Petermann wurde die Luft im Keller zu dick, allmählich kroch seine Klaustrophobie in ihm hoch und begann seinen Hals zu zu schnüren.
„Ich geh mal an die frische Luft“, sagte er zu seinen Kollegen, die inzwischen die Phase des Staunens überwunden hatten und damit begonnen hatten, etliche silberne Koffer aufzuklappen und jedes Detail im Keller ausführlich zu untersuchen.
Das letzte Stück im engeren Gang war für Petermann das schlimmste Stück, weil hinter ihm zwei Kollegen drängten und ihm von vorn weitere inzwischen eingetroffene Spurensicherer entgegenkamen.
Plötzlich fühlte er sich eingesperrt und schlagartig blieb ihm die Luft weg.
Ziemlich rabiat bahnte er sich seinen Weg und es ging ihm erst wieder besser, als er aus dem Keller raus und durch die Halle ins Freie gelaufen war.
Kurzzeitig wurde es ihm schwarz vor Augen und sein Atem ging stoßweise. An die Hauswand gelehnt, saugte er die kühle Vormittagsluft in seine Lungen und merkte, wie es ihm langsam wieder besser ging und sein Kreislauf sich wieder beruhigte.
Früher hatte ihm diese Platzangst gar nicht sonderlich zu schaffen gemacht. Ab und zu hatte er ein beklemmendes Gefühl bekommen, aber im Großen und Ganzen hätte er gelacht, wenn ihm jemand gesagt hätte, er leide unter Platzangst.
Aber dann war er in einem Elsaß-Urlaub in einen der Stollen der französischen Verteidigungsanlagen eingefahren und aus dem großen Stollen, der eine komplette Eisenbahn gefaßt hätte, wurden dann immer kleinere Gänge und Tunnel und schließlich konnte man sich nur noch mit eingezogenem Kopf fortbewegen. Hinter ihm drängten drei japanische Touristen, vor ihm versperrte ein schwitzender Belgier den Weg und da hatte er zum ersten Mal einen richtigen Anfall von Klaustrophobie gespürt.
An das, was damals geschehen war, konnte er sich nicht mehr erinnern. Er war erst wieder zu sich gekommen, als man ihm vor der Bunkeranlage ein feuchtes Tuch auf die Stirn gelegt hatte. Ausgerechnet der dicke Belgier war es, der sich fürsorglich um ihn gekümmert hatte.
Bei den ärztlichen Untersuchungen für die Polizeitauglichkeit hatte Petermann natürlich nichts davon gesagt, er fand es für seine Arbeit belanglos.
Wie oft fand man schon geheimnisvolle Kellerverstecke?
Eine junge Kollegin kam heraus zu ihm und fragte, ob es ihm gut ginge. Er nickte, brachte ein gequältes Lächeln zustande und behauptete, die schlechte Luft da unten hätte ihm zugesetzt und er habe ja auch noch nicht gefrühstückt.
Dabei war das schlichtweg gelogen, denn die Luft im Keller war ausgezeichnet gewesen.
Und das brachte den Kriminalhauptkommissar auf die Idee, die Villa Brockhagen zu umrunden um auf der Südseite die Stelle zu inspizieren, unter der seiner Meinung nach die geheime Kelleranlage liegen mußte.
Die Villa Brockhagen lag oberhalb eines ebenen Gartens mit großem Teich an einem Hang. Dadurch hatte sie vorne drei Stockwerke und hinten nur zwei, weil das Erdgeschoß im hinteren Bereich bereits im Hang lag.
Petermann mußte grinsen, denn vor ein paar Jahren hatte er auf Wohnungssuche einmal eine Wohnung besichtigt, die laut Maklerbeschreibung im ‚Gartengeschoß‘ gelegen hatte. Darunter hatte sich der Kommissar nichts vorstellen können und wenn überhaupt, dann hatte er an eine Wohnung mit Gartenaussicht gedacht.
Tatsächlich handelte es sich jedoch um eine Souterrain-Wohnung im Keller, mit ganz schmalen, winzigen Fenstern direkt unter der Decke. Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellte, dann war man mit den Grashalmen im Garten auf Augenhöhe.
Immerhin: Den Garten hatte man sehen können.
