Bei uns in Deutschland werden Rentner ja mit angeblichen Riesengewinnen zu Kaffeefahrten gelockt, auf denen dann Produkte von meist zweifelhafter Qualität und Funktion zu überteuerten Preisen angeboten werden. In anderen Ländern kann man sogar eine kostenlose Einäscherung gewinnen.
In den USA werden derzeit Tausende von Gewinnbenachrichtigungen an alte Leute verschickt. Noch auf dem „Gewinnumschlag“ ist etwas von einer „kostenlosen vorbezahlten Einäscherung“ zu lesen, doch schon auf dem darinliegenden Brief wird das Ganze auf eine „Gewinnmöglichkeit“ herabgeschraubt. Alles was der ältere Empfänger tun soll, um eventuell in den Genuss eines Gewinns zu kommen: Er soll Informationen anfordern und möglichst eine Art Bestattungsvorsorge bei der Neptun Society in Houston/Texas abschließen.
Neptun Gesellschaften gibt es mehrere und einige davon werben damit, man könne durch schnelles Handeln und einen baldigen Abschluß des Vertrages die heutigen Preise festschreiben, egal wann man dann tatsächlich stirbt.
Ausgerechnet diese Firma ist aber schon längere Zeit im Fokus der FCA. Die FCA, also die Funeral Consumer Alliance, ist eine unabhängige Organisation, die seit 1963 im Bereich des amerikanischen Bestattungswesens die Verbraucher informiert, schützt und vertritt.
Unter anderem wird der Neptun Society nachgesagt, zwar recht günstige Kremierungspreise zu bieten, dann aber die „cremation box“ für immerhin 298 US-$ abzurechnen. Hierzu muß man wissen, daß die eigentliche Einäscherung in den Vereinigten Staaten anders erfolgt als bei uns. Während bei uns der Einäscherungsofen vorgeheizt wird und der Sarg mit dem Leichnam dann normalerweise ohne weitere Feuerung allein durch die Ofenhitze verbrennen, ist es in Amerika so, daß die Einäscherung komplett durch eine starke Gasfeuerung erfolgt. Es wird somit kein Sarg als Brennstoffträger benötigt. Die amerikanischen Bestatter betten deshalb die Verstorbenen zur Einäscherung in eine Art stabile Pappschachtel um, die nicht mehr als 10 $ wert ist.
Bevor jemand nun denkt, da komme man ja in den USA wesentlich günstiger weg, muß ich noch erklären, daß ansonsten um die Bestattung wesentlich mehr Aufhebens als bei uns gemacht wird und alles im Vergleich zu Deutschland wesentlich teurer ist. So kommt man auch ohne eingeäscherten Sarg auf höhere Summen als in Deutschland.
Für die Aufbahrung und Abschiednahme werden übrigens Leihsärge angeboten und allein das Ausleihen und Reinigen usw. kostet in etwa soviel wie bei uns ein ganz normaler Sarg.
Der Neptun Society wird also nun nachgesagt, sie würde ihre Pappschachteln und vermutlich auch das ganze andere Drumherum zu sehr hohen Preisen anbieten. Gerade ältere Personen durchschauen oft die geschickt formulierten Angebote nicht und hoffen auf ein Schnäppchen, das sie hinterher u.U. teuer zu stehen kommt.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis solche Angebote auch bei uns auftauchen. Mancher Billigbestatter macht ja heute schon Kaffeefahrten zu billigen Krematorien in Tschechien. Kaffee und Kuchen, Teilnahme an der Einäscherung eines wildfremden Menschens und anschließendes Verteilen von Prospekten und Vorsorgeunterlagen.
gefunden von Bernd
Bild: mit freundlicher Genehmigung von „In Repose“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Einäscherung, gewinnen
Houston, we have a problem…
Interessant, wie manche Maschen scheinen immer und überall zu funktionieren…
Brunt, F.C.A. !
😉
Irgendwie liegt der vergleich zu Ferengis, bei solchen Methoden ja echt nahe.
@ 3, Lobo.
Wobei es bei den Ferengis noch teurer sein dürfte. Bestattung im All, inklusive Rakete….
😉 Lechthaler
Dumm gelaufen, wenn jemand die Einäscherung gewinnt, der lieber eine Erdbestattung möchte. Gut, dass keine Frist gesetzt ist.
Für Deutschland oder England wäre es zu riskant solche Aktionen zu veranstalten, denn so mancher Schwabe oder Schotte würde nie etwas verfallen lassen, was nix koscht hat.
„Was nix Koschd, taugt nix.“
Reichlich makaber. Fehlt nur noch eine Einlösefrist im Kleingedruckten und der Hinweis, dass der Anspruch nicht übertragbar sei. Sonst kann man ja den Angehörigen keine Rechnung schicken.
Vom Gott der Erdbeben kann man aber auch kein ordentliches Begräbnis erwarten, oder?
Das wäre dann ja wieder mal ein Fall für den Anwalt meines Vertrauens. Der hat es immerhin geschafft, -zig Gewinnspielversprechen für seine Mandanten in Bares einzulösen …
@4 Allerdings werden sich Ferengi niemals einäschern lassen , scheibchenweises veräussern der Überreste maximiert den Gewinn 😉
Da fehlt ja noch eine Gewinnbedingung! Um in den Genuss der Einäscherung zu kommen, müssen die Leute doch noch sterben, oder machen die das in Amiland auch mit Lebenden? :O
@10
Wenn der Kunde drauf besteht… The customer is always right. Dürfte nur eine heiße Angelegenheit werden, sowohl für die Kundschaft als auch für das ausführende Unternehmen, sobald die Anwalts-Division anrollt.
Am traurigsten ist, dass wirklich Menschen darauf hereinfallen.
Schon allein das unvertrauenswürdige Aussehen sollte absolut jeden stutzen lassen, gerade wenn es um so ein persönliches und wichtiges Thema geht.