Fundstücke

Der VW-Käfer Leichenwagen

Eine kaum bekannte Variante des VW-Käfers kam 1949 in Berlin zum Einsatz, der Totenkäfer.

Dabei handelte es sich um eine ausgesprochene Besonderheit. Um hinten Platz für die Särge bzw. Leichen zu schaffen, musste der Motor vorne eingebaut werden. Um dem Fahrzeug die benötigte Kraft zu verleihen, kam ein 2,4 Liter-Diesel-Motor von MAN zum Einsatz.

Totenkäfer

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Hier die Geschichte zum VW 2400 Diesel a.k.a. Der Große Totenkäfer

Ende 1948 kam es in Berlin zu einem großen Ausbruch der Beulenpest. Anfang 1949 waren die Krankenhäuser überfüllt mit kranken, sterbenden und schließlich toten Patienten. Die Leichen häuften sich und ein sicherer medizinischer Transport von den Krankenhäusern zu den Krematorien wurde dringend benötigt – ein Volkswagen für die Toten! Aufgrund des Mangels an verfügbaren Fahrzeugen entwickelten die Volkswagen-Ingenieure schnell eine neue und effiziente Lösung.

MAN VW

Ein VW Käfer Kombi (offiziell VW Typ 1 2400 Diesel Kombinationskraftwagen). Das radikal neue Design hatte vorne einen von MAN stammenden 2,4-Liter-Dieselmotor, um hinten Platz für bis zu vier Leichname zu schaffen. Das Auto wurde bald als „Der Große Totenkäfer“ bekannt. Von 1948 bis Anfang 1951 wurden schätzungsweise 1.500 Totenkäfer gebaut, die 320.000 todkranke Patienten zum Robert-Koch-Institut und die Leichen zu den Krematorien transportierten. Nachdem die Seuche gebannt war, wurden zur Seuchenabwehr alle VW Typ 1 2400 D verbrannt und in den Sümpfen rund um Neustrelitz, 100 km nördlich von Berlin, vergraben.

VW 1 Kombinationswagen

Wirklich?

Nein, das ist natürlich Humbug.
Es gab 1947-49 in Berlin keine Beulenpestepidemie und auch das Fahrzeug hat es nie gegeben.
Unter der vorderen Haube des Käfers wäre beispielsweise auch gar kein Platz für einen 2,4 Liter Dieselmotor gewesen. Auch andere Indizien auf den Bildern lassen erahnen, dass es sich um einen Fake handelt. Das ist mal der Bundesadler als Zulassungsplakette, dann sind das die nicht existierenden Bezeichnungen der offiziellen Gebäude und auch eine fremdsprachig anmutende Beschriftung der Autos.

Die Geschichte und die vielen gelungenen Bilder, die man im Netz findet, stammen vom Grafikkünstler Andrej Troha, der sich damit einen Scherz erlaubt hat.
Gleichzeitig demonstriert Andrej hier seine ausgezeichneten Fähigkeiten als Grafikdesigner.
Er hält uns auch einen Spiegel vor und zeigt deutlich, wie verblüffend echt man so etwas aussehen lassen kann. Jahrelang sind die Bilder und die Hoax-Story im Netz rauf und runter geteilt worden. Viele haben es für bare Münze genommen.
Hinterher haben es natürlich alle von Anfang an gewusst, is‘ ja klar.

Wir alle müssen die Augen und Ohren offen halten und aufmerksam bleiben. Es gilt, nicht alles zu glauben, was man sieht und hört, so echt es auch aussieht und so überzeugend es auch klingt.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Andrej Troha.
Ich habe heute Kontakt zu Andrej aufgenommen und von ihm die Erlaubnis zur Nutzung der Fotos bekommen. Das Titelbild habe ich selbst „quick and dirty“ zusammengestoppelt.
Andrej Troha arbeitet als Grafikdesigner in Slowenien bei der Agentur Klicaij https://klicaj.si/ekipa/

Quellen:
https://www.reddit.com/r/WeirdWheels/comments/mcfglp/the_tale_of_the_vw_typ_1_2400_diesel/
https://www.artstation.com/artwork/RY36Gy

Bildquellen:
  • andrej-troha-04: Andrej Troha ©
  • andrej-troha-05: Andrej Troha ©
  • andrej-troha-01: Andrej Troha ©


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In der Kategorie „Fundstücke“ präsentiere ich Sachen, die ich zum Thema Tod, Trauer und Bestattungen irgendwo gefunden habe.
Hier erscheinen auch Meldungen aus der Presse und dem Internet, auf die mich meine Leserinnen und Leser hingewiesen haben.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 3. März 2024

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Nobody
8 Monate zuvor

Tjaja: Bielefeld gibt es nicht!

