Geschichten

Die Beule der Birnbaumer-Nüsselschweif -III-

An genau dieser Stelle kommt die Birnbaumer-Nüsselschweif ins Spiel, denn tatsächlich kam es zu diesem Fall:
Wir werden vom Altersheim „Maria selige Mutter“ angerufen und darüber informiert, daß „unsere“ Frau Kösters verstorben sei. Der Arzt sei schon unterwegs und so könnten wir uns in einer guten halben Stunde auf den Weg machen, um die Frau abzuholen.
Manni, unser Fahrdienst- und Werkstattleiter, und Sandy, unsere Allroundkraft, machen sich also zu nächtlicher Zeit an ihrem jeweiligen Wohnort auf den Weg, treffen sich in der Firma und richten den Bestattungswagen.
Da erreicht uns ein weiterer Anruf von „Maria selige Mutter“ und es heißt, das mit der Frau Kösters habe sich erledigt, die sei schon von der „David Mildenhilfe“ abgeholt worden.

Wie kann das sein?
Nun, Herr Beule hatte Frau Kösters als Mitglied für seine Mildenhilfe geworben und sich gleich eine letztwillige Verfügung ausstellen lassen, die besagte, daß Frau Kösters nicht mehr von uns, sondern von ihm bestattet werden soll und daß wir die Vorsorge, nach Abzug einer Abstandsgebühr, an Herrn Beule auszahlen sollen.

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Da kannste nix machen…
Der (letzte) Wille des Menschen ist sein Himmelreich…

Trotzdem hatte mich das natürlich geärgert, ist ja klar. Denn einerseits hatte Beule kein Gewerbe, man machte sich Gedanken, ob er das Geld seiner Kunden ordentlich verwaltete und wußte, daß ihm die Behörden und das Finanzamt auf den Fersen waren.
Und ausgerechnet so einer sollte mir meine Aufträge wegschnappen?

Am nächsten Tag fuhr ich zu „Maria selige Mutter“ und sprach mit der Heimleiterin. Die zuckte nur mit den Achseln und meinte, da könne sie nichts machen, für jeden Heimbewohner gebe es eine Akte und in der steht an prominenter Stelle, bei welchem Institut angerufen werden müsse, wenn diese Person mal stirbt. Schließlich sei das doch der Weg, den alle Heimbewohner früher oder später gehen und deshalb lege man so großen Wert darauf, daß der letzte Weg geregelt sei.
In diesem speziellen Fall habe die Schwester auf der betreffenden Station etwas übereilt gehandelt und deshalb habe man versehentlich bei uns angerufen, obwohl inzwischen diese Vorsorge geändert worden sei. Das habe die Frau Birnbaumer-Nüsselschweif extra so veranlasst.

„Frau Birnbaumer-Nüsselschweif?“

„Ja, die betreut doch hier viele alte Menschen und macht hier Besuchsdienst.“

Die Tage der Birnbaumer müssen 78 Stunden haben, anders ist es nicht zu erklären, daß sie einem überall und immer wieder über den Weg läuft.

Die Birnbaumer sei sehr oft mit dem Herrn Beule zusammen gekommen, so zwei nette, fromme Leute. Pastor Beule gebe den Menschen Gottvertrauen und Zuversicht…

„Pastor Beule?“

„Ja sicher, der Mann ist doch Geistlicher, der kommt doch immer im Talar.“

Ich konnte es wirklich nicht fassen. Da gibt sich dieser Heini doch tatsächlich als Priester oder sowas aus, die Birnbaumer öffnet ihm noch alle Türen und dann gräbt der uns noch unsere Kundschaft ab!

Schon einen Tag später nahm die Sache eine vollkommen andere Wendung. Gegen eine einstweilige Verfügung, seinen Laden behördlicherseits zu schließen, ist Dirk Beule mit dem Argument angegangen, es handele sich ja gar nicht um einen Gewerbebetrieb, sondern um den Tempel Davids und zwar sei das genau seit dem ersten Tag seiner Tätigkeit so, als er die Kirche „David Mildenhilfe“ gegründet habe. Somit sei er nicht dem Gewerberecht unterworfen, sondern es handele sich bei der Schließung seines Ladens, sprich Tempels, um einen Akt der Einschränkung seiner freien Religionsausübung.

In dieser Nacht hatte ich einen häßlichen Traum, in dem mich die dicke Birnbaumer-Nüsselschweif, die ein wallendes Priestergewand trug, darunter nackt war, und immer „Hosianna“ rief, mit einer brennenden Kerze verprügeln wollte…

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