Neues von Deutschlands Wettbewerb „Wer vertauscht die meisten Leichen?“.
Bestatter Harry G. aus Sachsen-Anhalt liegt ganz vorne, er hat im vergangenen Jahr 26 Leichen vertauscht, wird aber leider den Ruhm dafür nicht einheimsen können, weil er in der Sparte „Dunkelziffer“ angetreten ist.
Sehr gute Chancen rechnen sich die Arbeiter des städtischen Krematoriums in R. (Bayern) aus, die jede Woche Donnerstag das lustige Urnenbembeln veranstalten, eine Mischung aus Bowling und Boßeln.
Etwas abgeschlagen auf dem bislang dritten Platz liegt Krankenschwester Olga P. (27), die im Klinikum der Stadt H. sich mit dem allseits so beliebten „Zehenzettel-Vertauschen“ den Respekt ihrer Kolleginnen erarbeitet hat.
Klingt lustig? Ist es aber nicht!
Jetzt aktuell macht BILD wieder Schlagzeile mit: Hier ziehen Totengräber eine vertauschte Leiche aus dem Grab
Ich bleibe dabei: Die Vertauschung von Verstorbenen kommt im Grunde alle Jubeljahre mal vor und liegt im Null-Komma-Promillebereich.
Daß nach den zwei Fällen im Osten jetzt auch in Mannheim so ein Fall bekannt geworden ist, zeigt aber, daß das zwar eine an sich sehr seltene Erscheinung ist, aber im Moment wohl gehäuft auftritt.
Wie kann es zu einer Leichenvertauschung kommen?
Grundsätzlich kann ich nur meine Forderung nach einer professionellen Leichenschau wiederholen.
Nur in den wenigsten Fällen findet überhaupt eine Identitätsüberprüfung statt. Der leichenschauende Arzt bestätigt in der Regel den Tod der Person, deren Name ihm von den Angehörigen mitgeteilt wird.
Selbst ein Blick auf den Personalausweis reicht nicht aus, weil alte Leute oft von der Ausweispflicht befreit sind und oft Papiere mit uralten Fotos besitzen.
Und überhaupt: Wer sieht nach einer Erkrankung und im Tode schon so aus, wie auf seinem Ausweisbild? (Es sei denn man hat die Bilder in dem Automaten machen lassen, wo meine Frau letztes Mal war.)
Die nächste Möglichkeit zum Vertauschen bietet sich im Krankenhaus. Die Verstorbenen werden oft zu Dutzenden in Kühlfächern gelagert. Einmal die falsche Tür aufgemacht, einmal beim Anbringen der Namensschilder unaufmerksam gewesen und schon ist es passiert.
Der Bestatter, der den Verstorbenen ja nicht kannte, nimmt die falsche Leiche mit.
Auch beim Bestatter können Leichen vertauscht werden, weshalb es in meinem Bestattungshaus zwingend vorgeschrieben war, daß derjenige, der den Verstorbenen abgeholt hat, sich auch noch einmal persönlich versichert, daß genau diese Person auch im richtigen Sarg mit dem richtigen Namensschild liegt.
Eine weitere Möglichkeit Leichen/Särge zu vertauschen gibt es auf den Friedhöfen und in den Krematorien. Wer einmal gesehen hat, wieviele gleiche billige Verbrennersärge im Krematorium nebeneinander stehen, der weiß wovon ich rede.
Überall wo Menschen arbeiten, können Fehler gemacht werden.
Wie können Vertauschungen vermieden werden?
Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle und ZETTEL SCHREIBEN!
Am Besten wäre es, wenn man jedem Verstorbenen bei der Leichenschau verpflichtend ein Kunststoffband um das Handgelenk legen würde, das mit seinem Namen und den Lebensdaten beschriftet ist. Es gibt diese, nicht ohne Zerstörung zu öffnenden, Bändchen für alle möglichen Zwecke der Eintrittskontrolle.
Ordentliche Zettel, beschriftet mit dem Namen und Geburts- und Sterbedatum, sorgen ebenfalls dafür, daß es keine Vertauschungen geben kann.
Diese Maßnahmen müssen aber auf allen Ebenen durchgeführt und eingehalten werden, beginnend bei der Leichenschau, bis hin zum Grab!
Es nutzt ja nix, wenn der Bestatter superordentlich arbeitet, wenn er vorher schon die falsche Leiche bekommen hat und gar nicht ahnt, daß er statt Emma Kruse jetzt Walburga Blömmelckes in der Kühlung liegen hat.
Wie können Angehörige sicher sein, daß sie den richtigen Verstorbenen betrauern?
Ich sagte es schon im Fernsehen. Wenn es die Gemütsverfassung der Angehörigen und der Zustand des Verstorbenen zulassen, dann sollte man vom Toten persönlich Abschied nehmen. Dann kann man durch direkte Inaugenscheinnahme prüfen, ob da der Richtige im Sarg liegt.
