen und Sie als Bestatter können das doch einfach mal im Krematorium verbrennen.“

Zwei unserer Fahrer lösten heute Morgen das Problem der Frau L. und transportierten drei große Umzugskartons voller ‚Männersachen‘ in unser Sarglager. Der alte Herr L. hatte offenbar in den letzten zwei Jahren die häufige ikebana-bedingte Abwesenheit seiner Frau dazu benutzt, sich eine umfangreiche Sammlung herzerfrischender Porno-Filme zu beschaffen.

„Chef“, sagte einer meiner Fahrer zu mir, „wissen Sie eigentlich, daß wir die gar nicht so einfach zur Müllverbrennung fahren dürfen? Diese Silberscheiben sind doch Sondermüll. Da wäre es doch nicht verkehrt, wenn wir die Sachen trennen und einer sorgfältigen Prüfung unterziehen…“

Nachtigall, ich hör‘ Dich lauter als den Elefanten im Porzellanladen!

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#frau #problem

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(©si)