Mancher Kaufmann, Handwerker, Rechtsanwalt oder Arzt hängt stolz Urkunden über berufliche oder akademische Abschlüsse an die Wände seines Ladens oder Büros. Das finden die einen gut, andere haben da eher ihre Bedenken.
In einem Beitrag von neulich ging es um gewisse Berufsabschlüsse, Weiterbildungen und verbandsinterne Zertifizierungen, die von den Verbänden gerne als Garant für Seriosität und gute Arbeit herausgestellt werden.
Ich legte dar, dass unseriöses Handeln eher aus einem schlechten Charakter resultiert und nichts mit der beruflichen Qualifikation zu tun hat. In der Folge entstand eine tolle Diskussion in den Kommentaren.
Dort hieß es u.a.:
Kommentar 1:
Nicht nur sind sie keine Garantie, ich habe eigentlich eher den Eindruck, dass sich gerade Scharlatane, Lügner und Betrüger um eben diese Zertifikate und Titel bemühen, um ihren Anschein der Seriosität zu untermauern.
Kommentar 2:
Mit Einschränkungen stimme ich dir da zu. So ein Zertifikat zu machen, mag ja ein „nice to have“ sein und bringt einem hin und wieder vielleicht Vorteile. Aber wenn jemand damit wirbt oder sich sogar sein „Diplom“ eingerahmt hinterm Schreibtisch aufhängt (schon erlebt), dann steigt mein Misstrauen ins Unermessliche.
Ich schrieb dazu:
Das ist aber eine Haltung, die in der deutschen Mentalität verwurzelt ist. So eine Diplomwand ist bei uns eher unüblich.
Diese Grundhaltung besteht darin, ja nicht anzugeben und mit dem, was man hat und was man kann, bloß nicht nach außen zu treten, sich dann aber zu ärgern, wenn niemand das würdigt.
In den USA und auch in England ist das anders. Teilweise auch in Frankreich und Skandinavien. Dort gehört es zum guten Ton, sein Büro mit möglichst vielen Urkunden zu schmücken.
Das gilt mitunter sogar für subalterne Tätigkeiten und geht so weit, dass u.U. sogar ein Hausmeister drei oder vier Zertifikate über abgelegte Sicherheitsprüfungen usw. aufhängt.
Ja, Kunden, Mandanten und Patienten bewerten die Kompetenz sogar danach, wer mehr Urkunden hängen hat.
Das nimmt mittlerweile auch hier in Deutschland zu.
Ich selbst finde es zum Beispiel sehr gut, dass im kleinen Büro unserer Autowerkstatt vier oder fünf Meisterbriefe hängen und ich so erkenne, dass die Burschen, die da in der Werkstatt mitunter zotige Witze reißen und sich mit Druckluft den Overall aufblasen, alles ganz tolle Handwerker sind, die etwas von ihrer Arbeit verstehen.
Und wenn ich in einer Arztpraxis im Gang eine Reihe von Urkunden sehe, die zeigen, was für Zusatzqualifikationen sich der Arzt erworben hat, finde ich das auch gut.
Und ein besonders ungewöhnliches Verhalten kann ich dabei auch nicht vermuten, denn es muss ja einen Grund haben, weshalb Meisterbriefe und IHK-/HWK-Urkunden sowie akademische Diplome usw. durchaus „ab Werk“ als besonders große und auffällige Schmuckurkunde angeboten werden.
Manche Handwerkskammer hat da wahre Kunstwerke für ihre Meister gestalten lassen.
Es war auch nicht unüblich, seinen schmucklosen Meisterbrief oder auch akademischen Abschluss von einem Grafiker oder Künstler noch einmal groß und aufwendig und sehr schmückend neu gestalten zu lassen, damit man das Schaudokument aushängen konnte.
Also würde ich grundsätzlich nichts Schlechtes dabei vermuten, wenn jemand stolz auf seine Abschlüsse ist und diese aushängt.
In meinem Bestattungshaus hatten wir einzig die Urkunde ausgehängt, die bescheinigt, dass ich ausbilden darf. Diese Urkunde wurde von der IHK schon gerahmt im Format A3 geliefert. Mit Rahmen ist es eher A2, also von vornherein eher nicht zum Abheften gedacht.
Ich habe hier in meinem persönlichen Büro meine Zertifikate alle aufgehängt. Meine Frau wollte das so, als sie eines Tages eines meiner Diplome zusammengerollt in einer Schublade fand. Das sei doch zu schade, und ich habe doch so viel Zeit, Mühe und Kopf darein investiert, also solle ich das bitte hinhängen. So kommt es, dass hier akademische Urkunden neben IHK-Zertifikaten und der Urkunde als Grünkohlkönig von 2009 hängen. Konsequent muss man schon sein.
