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Der Toni war es

Fehler durch Lektorin Alexandra bereinigt.

Toni, ach Toni. Von Toni habe ich noch gar nichts erzählt, weil es von ihm nichts zu erzählen gibt. Ist es ein Wunder, daß er sich mit Antonia gut versteht?

Toni wollte Kavalier sein und hat damit die Sabotage, von der ich heute gestern Morgen berichtete, herbeigeführt.

Antonia hat irgendwo im Betrieb ihren Nasenstecker verloren. Weil Piercings weh tun, hat sich Antonia für die magnetische Variante entschieden. Ja, liebe Männer, ich mußte mich auch erst belehren lassen, sowas gibt es. Die Frauen stecken sich dann einen kleinen Magneten in die Nase und der kleine glitzernde Stein wird dann durch magnetische Kräfte außen am Nasenflügel gehalten.

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Das heißt, er würde gehalten, wenn man denn ein zartes Näschen hätte, hat Antonia aber nicht.

So ging sie irgendwann am Freitag ihres Glitzersteines verlustig, was sich dadurch bemerkbar machte, daß der leicht angefeuchtete runde Magnet allmählich aus dem nofretetegleichen Näschen rutschte und unsere Praktikantin allmählich in eine bebuste Version eines bekannten rumänischen Sängers verwandelte.

Einer Warze gleich prangte der kleine schwarze Magnet über Antonias Oberlippe und vermutlich hätte erst die etwas vorspringende Unterlippe den langsam abwärts führenden Weg der magnetischen Warze gestoppt, wäre Antonia nicht der Toni über den Weg gelaufen. Der sieht den Rumänenknubbel und sagt spontan: „Cool, ey!“ und denkt wohl, das sei Antonias neuer Schönheitsfleck, auf jeden Fall irgendwas Gekauftes.
Erst da hatte Antonia bemerkt, daß sich dieser kleine angefeuchtete innere Nasenpfropfen fortbewegt und den vormals magnetisch angezogenen Glitzerstein in seine natürliche Freiheit entlassen hatte.
Den ganzen Samstag hat Antonia dann zu Hause (!) nach dem Steinchen gesucht, konnte ihn aber nicht finden und den Sonntag unmöglich ohne diese Preziose überleben. Also rief sie Toni auf dem Handy an und fragte ihn um Rat. Gleich einer Kumulation der reinkarnierten Miss Marple und Sherlock Holmes kam Toni zu der Frage, wann Antonia den Stein denn das letzte Mal gesehen habe.
Diese Frage konnte Antonia aber nicht schlüssig beantworten, sie schaue sich zwar hin und wieder im Spiegel an, nehme aber diesen kleinen Stein dann oft gar nicht wahr, sie könne sich aber sehr wohl daran erinnern, daß der Glitzerstein schon am Freitagmittag einmal die Tendenz zur vorübergehenden Lockerung gezeigt und sie ihn daraufhin wieder korrekt positioniert habe.
Toni schließt: „Dann mußt Du den im Betrieb verloren haben!“ und Antonia ist erstaunt und sagt: „Du bist so klug!“

Also verabredeten sich die beiden Chefermittler in eigener Sache für den frühen Sonntagnachmittag, um gemeinsam im Betrieb alle Wege abzulaufen, die Antonia am Freitag dort zurückgelegt hat. Viel kann das nicht sein.
Für Betriebsangehörige ist es kein Problem, die Firmengebäude jederzeit zu betreten, um das Rolltor der Tiefgarage zu öffnen, die gleichzeitig der Zugang zur Werkstatt ist, braucht man nur eine Zahlenkombination und die wechseln wir nur, wenn so Leute wie Henning uns verlassen.

Zwei Mal gab Antonia die vierstellige Zahlenkombination falsch ein, dann traute sie sich nicht mehr.

„Geh mal weg“, sagte Toni, versuchte Antonia zur Seite zu schieben, um es selbst zu probieren.
„Ja und was ist, wen wir die Kombination zum dritten Mal falsch eintippen?“ fürchtete Antonia.
Toni schaut sie an und sagt: „Und was wollen die dann machen? Meinen Finger einziehen, oder was? Das ist doch keine Banknummer.“

Antonia schaut ihren ausgestreckten Zeigefinger an und überlegt noch, da ist das Tor schon längst offen und Toni in den Keller gegangen.
Daß das Rolltor aufgegangen ist, habe ich sogar gehört, mir aber nichts dabei gedacht, einerseits gehen unsere Kinder manchmal da auf den Hof hinaus und andererseits kommt Huber auch mal am Wochenende vorbei, so wie manche Männer, die mit der Firma verheiratet sind, es gelegentlich tun.

