Der Tod des kleinen Fabian läßt die Wellen in unserem Ort hochschlagen. Die einen meinen, die Metzgersfrau hätte besser aufpassen sollen, die anderen sehen die Schuld alleine bei dem Jungen.
Es ist durchaus nicht unüblich, daß hier auch nach Einbruch der Dunkelheit noch Kinder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Unser Ort war lange eine eigene Gemeinde, ist seit fast 100 Jahren in die Großstadt eingemeindet und bildet den Rand zur dörflichen Struktur ringsum. Zahlreiche Vereine, in denen sich Kinder betätigen, haben Übungs- und Trainingsstunden, die bis gegen 19 Uhr andauern, einer Zeit also, in der es viele Monate im Jahr schon dunkel ist.
Das Radwegenetz ist sehr gut ausgebaut. Man hat die holperigen Radwege, die mehr eine Alibi-Funktion hatten, ausgebaut und durchgehend gut befahrbar und breit genug gemacht. Radfahrerampeln, weite, rot gepflasterte, Übergangsbereiche usw. machen das Radfahren an und für sich zu einer bequemen und sicheren Sache. Ich fahre selbst hin und wieder mit dem Fahrrad, meine Kinder sind ständig mit dem Rad unterwegs.
Ich will keine Diskussion über diesen Themenbereich lostreten. Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß es viele Radwege gibt, die den Namen Radweg gar nicht verdient haben. Daß hier lieber auf der Straße gefahren wird, kann ich gut verstehen.
Mir scheint es aber so, daß die Wahrnehmung und Solidarisierung mit dem jeweiligen Fahrzeug wechselt. Das ist in etwa so, als wenn man auf den Parkplatz eines Supermarktes fährt und vom Einkaufswagenschieberhasser urplötzlich zum Autofahrerhasser wird, nur weil man selbst jetzt so eine Karre vor sich herschiebt.
Ich bin aber auch der Meinung, daß Fahrräder ohne eine ausreichende Beleuchtung bei schlechten Sichtverhältnissen nicht in den Straßenverkehr gehören. Die Ausrede, es handele sich hier um Sportgeräte, kann ich für mich persönlich nur bedingt gelten lassen. Wo kämen wir hin, wenn jeder, der einen Sport oder ein Hobby betreibt, die dafür benötigten Apparate und Sportgeräte auf der Fahrbahn einer vielbefahrenen Straße spazierenführt. Wiegesagt, das ist meine Meinung, andere mögen eine andee haben und vielleicht auch gute Gründe für ihre Meinung anführen können.
Und noch ein Wort zu der Beleuchtung: Ich habe selbst ein Fahrrad und habe auch vorher schon welche besessen. Ich hatte noch nie den Fall, daß die Beleuchtungsanlage so schlecht war, daß sie dauernd nur unzureichend funktionierte. Wenn mal was kaputt geht, dann fährt man doch nicht ausgerechnet dann besonders riskant oder an besonders riskanten Stellen, sondern man schaut, daß man möglichst unbehelligt nach Hause kommt und bringt dann das Ding wieder in Ordnung. Mein Sohn bekam von einem Verwandten ein Fahrrad geschenkt. Es muß ein Baumarkt-Billigfahrrad gewesen sein. Ich mußte die Montage erst noch fertigstellen, denn das Rad war zwar zusammengebaut, aber nicht wirklich endmontiert. Dynamo, Lampen und Verkabelung waren von so minderwertiger Qualität, daß ich das Fahrrad zu Özkans BikeStudio gebracht habe, wo mir Özkan neben der Beleuchtung auch noch Reflektoren, neue Bremsbeläge und bessere Handgriffe montierte. Alles zusammen kostete das nur ein Taschengeld.
Aber besser eine schlechte Beleuchtung, als gar keine. Neulich querte eine Familie auf Fahrrädern in der Dunkelheit meinen Weg. Die hatten reflektierende weiße Streifen ringsum an den Reifen, reflektierende Hülsen über den Speichen, die sich beim Fahren auch noch bewegten. Außerdem hatten sie reflektierende Armbinden an und Leuchtstreifen an den Fahrradhelmen.
Ich habe bei Özkan das Zeug auch für unsere Räder gekauft und für sechs Fahrräder keinen großen Betrag bezahlt.
Diese Familie hat ein regelrechtes Feuerwerk an Reflektionen abgefeuert und selbst wenn die gar kein Licht am Fahrrad gehabt hätten, konnte man die wunderbar und vor allem rechtzeitig sehen.