Aber daran erkennt man auch, dass es bedeutsamere und aussagekräftigere Urkunden gibt und solche, die eher einen spaßigen oder ideellen Charakter haben. Und es gibt Urkunden, die überhaupt nur irgendetwas vorgaukeln sollen oder die nur intern irgendeine Bedeutung haben.
Bei den zwölf „Urkunden“, die an meiner Wand hängen, sind ein akademischer Abschluss, aber auch das Zertifikat dabei, das mich zu einem irischen Lord macht, weil mir jemand dort 0,2 Quadratmeter Wiese gekauft und geschenkt hat, was mich zu einem Landlord (also Grundstücksbesitzer) macht. Letzteres ist eine legale Wortspielerei, die natürlich genau so einen Wert hat, als wenn ich ein Grundstück auf der Venus kaufte. Letzteres würde mich dazu berechtigen, einen Pfahl mit meiner Fahne in einen Venushügel zu stecken. Aber dazu müsste ich ja dann auch irgendwie auf die Venus kommen.
Gar keine Aussagekraft haben aber so „Zertifikate“, die oft in Handy-Läden hängen und dem Inhaber bescheinigen, dass er „Top 100 Blow-Away-Manager“ ist oder Zettel von irgendwelchen Magazinen, die einem Arzt bestätigen, dass er zu den Top 10 Blabla-Ärzten gehört. Bei meinen Zahnarzt hängt so ein Ding vom FOCUS. Er erzählt aber auch jedem, dass er das nicht ernst meint, denn dieses Zertifikat bekämen Ärzte einfach zugeschickt und sollten dann etwas dafür bezahlen, wenn sie es benutzen, damit werben oder es auf ihrer Webseite abbilden möchten.
Seit 1993 gibt es das FOCUS-Ranking des „Focus“, die Liste der angeblich besten Ärzte Deutschlands. Mittlerweile ist diese Liste von 500 auf mehr als 4200 Namen angewachsen.
Die Redaktion erklärt, wie man diese „Top-Mediziner“ ermittele. Von der Stichprobe über eine Analyse gelange man zu einem Ergebnis, so der „Focus“. Und wer will, kann damit dann auch werben. Gegen eine Lizenzgebühr von rund 2000 Euro netto erhalten Ärzte ein Siegel unter der Rubrik „Focus Empfehlung“.
Kritik daran gibt es seit 30 Jahren. „Wir stehen solchen Listen skeptisch gegenüber“, erklärte der Ärzteverband Marburger Bund.
Die Wettbewerbszentrale hat erfolgreich auf Unterlassung geklagt und das Gericht sah auch eine Irreführung. Der beklagte Burda-Verlag verstoße „durch die Vergabe der Siegel, die nach ihrem eigenen Vortrag von den Ärzten werblich genutzt werden sollen, gegen das lauterkeitsrechtliche Irreführungsverbot“, heißt es in dem noch nicht rechtskräftigen Urteil des Landgerichts München.
https://www.deutschlandfunk.de/verbot-der-aerzte-siegel-des-focus-100.html
Aber wie siehst Du das? Findest du es eher gut, wenn du dich anhand von ausgehängten Urkunden informieren kannst? Oder ist das Angeberei?
Gehörst du zu denjenigen, die da auch zwischen den Zeilen lesen können?
Schreib mir das doch in die Kommentare und vergiss nicht, auf den Daumen hoch zu klicken und die Glocke zu aktivieren, dann wirst du regelmäßig informiert, wenn hier was Neues erscheint und du verpasst keine Folge mehr und hol dir unbedingt das völlig überflüssige NORD-VPXYZ und trinke HOLY-Water aus der Sickerkemenate von Jerusalems Altstadt. Wenn du das alles machst, und die Glocke dann bimmelt, bist du ein ganz toller Mensch.
Nee, Ernst beiseite: Wenn ich hier am Ende eines Beitrags nach deiner Meinung frage, dann will ich das wirklich wissen und nicht nur irgendeinen YouTube-Algorithmus befriedigen, um Kohle zu verdienen. Die meisten YouTuber scheren sich nämlich einen Scheiß um deine Meinung.
Version in vereinfachter Sprache:
Stolz auf Urkunden
Manche Leute hängen ihre Urkunden an die Wand.
Das können Kaufleute, Handwerker, Ärzte oder Rechtsanwälte sein.
Sie zeigen damit ihre Abschlüsse oder Ausbildungen.
Manche Leute finden das gut.
Andere haben **Bedenken**.
