Gegen das Tragen eines Gewandes, das in ähnlicher Form auch von Priestern anerkannter Religionsgemeinschaften getragen wird, sei nun erst einmal gar nichts einzuwenden, hieß es von offizieller Seite. Außerdem gab man sich in allen Belangen ziemlich einsilbig, denn man wollte nun wirklich keiner Religionsgemeinschaft -und sei sie noch so apokryph und neu- in irgendeiner Weise Schwierigkeiten bereiten.
Das sei ein ganz empfindlicher Bereich und das brauche deshalb alles seine Zeit.
Es dauerte dann aber nicht mehr lange und als erstes Anzeichen, daß sich in der Angelegenheit doch etwas bewegte, konnte man sehen, daß die staubige Urne und das vom Sonnenlicht zerschlissene Totenhemd aus der Auslage des „Bestattungs-Feuerlöscher-Services“ verschwunden waren.
Wenig später erzählte mir mein Pietätwaren-Großhändler, der immer für den neuesten Tratsch aus der Branche gut ist, daß Herr Beule sich in die neuen Bundesländer abgesetzt habe.
Angeblich lebe er dort in klösterlicher Zurückgezogenheit.
Das mit der Zurückgezogenheit stimmte, daß mit dem Klösterlichen hingegen nur, wenn man berücksichtigt, daß es sowohl im Kloster, als auch im Knast Zellen gibt und beide Begriffe mit K anfangen…
Nein, tatsächlich ist der gute Bruder David Beule Mildenhilfe wegen Betrugs, Urkundenfälschung (selbstgemachte päpstliche Bannbullen oder so), Unterschlagung und Veruntreuung zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er dann nicht bezahlen konnte und somit absitzen mußte.
Was dann aus ihm geworden ist? Man weiß es nicht. Unbestätigten Gerüchten zur Folge fristet der arme Mann heute, und das dürfte die härteste aller Strafen sein, als Gagschreiber für Oliver Pocher sein Leben. Mein Gott, warum hat man ihn nicht zur Todesstrafe begnadigt?
Jedenfalls wurde die Zahl derjenigen alten Leute auf einmal wieder größer, die sich bei bekannten Bestattungsinstituten um eine ganz normale Vorsorge bemühten. Der Spuk um die Mildenhilfe war schnell vorbei und was bleibt, das sind so alberne Gerüchte über einen Mönch in Kutte, der mit einem Bauchladen versehen als Buckelapotheker durch die östlichen Lande ziehe und Heilwasser verkaufe.
Jetzt muß man sich das aber mal auf der Zunge zergehen lassen… und es unterstreicht genau das, was mich an den ganzen Geschichten um die Frau Birnbaumer-Nüsselschweif ganz besonders verwundert und auch aufregt… die blöde Trankuh geht aus all diesen Geschichten völlig unbefleckt hervor.
Man müßte doch annehmen, daß ihr das Ganze irgendwann mal schadet, das Genick bricht oder daß ihr Ruf befleckt sein müßte. Aber nein!
Ganz im Gegenteil! Daß sie dem armen Mönchlein da geholfen hat, das hat ihr nur noch Pluspunkte in kirchlichen Kreisen eingebracht.
Kurz zur zeitlichen Einordnung: Der anfangs geschilderte Anruf des neuen Pfarrers ist jüngst passiert, die Geschichte um den monastischen Betrüger liegt drei, vier Jahre zurück.
Schon der damalige Pfarrer hat sich beinahe überschlagen und die Birnbaumerin über den grünen Klee gelobt. Das alles sei doch nur die Folge eines großen Missverständnisses gewesen und der Mildenhelfer habe den Menschen doch nur Gutes tun wollen.
Daß da aber Unsummen an Geld in den Taschen des Kuttenträgers verschwunden sein sollen, das wollte dann auf einmal keiner mehr wissen.
Ich könnte kotzen!
Und das könnte ich vor allem deshalb, weil ich heute in der Zeitung lese, daß der Oberbürgermeister in Vertretung des Ministerpräsidenten der Fettwachtel Birnbaumer-Nüsselschweif für ihre großen Verdienste um die Humanität und den übergroßen ehrenamtlichen Einsatz am kommenden Donnerstag das Bundesverdienstkreuz verleihen wird.
Mann, ist mir schlecht!
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Ich finde es geradezu absurd, wie Leute wie B-N in höchsten Tönen gelobt und ob ihrer „milden Taten“ gebauchpinselt werden, obwohl ein wenig Nachdenken und hinter-die-Kulissen-schauen zu gänzlich anderem Rückschluß führt.
Wir werden ja permanent gewarnt, welche „Gefahren“ das Internet oder die regelmäßig an der Tür klingelnden Drücker-Banden darstellen. Aber ehrlich – das sind geradezu Waisenkinder!