Dann wiederhole ich meinen Rat: Setzen Sie auf einen guten Bestatter und nicht auf die Kettenbetriebe aus dem Bereich des billigen Jakobs aus dem Internet! Meiner persönlichen Meinung nach sind familiär geführte kleinere Bestatter sehr sorgfältig in ihrer Arbeit. Mir hat mal eine Angehörige erzählt, bei der Filiale eines Kettenbetriebes sei sie sich vorgekommen, wie auf einem Durchreisebahnhof, alles sei sehr fließbandmäßig und im Hau-Ruck-Verfahren abgewickelt worden.
Sagen wir es mal so: Wenn der Bestatter nur eine Leiche im Keller hat, kann er schon mal dort keine vertauschen.
Wenn der Bestatter schon mit dem Sprinter-Lieferwagen mit vier bis sechs Leicheneinschüben vorfährt, wäre ich persönlich skeptisch.
Angesichts der zufällig jetzt gehäuft vorgekommenen Vertauschungen ist es durchaus auch sinnvoll, den Bestatter darauf anzusprechen. Es kann doch nicht schaden, wenn die Branche auch noch mal durch häufige Nachfragen seitens der Angehörigen sensibilisiert wird.
Was tun, wenn ich eine Vertauschung bemerke?
Ruhe bewahren! Ärger erstmal runterschlucken! Seien Sie froh, daß Sie den Fehler bemerkt haben. Sie waren eines der Glieder in der Kette, die wirkungsvoll eine Kontrolle durchgeführt haben und Sie haben den Fehler bemerkt. Machen Sie, ohne großes Theater, die Verantwortlichen SOFORT auf den möglichen Fehler aufmerksam!
Sieht der Sarg auf einmal anders aus? Stehen auf den Schleifen der Kränze, auf Zetteln, Türbeschriftungen und Unterlagen falsche Daten und Namen? Ist das eine andere Urne als die die Sie bestellt haben? Spricht jemand von einem anderen Namen? Ist das eine andere Grabstelle?,,
Alles das können Indizien sein. Fragen Sie nach und zwar SOFORT.
Im Interesse eines würdigen Ablaufes würde ich an dieser Stelle kein großes Theater veranstalten. Sehen Sie zu, daß der Fehler so reibungslos wie möglich korrigiert wird und nehmen Sie in Ruhe und Würde Abschied.
Die Verantwortlichen können Sie auch später noch zur Rechenschaft ziehen und nachforschen wer der Schuldige ist.
—–
Aber nochmals:
Die deutschen Bestatter arbeiten sorgfältig.
Eine Leiche zu vertauschen und deshalb in die Schlagzeilen zu kommen oder deswegen schlechte Mundpropaganda zu bekommen, ist der Albtraum eines jeden Bestatters!
Nichts kontrolliert der Bestatter so sorgsam und immer wieder, wie die „richtige Leiche“.
Nur an wenigen Fällen überhaupt trägt der Bestatter die Schuld.
Vertauschungen finden oft schon vorher im Krankenhaus und später auf dem Friedhof statt und oft ist es der Bestatter, der eine solche Vertauschung bemerkt und ohne großes Theater korrigiert.
Nur ja bloß keine falsche Leiche! Das ist das Motto der Bestatter!
Es gilt die Regel, daß man sechs gute Bestattungen durchführen muss, um einmal von der daraus resultierenden Mundpropaganda profitieren zu können.
Eine negative Mundpropaganda macht aber 25 gute Bestattungen zunichte.
Eine negative Schlagzeile in der Zeitung kann das Unternehmen in den Ruin treiben!
Diesem Risiko setzt man sich nicht aus und kontrolliert deshalb so gut man kann.
Die Trauernden können sich sicher fühlen und beruhigt sein.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Urnnbembeln, genial! Im Winter könnte man es ja mal mit Aschenkapseln- Curling in der vereisten Einfahrt des Bestatters versuchen, ein Schrubber findet sich ja immer 😉
Im übrigen heiße ich gern Meier wenn ich dafür dann in der Adenauer- Truhe (die 2. von vorn sieht zumindest mal nach dieser Preisklasse aus) liegen darf 🙂
In dem Krankenhaus in dem ich im Maerz ein Praktikum gemacht habe, mussten alle Patienten ein Armband haben auf dem ihr Name ect. stand, sonst werden sie nicht auf Station aufgenommen. Warum kann man sowas nicht flaechendeckend einfuehren? Wenn dann jemand im Krankenhaus verstirbt behaelt er einfach sein Armband und so kann man gut kontrollieren, wer der Tote ist.