Diskussion über Urkunden
Vor Kurzem habe ich über Urkunden geschrieben.
Es ging um Abschlüsse und Zertifikate.
Verbände nennen solche Urkunden oft einen Beweis für gute Arbeit.
Ich sagte, schlechter Charakter macht unseriös, nicht die Ausbildung.
Dann gab es eine Diskussion in den Kommentaren.
Kommentare der Leser
Ein Leser sagte:
„Urkunden garantieren **keine** Ehrlichkeit.
Manchmal nutzen Scharlatane Urkunden, um seriös zu wirken.“
Ein anderer Leser sagte:
„Zertifikate können hilfreich sein.
Aber wenn jemand sein Diplom stolz zeigt, werde ich misstrauisch.“
Unterschiedliche Mentalitäten
Ich antwortete:
In Deutschland ist es nicht üblich, mit Urkunden anzugeben.
Man zeigt nicht gern, was man kann.
Aber ärgert sich, wenn es niemand bemerkt.
In den USA und England ist es anders.
Dort hängen viele Leute ihre Urkunden auf.
Das gilt auch für einfache Berufe, wie Hausmeister.
Kunden und Patienten bewerten die Arbeit oft nach der Anzahl der Urkunden.
Auch in Deutschland wird das mehr.
Beispiele aus dem Alltag
In meiner Autowerkstatt hängen mehrere Meisterbriefe.
Das zeigt mir, dass die Leute dort gute Handwerker sind.
Auch bei Ärzten mag ich es, wenn sie ihre Urkunden zeigen.
Das gibt mir Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
Bedeutende und unwichtige Urkunden
Manche Urkunden sind sehr wertvoll.
Andere sind nur zum Spaß.
Einige täuschen sogar nur etwas vor.
An meiner Wand hängen zwölf Urkunden.
Darunter ist mein akademischer Abschluss.
Auch habe ich eine Urkunde, weil ich 0,2 Quadratmeter Wiese in Irland besitze.
Das macht mich zum „Lord“, aber es ist eher ein Spaß.
Fragwürdige Zertifikate
Manche Urkunden sind keine Auszeichnung für gute Arbeit.
Einige Handy-Läden haben Urkunden, die keine echte Aussagekraft haben.
Ärzte bekommen oft Zertifikate, die sie kaufen können.
Diese Zertifikate sind nicht immer ehrlich verdient.
Deine Meinung
Was denkst du über Urkunden an der Wand?
Findest du es gut, wenn Leute ihre Abschlüsse zeigen?
Oder siehst du das als Angeberei?
Schreib mir deine Meinung in die Kommentare!
- zertifikate: Peter Wilhelm ki
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Eine ganze Wand voll wie im Bild ist vielleicht nicht sinnvoll. Aber fast jedes Unternehmen hängt z.B. ISO-Qualitätssicherungszertifikate aus oder Auszeichnungen wie Preisverleihungen. Wenn diese echt sind, schon sinnvoll. Mit „echt“ meine ich, daß nicht sowas wie beim Focus dahintersteckt, was z.B. auch der Huber-Verlag für neue Medien macht, wo man dafür zahlen muß, dann aber auch wirklich jeder eine Urkunde erhält. Und auch ein Mahnverfahren, wenn die Zahlung nicht innert 2 Wochen klappt. Weshalb man alleine schon von diesen Dingern die Finger lassen sollte.
Ich skaliere die Wertigkeit von Zertifikaten an der Dauer/Umfang, diese zu erlangen.
Was einen umfangreichen Werdegang hat (Geselle/Meister/Diplom/Bachelor/Master/…) darf lange hängen – auf die Leistung, die dahinter steckt, darf man gern verweisen und stolz sein. Gleiches gilt für umfangreiche Zertifizierungen (wer eine komplexe ISO durch hat darf auch darauf hinweisen).
Was hingegen nur kurze Dauer hatte verblasst nach einer Weile. Persönliches Beispiel: Das Zertifikat zum BSI-Grundschutz-Praktiker (5 Tage Schulung) verliert nach einer Weile seine Bedeutung – entweder macht man dann auch die Zertifizierung des Betriebes (und hängt sich das ISo-27001 an die Wand, dann auch länger), oder das Wissen verblasst im Alltag und muss nicht mehr erwähnt werden.
Wer allerdings ein „100€ einwerfen und Urkunde ausdrucken“-Zettel (wie beim Focus) oder ein „3-Stunden-Kurs von Mai 2010“ (den Erste-Hilfe-Kurs vom Führerschein) an der Wand hängen hat rückt damit sein – vielleicht ja durchaus vorhandenes – gutes Talent ins falsche Licht.