Wenn ich mir anschaue, wieviel Lug, Betrug und Schandtat von Zeitgenossen wie B-N ausgeübt werden kann und dann noch von Kirchen, evtl. sogar Kommunen und/oder Vereinen, Verbänden usw. geschützt und schöngeredet wird… – da ist mir nicht nur schlecht!
So viel kann ich wirklich nicht essen, wie ich k….. könnte!
Vielleicht sind es eineiige Drillinge…
Das wuerde erklaeren, warum das Ruesselschwein 72h am Tag „Gutes“ tun kann…
So kann es gehen, wenn man den Hals nicht vollbekommt. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam aber gründlich.
Und ach komm Tom 🙂 Mit so wem wie der Birnbaumer bist du schon fertig geworden – und wirst es auch weiter werden.
LG
Joe
Da schaust du doch laechelnd drueber weg ueber dieses Bundesverwasauchimmerkreuz….das haben schon ganz andere bekommen die auch eher in den knast gehoert haetten.
tatsache ist es leider das es in der gesellschaft immer wieder gewisse teflonstehaufmenschen gibt an dennen alles, aber wirklich absolut alles, abprallt und die am ende immer strahlend da stehen.
was ich mich frage ist wie solche menschen morgens noch in den spiegel schauen koennen ohne zu k….en.
Wads? Das Rüsselschwein bekommt ein BVK? Dann stünde sie ja auf einer Ehrenebene mit Loriot und Konrad Zuse! Verdammt, man muss was dagegen tun …
Und jeder A**** in diesem Lande,
erhält irgendwann,
das Verdienstkreuz am Bande.
🙂
Gibt es eigentlich irgendwo im Netz eine Liste mit den in kürze auszuzeichnenden?
Nur damit man sich mal ein Bild von der machen könnte … *hust*
Ahh Tom hat am Wochenende die Sendung „Unterwegs mit Armin“(Maiwald) gesehen, als die den Einheitsweg von West nach Ost gewandert sind.
YAY
Für mich sieht es so aus:
Die Nüsselschweif ist immer da zur Stelle, wo sie die Lorbeeren abstauben kann, ohne wirklich was getan zu haben. Da sie aber nicht wirklich etwas getan hat, fällt es ihr auch sehr leicht, später die Verantwortung für diese Sachen abzulegen.
Die Politik funktioniert recht ähnlich, daher ist es für Politiker völlig Wurst, wer ausgezeichnet wird. Vermutlich können gerade Politiker die Fassade gut durchschauen, aber für sie ist es nützlich jemandem einen Orden anzuheften. Besonders wenn eine Gruppe Menschen mit wirklich reiner Weste dahinter steht, sowas kommt gut an.
Sieh es locker, Tom.
Ich weiß ja nicht genau, wie die Altersverhältnisse sind, aber vllt. wird dir eines Tages die Gnade angedeihen, die „Gute“ persönlich zementieren, ehm, kremieren zu lassen.
Aber natürlich interessiert es mich – zum Thema zeitliche Einordnung – ob man wohl in Zeitungen über jemanden lesen kann, der vor kurzem das Bundesverdienstkreuz bekommen hat. *grübel*
Sollte es noch verliehen werden, könnte man einen Bestatterweblog-Flashmob organisieren. Alle mit Schweineschwänzchen, Leichenhemden oder wahlweise Urnen unter dem Arm. 😉
Pflaster doch den Hof bei dir neu – mit Beton und lade die Nüsselbaum zum Besichtigen ein. Bei DER Fettwanne landet die mit den Füssen sicherlich im frischen Beton (Schnellbindend) – und selbstlos helfend wie du bist, fräst du die Betonschuhe dann großzügig aus und wäschst die dann im nahegelegenen See wieder ab.
So in 20 m Tiefe 🙂
Dass gegen das Tragen kirchlicher Gewänder so ja erstmal nichts einzuwenden sei ist schlicht falsch. Das kann sehr schnell den Straf(!)tatbestand des §132a Abs. 1, 2 u. 3 StGB (Mißbrauch von Abzeichen) erfüllen, nämlich dann, wenn die Kutte einer echten zum Verwechseln ähnlich sieht.
…was für eine Geschichte! Ich gehe mal davon aus,das sie wahr ist-und es fällt mir auch nicht(mehr)schwer,sie für wahr zu halten.
Ich führe gerade einen „Kleinkrieg“ gegen unser örtliches Bauamt,und gegen den Nutznießer,der mir das Leben unnötig schwer macht…
Ohne solche Erzählungen gäbe es für mich im Moment so gut wie keinen Lichtblick.(Mitleid ausdrücklich erwünscht!)