Von vorne und hinten aber ist die Silhouette eines Radfahrers so schmal, da sollte niemand auf entsprechende Beleuchtung und Reflektoren verzichten. Ich finde den Vorschlag eines Kommentators, sich notfalls eine der für knapp 2 Euro zu habenden Autofahrer-Warnwesten anzuziehen, gar nicht so übel. Besser sowas, als gar nichts.
Es geht ja nicht darum, Recht zu behalten, sondern am Leben zu bleiben.
Angesichts der guten und breiten Radwege hier bei uns ist es mir persönlich völlig unverständlich, warum dann dennoch etliche Radfahrer trotzig auf der Straße fahren. Die mannigfaltigen Argumente die sie vorbringen und aus denen sie herleiten, daß das Fahren auf der Straße besser und sinnvoller sein soll, habe ich schon so oft gehört und man kann sie zum Teil auch in den Kommentaren nachlesen. Viele davon kann ich nachvollziehen, doch keines trifft auf den aktuellen Fall zu.
Die Situation ist leicht beschrieben: Es handelt sich um eine breite Straße mit zwei Fahrspuren. Rechts und links ist sie durch einen Grünstreifen mit Büschen begrenzt und es gibt alle 200 Meter Zebrastreifen oder Überquerungshilfen. Einen Fußgängerweg oder Radweg gibt es an dieser Straße nicht. Das ist deshalb so, weil sowohl rechts, als auch links, jenseits des Grünstreifens mit den Büschen, jeweils nochmal eine zweispurige Straße entlangführt, die jeweils einen Fußgängerweg und einen Radweg hat.
Von links nach rechts: Häuser, Gehweg, Radweg, zweispurige Ortsstraße, Grünstreifen, zweispurige Straße mit 70 km/h, Grünstreifen, zweispurige Ortsstraße, Radweg, Gehweg, Häuser.
Das sind fast schon amerikanische Verhältnisse, so breit ist das Ganze.
Hier unbeleuchtet, gegen die Fahrtrichtung ausgerechnet auf der 70er Straße zu fahren, ist mehr als leichtsinnig.
Doch wen trifft hier die Schuld? Das ist die Frage, die hier in der Gemeinde viel diskutiert wird. Klar ist, daß die Metzgersfrau noch mehr hätte aufpassen müssen, es hätte an der Stelle auch beispielsweise eine hilflose Person auf der Straße liegen können, ein Baumstamm, ein umgefallener Gegenstand oder es hätte eines dieser führerscheinfreien Autos unterwegs sein können, die nur 6 km/h fahren können. Den Vorwurf wird sich die Metzgersfrau machen lassen müssen und wie man hört macht sie sich den auch.
Auf der anderen Seite ist da der 11jährige Junge, der in der Schule seine Fahrradprüfung abgelegt hat, der in der Fahrradschule der Polizei gewesen ist und der die Örtlichkeiten und die beiden breiten Radwege nebenan sehr gut kannte. Kein Mensch weiß, warum er diese Radwege nicht benutzt hat. Man vermutet, daß er die 70er-Straße an einer der Überquerunghilfen „betreten“ hat, sie dann aber nicht vollends überquerte um auf den nächsten Radweg zu gelangen, sondern aus Bequemlichkeit einfach auf der Straße blieb.
Es bleibt die Frage, warum dort ein rund 100-150 Meter langes Stück der Straße nur unzureichend bis gar nicht beleuchtet ist. Ansonsten ist diese innerörtliche Straße nämlich mit Laternen versehen.
Kann man den Eltern einen Vorwurf machen? Sie selbst werden sich welche machen, das weiß ich.
Ist das ein Fall, in dem es nur Verlierer gibt?
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: fabian
Als Fußgänger soll man ja gegen den Verkehr laufen, damit man frühzeitig Autos sieht und auch angeleuchtet wird.
Könnte der Junge ähnliches gedacht haben?
Es ist immer tragisch, wenn ein Kind stirbt, weil man dann denkt, was hätte es noch alles erleben können. Ich hoffe, dass die Eltern darüber hinwegkommen, denen diese Frage ein Leben lang nicht mehr aus den Sinn gehen wird.
Kinder sollten leben, glücklich leben.