Auf der Südseite der Villa war das weitläufige Gelände durch kleinere Hügel geprägt, die locker mit Büschen bewachsen waren. Einer dieser Büsche erregte Petermanns Aufmerksamkeit, denn dieser Rhododendron war im Gegensatz zu den anderen Büschen dort erstaunlich symmetrisch gestutzt.
Als er näher kam, merkte Petermann auch sogleich, warum das so war. Es handelte sich nämlich nicht um einen, sondern um drei Rhododendronbüsche, die vor Jahren mit einem gewissen Abstand gepflanzt und dann zu einem großen, kugeligen Busch vereint worden waren.
Man konnte den etwa drei Meter hohen Busch an der Seite bequem teilen und in das Innere blicken.
Dort fand der Kommissar zwei große, graue Lüftungsstutzen und es summte leise.
Petermann hatte die verborgene Lüftung des geheimen Kellerverlieses gefunden.
Aus seiner Jackentasche zog er eine zerdrückte Packung Marlboro und steckte sich auf dem Weg zurück zum Haus erst einmal eine Zigarette an.
Jetzt eine Tasse Kaffee, das wäre genau das Richtige, dachte er und unten in der Halle, wo Frau von der Tratow unter der Bewachung der jungen Beamtin inzwischen auf einem Stuhl saß und mit unterdrückter Stimme gehässig auf die Polizei und die verbrecherischen Foltermethoden schimpfte, winkte Petermann einen Kollegen herbei.
„Sind Sie doch bitte so gut und besorgen Sie mir mal einen Kaffee. Ich weiß, das ist nicht Ihr Job, aber da unten an der Ecke ist doch so ein Laden…“
Der Angesprochene grinste und klopfte Petermann auf die Schulter: „Wir haben genug Kaffee dabei, oder meinen Sie, wir fahren ohne irgendwo hin?“
Wenig später hielt er einen Plastikbecher mit dampfender schwarzer Kaffeebrühe in der Hand, paffte seine zweite Zigarette und hatte gerade für sich beschlossen, noch fünf Minuten Pause zu machen, bevor er sich Nathalie vorknöpfen würde um sie nach dem Keller zu befragen.
„Sie!“ meldete sich Frau von der Tratow zu Wort: „Sie wissen, daß das Folter ist! Das ist mein Menschenrecht, daß Sie mir auch etwas zu Trinken geben müssen.“
Der Kommissar lächelte und nickte der Kollegin zu, die bei der Alten stand und ihn fragend ansah.
Die nun folgenden Ereignisse dauerten insgesamt nicht mehr als drei, höchstens vier Sekunden.
Gleichzeitig passierte Folgendes:
Die junge Beamtin entfernte sich einige Schritte von Frau von der Tratow um in Richtung Küche zu gehen. Oben an der Treppe erschien Nathalie und kam diese mit schnellen Schritten herunter. Sie hatte einen verschleierten Blick und bewegte sich trotz der Geschwindigkeit wie in Trance auf den Kellereingang zu.
Petermann hatte sich gerade in die Richtung der jungen blonden Frau gewandt, da sah er aus dem Augenwinkel, wie Frau von der Tratow aufsprang, etwas aus der Tasche ihrer schwarzen Strickweste zog und auf Nathalie zu sprang.
Der Kommissar schrie: „Achtung!“ und wollte sich auf die Alte werfen, die das was sie aus der Tasche gezogen hatte, inzwischen hoch über dem Kopf am ausgestreckten Arm in der Hand hielt.
Die junge Beamtin fuhr ebenfalls herum und bewegte sich in die selbe Richtung. Petermann und sie stießen heftig zusammen, woraufhin die Kollegin gegen das Treppengeländer geschleudert wurde und Petermann Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben.
Zwei weitere Beamte in weißen Papieroveralls waren aus anderen Räumen herbei gesprungen und alle stürmten auf Frau von der Tratow los.
Doch die hatte die entscheidende Sekunde Vorsprung, diesen berühmten halben Meter, und war schon bei Nathalie angekommen, ihre Hand sauste nach unten und Petermann erkannte, daß sie eine aufgezogene Spritze mit recht kurzer Kanüle in der Hand hielt.
Die Beamten hatten Frau von der Tratow erreicht, doch sie konnten nicht mehr verhindern, daß die Alte Nathalie die Spritze in den Hals rammte und den Kolben herunter drückte.
Nathalie sank in der selben Sekunde mit verdrehten Augen zu Boden und wurde von der jungen Beamtin gerade noch aufgefangen, sonst wäre sie die Kellertreppe hinunter gefallen.
