Allgemein

Der eine trinkt gerne Kaffee, der andere lieber Tee

orgel

Es ging in den Kommentaren um das Trinken und die richtige Anschaffung sowie Zubereitung von Tee. Ma Rode schreibt dazu:

Es soll Leute geben, die sogar Zitrone in ihren Tee kippen!
Also hackt nicht auf meinen Earl-Grey-mit-Zucker-und-Sahne rum, ich trink den gern so. Allerdings ist das auch kein linksgedrehter, nicht aus den Anden importierter und auch nicht nur bei Vollmond mit heiliggesprochenem Wasser aufgegossener Krümelkram, sondern einfach nur maschinell abgepackter Tee aus dem Supermarkt. Geschockt?

Nö.

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Mir geht das nämlich auch immer so. Wenn ich mal irgendwas von dem lecker finde, was ich mir im Supermarkt gekauft habe oder wenn ich mal beschreibe, was ich gerne mache, dann tauchen aus den Tiefen des Internetzes immer die Gurus auf.

Jene Gurus, die immer alles Gemüse genau in dem Wasser kochen, mit dem es kurz nach dem Schlüpfen aus dem Samen begossen wurde, die mein schönes 500-Euro-Fahrrad in Grund und Boden verdammen, weil man doch unter 6.000 Euro kein Fahrrad kauft, das nicht in England von Herrn Dunlop persönlich bereift worden ist und die natürlich Tee nur trinken, wenn sie die Pflückerinnen im indischen Hochland alle mit Vornamen kennen.

Selbstverständlich teilen die Gurus meine Vorliebe für amerikanische Autos, können es aber gar nicht verstehen, daß ich keine Werkstatt mit Hebebühne, Kolbenschleifer und Auspuffauswuchter mein Eigen nenne; und natürlich mache ich bei der Haltung aller Tiere irgendwas falsch, was immer alles mit ganz großem Entsetzen breitgetreten und besprochen werden muss.

Ich beziehe das jetzt nicht auf das Bestatterweblog, sondern auf meine allgemeinen Erfahrungen im Netz.

Aber ich erinnere mich beispielsweise an unser Jemenchamäleon, zu dem ich kurz nach der ersten Erwähnung eine ganze Reihe von Mails bekommen habe. Die einen meinten, ich würde es zu trocken halten, die anderen fanden die Umgebung zu feucht. Und merkwürdigerweise zitierten die ganzen „Experten“ ein und dieselbe Jemenchamäleon-Homepage als Quelle für ihr Wissen.

Natürlich kann man im Internet hervorragend recherchieren und kaum irgendwo findet man so schnell eine solche Fülle von Informationen.
Ob diese dann aber was taugen, das ist so eine Sache.
Was die einen als Segen empfinden, ist letztlich auch ein Fluch, die Anonymität des Netzes.
Selbstverständlich gibt es genügend Doofe, die einem ihre Doofheiten immer auch gleich (meist sogar ungefragt) ins Gesicht schleudern. Aber in den meisten Fällen im Netz ist es so, daß man aus der Anonymität heraus völlig unbedarft und ohne Folgen befürchten zu müssen (Scham wegen Blödheit, Gesichtsverlust wegen Null-Ahnung oder als Depp-erkannt-werden), den größten Schwachsinn einfach absondert.
Da wird auch nicht großartig ausformuliert, sondern einfach das was man zu wissen glaubt, gepaart mit kräftigem Halbwissen, das man eventuell eben selbst erst „gegoogelt“ hat, einfach in die Runde gespritzt.
Am häufigsten begegnet mir das in Foren und Frage-Antwort-Netzen.
Da stelle ich immer wieder fest, daß selbst wenn ich mich in einer Sache noch als Laie bezeichne, ich meistens mehr weiß als diejenigen, die da die Antworten geben. Oft wird das dort vorgetragene Halbwissen, was meist eine Mischung aus keine-Ahnung-haben und Selbstverständlichkeiten ist, auch noch so rotzfrech vorgetragen, daß ich sowieso keine Lust habe, da weiter zu bleiben.

Komischerweise scheint es da aber auch bei den Dümmsten dieser Dummen immer noch ein ordentliches Talent zum Nichtschwimmen zu geben. Anders ist es nicht zu erklären, daß sie an allen Enden und Ecken des Netzes von der kleinsten Strömung an die Oberfläche gespült werden, wenn es auch nur ansatzweise um ein Thema geht, daß in das Spektrum ihres Nichtwissens fällt.
Ich nehme mal an, die googeln den ganzen Tag nach den Begriffen, von denen sie am wenigsten wissen, um dann in Blogs, Foren und auf Wissensportalen aufzutauchen, wenn niemand mit ihnen rechnet, niemand sie braucht und keiner was ausgerechnet von ihnen wissen will. Ja und dann sondern sie ihr vermeintliches Wissen ab und müssen sich, dank der Anonymität auch noch nicht einmal blöd dabei vorkommen.

Aber auf der anderen Seite muß man ja froh sein, daß es diese Leute gibt, denn so konnte ich heute wenigstens mal drüber schreiben.

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(©si)