Im Schaufenster eines Geschäftes für Brautmoden im mexikanischen Chihuahua steht die Mumie einer jungen Frau, die ein Brautkleid präsentiert und so geheimnisvoll ist, dass manche Leute lieber auf der anderen Straßenseite an dem Geschäft vorbeigehen, während andere extra wegen ihr hierherkommen.
Während die einen vom makellosen Erhaltungszustand der Leiche fasziniert sind, stößt es andere geradezu ab. Aber was ist denn an dieser Geschichte dran oder handelt es sich nur um eine urbane Legende?
Hunderte Webseiten und vor allem die von ungefilterten Laienantworten verschandelten Frage-Antwort-Portale erzählen, es handele sich bei der fast wie lebendig aussehenden Mumie um die jung verstorbene und einbalsamierte Leiche von Pascualita Esparza, der Tochter des Ladeninhabers.
Doch die Ladeninhaber beteuerten stets, es handele sich nur um eine Schaufensterpuppe.
Als die Puppe vor vielen Jahren eines Tages im Schaufenster auftauchte, erinnerte das Gesicht die Besucher an die viel zu früh verstorbene, schöne Tochter Pascualita des Ladeninhabers.
Wie ein Lauffeuer soll sich damals das Gerücht durch die ganze Stadt verbreitet haben und bis zum Abend dieses Tages hatten hunderte Menschen die als Puppe dargestellte Pascualita betrachtet.
Pascualita war genau an ihrem Hochzeitstag in ihrem Brautkleid verstorben. Sie soll angeblich am tödlichen Biss einer ‚Schwarzen Witwe‘ gestorben sein.
Die Trauer war damals groß und der Vater konnte seine Tochter Pascualita nicht vergessen.
Als dann die Puppe mit Pascualitas Gesichtszügen im Schaufenster auftauchte und auch noch ein Brautkleid trug, begannen sich die wildesten Gerüchte und Vermutungen um die Herkunft der Puppe zu ranken.
War dies wirklich nur eine hervorragende Kopie aus Wachs oder handelte es sich um das Ergebnis einer einzigartigen Einbalsamierungstechnik und man hatte tatsächlich die echte Pascualita vor Augen?
Urbane Legende oder geheimnisvoll, mysteriöse Geschichte?
Der Ladeninhaber schwieg beharrlich und stritt jeden Verdacht ab, zerstreute alle Bedenken und sprach immer nur von einer Puppe.
Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass Pascualita, so wird die Puppe längst von jedermann genannt, ein Publikumsmagnet geworden ist. Immer wieder wird die mysteriöse Geschichte von den Medien in aller Welt aufgegriffen und stets sorgt das für einen neuen Besucheranstrom. Jeder, der nach Chihuahua in Mexiko kommt, wird früher oder später auch von Pascualita im Brautmodengeschäft „La Popular“ erfahren. Chihuahuas Taxifahrer kennen die Route und Adresse genau.
Immer noch ist es nur dem Ladenbesitzer erlaubt, die geheimnisvolle Puppe zu berühren und ihre Kleidung zu wechseln. Dadurch mehren sich natürlich nur die Gerüchte.
Es heißt, besonders nachts verströme Pascualita einen morbiden Charme. Besucher und Passanten haben das Gefühl, sie würde sich bewegen, oder sie fühlen sich sogar von ihrem stechenden Blick verfolgt; und es gibt viele Leute, die es vorziehen, so schnell wie möglich an ihr vorbeikommen wollen oder sogar die Straßenseite wechseln.
Es gibt zahlreiche Seiten im Web (fremdsprachig), die sich mit der mysteriösen Geschichte beschäftigen und zumeist die Legende nur nähren, man spielt halt gern mit dem Unheimlichen und Morbiden.
Die ewige Braut
Corpse Bride of Mexico
Und in einem Video ist Pascualita auch zu sehen:
Doch was ist dran an der Geschichte?
Kann es wirklich eine Leiche sein, die da ausgestellt ist?