Die zwei im weißen Overall knieten auf Frau von der Tratow und hatten Mühe, die strampelnde Alte, die wie wild um sich schlug und trat und dabei die wüstesten Beschimpfungen ausstieß, zu bändigen.
„Was ist mit Nathalie?“ rief Petermann und lief die zwei Schritte zu seiner Kollegin hinüber, die Nathalies Kopf auf ihrem Schoß gebettet hatte.
Die Beamtin sah zu ihm auf und sagte: „Ich glaub‘ die ist tot.“
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Weiter!Weiter!Weiter! 😉
Ist nicht wahr, oder?
Das geht so nicht, ich platze gleich vor Neugier.
Ich kann so nicht arbeiten!!!!
Also manchmal wüsste ich ja schon ganz gerne, was ist davon wahr und was ist Dichtung!
aaaaaaaaaaahh ist das spannend!
Und gerade als die Geschichte drohte, langweilig zu werden: Zack! 😉
Das ist Folter, das weisst du, ja? Das ist mein Menschenrecht, dass es hier SOFORT mit der Geschichte weitergeht! 😉
omg, ich krieg gleich einen herzinfarkt. nicht schon wieder ein cliff hanger
Kekse, wo sind denn nur die Kekse…
Dem Bestatter gelüstet Harfe zu spielen auf unseren Nerven
Weiter, man, das ist echt spannend. Aber Mord vor etwa 20.000 Polizisten?? Ich hoffe/denke das war ein Schlafmittel, oder?
Uaaaiaiaiaiiiiiiiiiiiiih……… polterpolterpatsch.
Nur ein wenig abgestürzt, wurde mir plötzlich so schwindlich da oben…
ich hab so angsam kratzspuren im schreibtisch, da wo die fingernägel scharren wenn mir klar wird, dass ich wieder jede halbe stunde facebook checken werde, um zu sehen ob es endlich weiter geht…..
TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOM !!!
Turtle, halt dich gut fest, wir müssen jetzt alle zusammenhalten und ganz, ganz stark sein.
Ich kann so nicht arbeiten.
*hyperventilier*
Bakenschlotter
nur noch ein Schatten ihrer selbst
@11 Soe
Vielleicht schaue ich ja zu viele Krimis, aber die Möglichkeit besteht, dass von der Tratow Natalie zum Schweigen bringen wollte, um ein grösseres Verbrechen zu verdecken oder bisher ungenannte Dritte geheim zu halten. Vielleicht ist ja Ignaz der Kopf hinter der ganzen Sache …
*mit den Säbelzähnchen mich so gut wies geht festbeiss*
Um dich mach ich mich auch Sorgen, sonst wirdst du noch unter Bakenschotter beerdigt!
Hier ist Schlaf wirklich keine Erlösung mehr…
Nein, nicht Nathalie umbringen, das ist doof – wie soll dann je die Wahrheit rauskommen… Naja, Petermann macht das schon. Hilft denn der Bestatter nochmal mit? Freu mich auf die Fortsetzung – bald.
Ach du Sch…abernack
Ich. Will. Mehr.
@15 Beremor
War auch mein erster Gedanke.
Wie schlimm müssen aber die eigenen Verbrechen sein, bzw. wie sehr müssen einen diese anderen unter Kontrolle haben, um einen Mord zu begehen?
Und wer um alles in der Welt rennt mit einer Giftspritze durch die Gegend, egal ob nun tödlich oder nur einschläfernd? In der Manteltasche, weil man ja nie weiß, wann man’s braucht?
Argh!! Spannend!
Ein echter Krimi…
Lieber Tom, ich würde bei solchen Werken mit so vielen Teilen und Cliffhangern echt Geld ausgeben, wenn ich das jetzt hier am Stück als PDF auf meinen eReader laden könnte!!
Gerne mehr!
(Krimis kann er auch…! 🙂 )
Luiigii, könne bitte chiarire dem Signore Underetaker, dasse möge pronto tortura la tastiera per favore, sonst könnte brauche eine sehr gute Freund.
OCH NEEEEE …. jetzt aber …. *hibbeligistundaufdieNR.21bis30wartet* Mach hinne Junge … !!
…Mann… ist das der Testlauf für einen Roman? Sagenhaft guter Stoff! Könnte auch ein Fernsehfilm oder eine Krimiserie werden. Ich seh den Vorspann mit dem Titel schon vor mir: „Der Bestatter und der Cop – eingraben oder verhaften“…
Nunja, zumindest scheint die Adlige Alte gewisse medizinische Erfahrung zu haben, denn es gehört schon einiges dazu, eine aufgezogene Spritze aus der Jackentasche zu ziehen, die Schutzkappe von der Kanüle zu entfernen (ohne wäre idiotisch, denn dann hätte sie sie sich ja selber bei einer falschen Bewegung injizieren können) und das Ding dann auch noch punktgenau in ein sich bewegendes Zielobjekt so zu setzen, daß dieses in Bruchteilen von Sekunden zusammenklappt. Und das alles auch noch, wenn – moment, zähle nach – vier Polizisten von allen Seiten kommen.
Ich hoffe jetzt mal einfach für die Fee der Nacht, daß die Beamtin mit ihrer Einschätzung zu voreilig war und Nathalie nur bewußtlos ist. Wäre schade sonst!
Los, weiter… es wird immer spannender!
@25 Inga
Da frage ich mich, ob Tom sich der künstlerischen Freiheit bedient und die Handlung überdramatisiert. Es könnte ja auch sein, dass Natalie zu von der Tratow ging und irgend etwas scheinbar belangloses fragte und alle Beamten einfach mit irgend etwas anderem beschäftigt waren. Ganz nach dem Motto: „Was soll die Alte denn schon machen? Schlimmstenfalls verplappert sie sich.“
In diesem Szenario könnte ich mir sehr gut vorstellen, wie sie vorsichtig in eine Tasche / nahe Schublade / sonstige verdeckte Stelle greift und die Spritze einhändig vorbereitet. Alles eine Frage der richtigen, heimlichen Bewegungen.
Falls allerdings dieser Punkt mehr oder minder 1:1 so ablief, muss ich zustimmen. Das zeugt von ziemlichem Geschick, wenngleich es auch nicht unmöglich ist. Mit genügend Erfahrung und dem richtigen Mittel kann ich mir schon vorstellen, dass Toms so geschilderte Handlung klappt. Das würde aber auch von einer ziemlich heftigen Verzweiflungstat zeugen, die Fehlschlagschance und die Konsequenzen eines Fehlers sehen ziemlich immens aus.
ARGH!!
Ich habe jetzt die ganze Story heute morgen an einem Stück (unterbrochen von einkaufen, aufräumen und mich für die Arbeit fertig machen) gelesen und jetzt DAS!!!
Wie soll ich jetzt arbeiten gehen?? Ich muss wissen, wie es ausgeht! ICH MUSS! soll ich krank machen und den ganzen restlichen Tag damit verbringen auf den nächsten Teil zu warten? oder cool sein, und übermorgen wieder reinschauen?
Ich denke ja, Nathalie schläft und die doofe Adlige ist die Mörderin. Oder der Gärtner. Aber der taucht ja garnicht auf in der Geschichte *verzweifel*
Es ist mir momentan völlig wurscht, ob die Geschichte nun wortgetreu so passiert ist, ob sie etwas ausgeschmückt oder aus jeweils weniger spektakulären Vorfällen zusammengestzt oder ob sie frei erfunden ist – unterhaltsam geschrieben ist sie auf jeden Fall…
@28 Matze65
Stimme vorbehaltslos zu. Lieber gut ersponnen als schlecht erlebt.
Tom, schieb die Olle von mir aus der Nüsselschweif wo rein, aber SCHREIB WEITER…
unglaublich…
immer dieses,“auf die Folter spannen“, einfach grausam sowas *heuuuul*;-)
20 tolle Teil bis jetzt, Danke dafuer Tom.
Wie soll ich nur all die Stunden bis zum nächsten Teil ertragen?! Langsam komme ich mit der Adrenalinproduktion gar nicht mehr hinterher..
Ach und ich dachte, da springt jetzt ein Kaninchen aus dem Hut^WSarg.
Keinen Proviant mehr, die Gletscherflöhe hat Turtl alle verspeist und meine Arme sind schon fast lang genug dass ich von der Klippe fast bis zum Talboden komme. TOM!!!!!
I prefer to ask someone write my paper writingscentre.com cause I realize that I do not have any remarkable talents which) will help to formulate excellent assignments for college.