Geschichten

Die Beule der Birnbaumer-Nüsselschweif -IV-

Gegen das Tragen eines Gewandes, das in ähnlicher Form auch von Priestern anerkannter Religionsgemeinschaften getragen wird, sei nun erst einmal gar nichts einzuwenden, hieß es von offizieller Seite. Außerdem gab man sich in allen Belangen ziemlich einsilbig, denn man wollte nun wirklich keiner Religionsgemeinschaft -und sei sie noch so apokryph und neu- in irgendeiner Weise Schwierigkeiten bereiten.
Das sei ein ganz empfindlicher Bereich und das brauche deshalb alles seine Zeit.

Es dauerte dann aber nicht mehr lange und als erstes Anzeichen, daß sich in der Angelegenheit doch etwas bewegte, konnte man sehen, daß die staubige Urne und das vom Sonnenlicht zerschlissene Totenhemd aus der Auslage des „Bestattungs-Feuerlöscher-Services“ verschwunden waren.
Wenig später erzählte mir mein Pietätwaren-Großhändler, der immer für den neuesten Tratsch aus der Branche gut ist, daß Herr Beule sich in die neuen Bundesländer abgesetzt habe.
Angeblich lebe er dort in klösterlicher Zurückgezogenheit.

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Das mit der Zurückgezogenheit stimmte, daß mit dem Klösterlichen hingegen nur, wenn man berücksichtigt, daß es sowohl im Kloster, als auch im Knast Zellen gibt und beide Begriffe mit K anfangen…

Nein, tatsächlich ist der gute Bruder David Beule Mildenhilfe wegen Betrugs, Urkundenfälschung (selbstgemachte päpstliche Bannbullen oder so), Unterschlagung und Veruntreuung zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er dann nicht bezahlen konnte und somit absitzen mußte.
Was dann aus ihm geworden ist? Man weiß es nicht. Unbestätigten Gerüchten zur Folge fristet der arme Mann heute, und das dürfte die härteste aller Strafen sein, als Gagschreiber für Oliver Pocher sein Leben. Mein Gott, warum hat man ihn nicht zur Todesstrafe begnadigt?

Jedenfalls wurde die Zahl derjenigen alten Leute auf einmal wieder größer, die sich bei bekannten Bestattungsinstituten um eine ganz normale Vorsorge bemühten. Der Spuk um die Mildenhilfe war schnell vorbei und was bleibt, das sind so alberne Gerüchte über einen Mönch in Kutte, der mit einem Bauchladen versehen als Buckelapotheker durch die östlichen Lande ziehe und Heilwasser verkaufe.

Jetzt muß man sich das aber mal auf der Zunge zergehen lassen… und es unterstreicht genau das, was mich an den ganzen Geschichten um die Frau Birnbaumer-Nüsselschweif ganz besonders verwundert und auch aufregt… die blöde Trankuh geht aus all diesen Geschichten völlig unbefleckt hervor.
Man müßte doch annehmen, daß ihr das Ganze irgendwann mal schadet, das Genick bricht oder daß ihr Ruf befleckt sein müßte. Aber nein!
Ganz im Gegenteil! Daß sie dem armen Mönchlein da geholfen hat, das hat ihr nur noch Pluspunkte in kirchlichen Kreisen eingebracht.

Kurz zur zeitlichen Einordnung: Der anfangs geschilderte Anruf des neuen Pfarrers ist jüngst passiert, die Geschichte um den monastischen Betrüger liegt drei, vier Jahre zurück.
Schon der damalige Pfarrer hat sich beinahe überschlagen und die Birnbaumerin über den grünen Klee gelobt. Das alles sei doch nur die Folge eines großen Missverständnisses gewesen und der Mildenhelfer habe den Menschen doch nur Gutes tun wollen.
Daß da aber Unsummen an Geld in den Taschen des Kuttenträgers verschwunden sein sollen, das wollte dann auf einmal keiner mehr wissen.

Ich könnte kotzen!
Und das könnte ich vor allem deshalb, weil ich heute in der Zeitung lese, daß der Oberbürgermeister in Vertretung des Ministerpräsidenten der Fettwachtel Birnbaumer-Nüsselschweif für ihre großen Verdienste um die Humanität und den übergroßen ehrenamtlichen Einsatz am kommenden Donnerstag das Bundesverdienstkreuz verleihen wird.
Mann, ist mir schlecht!

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