Verwechslung leicht gemacht:
Bestatter wird beauftragt doch bitte Herrn Harald P., verstorben mit Mitte 30, aus seiner Wohnung abzuholen. Die beiden Herren in Schwarz mit Trage finden dort augenscheinlich eine junge Frau vor, bei deren Anblick sie deren Tod ernsthaft bedauern.
Es dauerte dann doch etwas bis geklärt war, dass sie die richtige Person vor sich hatten…
Ich glaube gar nicht mal, dass es zurzeit so gehäuft vorkommt. Vermutlich liegt es an den schmierigen Schreiberlingen die schon mal vorsorglich im Dreck wühlen um das diesjährige, bevorstehende Sommerloch zu stopfen.
Soll jetzt kein klugscheißen sein, sondern eine echte, ernstgemeinte Frage: Woraus soll sich denn ergeben, dass alte Menschen von der Ausweispflicht befreit sind? Nach § 1 PersAuswG gilt die Ausweispflicht für alle Deutschen über 16, die der allgemeinen Meldepflicht unterliegen. Ich habe mal eben stichprobenartig die Meldegesetze einiger Bundesländer überflogen und dort keine allgemeine Befreiung für alte Menschen gefunden.
Das ist keine generelle Anordnung, daß alte Menschen von der Ausweispflicht befreit werden, sondern es ist die Realität.
Alte Menschen, die zum Amt gehen und einen neuen Ausweis beantragen wollen, bekommen oft die Antwort, daß sie keinen mehr brauchen, wenn sie nicht vorhaben ins Ausland zu fahren.
In erster Linie betrifft das aber Heimbewohner und Pflegebedürftige.
Unser Schwiegeropa hat seinerzeit vom Einwohnermeldeamt ein Schreiben bekommen, daß er ab sofort keinen neuen Ausweis mehr braucht. Ich erinnere mich aber nicht mehr, wie alt er damals war.
De facto kommen viele Alte in die Bestattungshäuser und haben abgelaufene Ausweise bzw. legen solche für den Verstorbenen vor.
Auf die Schnelle habe ich diesen Link hier gefunden:
[url=http://www.experto.de/b2c/gesundheit/krankheiten/alt-und-pflegebeduerftig-die-ausweispflicht-entfaellt.html]LINK[/url]
@Yeti: ich denke, dass es sich hier um italienische Körperformsärge handelt; die Schnitzerei ist das „Abendmahl-Motiv“ – so einer steht in Truhenform bei uns auf Lager und liegt preislich in der Adenauerklasse – haben aber noch „adenauer-rere“ zu bieten.
und verwechselt ist bei und auch noch keiner geworden, weil -wie Tom schon sagt – nicht genug oft kontrolliert werden kann und wir persönliche Abschiednahmen anbieten, die sehr gerne und dankbar angenommen werden.
Jetzt heißt es aber wieder „die Bestatter“ Ich glaube unser Berufsstand ist der, der am meisten darunter leidet wenn ein „Kollege“ mal wieder Scheiße baut.
Andererseits, die Leute brauchen uns ja trotzdem.
Eine tolle, wenn auch leider offene Diskussion. Aber das muss ja nicht so bleiben. Aus eigener Erfahrung weiss ich bei der Berliner Polizei, dass bei unbekanntenten Teten bzw. Toten, bei welchen der Arzt eine ungeweisse Todesart ankreuzte der Personalausweis mitgenommen wurde, auf der Dienststelle wurde dann eine Ecke abgeschnitten, ein wie ich immer fand unwürdidiges Verhalten und dann dem Vorgang beigegeben.
Was hätte je dagegen gegsprochen eine Kopie des solchen mit an das Plastiktäschen an den Sarg zu tackern bzw. der Leiche beizugeben?.
Ein, wenn auch kleiner Schritt mehr, zur besseren Identifizierung.
Mal was anderes Tom, ich hatte vor einer Weile schon mal die Frage nach der „alkalische Hydrolyse“ als Bestattungsform in den Raum geworfen. Könntest du nicht etwas erhellendes dazu schreiben? Würde mich sehr freuen, da ich da Thema sehr interessant finde.
MfG.
JohnB
„Wie können Angehörige sicher sein, daß sie den richtigen Verstorbenen betrauern?“ – Das hat doch nichts damit zu tun, wer da im Grab liegt oder ob überhaupt jemand im Grab liegt. Ich weiß doch, um wen ich trauere, weil ich ihn kannte. Und 99% aller Trauernden wissen letztendlich sowieso nicht, wer im Grab liegt, da sie nie nachschauen… Das Grab ist natürlich eine Erinnerungsstätte, weil es Menschen leichter fällt, Emotionen mit Plätzen oder Gegenständen zu verknüpfen, aber ob und wer da tatsächlich liegt, spielt doch erst eine Rolle, wenn man anfängt zu zweifeln und sich darüber Gedanken zu machen.
Muß gleich morgen mal los und bei allen Verwandten nachgraben…