Geschichten

Der Zipfel muss weg -7-

die nase eines mannes

Ein wenig merkwürdig kam Herr Pütz sich schon vor, als er mit der Bandage um die Nase das Café Bonheur betrat, aber er dachte bei sich, daß ihn die Meinung der Leute zeitlebens nicht interessiert hatte, warum sollte das jetzt anders sein. DIE sahen ja ihre Nasen vermutlich nicht und waren nicht so nah am Abgrund des Todes gestanden, wie er.

„Grüß Gott, der Herr, was darf’s denn sein? Oh, was haben Sie denn da an der Nase? Haben Sie sich verletzt? Hoffentlich ist es nichts Schlimmes! Ja ja, sowas geht schnell? Wohl beim Rasieren geschnitten, was?“, laute die kurze, ja fast schon einsilbige Begrüßung der freundlichen Bedienung.
Herr Pütz, der allenfalls sich selbst gegenüber eine gewisse Geschwätzigkeit an den Tag zu legen pflegte und mit anderen Menschen doch herzlich wenig sprach, nickte erst nur kurz, wollte es zunächst dabei bewenden lassen, entschied sich dann aber, der neugierigen Frau reinen Wein einzuschenken: „Ich habe meine Nase sehen können!“

„Was Sie nicht sagen?“, staunte die Frau, wobei sie mehr über die Banalität der Auskunft erstaunt war, als über die für Herrn Pütz so erschreckende Diagnose der Nasensichtigkeit.

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„Ja, ich habe meine Nase gesehen, und sicherlich wissen Sie ja, daß man sterben muß, wenn man ohne zu schielen seine Nase sehen kann.“

Die Kellnerin legte ihren Kopf zur Seite, sodaß er fast ihre Schulter berührte, verdrehte die Augen und rief dann leise aus: „Ach, ja, jetzt wo Sie’s sagen, ich kann meine Nase auch sehen!“

„Sie dürfen natürlich nicht solche Verrenkungen machen; und schielen dürfen Sie auch nicht! Man stirbt nur, wenn man nasensichtig ist und man ist nur dann richtig nasensichtig, wenn man gar nichts tut.“

„Gar nichts?“

„Gar nichts!“

„Überhaupt nichts?“

„Ganz und gar und überhaupt nichts! Man darf nicht einmal an seine Nase denken. Man schaut einfach so, also einfach so nach vorne und dann – dann ist sie plötzlich sichtbar, die Nase!“

„Ach herrjeh! Gucken Sie mal, ich schaue ganz normal geradeaus, ich mache nichts, und… – …ich kann meine Nase auch sehen!“

Herr Pütz lehnte sich in seinem Kaffeehaussessel zurück, schlug die Beine übereinander und nickte langsam: „Tja, dann werden Sie sterben müssen!“

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.


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Geschichten

Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 6. April 2016 | Revision: 18. April 2016

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8 Jahre zuvor

Ich hab ja nen Verdacht, auf was das rausläuft, aber die Geschichte ist genial….

Bernd das Brot
8 Jahre zuvor

Args. Warum tust du mir das an?
Jetzt seh‘ ich die ganze Zeit die sch… Silhouette meiner Nase im Augenwinkel 😀 😀

Henning
8 Jahre zuvor

Tja, ich hör‘ schon, wie ER die Sense hinter mir wetzt…

Annika Rosser
8 Jahre zuvor

Hallo Tom.
Erst mal vielen Dank für Deine Zeit die Du hier für uns Investiert
Bei dieser Geschichte kommen mir noch andere in den Sinn, auf deren ende wir noch immer warten und dabei zumindest ich vor neugierde bald umkommen, wir haben zwar einige gute Bestatter bei uns aber denen möcht ich noch nicht arbeit bescheren.

Llu
8 Jahre zuvor

Ohje.




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