Geschichten

Der Zipfel muss weg -5-

die nase eines mannes

So konnte es nicht weitergehen! Eine Salbe, die er schon vierzehn Mal aufgetragen hatte und die rein gar nichts bewirkte, außer daß er seine Nase nun glänzen sehen konnte; eine Überweisung, die ihm nichts nutzte, weil der Psychiater erst in viereinhalb Monaten Zeit für ihn haben würde und dann noch die Empfehlung, sich bei Bedarf wahlweise auf einen Behindertenplatz zu setzen oder in die „Geschlossene“ einweisen zu lassen, das war alles ein bißchen dürftig!

„Ich leide an Nasensichtigkeit!“, rief Herr Pütz und die umstehenden Leute an der Straßenbahnhaltestelle rückten unverzüglich einen bis anderthalb Meter von ihm ab.
‚Da sieht man, was man davon hat. Jetzt behandeln sie mich schon wie einen Aussätzigen‘, dachte Pütz und litt noch mehr. Und obwohl er sich in der Bahn nicht auf den Behindertenplatz setzte, sondern hinten auf den großen Vierer, wollte sich niemand zu ihm setzen.

‚Vielleicht wissen die alle, was ich habe, vielleicht ist es ansteckend, wahrscheinlich muß man davon sterben und deshalb sagt mir auch keiner was. Man will mich schonen!‘, dachte der kleine Mann, ‚Ja, so wird’s sein, die Ärzte haben erkannt, wie schlimm es um ihn steht, und wollen ihm die letzten verbleibenden Monate nicht verderben; aber vielleicht waren es ja auch nur Wochen – oder Tage… Mein Gott, ich werde sterben! Und alle wissen es! Wahrscheinlich ist es ein unter Menschen unausgesprochenes Geheimnis, eines der schwärzesten und bestgehüteten, daß Menschen, die eines Tages ihre Nase sehen, kurz darauf Besuch vom Sensenmann bekommen. Oh Gott, nein! Warum ich?‘

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Mit hängenden Schultern stieg Herr Pütz am Husarenmarkt aus, lief ziellos durch die Straßen, blieb vor dem einen oder anderen Schaufenster stehen und betrachtete das Spiegelbild seiner Nase. Ach was, er mußte gar nicht auf das Spiegelbild schauen: Glänzend streckte sich die Nase in sein Gesichtsfeld.

„Oh Gott“, murmelte er, „Warum muß ausgerechnet ich meine Nase sehen, ich bin doch noch so jung!“


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 5. April 2016

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8 Jahre zuvor

Fragt sich grad noch wer außer mir, was das alles soll?

Winnie
Reply to  Kitschautorin
8 Jahre zuvor

@Kitschautorin:
Naseweis würde sagen:
Vielleichts ists ne‘ politische Geschichte: Viel sagen ohne Sinn… 😉

Llu
8 Jahre zuvor

Es soll so. Ohne Frage.

Micha I
8 Jahre zuvor

Hä???

M.
8 Jahre zuvor

Wie gehts eigentlich der Fee? Ist die immernoch in der Nacht verschollen?




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