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Edelmetall in der Totenasche, wem gehört es? Was soll damit geschehen? Umfrage

Was soll denn nun mit Edelmetallen und anderen möglicherweise wertvollen Gegenständen geschehen, die in der Totenasche übrig bleiben?
In der überwiegenden Zahl der Krematorien ist es seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten üblich, daß nach oder vor dem Einsatz der Knochenmühle diese Bestandteile entnommen werden.
Einige Teile, wie z.B. Oberschenkelgelenk-Implantate sind so groß, daß sie die Aschenmühle/Knochenmühle beschädigen könnten, andere metallische Teile kommen erst nach dem Einsatz der Aschenmühle zum Vorschein.

Knochenmühle klingt schlimmer als es ist, weshalb das Wort Aschenmühle beinahe besser ist, dieses Gerät sorgt nur dafür, daß die nach der Verbrennung noch übrig gebliebenen größeren Knochenteile zerkleinert werden, damit sie problemlos in die Urne (Aschenkapsel) passen.

Andere Krematorien haben angeblich gar keine Apparatur zum Abscheiden der Metalle und geben alles mit in die Urne. Man gibt sich dort völlig ahnungslos und tut manchmal sogar so, als sei das ein absolutes Tabuthema, schließlich sei es pietätlos in der Totenasche nach Wertvollem zu wühlen…
Dabei müssen auch diese Krematorien ihre Apparaturen schützen und große Metallteile vor dem Zerkleinern entfernen.

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Hierzu wird zunächst einmal ganz simpel ein Magnet eingesetzt, dabei ist das was am Magneten hängen bleibt, das Wenigste und Wertloseste. Die Edelmetalle werden händisch aussortiert.

Nun sagen die einen Krematoriumsbetreiber, das sei eine pietätlose Leichenfledderei.
Die anderen sagen: „Nee, wieso denn, das wäre doch Quatsch, das quasi in der Urne zu entsorgen, das kann man verkaufen und den Erlös in den Friedhofs-, Krematoriums- oder Stadthaushalt fließen lassen.“
Ein Zitat zum Thema:

Nach der Feuerbestattung bleibt von den Toten nicht nur die Asche übrig. Zu den Hinterlassenschaften gehören auch künstliche Gelenke, Hüften und Zahngold. Während in Berlin das Zahngold in die Urne kommt, werden die Gelenke und Hüften verwertet. Laut Senatssprecherin werden die Teile „dem Rohstoffkreislauf über Metallverwerter zugeführt. Die daraus resultierenden Erträge werden dem Krematorium zugeführt“. Im Krematorium Elbe-Elster in Herzberg werden Gelenkteile auch verwertet. Der Erlös wird laut Betreiber komplett gespendet – zuletzt bis zu 30 000 Euro. Im Görlitzer Krematorium werden sämtliche Edelmetalle mit in die Urne gegeben, um „moralische Konflikte zu vermeiden“, wie es von der Stadtverwaltung heißt.

Quelle: Lausitzer Rundschau 6.9.2012

Aber natürlich hat auch der Bestatterverband -stellvertretend für seine Mitglieder- eine Meinung, mit der er nicht hinterm Berg hält. In der Sendung Plusminus hieß es:

Mit ihrem grundsätzlichen Nein zur Verwertung der Totenasche stehen Deutschlands Bestatter dagegen fast auf verlorenem Posten, stellt Rolf Lichtner vom Bundesverband Deutscher Bestatter fest: „Die Kommerzialisierung des Kremationsprozess ist nicht in unserem Sinne. Hier muss man deutlich sagen, die Kremation ist ein Abschiedsritual und kein Metallgewinnungsvorgang. Und aus diesem Grund sprechen wir uns grundsätzlich dafür aus, die Metalle in der Asche zu lassen.“

Dabei stellt sich die Frage, ob der Kremationsprozess tatsächlich ein Abschiedsritual ist. Ich persönlich meine nein.
Wobei natürlich das Einfahren des Sarges in den Ofen oder das Absenken des Sarges in den Keller der Trauerhalle am Krematorium vor allem im Beisein von Angehörigen selbstverständlich der Verabschiedung dient und etwas Feierliches und Ehrwürdiges hat, das einen hohen Pietätsanspruch in sich birgt und keinesfalls durch „Kommerzialisierung“ gestört werden darf.
Allerdings findet das Abfüllen der Asche vollkommen pragmatisch statt, wird von Arbeitern mit Schaufel, Handfeger, Kehrschaufel und in Arbeitshandschuhen durchgeführt und ist eine rein technisch, praktische Geschichte ohne jeglichen Anspruch darauf eine rituelle Handlung oder gar ein „Abschiedsritual“ zu sein.

Die Abschiednahme findet in der Aufbahrungskammer des Friedhofes oder Bestattungshauses statt. Man nimmt in der Trauerhalle bei der Trauerfeier Abschied und meinetwegen auch noch wenn der Sarg in den Bestattungswagen geladen wird. Ja sogar wenn der Sarg ins Feuer gefahren wird könnte man, sofern da Angehörige dabei sein dürfen, Abschied nehmen.
Und man nimmt wieder Abschied, wenn die Urne dann ins Loch abgelassen wird.