Gefühlt kann man heute jeden Unsinn niederschreiben, wenn er nur oft genug geteilt wird, wird er von irgendwem auch für wahr befunden.

twl
Reply to  Nobody
8 Monate zuvor

Nun ja. Insbesondere wenn die Geschichte so glaubwürdig bebildert ist. Dass zB. der Motor nicht passen würde, muss man sich ja erstmal „erarbeiten“, oder dass es schlicht keinen Pestausbruch gab. Nach dem Krieg in einer größtenteils zerstörten Stadt hätte ich das nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Allerdings ist die Pest natürlich üblicherweise Antibiotika-behandelbar heutzutage (und nach dem Krieg).
Die vergleichsweise hohe Zahl von 1500 Fahrzeugen und die schnelle Entwicklung zu einem Produkt (nicht nur für ein Einzelfahrzeug einen Motor reinbasteln und das Chassis strecken) waren für mich der Knackpunkt, wo ich mir Fragen stellte. 🙂

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
8 Monate zuvor

In Zukunft müssen wir uns darauf einrichten das selbst Videos und scheinbar gesprochene Worte nicht wirklich so passiert sind… es wird immer verrückter. Früher gabs die Lügengeschichten, dann Zeitungsenten, gefakte Bilder, manipulierte Tonaufnahmen und nun sind wir bei gefakten Videos angekommen. In Zukunft wird es echt schwer noch irgendwas/wem ohne eingehende Prüfung zu vertrauen.

Schöne Arbeit, keine Frage, aber für jemand der geschichtlich und technisch ein wenig bewandert ist, ist es schnell als Quatsch entlarvt. Aber nichts desto trotz lese/schaue ich auch gerne Quatsch an 🙂

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
8 Monate zuvor

Sehr schön fand ich auch den Part:
„… die 320.000 todkranke Patienten zum Robert-Koch-Institut und die Leichen zu den Krematorien transportierten.“

Haben die da dann gewartet bis der endlich im Institut seinen Löffel abgegeben hat? Kopfkino ist schon sehr unterhaltsam. Auch wenn man heute die Senioren bei Verdacht auf lebensbedrohlichen Erkrankungen gleich mit dem Leichenwagen (anstelle des Krankenwagens) ins Krankenhaus fahren würde… ist doch viel ökonomischer wenn der das macht und gleich da wartet… vielleicht kann er ja den Kunden direkt zum Bestatter oder zum Krematorium weiterfahren.

Nobody
Reply to  Peter Wilhelm
8 Monate zuvor

Ist aber auch wild 😀
Mussten die todkranken dort warten bis sie endlich Tod und kremierbar waren, oder hat man in der Not da keinen Unterschied gemacht…

Roland B.
Reply to  twl
8 Monate zuvor

Das mit dem Motor wäre für mich kein Kriterium – damals waren Konstrukteure und Bastler unheimlich pfiffig und flexibel.
Man muß sich nur mal anschauen, was während des Krieges an irren Flugzeugen entwickelt wurde.
Vielleicht eine Art V-Motor, Kolben einmal vorne nach unten (statt des Ersatzrades), einmal flach Richtung Fahrgastzelle?
Vielleicht wäre der Fußraum vorne auch eingeschränkt gewesen?
Produktentwicklung ging damals auch noch viel schneller als heute, siehe die oben genannten neuen Flugzeugtypen. Alles war halt einfach noch etwas simpler. Gab ja auch erheblich mehr Firmen, die Autos oder Flugzeuge produzierten. Alles war halt einfach noch etwas simpler.
Aber eine Pest-Epidemie?
Und dann die Autos versenken? Ne, damals hat man noch richtig wiederverwertet. Ma hatte ja nix…

Roland B.
8 Monate zuvor

Mich als früheren VW-Fahrer erinnert die Geschichte irgendwie an den Film „Harold and Maude“ – da baut ein irgendwie todes-affiner Jugendlicher den geschenkt bekommenen Jaguar E zu einem Leichenwagen um.
Das Auto hätte mir damals auch sehr zugesagt (halt als Kombi).
Den Film kann ich übrigens sehr empfehlen, das Buch nicht ganz so.




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