Allgemein

Eile

Schon ein paar Mal schrieb ich darüber, daß manche Kunden anrufen und meinen, der bei ihnen zu Hause verstorbene Angehörige müsse dringend, schnell und sofort abgeholt werden. Man mag an eine Art Entsorgungsmentalität denken, aber in den meisten Fällen liegt das eher daran, daß die Menschen nicht genügend aufgeklärt sind. Sie wissen einfach nicht, daß vom Verstorbenen keine Gefahr ausgeht und es auch keine polizeiliche Vorschrift gibt, die eine sofortige Überführung notwendig macht.

Ganz persönliche Gedanken zu diesem Thema hat eine Leserin des Weblogs erfahren:

Werbung

Es geht im Folgenden zwar „nur“ um ein Kaninchen, aber die Gedanken, die die Leserin hier entwickelt, dürften denen der Angehörigen von verstorbenen Menschen nicht unähnlich sein:

In der Nacht Samstag starb mein Kaninchen. Ich hing sehr an dem Tier, darum ging es mir sehr nahe, als es in meinem Arm den letzten Atemzug tat und ich spüren konnte, wie das Herz aufhörte zu schlagen.

Ich bin froh, dass ich im Moment des Todes festhalten durfte, obwohl es mir fast das Herz zerriss. Als es vorbei war, hielt ich noch einige Minuten im Arm. Doch mit einem Mal wurde ich nervös. Erst konnte ich es nicht richtig einordnen, aber dann wurde mir bewusst, dass ich das tote Tier loswerden wollte. Ich hatte auf eine seltsame Weise Angst davor. Angst vor der Leichenstarre. Angst vor der körperlichen Veränderung. Ich konnte nicht einmal das Licht einschalten, weil ich genau wusste, seine Augen würden gebrochen sein. Es würde nicht mehr aussehen, wie mein Kaninchen.

Der Körper war noch nicht vollständig abgekühlt, da verschloss ich es bereits in einen Karton. Ich hätte ihn nicht anfassen können, wenn die Leichenstarre eingetreten wäre. Diese unbarmherzige Unlebendigkeit wollte ich nicht sehen und nicht spüren. Schon eine halbe Stunde später war er unter der Erde.

Ich weiß nicht was die Motive der „besonders eiligen Kunden“ sind. Doch das ist mein Erfahrungsbericht und meine Überlegung dazu. Und wenn es sich auch „nur“ um ein Kaninchen handelte und nicht um einen Menschen.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

Keine Schlagwörter vorhanden

Allgemein

Die Artikel in diesem Weblog sind in Rubriken / Kategorien einsortiert, um bestimmte Themenbereiche zusammenzufassen.

Da das Bestatterweblog schon über 20 Jahre existiert, wurde die Blogsoftware zwei-, dreimal gewechselt. Dabei sind oft die bereits vorgenommenen Kategorisierungen meist verlorengegangen.

Deshalb stehen über 4.000 Artikel in dieser Rubrik hier. Nach und nach, so wie ich die Zeit finde, räume ich hier auf.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 6. Mai 2008 | Revision: 28. Mai 2012

Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle journalistische Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bittet das Bestatterweblog um Ihre Hilfe. Es fehlen in diesem Jahr noch etwa € 8.500,- um den Server, IT, Redaktion und um die anderen Kosten zu decken. Bitte beschenken Sie uns mit einer Spende, sonst müssen wir in Zukunft die meisten Artikel kostenpflichtig bereitstellen. Das wäre schade, auch weil das weitere unkreative Arbeiten erfordert, die wir zeitlich kaum stemmen wollen. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
20 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Nina
16 Jahre zuvor

Also, ich weiß nicht. Jeder, aber wirklich JEDER, mit dem ich über eine solche Situation (Angehöriger verstirbt daheim) rede, sagt mir dasselbe, das auch meine Bedenken ausdrückt.

Wir haben nicht Angst vor der Veränderung des Körpers, sondern lediglich vorm ‚Auslaufen‘.

Zu diesem Thema haben einige Leser hier mir bereits berichtet, dass man die entsprechenden Löcher „verstopfen“ könne, aber ehrlich gesagt, wenn meine Mutter stirbt, will ich ihr nicht unbedingt einen Korkstoppel in den Hintern drücken. Und das eigentliche Problem, die Entleerung der Harnblase, würde mit Korkstoppel auch nicht funktionieren.