Toni und Antonia, erst jetzt wird mir dieses Namensverwandtschaft bewußt, analysierten genau welche Wege Antonia gegangen ist. Einmal ist sie zum Bäcker gelaufen, aber danach war der Stein noch da und dann war sie noch am Müllcontainer und bei der Gelegenheit muß sie in den Keller.
Also durchsuchten die beiden den Gang vom Büro zum Aufzug, den Aufzug an sich, vorsichtshalber auch noch die Treppe, obwohl es gänzlich unwahrscheinlich ist, daß ausgerechnet Antonia die Treppe genommen haben soll, und den Keller.

Und weil es im Keller so viele dunkle Ecken gibt, kamen die beiden Hirnprinzen auf die Idee, die Scheinwerfer der Autos einzuschalten…

Den kleinen Glitzerstein hat Antonia übrigens später zu Hause im Badezimmer wiedergefunden und zwar unterhalb des Hakens, an dem sie ihren BH aufzuhängen pflegt. So steht zu vermuten, daß der Stein direkt von der Nase in ihren Ausschnitt gefallen war, an dem abwärtstechnisch gesehen, kein Weg vorbei führt.

Nachdem das alles aufgeklärt war, nahm sich Huber die beiden vor und lies ein regelrechtes Donnerwetter los und als Krönung versprach er ihnen, auch ich würde noch das Passende dazu sagen.

So kam ich dann in die Verlegenheit, gestern mit Antonia und Toni schimpfen zu sollen. Ganz genau und haarklein haben die beiden mir alles berichtet, völlig überzeugt von ihrem Tun…
In solchen Momenten denke ich immer: „Ach was bin ich soooooo müüüüüüde“.
Beide dürfen außerhalb der Dienstzeit die Betriebsräume nur noch betreten, wenn sie sich vorher bei einem Erwachsenen gemeldet haben und müssen den Männern einmal die Kellerreinigung abnehmen, das sollte als Bestrafung reichen.

Antonia schmollt, schiebt ihre Unterlippe noch weiter vor, die Mundwinkel gleichzeitig herab und ich denke: „Bleib so! Das steht Dir!“, sage aber nichts und schaue sie fragend an. Sie meint: „Eigentlich sind Sie das ja in Schuld, Chef.“

„Ach und wieso?“

„Weil sie keine Piercings erlauben, außer bei Sandy. Alle anderen müßen das raus nehmen. Ja und weil das mit dem Rausnehmen so eine Fummelei wäre, hab ich mir keine Löcher machen lassen und nur das mit dem Magneten genommen.“

„Antonia, Sie wissen aber schon, daß Sandy keine Piercings im Gesicht hat, oder?“

„Ja, die hat mir erzählt, daß sie die an XXXX ZENSUR XXX hat.“

„Und sie erwarten jetzt doch wohl nicht, daß Sandy vor jedem Kundenkontakt auf der Toilette verschwindet und sich die Piercings aus XXX ZENSUR XXX entfernt, wo man sie doch gar nicht sieht.“

„Stimmt eigentlich. Also hätten Sie nichts dagegen wenn man woanders gepierct ist, so untenrum zum Beispiel?“

Ich mag mir das gar nicht vorstellen, nicht bei Antonia, aber ich nicke: „Mir ist doch egal, wie viele Löcher sie sich in ihren Körper machen lassen, wenngleich ich persönlich ja finde, daß der Mensch von Natur aus schon genug Öffnungen hat, manche sogar zu viele.“
Dann halte ich ihr und Toni noch einmal einen Vortrag über die hygienischen und kundentechnischen Besonderheiten unseres Betriebes und warum deshalb nicht jedes Piercing, vor allem an sichtbaren Körperstellen, erwünscht ist.

Aber ich merke, daß mir Antonia gar nicht richtig zuhört, als ich fertig bin und beide wieder an ihre Arbeit schicke, höre ich noch wie Antonia beim Weggehen zu Toni sagt: „Ob das hält? Untenrum mit Magnet?“

Ich muß mal darauf achten, ob sie in den nächsten Tagen komisch läuft…

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#LektorinA #toni

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