Eine Leserin schreibt mir einen langen Erlebnisbericht, den ich hier mal im Wortlaut wiedergeben möchte.
Ich finde ihn typisch und kenne solche Schilderungen zur Genüge.
Da keine Namen und Örtlichkeiten genannt werden und auch sonst keine Rückschlüsse möglich sind, hier also der Originaltext:
Originaltext Anfang:
Dein Blog ist für mich tägliche Pflichtlektüre, ich möchte mich für die vielen schönen, traurigen und lustigen Geschichten bei Dir bedanken!
Jetzt schreibe ich Dir mal meinen Erlebnisbericht, für Dich sicher insofern interessant als Beispiel für die Inkompetenz rheinländischer „Kollegen“
Die Beisetzung, die unser ortsansässiges Beerdigungsinstitut an meinem Opa verübt hat, ist nämlich wirklich erzählenswert:
Am 12. Januar diesen Jahres, ein Samstag, verstarb mein Opa nach langem Dahinsiechen. Das ist insofern interessant für die Geschichte, als dass wir seit Jahren schon damit gerechnet hatten und unsere Trauer von einer gewissen Erleichterung so gut wie überdeckt wurde. Wahrscheinlich waren wir deswegen empfänglicher für den Ärger, ich weiss es nicht.
Jedenfalls erhielten mein Mann und ich des Abends den Anruf meiner Oma, der Opa sei tot, wir sollten doch bitte herkommen. Meine Mutter war schon da, sie hatte den Notarzt gerufen, das war alles schon erledigt als wir ankamen.
Die Stimmung war selbstverständlich gedrückt, jedoch gefasst, und so riefen wir, nachdem alle noch einmal Abschied genommen hatten, den Bestatter an. Der Totenschein war vom Arzt ausgestellt und ich instruierte die Oma, alle Papiere zusammen zu suchen, damit wir sie dem Bestatter gleich mitgeben konnten. Hab ich mir so gedacht. Am Telefon sagte mir nämlich die Frau des Bestatters, die seit der Trennung von ihrem Mann versucht, dessen Geschäft weiter zu führen, dass am Wochenende keine Beratungen durchgeführt würden, es kämen gleich zwei Fahrer zur Abholung und alles weitere müsse bis Montag warten. Für mich als alten Bestatterweblog-Hasen natürlich ein absolutes No-Go, schließlich weiß ich, dass Tom selbstverständlich auch an Wochenendabenden zu den Kunden fährt. Die Oma war auch dementsprechend enttäuscht und schlug einen anderen Bestatter aus dem Nachbarort vor, aber da der Ortsansässige damals den Onkel (noch unter der „Mannesleitung“) so schön unter die Erde gebracht hatte, sah man halt über die 2 Tage Verzögerung hinweg.
Der Opa wurde dann 2 Stunden später abgeholt, das ging auch alles sehr ruhig und würdevoll über die Bühne. Die Fahrer machten uns darauf aufmerksam, dass man gerne im Raum bleiben könne, aber dass die ganze Prozedur für einige Angehörige mitunter sehr verstörend sei. Meine Oma ging mit meiner Mutter ins andere Zimmer, mein Mann und ich blieben, nicht zuletzt aus Neugierde, das oft Gelesene mal live zu erleben.
Sonntag war dann familieninterner Besprechungstag zum Thema Beerdigung. Hier war ich wirklich dankbar für die vielen detaillierten Informationen von Tom über die Möglichkeiten und Mittel, eine schöne Beerdigung zu organisieren. Oma und Mutter wurden dementsprechend geimpft, am Montag alles Gewollte und Gewünschte anzusprechen, da ich leider nicht mitgehen konnte. Offensichtlich verlief das Gespräch ganz gut, es wurde eine Feuerbestattung gebucht, der Opa durfte sogar den Anzug dazu anbehalten. Ein mittelteurer Sarg nebst schöner Innenaustattung wurde ausgesucht, denn nach dem Herrichten wollte die Oma gerne noch mal gucken. Dann sollte der Sarg aber zugemacht werden, bei der Trauerfeier würden auch entferntere Bekannte dabei sein, die sollten den von der langen Krankheit gezeichneten Opa nicht begaffen können.
Es wurde also ein Termin für den nächsten Tag gemacht, an dem wir den Opa noch mal im Sarg sehen konnten. Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit trafen wir im Bestatterhaus ein „wir möchten gerne unseren Opa, den Herrn Meyermüllerschulze sehen“ und wurden in die „Halle“ (wohl ein Vorraum zur Kühlkammer, von Dekoration, geschweige denn von Gemütlichkeit und Wärme war hier nichts zu sehen und zu spüren) geführt, wo der Sarg schon bereit stand. Ich denk’ noch so bei mir: „der sah aber oben anders aus“ da waren wir auch schon angekommen und sahen hinein.