Einige Leser meinten auch, es sei geizig gedacht, wenn man befürchtet, das Bett wegschmeißen zu müssen, aber ich sehe das nicht so. Gerade, wenn im Zuge einer Beerdigung gewaltige Kosten auf einen zukommen, ist der Kauf eines neuen Bettes oder einer neuen Matratze, weil die alte den Urin/Kot des/der Toten auffangen musste, eine zusätzliche Belastung. Für Leute wie mich zumindest, ich hab’s nicht so dicke, dass ich mir schnell mal um 1.500 Euro ein neues Bett kaufen könnte.

16 Jahre zuvor

Schon seltsam, ich habe das auch bei dem Kaninchen, das mich 11 Jahre lang begleitet hatte, erleben duerfen, allerdings ist es bei mir durchaus anders abgelaufen, als „der Dicke“ starb, habe ich ihm dann die Augenlider geschlossen, ihn auf eine Decke aufs Sofa gelegt und ihn gestreichelt, bis er ganz kuehl geworden ist, das hat mich nicht geschreckt.
Er hat ganz friedlich ausgesehen und ich habe da auch keinerlei Beruehrungsaengste, was den Sterbeprozess angeht.
Er hat die Nacht bei uns noch liegen duerfen, wir haben Kerzen angemacht und konnten in Ruhe Abschied nehmen, ihm die Ohren kraulen und das Fell wuschen und uns ordentlich verabschieden, bis wir ihn dann am naechsten Tag beerdigt haben.
Waere mir schlimm gewesen, einen jahrelangen Begleiter einfach ganz schnell in eine Kiste zu packen und fertig.

Es gruesst das Schaaf

tanja
16 Jahre zuvor

Ich habe mit meinen Tieren ähnliches erlebt, es ist einfach komisch zu sehen wenn die Tiere so steif sind, man mag sie nicht mehr anfassen, sie sind einfach nicht mehr das was sie mal waren.

kann mir vorstellen das es bei Menschen ähnlich ist, habe aber selbst noch nie einen Toten Menschen gesehen.

Hühnchen
16 Jahre zuvor

Also mein Langschwanzhörnchen über Nacht gestorben ist, hatte ich am nächsten Morgen auch ein bisschen das Gruseln ihn so ganz kalt aus dem Käfig zu nehmen und hab mich das nur mit Zeitung über meinen Händen getraut.
Ich hab am Abend noch mit ihm gekuschelt und am morgen war der Kleine tot.

Als meine Oma gestorben ist (im Krankenhaus) wurde sie dort in der Kühlkammer aufbewahrt und zum Abschied nochmal aufgebahrt. Da habe ich ihr dann auch noch einen Kuß gegeben und ihre Hand gehalten, obwohl sie ganz kalt war.

Es ist also irgendwie ein sehr ambivalentes Verhältnis was man zum Tod selbst hat.
Mich schudderst immer noch, wenn ich an meinen toten Miles denke, aber bei Oma war das irgendwie völlig natürlich.

Das Huhn

OFF-Topic
16 Jahre zuvor

OFF-TOPIC:

Das B ist ekelig!

Danke für’s baldige auswechseln.

Sonst: Abmahnung von der Style-Polizei aus Düsseldorf!

Silvio
16 Jahre zuvor

Nina.. wenn deine einzigste Ansgt darin bestht das was ausllaufen könnte hast du scheinbar den Inhalt des Postings nicht verstanden.

Anke
16 Jahre zuvor

mein Kaninchenbaby ist auch ganz schnell in der Biotonne begraben worden. Aber bei mir war es eher, weil ich es nicht ertragen habe, dass ich mir tagelang so eine Mühe gemacht habe und der Kleine es dann doch nicht geschafft hat.

Bei Menschen ist das denke ich, was ganz anderes. Meine Großtante habe ich noch aufgebahrt gesehen. Unabsichtlich. Sie lag schon 3 oder 4 Tage und ich habe nicht geahnt, dass sie da vorne liegt, ich dachte da kommt noch ne Tür zwischen.

Sie war der erste tote Mensch, den ich gesehen habe. Bisher habe ich mich immer vor den Abschiednahmen gedrückt. Wollte die Menschen so in Erinnerung behalten, wie sie waren. Wollte sie nicht tot sehen. Vielleicht ist das auch ein Grund für die Eile.

Aber ich hoffe, dass ich diese Einstellung nicht beibehalte, von meinem Liebsten Besten will ich mich richtig verabschieden, nicht verstecken. Aber ich bin nicht sicher, ob man da schon vorner was drüber sagen kann.