Die Antwort ist kurz: Nein.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, einen verstorbenen Menschen zu konservieren. Man denke an die Pharaonen, die mit Harzen und Laugen in Mumien verwandelt und über Tausende von Jahren erhalten blieben. Man denke aber auch daran, wie diese Körper heute aussehen. Die Haut ist zusammengefallen, löst sich manchmal nach dem Auswickeln der Mumie schnell oder ist eher braun-schwarz wie Pergament. Außerdem ist überhaupt nicht daran zu denken, eine Mumie etwa einfach so auszustellen, Sonnenlicht und Luftfeuchtigkeit würden ihr sehr zusetzen.
Viele denken auch an die Leichname von Mao und Lenin, die in entsprechenden Mausoleen ausgestellt werden.
Jedoch ist hierfür ein ungeheurer technischer Aufwand notwendig und im Laufe der Jahrzehnte haben diese liegenden Leichname auch eher die Ähnlichkeit mit Wachsfiguren bekommen.
Nur unter exakt kontrollierten klimatischen Bedingungen, bei genauer Einhaltung von Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit ist es überhaupt möglich, diese Körper zu erhalten.
Hinzu kommen regelmäßig anfallende Erhaltungsarbeiten, die ungeheure Summen verschlingen.
Eine so aufbereitete Leiche in einem Schaufenster auszustellen, ist undenkbar und unmöglich.
Viele fühlen sich beim Anblick von Pascualita auch an Verstorbene erinnert, die sie aus Filmen kennen und die das Ergebnis besonders guter Einbalsamierungstechnik sind.
Jedoch kann kein Einbalsamierer dieser Welt einen Leichnam so konservieren, dass er über Jahre oder Jahrzehnte ohne weiteren Verfall ausgestellt werden kann. Die Einbalsamierungstechniken, wie wir sie heute anwenden, haben den Zweck, die Zersetzung des Körpers für einen gewissen Zeitraum aufzuhalten bzw. hinauszuzögern.
Und dabei kann es durchaus sein, dass ein Verstorbener auch schon mal sehr viel länger als beabsichtigt, nahezu unverändert aussieht.
Genauer gesagt: Alle Bestattungstechniken, abgesehen vom Einäschern, können es mit sich bringen, dass unter zufällig idealen Bedingungen der Körper weitaus länger erhalten bleibt, als man es beabsichtigt hatte.
Jedoch sind alle diese Zufallserhaltungen, auch die beabsichtigten, über kurz oder lang von einer starken optischen Beeinträchtigung begleitet, die keinesfalls Anlass zu der Annahme geben können, man könnte einen Verstorbenen über Jahre in einem Schaufenster ausstellen.
Es steht zu vermuten, dass ein weiteres Gerücht, nämlich es handele sich bei Pascualita um eine hervorragend gearbeitete Wachsfigur aus Frankreich, sehr viel mehr Wahrheitsgehalt hat.
Man kann durchaus berechtigt vermuten, dass der Vater und Ladeninhaber vom frühen Tod seiner Tochter so ergriffen war, dass er eine ihr sehr ähnlichsehende Wachsfigur erstanden oder gar in Auftrag gegeben hat.
So wollte er ihr wohl ein bleibendes Denkmal in seinem Schaufenster verschaffen und die Erinnerung an sie wachhalten.
Die sich schnell bildenden Gerüchte und Vermutungen dementierte man nicht, denn man erkannte offenbar schnell, wie groß der morbide Werbeeffekt war, der durch das Schweigen noch geheimnisvoller wirkte.
Kurzum: Pascualita ist sicherlich einen schaurigen Besuch wert und es macht Spaß, sich mit Gänsehaut vorzustellen, da handele es sich um eine echte Leiche, doch mehr als sich der Illusion hinzugeben, sollte man nicht tun.
Aus fachlicher Sicht kann es sich nicht um einen Leichnam handeln, es ist definitiv eine Puppe.
Oder?
© 2014
Bestatterweblog-Leser Uwe ist schon 2014 auf die Geschichte gestoßen und hat mir einen Link dazu geschickt. Ich habe den Artikel jetzt, 10 Jahre später, noch einmal bearbeitet, weil ich gerade in einer Reihe von „bemerkenswerten und seltsamen“ Todesfällen/Beerdigungen berichte.
