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Einblick, Durchblick, Ausblick

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Ja, Birnbaumer-Nüsselschweifs gibt es wie Sand am Meer. Viele Leser schreiben mir, daß sie genau so jemanden auch kennen und manch einer ist sogar davon überzeugt, daß ich „seine“ Frau Birnbaumer-Nüsselschweif meinen muß.

Eigentlich heißt die ja gar nicht Birnbaumer-Nüsselschweif, das ist ja wohl jedem klar, aber ihr tatsächlicher Doppelname ist mindestens genauso bescheuert, wie auch ihr Verhalten exakt so ist wie ich es beschreibe.

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Das Bestatterweblog will informieren und unterhalten. Deshalb spielen die Geschichten in einem, nennen wir es mal so, virtuellen Bestattungshaus mit virtuellen Figuren und Nebenfiguren.
Das bedeutet, daß ich die Realität verkürze und verknappe. Im Laufe der Jahre sind so viele Kunden, Angestellte, Subunternehmer, Friedhofsleute und Ringsherum-Leute durch mein Leben und den Betrieb gezogen, daß die Schilderung immer neuer Personen, insbesondere bei den Angestellten, Nachbarn usw. nur verwirren würde.

Da ist es doch einfacher, wenn ich alle Fahrer auf Manni verknappe, ich muß nicht immer neue Namen einführen und jeder der den Namen Manni liest, weiß daß es sich um den Chef der Leichenwagenfahrer handelt.
Ganz echt ist, nur zur Beruhigung der vielen Sandy-Fans, die große Amerikanerin mit dem Hang zum Morbiden und zur allgeschlechtlichen Liebe, auch wenn sie natürlich auch anders heißt.
Ebenfalls echt sind Frau Büser und Antonia.

Nachbar Nasweis-Lästig ist eine Kunstfigur bestehend aus einem emeritierten Finanzwissenschaftler, einem pensionierten Oberstudienrat und einem kurz vor dem Ruhestand befindlichen Finanzbeamten.

Die Birnbaumer-Nüsselschweif, und damit begann ja dieser Exkurs, ist echt. Sie ist tatsächlich im Zusammenhang mit den wirklich geschehenen Ereignissen um den kleinen Afrikaner in unser Leben getreten und uns immer wieder über den Weg gelaufen. Es ist so eine Art von Frau, die in jeder Vereinsversammlung das Wort ergreift, die blödesten Forderungen stellt und stets unter Beweis stellt, daß sie von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Es vergeht wirklich keine Woche, in der sie nicht in der Zeitung abgebildet ist. Mal hat sie Kleider für Moldawien gesammelt, dann wieder alte Brille für Afrika oder gegen Atomstrom demonstriert oder in einem Leserbrief die Energieversorger zum Abschaffen des Brummens und Knisterns der Freileitungen bei feuchtem Wetter aufgefordert.
Sie ist eben omnipräsent.

Wir haben also auf der einen Seite eine überschaubare Zahl von immer wiederkehrenden Personen im „Undertaker-Universum“, die nun in einem immer gleich beschriebenen Bestattungshaus arbeiten. So in etwa sah einmal eines meiner Häuser aus, aber die verschiedenen Mannis und Praktikanten haben z.T. auch in völlig unterschiedlichen Filialen und Zeiträumen gearbeitet.
Das beschriebene Bestattungshaus hat Elemente von verschiedenen Häusern und Räumlichkeiten. Mir ist es nur wichtig, es immer wieder gleich zu beschreiben, damit der Leser eine gewisse Vorstellung davon bekommen kann und quasi im Kopf mit durch die bekannten Räume spazieren kann.

Manche Ereignisse, die gut zueinander passen, liegen in Wirklichkeit Jahre auseinander. Da ist es doch einfach viel besser lesbar und verständlich, wenn ich das zu einem Handlungsstrang zusammenführe.

Die geschilderten Begebenheiten haben sich so oder so ähnlich tatsächlich zugetragen. Jeder der einen Beruf hat, der ihn mit vielen Leuten in Kontakt bringt, wird Ähnliches erleben, wenn auch vielleicht ohne Sarg und Leiche.
Die Kunst besteht nun darin, aus dem wahren Kern, den Versatzstücken, die sich aus den immer gleichbleibenden handelnden Personen und den geschilderten Räumlichkeiten ergeben, und aktuellen Fragen oder Anregungen eine Geschichte zu machen, die einerseits informiert und andererseits unterhaltend ist.

Das Bestatterweblog bietet dem, der schnell mal eine Antwort auf eine Frage sucht, sicherlich ganz viele Möglichkeiten, diese Antwort auch zu finden, aber in erster Linie will und soll es unterhaltend sein. Man kennt doch den Spruch von der bitteren Pille, die durch den Zuckerüberzug erst so richtig gut zu schlucken ist.
Tod, Trauer und Bestattung sind bittere Themen, sie sind die bittere Pille, die ich durch den unterhaltsamen Zuckerüberzug genießbar mache.
Das Anliegen ist die Aufarbeitung meiner Erlebnisse, das Aufbrechen des Tabus um die Themen Tod und Trauer und das Herausheben des Bestatterberufs aus dem Dunkel des Gemunkels. Viele hatten und haben Berührungsängste bei allem was mit Bestattern zu tun hat; das liegt doch aber in erster Linie daran, daß man nicht so genau weiß, was die hinter den Kulissen so alles machen, was da mit den Toten geschieht und was einen erwartet wenn man zum Bestatter geht.
Wenn ich da etwas Licht ins Dunkel bringen kann, wenn es mir gelingt zu zeigen, daß Bestatter ganz normale Menschen sind und nicht Geheimnisvolles oder gar Schreckliches machen, dann ist meine Arbeit erfolgreich gewesen.