Danke Tom! 🙂
Eine Runde Mitleid für den kleinen Tierfreund.
Und alle:
„Ooooooch tust du uns leid.“
B. A.
Das „Problem“ mit den Birnbaumer-Nüsselschweifs ist, dass, sollte etwas nach hinten losgehen bei ihrer wohltätigen Arbeit, viele immer noch sagen „Sie hat es ja nur gut gemeint“ o.ä. So scahut dann gar niemand hinter die Kulissen – wahrscheinlcih auch, weil sie froh sind, einen Dummen gefunden zu haben, der vielleicht lästige Solidararbeit leistet – aus welchen Gründen heraus ist da eher zweitrangig.
@12 SvenK: Selten so einen Blödsinn gelesen!
Es ist doch immer die Frage, was da verwendet wird. Gegen das Tragen eines Talars und einer Schärpe, wie Tom es hier beschreibt, kann niemand etwas machen und das verstößt auch nicht gegen das StGb. Ebenso wenig ist es strafbar, sich Pastor oder Bruder nennen zu lassen.
Anders sähe es aus, wenn der eine Kardinalstracht getragen hätte und vorgegeben hätte ein katholischer Kardinal zu sein.
Insofern hat Tom es völlig richtig geschrieben.
@ Big Al : Danke! Jetzt gehts wieder besser ! 😉
Kleider machen ja bekanntlich Leute.
Wenn jemand eine Uniform anzieht,kann er bei vielen Menschen einfach mal heiter in die Wohnung marschieren.Klappt sicher in gewissen Kreisen auch mit Talar und Co.
Weißer Kittel wirkt auch so.Da gab es doch diesen Fall,wo ein „Nicht-Arzt“ sogar operieren durfte.(Komischerweise ohne bemerkenswerte Verluste) 🙂
Ja, die Wikipedia hat doch eine Liste mit Trägern des Bundesverdienstkreuzleins…
[quote]Und jeder A**** in diesem Lande,
erhält irgendwann,
das Verdienstkreuz am Bande.[/quote]
Woody Allen meinte mal:
„Auszeichnungen sind wie Hämorrhoiden. Jeder bekommt mal eine…“ 😉
Das Rüsselschwein gleicht tatsächlich einer Hämorrhoide, insofern hinkt dieser Vergleich nicht. Danke, turtle of doom!
Zitat Wikipedia:
„Hinweis: Aufgrund der hohen Zahl der Träger ist eine vollständige Auflistung der Träger nicht angestrebt.“
@ den kleinen Tierfreund.
Wie man heutzutage sieht ist ja auch nicht jeder „Dr.“ ehrlich erworben worden, da fällt so ein kleiner Betrug in Sachen operierender Nichtarzt auch nicht mehr großartig ins Gewicht.
Die Titelgeilheit kennt halt keine Grenzen, hoffen wir mal dass es nach diesen diversen Vorfällen in Sachen gefälschter Doktoren auch mit der Titelgläubigkeit mal realistischer zugeht.
B. A.
21 Big Al: Die Ehrlichkeit und das kritische Hinterfragen von Titeln wird bestenfalls kurzfristig besser werden – ansonsten taugt das Guttenbergen bestenfalls als Partygag, wenn z.B. jemand seine (echte) Doktorarbeit vorstellt und dabei süßsauer lächelnd entsprechende Witze über sich ergehen lassen muss.
Zu Orden fällt mir nur ein „Rechts Lametta, links Lametta und der Bauch wird immer fetta.“ Ja, ich weiss, ist politisch vorbelastet. Die Anzahl der Orden ist nur selten proportional zu den tatsächlichen Leistungen, ab einer gewissen, meist politischen, Bedeutung gibts Orden und Ehrendoktoren etc. im Dutzend billiger – wer hat noch nicht, wer will nochmal?
Im Prinzip gibt es „das Bundesverdienstkreuz“ gar nicht – es gibt so viele unterschiedliche Formen.
Wenn jemand von „dem Bundesverdienstkreuz“ spricht, meint er aber wohl vermutlich das Bundesverdienstkreuz am Bande..
Ich hab mir mal den Spaß gemacht und bin die Liste der „BVK am Bande“-Träger durchgegangen. Bisher habe ich aber noch keinen verdächtigen Namen gefunden 😉
@ den einen anderen Stefan.
Ja, das deutsche Wahlvolk ist vergesslich, und ich bin da immer noch zu blauäugig…
Aber wer beschissen werden will lernt es eh nicht, oder?
B. A.
B.A.: Jedes (Wahl-)Volk hat die Regierung, die es verdient. Spannend finde ich in dem Zusammenhang B-W. Mal sehen, wie die Grünen sich als Regierung machen.