- pascualita1aa: Escobar Pucancor
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: leiche, Mexiko, mumie, Pascualita, Puppe, Schaufenster
http://de.wikipedia.org/wiki/Rosalia_Lombardo
Auch nur weil sie luftdicht verpackt ist…
bombjack
Ich wußte gar nicht, dass es da jetzt eine moderne, sichere Umhüllung gibt. Seit 1925 lag sie jedenfalls jahrzehntelang nur in einem Holzsarg mit Glasscheibe.
Und wie stehts mit der sogenannten Plastination? Ich war nie in so einer Ausstellung und habe es auch in Zukunft nicht vor, daher weiß ich auch nicht wie die Körper da so aussehen.
Du hast nach meiner Meinung nichts versäumt. Der äußere Eindruck war einfach nur eklig. Das Muskelfleisch der ausgestellten Exponate sah aus, wie bei zu lange gekochten Suppenhühnern. Es waren wohl keine europäischen Körperspender; vor allem die „Gesichter“ fand ich befremdlich. Ich weiß heute noch nicht, worin die Körper eingelegt waren. 🙁
Naja, vorab: ich glaube auch nicht, daß es sich hier um den echten Körper handelt (müsste man ja eigentlich schon mit einer hellen Taschenlampe durch die Hand herausfinden können) aber es gibt durchaus Techniken, wie z.B. von Dr. Pedro Ara erfunden und praktiziert (an einem namenlosen alten Mann, glaub er war Zeitungsverkäuver oder so, der tagaus tagein vor der Uni saß, und als er irgendwann verstorben war, hatte Ara ihn mit einer wachbasierten Plastination dermaßen gut haltbar gemacht, daß Juan Perón nach dem Tod seiner Evíta 1952 ihren Leichnam ebenso von Ara mit dieser Technik präparieren ließ. Evítas Körper wurde dann nachweislich ohne regelmäßige Nachbehandlung mehrere Jahre aufbewahrt und sogar um die halbe Welt transportiert und hat wohl bis zuletzt, als er endlich 1974 in Buenos Aires bestattet wurde, noch nahezu so ausgesehen, wie an ihrem Todestag (siehe u.a. Wikipedia-Artikel ‚Leichenkonservierung‘), also absolut unmöglich ist es nicht; und zumindest die Blutgefäße in den Augen und die Papillaren auf der Haut, die Finernägel usw. (siehe Video) sind zumindest bemerkenswert.
Sie hat am rechten Mittelfinger oben einen kleinen Buckel, den habe ich auch vom Schreiben! Schaut schon krass aus…
Mhm, also die Haare sehen sehr unecht aus, der Ansatz von der Perücke ist wirklich gut zu erkennen. Auch die Augen (Wimpern/Lid) schauen sehr unecht aus. Dass die Fingernägel nicht echt sind sieht man meiner Meinung nach ebenfalls sehr gut.
Ansonsten eine gut gemachte Wachsfigur! Aber dass Wachsfiguren wahnsinnig echt aussehen weiß man doch eigentlich, seit jeder Star seine eigene Figur bei MT hat.
Allerdings kann ich nicht verstehen, wie man finden kann, dass die Figur und die Person auf dem Foto sich ähnlich sehen.
Trotzdem schöne Geschichte 🙂
Ich finde die hat etwas echtes und unechtes an sich. Man kann das ja eigentlich leicht heraudfinden. Die Besitzer werden es sicher nicht erlauben aber man müsste sie ausziehen. Ich weiß das klingt arg aber es ist so. Da erkennt man dann wahrscheinlich sicher ob sie echt oder unecht ist. Ich finde auch zum Beispiel die Augen und die Wimpern sind sehr unecht. Die Wimpern sind zu dicht und sehr lang, was meiner Meinung sehr künstlich aussieht. In den Augen fehlen die Andern. Aber fie Hände sehen sehr echt aus.
Gense haut pur