Und, ach Gott, was machen sich die Leute Gedanken darüber, wo man Tom und sein Bestattungshaus finden kann, ob ich für eine Redaktion oder gar eine Firma schreibe und ob Tom am Ende eventuell gar kein Bestatter ist.
Das Bestattungshaus findet man ganz leicht da wo man auch Lummerland findet. Es ist nicht schwer und nicht verboten, darauf zu kommen, was und wer sich hinter alle dem verbirgt. Es ist doch bloß so, daß den Geschichten, wie ich gerade schon mal beschrieben habe, wahre Erlebnisse und echte Leute zugrunde liegen. Und allein schon die Pietät und der Anstand gebieten es, daß ich Kunden, die in einer besonderen Situation zu mir gekommen sind, nicht einfach hier „hinhänge“, sondern ihnen den Schutz der Anonymität lasse. Deshalb muß man nicht unbedingt an die große Glocke hängen, wo und bei wem das ganze spielt.
Irgendeine Firma oder Redaktion steckt auch nicht hinter dem Bestatterweblog.
Schön wäre es, wenn mich irgendeine Firma fett bezahlen würde. Pecunia non olet, oder wie mein Onkel Herrmann immer sagte: „Pecunia non omlett, kein Geld für Eierkuchen.“
Und natürlich ist Tom Bestatter. Jeder Bestatterkollege kann bestätigen, daß das was ich hier beschreibe so oder so ähnlich auch bei ihm abläuft und da -bis zum Publikumserfolg des Bestatterweblogs- doch kaum jemand etwas davon weiß, was da wirklich geschieht, kann auch kein noch so gut recherchierender Außenstehender tatsächlich diese Einblicke gewähren.
Aber ich bin eben mehr als „nur“ Bestatter und inzwischen, das merkt doch jeder Dödel schon an der Menge der hier erscheinenden Texte, überwiegend schreibend tätig.

Ob mir der Stoff irgendwann mal ausgeht? Nun ja, das ist so eine Sache. In meinem Kopf und in meinen Aufzeichnungen ist noch Material für wenigstens 5 Jahre Bestatterweblog, vielleicht sogar für 10…
Aber vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die wichtigsten Geschichten erzählt und die bedeutendsten Fragen beantwortet sind. Ich werd‘ ja auch nicht jünger und spätestens wenn meine Tochter kalbt und mich zum Opa macht oder wir in Rente gehen, werde ich mir überlegen, ob ich tatsächlich noch als bärtiger Blogger-Opa weiter jeden Monat rund 120 Texte verfasse.
Einige Zeit bevor ich das Weblog begann, hatte ich eine schwere gesundheitliche Attacke, die mir ein Warnschuß vor den Bug war und mich in beruflicher Hinsicht auch kürzer treten ließ. Seitdem lasse ich den Doktor regelmäßig nach dem Rechten (und manchmal auch nach dem Linken) schauen und hoffe, noch lange gesund zu bleiben.

Dann munkeln und verwinden sich verwundert einige Leser und Leserinnen, weil irgendwo im Weblog mal steht, daß Tom drei Kinder hat und dann im weiteren Verlauf nur immer von zwei Blagen die Rede ist. Die Antwort ist ganz einfach, Tom hat sogar zwei Frauen, von denen er mit einer verheiratet ist; den Rest kann man sich leicht ausmalen.
Also aktuell (und so bleibt es auch) sind es zwei „Kurze“, die in der Familie leben, ein Junge (noch 15) und ein Mädel (schon 12, „Aber ich werd jetzt 13 und finde es voll Scheiße, daß ich meinen Bruder nie einhole, es ist ja sowieso gemein, daß ihr alle dreimal im Jahr Geburtstag habt und ich nur einmal, ja so ist das, einmal hat der Papa, einmal die Mama und einmal mein Bruder, das sind dreimal Geburtstage an denen ich nichts kriege und nur einmal hab ich selber und das ist dooferweise auch noch kurz vor Weihnachten und jeder sagt, daß das Geschenk für Weihnachten und Geburtstag zusammen ist und überhaupt hättet ihr mich ja auch als erste machen können… und außerdem habt ihr alle Touchscreen-Handys und ich nicht, so!“).

Ja und über Frau und Kinder und die Zeit in der Tom mit seiner Familie mal für drei Jahre in einer Mietwohnung gelebt hat, da gibt es sogar ein eigenes Buch. Dafür wird im Web sogar Reklame gemacht, wer geschickt ist und ein wenig sucht, der findet es vielleicht sogar, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Und alles was hier steht, steht sowieso schon irgendwo im Weblog verstreut, ist also weder neu noch Offenbarung.
Doch lasst mir meine Einsamkeit und bohret nicht an meiner Tonne, in der ich da so liege und die diogenes’sche Ruhe genieße.

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