Es dauerte ungelogen mindestens 10 Sekunden bis wir registrierten dass da in dem Sarg nicht unser Opa sondern eine Frau lag. Auch alt, auch tot, aber definitiv nicht unser Opa.
Jetzt, nach so vielen Monaten können wir zwar nicht über die Situation, aber zumindest über die Gedanken, die jedem einzelnen von uns durch den Kopf schossen, schmunzeln: „Wieso haben die dem denn eine Perücke aufgesetzt?“ „Jetzt hat die Oma denen Klamotten von sich selber mitgegeben!“
Inmitten der Situation war uns natürlich gar nicht nach Schmunzeln zumute und wir brachten die Oma erstmal von dem Sarg weg und machten uns auch die Suche nach einem Angestellten, den wir rauchend vor der Tür fanden. Offensichtlich verärgert über die Störung brachte er den falschen Sarg hinaus, nicht ohne des öfteren unüberhörbar gegen irgendwelche Wände oder andere Gegenstände zu stoßen.
Den richtigen Opa in dem richtigen Anzug durften wir dann auch noch ansehen, aber irgendwie schob sich immer wieder das Bild der toten Frau davor. Tut’s manchmal heute noch.
Die Trauerfeier in der Kapelle des Friedhofs war für die darauffolgende Woche anberaumt. Wir rechneten nicht mit vielen Kränzen, auf dem Urnengrab würde nicht so viel Platz sein. Dennoch haben wir uns einen hübschen Blumenschmuck ausgesucht und der Bestatterfrau auch genau erklärt wie der anzubringen sei. Sie wollte das dann mit den Friedhofswärtern (?) herrichten. Da wir gerne von dem geschmückten Sarg ein paar Fotos machen wollten, erkundigten wir uns nach der Möglichkeit, den Sarg in der Kapelle zu fotografieren, ohne dass die Trauergäste durchs Bild liefen. Nach ein paar Anrufen hatte die Bestatterfrau in Erfahrung gebracht, dass vorher genug Zeit sei, sie würden den Sarg dann schon eine halbe Stunde vor der Trauerfeier herrichten.
Man ahnt es vielleicht schon, als wir an dem Tag 30 min vor Beginn der Trauerfeier in der Kapelle ankamen, stand dort ein anderer Sarg, ein anderer Blumenschmuck und andere Trauergäste. Nein, es war nicht der falsche Friedhof, man hatte einfach noch eine weitere Trauerfeier davor gequetscht. Das erfuhren wir aber erst, als wir durch alle Hinterräume gehetzt waren und dabei am Sarg mit dem Opa drin vorbeikamen, der irgendwo abgestellt in einem Seitengang stand.
11 Tage nach dem Tod meines Opas stiegen mir zum ersten Mal Tränen in die Augen. Vor Wut, vor Enttäuschung, vor Hilflosigkeit. Am liebsten hätte ich mir den Sarg gepackt und wäre mit ihm … keine Ahnung wohin gefahren, nur einfach weg von dem Einfluss und der Unfähigkeit dieser schrecklichen Frau.
Dieser Frau, die ich 40 Minuten später mitten in der Trauerfeier in die Kapelle kommen sah. Nur der drehstockartige Griff meines Mannes hinderte mich an Schlimmerem. Die Tränen gingen als Trauertränen durch.
Beim darauffolgendem Kaffeetrinken, (welches wir Gott sei Dank selber organisiert hatten, wer weiß, was da noch alles schief gelaufen wäre) wurde nicht mehr davon gesprochen, vielmehr war der Pfarrer das Gesprächsthema. Der musste nämlich während der gesamten Rede immer wieder auf ein extra Notizzettelchen schielen, wo er sich den Nachnamen vom Opa aufgeschrieben hatte, und sprach ihn dennoch konsequent falsch aus. Aber das verbuchte ich als peripher.
Ich habe mich auch nicht mehr großartig über den Anruf der Bestatterfrau während der Kaffeetafel aufgeregt. Wir hatten vereinbart, den Blumenschmuck schon mal auf das Grab bringen zu lassen, auch wenn die Urne erst später kommt. Aber direkt nach einer Trauerfeier anzurufen, nur um mir zu sagen, dass man heute keinen Wagen mehr hat und das dann morgen versuche zu erledigen, fand ich bei dieser Vorgeschichte etwas peinlich.
Meine Oma untersagte mir später, der Bestatterfrau meine Meinung zu sagen, sie ist da eher der Meinung, was passiert ist, ist passiert und kann eh nicht wieder rückgängig zu machen. Eine Entschuldigung für die Verwechslung im Aufbahrungsraum haben wir zwar bekommen aber alles andere war wohl nicht mehr erwähnenswert.