Tim
16 Jahre zuvor

Ich mache in meiner Arbeit als Notfallseelsorger sehr unterschiedliche Erfahrungen. Natürlich sind manche Verstorbenen nicht besonders ansehnlich – nach einem Unfall oder einem Suizid durch Erhängen beispielsweise rate ich ich den Angehörigen immer, sich beim Bestatter von dem Verstorbenen zu verabschieden.

Sonst ermutige ich die Angehörigen immer, sich noch zu verabschieden (okay, ich schließe den Toten dann noch Augen und Mund und richte sie einigermaßen so her, daß sie friedlich aussehen)

Aber: ich mache die Erfahrung, daß dieser wirklich schlimme und harte Moment auch den Tod im wahrsten Sinne „begreiflich“ macht. Manche sttreicheln den Verstorbenen noch mal, nehmen seine Hand, geben ihm einen Kuss… All das sind wichtige Dinge, damit die Trauerarbeit beginnn kann!

Und wieso sollten sich nicht auch der Rest der Familie und die Nachbarn verabschieden können? Auch diese Menschen brauchen das sehr oft, um gut Abschied zu nehmen!

Ira
16 Jahre zuvor

Bei mir sind auch schön öfters Haustiere gestorben, viele auch in meinen Armen, die meisten davon wurden eingeschläfert.
Ich konnte sie nie begraben, bevor sie vollständig kalt und steif waren.
Vorher waren sie einfach….weiß auch nicht…. irgendwie noch nicht richtig tot.

Als mein Opa vor 5 Jahren gestorben ist, haben wir ihn auch nicht so schnell wie möglich loswerden wollen.
Seine Kinder haben in gewaschen und umgezogen, sein Grab geschaufelt etc. sein jüngster Sohn ist Schreiner, er hat den Sarg und ein Holzkreuz für sein Grab gemacht, seine älteste Tochter hat den größten Teil des Gottesdienstes geleitet, am Ende haben seine Söhne den Sarg getragen etc.

Der Umgang mit dem Tod wurde mir also auch ganz anders vorgelebt, wahrscheinlich liegt’s daran.

16 Jahre zuvor

Bei mir sind zwei meiner Katzen zu Hause gestorben. Ich habe keine Scheu vor toten Tieren. Meine eine Katze, die in meiner Abwesenheit beim Tierarzt gestorben ist, habe ich auch nochmal aus der Tiefkühlung holen lassen, um sie mir anzuschauen und auch anzufassen.

Ich weiß aber nicht, wie ich bei einem Menschen reagieren würde…

Sensenmann
16 Jahre zuvor

@Ira: Da haben die Kinder deines Opas ja quasi von A-Z die komplette Bestattung gemacht… Find ich klasse, dass es sowas noch gibt! Da zeigt sich wirklich, welche Beziehung man zu dem Verstorbenen hatte.

LeSmou
16 Jahre zuvor

@OFF-Topic:
das B ist absolut genial! sagt alles aus. jedes unnötige rumgeschnörkle führt nur dazu dass man nix mehr erkennt…
begründe doch mal deine abneigung!

Keiner
16 Jahre zuvor

Je grösser das Wirbeltier, umso eher: ja.
Beim ersten Mal.

Rena
16 Jahre zuvor

Ich denke mal so: wenn eine nahestehende Person verstorben ist, geht es jedem nahe. Nicht jeder kommt damit zurecht. Dazu kommen noch die vielen Kriminalserien im Fernsehen, bei denen man die Leichenflecken sieht. Da ich mich in diesem Bereich überhaupt nicht auskenne stände für mich im Raum: wie schnell geht das mit den Leichenflecken? Tritt irgendwann das Blut aus? Gut, wenn ich nachdenke weiss ich, dass die Würmer nicht ganz so schnell kommen. Aber diese Ungewissheit bzw. das Nicht-Wissen würde mich auch eher zu einer schnelleren Überführung drängen

Nina
16 Jahre zuvor

@ Silvio: Und wie bitte kommst du auf die wilde Idee? Ich glaube eher, du hast den Inhalt MEINES Postings nicht ganz verstanden.

Es geht den Leuten, mit denen ich über das ‚Problem‘ gesprochen habe, nicht darum, dass sie sofortiges Verströmen von Leichengiften oder die optische Veränderung des Körpers fürchten, sondern einzig und allein darum, dass die Muskeln des Leichnams nachlassen und er sich entleert, was ja durchaus der Fall sein KANN. Genau deshalb würden sie sich wünschen, dass der Verstorbene eher schneller abgeholt wird. Mal abgesehen davon, dass einige Leute nicht so gern neben einem toten Menschen schlafen wollen, was dann der Fall ist, wenn der Leichnam im Ehebett liegt. Ich denke mal, die Frage, ob man eine Aufbahrung zu Hause arrangieren kann, hängt in nicht unbeträchtlichem Ausmaß vom vorhandenen Platz ab.