Aber doch nicht, wenn ein Arbeiter eine eckige Metallpfanne unter einem Ofen hervorzieht, die graue Asche mit einer Kehrschaufel (o.ä.) in eine Knochenmühle schüttet und die Knochen in Knochenfragmente zerkleinert. Das ist alles lediglich der durch Hitze beschleunigte Vorgang des Vergehens des menschlichen Körpers. Der Mensch, die Leiche, das ist nach dem Einäschern weg. Übrig bleiben nur die unverbrennbaren Minerale und eben eventuell (um es mal etwas pietätlos aber passend zu formulieren) Etwas „Leichenschrott“.
Das sind Drähte und Klammern von Operationen, das sind künstliche Knie-, Oberschenkel- und sonst-was-Gelenke, das sind Teile von Zahnimplantaten und vieles davon ist aus Edelmetall. Das meiste schmilzt zu Schmodderklumpen zusammen, die leicht zu erkennen und schnell zu entnehmen sind.

Da muß niemand die Toten ausweiden oder kompliziert berauben, das liegt einfach so in der Asche.
Da braucht man auch keine komplizierte Apparatschaft, da braucht man keine Fachleute. „Gold erkennen sogar die Doofen“, sagte mir mal ein Krematoriumschef.

Ich schrieb schon mal über gewisse Krematorien von denen immer so einiges unter den Bestattern gemunkelt wurde. Ob das in diesen konkreten Fällen wahr war oder nur Gerede war, das kann ich nicht sagen, aber es gab ja inzwischen Fälle in anderen Krematorien, bei denen einwandfrei nachgewiesen worden ist, daß man sich da heftig bedient und in die eigenen Tasche gewirtschaftet hatte.
Jedenfalls ging das Gerede seinerzeit so, daß behauptet wurde, die Krema-Mitarbeiter seien seit Jahren eine eingeschworene Gemeinschaft und ließen auch keinen neuen Mitarbeiter dazu kommen. Jeder neu Eingestellte wurde in kürzester Zeit aus dem Krema wieder rausgemobbt.
Man konnte niemanden gebrauchen, der möglicherweise vom Treiben hinter den verschlossenen Türen etwas verraten hätte oder ein Stück vom Kuchen hätte abhaben wollen.
Angeblich, so ging die Mär, fahre einer der Krema-Arbeiter einmal wöchentlich in die Niederlande oder nach Belgien um Gold und Diamanten zu verkaufen.

Weiter wurde behauptet, daß man in diesen Krematorien nicht nur die Asche nach Verwertbarem durchsuche, sondern logischerweise den Toten vor der Einäscherung alle noch am Stück verwertbaren Schmuckstücke, Armbanduhren und Sargbeigaben wegnehmen würde.
So etwas zu beweisen, das dürfte kaum möglich sein, vor allem dann nicht, wenn die zuständige Stadtverwaltung ohnehin einen Behälter aufstellen läßt in den die Edelmetalle aus der Asche kommen sollen, damit es -völlig offiziell- später verkauft werden kann.
Da ist dann sowieso nichts mehr in der Asche enthalten und so kann man selbst durch Kontrolle der Asche nichts feststellen oder beweisen.
So lange das „Kartell“ da dicht hält und die Bande sich einig ist, kann das Jahrzehnte so gehen…

Aber gut, das sind ja nur so Gerüchte…
Und die dicken amerikanischen Straßenkreuzer und den 7er BMW kauften sich die Krema-Arbeiter von ihren 1590 Euro brutto…

Lassen wir das, das sind Spekulationen.

Ganz offiziell lassen sich viele Kommunen die Verwertung der Edelmetalle schon auf dem Einäscherungsantrag von den Hinterbliebenen mit unterschreiben.
Eine Klausel (aus Saarbrücken) lautet z.B. folgendermaßen:

„dass alle sonstigen mit dem Verstorbenen verbundenen Metalle oder Edelmetalle nach der Einäscherung gemäß §4 Abfallgesetz einer Verwertung zugeführt werden und die daraus erzielten Erlöse ausschließlich zur Kostendeckung der Saarbrücker Friedhöfe dienen.“

VerbraucherExperten sind aber der Meinung, daß solche Klauseln den einen Vertragspartner übermäßig benachteiligen und damit nichtig sein könnten.

Die Diskussion zu diesem Thema ist noch nicht zu Ende.
Ich bin aber schon ein bißchen stolz darauf, daß ich schon seit Jahren sehr offen in meinem Bestatterweblog diese Umstände beschreibe und offen lege.

In der Seitenleiste habe ich mal eine Umfrage gestartet.
Was haltet Ihr, liebe Leserinnen und Leser, davon? Wie ist Eure Meinung zu diesem Thema?
Klickt doch mal die Umfrage an!

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