Alles in Allem war das für uns keine schöne Sache, zumal ich aus Deinen Erzählungen, Tom, viel, viel schönere Beisetzungen kenne.
Eines habe ich mir vorgenommen: Beim nächsten Todesfall rufe ich die Frau an und gratuliere ihr zum nicht erteilten Auftrag!
Viele Grüsse und alles Gute auch für Deine Familie und Mitarbeiter!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: falsche, großvater
Hm, aber in dem Fall, mez, kann man sowas auch nicht versprechen. Die Bestatterin müsste das dann schon wissen, daß sie entweder den Termin vorher auch bucht oder gleich sagen, daß das nicht klappt.
Salat
Naja, auch andere Leute sterben und wollen beerdigt werden. Und wenn da nun mal noch eine Beerdigung vorher stattfindet kann der Bestatter bestimmte Sonderwünsche eben doch nicht erfüllen.
Ist ja nicht mal gesagt dass die Beerdigung vom gleichen Bestatter durchgeführt wurde.
Ohne jemandem nahe treten zu wollen: wenn man nichts „schief gelaufenes“ anspricht, wird das auch nie geändert werden können. Aus Fehlern lernt man.
Das sehe ich auch so.
Ob manche Sachen nun alle stören oder nur einen, man muß es ansprechen. Als Bestatter sollte man da schon insoweit ein dickes Fell haben, daß man sich über Dinge nicht ärgert, die unerfüllbar sind usw.
Aber ohne Rücklauf aus der Kundschaft kann man seine Methoden nicht verbessern.
Manchmal ist man erstaunt, wie die Kunden das sehen.
Der letzte Satz bestätigt meinen Eindruck, den ich im Text von der Verfasserin gewonnen habe.
Kann man sich ja mal andersrum ausmalen: Tom bloggt über eine Anruferin, die zum nicht erteilten Auftrag gratuliert. Da würde ich hier wieder herzlich gelacht werden (nicht ganz ohne Grund).
>Manchmal ist man erstaunt, wie die Kunden das sehen.
Das finde ich einen sehr klugen Satz.
@Sebastian.. habt ihr Kids eigentlich nix besseres zu tun als stetig in irgendwelchen Beiträgen sonen Dreck zu posten? Wenn es dir nicht passt was Tom postet mach die Seite zu und gut! Diesen unqualifizierten *zensier* will keine Sau lesen und es ist vollkommen unpassend… Leg dir nen Leben zu Junge!
Och, was Tom schreibt, gefällt mir sogar ausgesprochen gut. Nur, dieser Text war ja nicht von ihm.
(Danke aber für die Einstufung als Kind, da fühlt man sich gleich ein paar Jahre jünger 😉
Zur Ehrenrettung der Bestatterin würde ich sagen, dass sie eben noch Erfahrungen sammelm muß. Man muß es ihr wirklich sagen. Ob sie gut ist, wird man daran erkennen, wie sie mit Kritik umgeht. Hätte sie wegen der Blumen anschliessend nicht angerufen, wäre ihr das zum Vorwurf gemacht worden. Wie mans macht ist es falsch.
Es macht auf mich eher den Eindruck, als hätte die Bestatter-Frau früher „nur“ das Büro gemacht und der Männe halt das praktische unter die Erde bringen.
Jetzt macht sie im Wesentlichen immer noch das Büro und hofft, dass die Mitarbeiter wissen was zu tun ist.
Tatsächlich aber fehlt in dem Stamm der Häuptling und vermutlich wird sie mit der Mundpropaganda auch nicht das Geld haben, den scharfen Hund als Polier einzustellen, der nach der langen Zeit ohne Kontrolle/Führung/Anleitung nötig wäre.
Ich finde die Bestattung nicht „voll schief gelaufen“
2 Tage warten, bis der Auftrag beim Bestatter besprochen werden kann: Na und? So kann sich die Familie in Ruhe Gedanken machen.
Falscher Sarg: Ok, in dem Moment nicht lustig, aber das passiert, und mehr als entschuldigen geht ja nicht oder?
Pastor spricht den Namen falsch aus, UND? Was kann der Bestatter dafür?
Man konnte nicht in Ruhe den Sarg fotografieren? Gut, DAS hätte der Bestatter noch organisiert bekommen sollen.
Opa stand vor der Beerdigung „in der Ecke“? Wo den sonst?
Die Frau sagt bescheid, dass eine Absprache heute nicht mehr erledigt werden kann? Super, wo ist das Problem?
Ich weiss nicht, wo das Problem ist, ehrlich nicht….
Jeder hat doch ein anderes Empfinden für Dinge.
Also was soll es.
Guten abend