Zum „Verdienstorden“ finde ich besonders schön, dass pro Legislaturperiode 30 Orden an die Mitglieder des Bundestages vergeben werden – schön nach Parteienproporz sortiert… Eine Verleihung qua Amt finde ich höchst fragwürdig, ein Amt innezuhaben ist zunächst noch kein Verdienst.
@Andante: Ich teile Ihre Ansicht de lege ferenda.
a.A. jedoch statt aller: Krauß in LK-StGB §132a StGB Rz. 57: „Als strafrechtlich geschützte Amtsbezeichnungen kommen etwa in Betracht Vikar, Pfarrer, Pastor, Dekan, Bischof, Erzbischof, Landesbischof, Oberkirchenrat, als Titel Prälat und Monsignore. Zu der kirchlichen Amtskleidung gehören Talare, Sutane, Messgewänder und Ordenskleidung.“
Sich also Pastor zu nennen und dabei einen Talar zu tragen reicht völlig aus. Diese gesetzliche Erhebung von Kirchenoffiziellen zu tatsächlichen Würden- und Amtsträgern passt mir auch nicht, das ist jedoch letztlich Sache des Gesetzgebers, das zu ändern.
@anderer Stefan &Big Al
Ich lese mit Begeisterung Eure Beiträge. 🙂 Mir, uns hier, geht es derzeit genauso. Auch wir beobachten B.-W, sind zunehmend verunsichert, was die derzeitige Politik angeht (wer will mal das Amt xy, jeder ist anscheinend zu allem fähig) und die Ämtervergabe- auch im Bankensektor läßt nur noch Staunen zu. Viele Freunde besitzen einen echten Dr., allerdings verwenden sie ihn nie. Wahres understatement, ich mag diese Leute. Ich denke, da werden noch viele Doktorarbeiten aberkannt werden. Problem ist bei den Juristen z.B. dass wenn man in so einer Hühnerfarm arbeiten will, ein Dr. Titel zum guten Ton gehört. Das nebenbei oft ein Lehrstuhl finanziert wird, ist sicher Zufall.
Smilla: Was die geguttenbergten Doktoren angeht, fand ich es besonders aufschlussreich, dass der Titel von Frau Koch-Mehrin von der (FDP-nahen) Friedrich-Naumann-Stiftung finanziert wurde – mit Mitteln des Bundesforschungsministeriums… Das mag ja formal alles in Ordnung sein, aber es hinterläßt ein „Geschmäckle“, wenn Bundesmittel verwendet werden, damit eine Parteienstiftung einem Parteimitglied die Doktorarbeit finanziert wird – nicht dass Frau Koch-Mehrin als Europaabgeordete wohl durchaus auskömmliche Diäten erhält… Das der Titel dann noch durch Betrug erlangt wurde, ist das i-Tüpfelchen – wenn es schon eine Parteifreundin ist, schaut man halt nicht so genau hin, oder wie?
@anderer Stefan
Das hinterläßt schon ein sehr kräftiges Geschmäckle. Bei Veronica Saß und Co, wird es bei genauerem Hinsehen nicht viel anders sein. Ich war auch ganz verwundert, als ein ehemaliger Studikollege auch so auf guttembergsche Weise nebenbei promoviert hat, ich habe nachgesehen und war nicht so erstaunt, dass der Doktorvater ein Parteikollege aus demselben Dorfe ist. Seltsam das andere Leute ihre Promotion nicht fertig bekommen, weil zu zeitaufwendig und andere 1 oder 2 Jahre darüber brüten müssen, während andere es nebenbei schaffen. Und ich habe immer gedacht, die kommen wie da Vinci mit 3 Stunden Schlaf aus, oder es gab eine wundersame Intelligenzvermehrung über Nacht… 🙂
Aber diejenigen, die darüber so lange gebrütet haben, habe heute eine Prof. stelle in FFm und einer in Brüssel. Ich habe schon überlegt, ob die mir nicht….aber ich fürchte, sie sind zu integer…
Tja, die echten Doktoren machen wissenschaftliche Karriere, die geguttenbergten politische – ein Schelm, wer Arges dabei denkt…
Ich glaube an den Beruf den Politikers gibt es keine Anforderungen, oder? Das sagt doch auch schon alles. Dickes Fell haben, besche*ssen können, nie Antworten auf gestellte Frage geben und lächeln und winken.
Boah, gibt es da nicht auch sowas wie bei Hochzeiten?
Sollte jemand gegen diese Verbindung etwas vorzubringen habe, so melde er sich!
Eine sehr gute Idee.
Aber hättest du die Nerven, bei einer Hochzeit Widerspruch einzulegen?
Wenn ichs tun würde, hätte ich meine Familie wohl zum letzten Mal gesehen… *g*