Allgemein

Döner für 1 Euro

Ich weiß nicht genau wie man Netschmetin schreibt, aber in diesem Fall heißt der Mann wirklich Netschmetin. Und dieser Netschmetin ist türkischer Abstammung und seit Freitagabend stolzer Besitzer des dritten Dönerladens in unserem Vorort.
Die beiden anderen Dönerschaber Ali und Murat behaupten beide unisono, ihnen sei das völlig egal, Konkurrenz belebe schließlich das Geschäft, aber in Wirklichkeit sehen sie ihre Felle davonschwimmen und in aller Eile hat Ali seinem Laden einen Eimer neue Farbe gegönnt und Murat sein Angebot um Pizza erweitert.

Netschmetin sieht das alles sehr entspannt, wo zwei satt werden, können auch drei satt werden.
Damit sein schöner neuer Laden aber bekannt wird, hat er kleine dreieckige Zettelchen drucken lassen:


Gutschein
gegen Vorlage dieses Gutscheines erhalten Sie
Samstag und Sonntag
1 großer Döner für 99 Cent
(max. 2 Döner pro Person!)

Werbung

Um Warten zu Vermeiden bitte telefonisch anrufen und vorbestellen!

Und gerade dieser letzte Satz hatte es in sich.

Als ob es niemals zuvor in unserem Kaff türkisches Schabefleisch vom Drehspieß gegeben hätte, standen die Menschen ab 11 Uhr vormittags in einer langen Schlange an. Über 300 Meter reichte die Schlange bis zur nächsten Straßenecke, an der sich das etwas zurückgesetzte alte Haus des pensionierten Zahnarztes Doktor Meyerling befindet. Dr. Meyerling kann sich selbst nur noch mit Hilfe eines Rollwägelchens fortbewegen, aber seine Frau ist noch rüstig und hatte den ganzen Tag damit zu tun, die auf Döner wartenden Leute unter Zuhilfenahme eines Reisigbesens von ihrer Mauer zu vertreiben.

Das Ganze spielte sich weit genug von unserem Haus ab, sodaß wir durch die Wartenden nicht direkt betroffen waren. Jedoch sprach es sich in Windeseile herum, daß man bis zu 45 Minuten warten muß, um von Netschmetin und seinen Mannen bedient zu werden. Deshalb kamen immer mehr Leute auf die Idee, sich ihren Billigdöner vorzubestellen. Es hatte sich nämlich auch herumgesprochen, daß man dann eine Abholnummer gesagt bekommt und schneller abgefertigt wird.

Ja und genau diese Telefonate hatten es in sich. Als Netschmetin die kleinen dreieckigen Werbezettel drucken ließ, hatte er schlicht und ergreifend die Telefonnummer vergessen. Das war natürlich irgendwem aufgefallen und so mußte der weibliche Teil der Familie in nächtelanger Arbeit die Telefonnummer von Hand auf die Zettelchen malen.
Nun scheinen aber die damit betrauten Fachkräfte des Schreibens von Zahlen nur rudimentär mächtig gewesen zu sein und so kam es, daß eine Vier in der Nummer eher einer Sieben glich. Ja und damit glich Netschmetins Dönernummer einer unserer Bürodurchwahlen.

Ab etwa halb Zwölf stand unser Telefon nicht mehr still…

„Mach mir zwei Döner!“

„Zweimal Döner zum Abholen bitte!“

„Könnt Ihr auch liefern?“

„Aber ohne Zwiebeln bitte!“

Gegen 14 Uhr wurde mir das zu bunt. Ich legte diese Nummer auf den Anrufbeantworter und besprach diesen mit einem Text, der darauf hinwies, daß wir ein Bestattungshaus haben, kein Drehspießfleisch verkaufen und daß jeder der einen Sterbefall zu melden hat, bitte unsere Hauptnummer anrufen möchte.

Tja, Ihr dürft mal raten, wieviele Leute sich die Mühe machen, sich auch noch diese Hauptnummer zu merken und dann trotzdem da anzurufen, um an einen billigen Döner zu kommen!

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#döner #euro #für

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)