So, und jetzt darfst du nochmal genauer erklären, wieso du mir das Unverständnis des Beitrags vorwirfst.

Mafdet
16 Jahre zuvor

@Nina:

Ich denke mal, Silvio hat erst den Beitrag gelesen, dann deinen Kommentar überflogen und dann gedacht: Häh? Die Frau mit dem Kaninchen hatte doch keine Angst vorm „Auslaufen“, die hatte doch ganz andere Sorgen, da hat Nina wohl den Beitrag nicht verstanden.

Dass du deine Ausführungen zum Thema „Auslaufen“ mit den Sätzen

„Jeder, aber wirklich JEDER, mit dem ich über eine solche Situation (Angehöriger verstirbt daheim) rede, sagt mir dasselbe, das auch meine Bedenken ausdrückt.
Wir haben nicht Angst vor der Veränderung des Körpers, sondern lediglich vorm ‚Auslaufen‘.“

eingeleitet hast, muss er überlesen haben…

Nina
16 Jahre zuvor

@ Christina: Eben. Weder ist es besonders angenehm, wenn der tote Opa neben dem Esstisch liegt, noch wenn man neben der verstorbenen Ehefrau in einem Bett schläft. Und die meisten Leute, die ich kenne (es tut mir ja leid, wenn ich das jedes Mal so hervorkehren muss, aber es ist halt mal so) haben kein extra Zimmer dafür. Da gibt’s nur Wohn-Speisezimmer (meist kombiniert), Küche, Bad und Schlafzimmer. Und in die Rumpelkammer will man den Verstorbenen dann ja auch nicht quetschen.

Christina
16 Jahre zuvor

> Ich denke mal, die Frage, ob man eine
> Aufbahrung zu Hause arrangieren kann, hängt
> in nicht unbeträchtlichem Ausmaß vom
> vorhandenen Platz ab.

Als vor einigen Jahren Carmen Thomas gerade auch das Thema „Hausaufbahrung“ in die Medien gebracht hat, hab ich irgendwas aufgeschnappt, dass dafür als Voraussetzung zumindest ein Zimmer zur Verfügung stehen muss, welches für die Zeit der Aufbahrung nur für die Aufbahrung zur Verfügung steht.

Blöder Satz, ich weiss nicht wie ichs besser formulieren soll, aber jedenfalls soll nicht neben dem Sarg zB der täglich benutzte Esstisch oder das Bett stehen.

16 Jahre zuvor

@Nina: Es gibt ja doch aber auch keine Verpflichtung, die Verstorbenen so lange wie möglich daheim zu behalten. Es geht auch nicht darum, hier eine Atmosphäre zu erzeugen, nach der man jetzt ein schlechtes Gewissen haben muß, wenn man seinen Opa nicht noch einen Tag zu Hause aufbahrt. Es geht vielmehr darum, daß die Menschen oft völlig falsche Vorstellungen haben und deshalb auf eine schnelle Abholung drängen. Wenn wir sie dann entsprechend informieren, sind sie oft sehr dankbar und froh und möchten hinterher die Erfahrung nicht missen, den Verstorbenen wenigstens noch ein paar Stunden dabehalten zu haben. Man sieht, es geht auch um einige wenige Stunden, die Möglichkeit, den Verstorbenen selbst zu waschen, anzukleiden usw. Viele kämen von alleine gar nicht auf die Idee, das zu machen, sind hinterher aber glücklich, daß sie ihrem Verstorbenen diesen letzten Dienst erweisen konnten. Im Übrigen wohnen ja nicht alle Menschen in Dreiraumwohnungen. Oftmals steht das ehemalige Kinderzimmer leer, es gibt ein Gästezimmer oder sonst einen Raum. Viele waren auch längere Zeit krank und das Krankenbett stand ja auch… Weiterlesen »

Mac Kaber
16 Jahre zuvor

Und wo kein Kläger, da auch kein Richter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich der Bestatter verpfeift, dass ich erst am anderen Tag bei ihm angerufen habe, und Oma die ganze Nacht auf einem Gummituch im Wohnzimmer lag, 4m von der Essecke entfernt. dann haben wir halt in der Küche im stehen gespeist und gut ist.




Rechtliches


20
0
Was sind Deine Gedanken dazu? Kommentiere bittex