Die Frau, die zu mir ins Bestattungshaus gekommen ist, macht einen sehr gepflegten Eindruck und ihre Kleidung zeigt, daß sie bei der Auswahl nicht sparen mußte.
Fast schon nüchtern, kühl und sehr geschäftsmäßig gibt sie in Form einer Firmenverlautbarung bekannt, ihr ‚Verlobter‘, der bekannte Technikpionier Horst Vockenroth sei im hohen Alter von 91 Jahren ‚völlig unfassbar für alle die ihn kannten‘ an einem Herzinfarkt verstorben. Sie und ihre Tochter, die in wenigen Minuten noch eintreffen würde, wollen sich nun um die Bestattung des Herrn Vockenroth kümmern.
Der Name Vockenroth war mir natürlich sofort ein Begriff, seine bahnbrechenden Erfindungen hatten Bereiche der Technik und des Alltags entscheidend verändert und an seinen Patenten hatte der Mann, der aus ganz bescheidenen Arbeiterverhältnissen stammte, ein Milliardenvermögen verdient.
Noch während ich die etwa 70-jährige Frau, die sich als Frau Bauer vorgestellt hatte, in eines der Beratungszimmer führte, rauschte die angekündigte Tochter in die Halle, blieb wie angewurzelt stehen und rief als erstes: „Mama, Du hast doch wohl noch nichts unterschrieben, oder? Du solltest doch auf mich warten!“
„Ich habe noch gar nichts gemacht, Ulrike“, antwortete Frau Bauer und ich wandte mich der Tochter zu, streckte meine Hand zum Gruß aus, die sie aber ignorierte und mit hochgerecktem Kopf an uns vorbei stöckelte: „Hier geht’s rein, ja? Dann lassen Sie uns mal zur Sache kommen, wir haben nämlich noch einen Termin beim Notar.“
Frau Bauer war das Verhalten ihrer Tochter sichtlich peinlich und ich stand immer noch mit ausgestreckter Hand ziemlich verdutzt da.
„Na, kommen Sie vielleicht heute noch?“ sagte die Tochter hinter mir und mit einer fast schon balletttänzerischen Grazie drehte ich mich, trotz meiner körperlichen Größe, um und erwischte die Frau noch am Zipfel ihres Mantels und hielt sie fest.
„Was soll das denn?“ keifte sie, doch ich guckte nur ganz unschuldig, hielt ihr wieder die Hand zum Gruß hin und sagte nur: „Tach!“
Etwas widerwillig ergriff die Tochter daraufhin meine Hand. „Maternas, Ulrike Maternas, guten Tag.“
„Na, geht doch! Bitte sehr meine Damen, treten Sie ein!“
Als wir uns setzten fing Frau Maternas wieder an: „Und was sollte das da gerade eben? Was denken Sie sich eigentlich wer Sie sind?“
„Ich denke darüber gar nichts, ich BIN hier der Hausherr und ich pflege meine Gäste zu begrüßen und erwarte, so wie es im christlichen Abendland üblich ist, daß sie wenigstens ansatzweise so viel Höflichkeit aufbringen, meinen Gruß zu erwidern.“
„Alles nur Floskeln, die unnötig Zeit kosten und Zeit ist kostbar, wir haben noch einen Termin beim Notar, also lassen Sie uns bitte zur Sache kommen.“ Und an ihre Mutter gewandt: „Oder sollen wir jetzt lieber zu einem anderen Bestatter gehen, was meinst Du, Mama?“
Mama verzog nur das Gesicht und sagte mit einem Blick auf ihre kleine diamantenbesetzte Armbanduhr: „Wenn wir noch zum Notar wollen…“
„Mama, Du hast recht!“ sagte sie, legte ihre schmalen, sehr gepflegten Hände auf die Hände ihrer Mutter und mit wieder hochgerecktem Kinn sagte die etwa 50-jährige zu mir: „Na, dann aber jetzt mal los, wir haben schon so viel unnötige Zeit verplempert.“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Zeit ist Geld.
Na, kaum Kalt schon das Erbe verteilen wollen?
Tzzzzz leider gibbet solche Leute.
So ein Stress, die wird sicherlich auch mal an einem Herzinfarkt sterben. Irgendwie hab ich gerade so ein Bild vor Augen, wie sie bei der Trauerfeier neben ihrer Mutter am Sarg steht, die Stoppuhr in der Hand und sagt „So, genug getrauert Mutter, wir müssen noch woanders hin“
Solche Leute habe ich als Chef. „Wie Sie müssen auf eine Beerdigung? Der ist morgen auch noch tot. Wir haben keine Zeit für so was!“ (Originalzitat)
Das ist diese Art von Leuten, die über Leichen gehen. Time is money – und Geld haben wir nicht!! Es gibt keinen Menschenschlag, der mir mehr gegen den Strich geht. Ich wünsche ihr, dass sie enterbt wird !!!
Ich finde das immer wieder schön, daß auch solche Leute nichts mitnehmen.
Das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen.