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Digitale Grabsteine

Derzeit wird in den Medien über digitale, batteriebetriebene Grabsteine berichtet, auf denen die Botschaften und Sinnsprüche elektronisch wechseln und in einem digitalen Bilderrahmen Bilder des Verstorbenen angezeigt werden. Warum sperren sich eigentlich die Behörden gegen so etwas? Das muß doch jedem selbst überlassen bleiben. Wie stest Du dazu?

Jedem Tierchen sein Plaisierchen.
Mal abgesehen von elektronischen Grabsteinen gibt es ja massenhaft Anfragen von Angehörigen an die Friedhofsverwaltung, die außergewöhnliche Grabsteine aufstellen wollen. Massenhaft bedeutet hier, daß es zwar sehr viele sind, aber insgesamt gemessen an der gesamten Zahl von Grabsteinanträgen sind es nur sehr wenige.

Da Friedhöfe ein Ort der Ruhe und der würdigen Erinnerung sein sollen, verzichtet man in der Regel auf gestalterische Elemente, die diesen Charakter stören könnten. Unsere Friedhofskultur hat sich so entwickelt, daß der Charakter eines Friedhofes eher dem eines Ortes der Stille und Totenwürdigung entspricht. In anderen Ländern und Kulturen ist das anders.

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Man wird also normalerweise ausgefallene, bunte oder beleuchtete Grabsteine nicht genehmigen. Manche Friedhofsbetreiber denken darüber nach, einen bestimmten Teil des Friedhofes abzugrenzen und dort verschiedene Sonderformen an Grabsteinen zu erlauben. Interessanterweise sind aber die Antragsteller häufig gar nicht daran interessiert, auf so einem Teil inmitten anderer „bunter“ Steine ein Grab zu haben, sondern möchten mit ihrem Musik abspielenden oder flackernd leuchtend animierten Stein gerne inmitten der nüchtern, ruhigen Steine plaziert werden.

Ich persönlich hätte lieber ein ruhiges Grab ohne einen flackernden und piepsenden Nachbarn.
Ich meine, die Leute ziehen schon die Augenbrauen hoch und schauen einen vorwurfsvoll an, wenn mal das Handy klingelt.
Wie kann der jetzt nur? Muß das jetzt sein?
Mich nervt es schon, wenn ich mein Autoradio lauter drehen muß um noch etwas zu hören, nur weil neben mir ein tiefer gelegter 3er BMW mit heraushängendem Arm an der Ampel hält und die ganze Stadt beschallen will. Ich mag auch nicht, wenn neben mir einer mit so Stöpseln in den Ohren her läuft und aus seinem Kopf dringt so laute Musik, daß ich sie mitanhören muß.
Mich stört auch laute Fernsehwerbung.

Was ich damit sagen will: Es geht darum, daß diese Störer, auf ihre Weise aus der Masse herausstechen. Um sie herum verhalten sich die meisten Leute anders, ruhiger. Ähnlich ist das, meiner Meinung nach, auch auf den Friedhöfen.
Gäbe es irgendwo ein umzäuntes Feld, wo sich nachmittags alle mit Stöpseln in den Ohren hinstellen und ihre Hohlräume beschallen, es würde niemanden stören. Wenn es also auf den Friedhöfen extra Abteilungen gäbe wo solche blinkenden und tönenden Steine stehen, meinetwegen.

Aber solange auch nur im Entferntesten der Eindruck entsteht, daß derjenige der sich da den Kopf volltönt oder so einen Stein aufstellen will, das nur deshalb tun möchte, um aufzufallen und andere zu nerven, sollte man ihm das zumindest an einem Ort der Ruhe und des Gedenkens eher verwehren.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 10. Oktober 2008 | Revision: 28. Mai 2012

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Piet
16 Jahre zuvor

Sehr schön gesagt, kann ich mich nur anschließen

16 Jahre zuvor

Ich sehe das auch so, dass sie die gerne im einen Extrabereich stehen können. Aber ich möchte so etwas nicht auf den Friedhof sehen müssen, sondern mich dafür entscheiden können, ob ich mir das anschauen und anhören will. Insofern bleibt zu hoffen, dass die Friedhofsverwalter weiterhin sich dagegen stellen, denn ich schätze, die Mehrheit möchte wie ich ohne digitale Knalleffekte die Toten besuchen können.

Wenn diese Grabsteine so wie in den verlinkten Artikel ausfallen, finde ich das aber noch vereinbar. Da läuft diese „Show“ ja nur ab, wenn überhaupt ein Angehöriger da ist, ist tonlos und verzichtet auf Effekte.

16 Jahre zuvor

da wurde gestern der erste auch in Köln, bzw Porz aufgestellt.
wobei ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass es nicht erlaubt ist Töne wiederzugeben
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1218382128711.shtml

Medienfreak
16 Jahre zuvor

Ich stelle mir das gerade vor:

In einer mit extra hohem Zaun umgebenen Ecke der Friedhofsanlage mit vielen hohen Bäumen und Grünanlagen gibt es ein Areal mit bunt blinkenden und klingeltonähnlich tönenden Grabstellen. Und nachts ist so ein bunt leuchtender Schimmer über diesem Feld, sieht von Weitem ein bisschen nach Kirmes aus… 😉

Sue
16 Jahre zuvor

Phoa, und dann kann man sich bei Jamba per Wochenabo zu 19.99 einen neuen Grabsteinspruch oder Layout für den Grabstein
bestellen 😉 Marktlücke entdeckt.

Newty
16 Jahre zuvor

Um mal auf die BlinkGrabsteinJambaGraveyardAbo-Kunden im vitalen Zustand zurückzukommen: Kommt es nur mir so vor, dass deren Kopfhörer grundsätzlich an der Schmerzgrenze arbeiten? Wenn ich draußen stehe und das Übersteuern von den Teilen extrem höre, wie klingts drinnen? Einen Selbtversuch habe ich mangels billger Kopfhörer und den Folgekosten für Hörgeräte bisher gescheut.

Die extrem fiepsigen Höhen schlechter MP3s tun mir ja trotz regelmäßiger Discobeschallung noch in den Ohren weh – als „Draußen“stehender, ich will garnicht wissen, wieviel dbM die Dinger auf 2cm im Strahlrichtung absondern – ob die schon ein Jettriebwerk nachahmen?

MacKaber
16 Jahre zuvor

Wenn jemand einen elektronischen Wechselbilderrahmen möchte, kann er doch einige Fotos auf den Laptop laden und die automatische Bildanzeige einschalten. Er stellt ihn auf das Grab und setzt sich mit dem Stuhl davor und gedenkt. Danach nimmt er ihn wieder mit.

Chris
16 Jahre zuvor

@6 Newty: Teilweise ist es wirklich heftig, was deren Ohren ertragen (müssen), meistens liegt der Lärm jedoch nur an der extrem niedrigen Qualität der Ohr- oder Kopfhörer. Ich persönlich habe welche von Sennheiser, die sorgen dafür, dass ich laut Musik hören kann ohne dass es jemand anders in der Nähe stört. Die gibt’s aber nur bei teuren Playern dazu, ansonsten kosten die richtig viel. Von daher ist es schwierig, mit den üblichen billigen Kopfhörern Musik zu hören, ohne dass man es außen hört, und wenn es laute Musik ist, wird das schnell zum Ärgernis. Schlimmer finde ich allerdings die mit den Handylautsprechern – die wurden von unserem Verkehrsunternehmen jetzt auch verboten. Zum Thema: Gegen Fotos auf Gräbern hätte ich nichts. Es gibt inzwischen recht bezahlbare, gute Bildschirme, die auch im Regen (unter der Dusche) arbeiten, da könnte man was mit wechselnden Digitalfotos bauen. Fänd ich nicht besonders störend, wenn ich mir das so vorstelle. Kommt natürlich auf die Größe an. Wo ich gegen wäre, weil es wirklich die Friedhofsruhe stört, wären jegliche Blinkleuchtlichter und alles,… Weiterlesen »

Felix Berthold
16 Jahre zuvor

Ich weiß nicht, was gegen beleuchtet Gräber spricht. Und außerdem kann mir keiner weiß machen, dass der Einheitslook der Grabsteine „Tradition“ oder Ruhe ausstrahle. Warum gibt es keine Fotos von den Verstorbenen? Viele Fragen lässt der Blog offen und malt nur nervende lärmende Grabutensilien als Horrorszenario an die Wand. Schade, dass es so wenig Offenheit in Deutschland gibt, wo die Gräber doch teuer bezahlt werden MÜSSEN.

Mephistophelia
16 Jahre zuvor

Auf dem kleinen kuscheligen Dorffriedhof, auf dem meine Großeltern und mein Vater liegen, gibt es unter anderem einen Grabstein mit Foto, und einen, auf den ein kleiner Spielzeugtraktor montiert ist. Dieser Verstorbene war ein noch nicht wirklich alter Landwirt. Unser Pastor, der die Friedhofsverwaltung mitmacht, ist ziemlich offen und zugänglich für sowas. Aber bei blinkenden tönenden Sachen würde auch er dagegen sein. Das würde da auch gar nicht hinpassen.

16 Jahre zuvor

Neben eventuellen ästhetischen Bedenken ist ein Grund gegen leuchtende oder tönende Grabsteine auch, dass Friedhöfe nicht nur für die Toten da sind, sondern auch für die Lebenden und, dass solche Grabsteine dem Parkähnlichen Charakter des Friedhofes stören könnten.
Außerdem würde es die Tiere, die auf dem Friedhof leben stören. Und die sind unter umständen so speziell, dass der Friedhof, wie man [url=“http://www.nabu.de/m09/m09_06/04865.html“]hier nachlesen[/url] kann unter Naturschutz gestellt wird.




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