Also _ich_ wuerde mein Kind nachts nicht ohne Reflektoren aus dem Haus lassen. Und ich wuerde es nicht ohne ausreichende Beleuchtung Fahrrad fahren lassen. Zumal die Strassenverkehrsordnung eindeutig sagt, dass man ausreichende Beleuchtung am Fahrrad haben muss. Aber es gibt natuerlich immer Leute, die glauben, sie waeren klueger als der Gesetzgeber. Die Strassenverkehrsordnung ist nicht aus Jux und Dollerei gemacht worden. Mit der Argumentation die Fahrerin haette besser aufpassen sollen. Tja, dann darf man auch auf der Autobahn nur noch 10km/h fahren, weil da koennte ja auch ein verirrter Wanderer mal rueberlaufen. Ein 11jaehriges Kind ist noch nicht so weit, seinen Eltern zu sagen: „Mama, Papa, mein Rad ist nicht o.k. – macht das!“ Da liegt die Verantwortung doch klar bei den Eltern, die dafuer sorgen muessen, dass das Kind ausreichend Schutz bekommt. Und beim Fahrrad fahren ist nunmal gute Sichtbarkeit von elementarer Bedeutung. Ich fahr auch ausschliesslich mit reflektierender Kleidung Fahrrad, obwohl meine Beleuchtung tut. Und obwohl ich schief angekuckt werde, weil ich damit ausseh wie ein Idiot. Aber lieber seh ich aus wie… Weiterlesen »
tatsächlich gibt es nur verlierer. schrecklich!
bis 12 jahre können kinder die gefahren des strassenverkehrs nicht genügend abschätzen. es liegt also in der verantwortung der eltern, das kind zu begleiten, dahingehend zu erziehen und vor allem für fahrradhelm (hatte er einen an?), reflektoren, beleuchtung etc. zu sorgen.
ps: vergl. auch „Durch ihre „egozentrische“ Denkweise können Kinder unter 8 Jahren den Verkehr und seine Abläufe nur sehr begrenzt begreifen. Ab dem Alter von ca. 8 Jahren sind ihre Denkprozesse nicht mehr „egozentrisch“, sie bleiben aber „konkret“, d. h. an die Anschauung gebunden. Deshalb können Kinder nur konkrete Verhaltensweisen an ganz bestimmten Stellen auf der Straße erlernen, sie können das Gelernte aber nicht auf neue und unbekannte Situationen übertragen. Eine defekte Ampel oder eine Baustelle können das Kind verunsichern, weil es für diese Situationen noch keine konkreten Verhaltensweisen eingeübt hat. Diese Aufgaben können nur dann gemeistert werden, wenn man „abstrakt“ denken kann. Dazu sind Kinder erst mit ca. 12 Jahren in der Lage. “ aus http://www.uni-duisburg-essen.de/traffic-education/alt/texte.ml/Goslar.html
Selbstverständlich ist das ein Fall, in dem es nur Verlierer gibt … und das sogar völlig unabhängig von der Frage, wer an diesem Unfall nun „Schuld“ hatte.
Der Junge hat sein Leben verloren, die Eltern ihren Sohn.
Die Metzgersfrau muss damit leben, dass in einem Unfall, an dem sie beteiligt war, ein Kind gestorben ist … und jetzt mal ehrlich: Selbst wenn sich rausstellt, dass sie alles richtig gemacht hat und man ihr nicht den allergeringsten Vorwurf machen kann: Würde sie dann nicht trotzdem weiter grübeln, ob sie etwas hätte anders machen können?
@anita
Mit 11 konnte ich meinem Papa sehr wohl sagen, dass mein Licht am Fahrrad nicht leutet(Und bis 2 für die Refletktoren zählen konnte ich auch schon länger). Gut, ich bin in zwischen doppelt so alt, die Ansprüche an unseren Nachwuchs scheinen aber seit Salesch und k11 stark zu stagnieren.
@undertaker
Das erinnert mich ja fast an unseren Autobahnzubringer:
Das neue Gewerbegebiet eine Ausfahrt weiter vom Zubringer hat ne Mittelinsel, 4 gelbe Straßenleuchten. Im Gewerbegebit ist bisher genau eine Firma angesiedelt. Direkt daneben ist die Autobahn. In einer Fahrtrichtung ist die Aus und Abfahrt komplett unbeleuchtet, sehr kurz und der Asphalt kaputtgebremst. Wenn dort ein Auswärtiger 5m zu spät verzögert, schafft der das nicht bis zum streifen und wird durch mangelnde Beleuchtung erst sehr spät als „Ausreißer“ gesehen. Die andere Richtungsfahrbahn hat immerhin ne Ampel zur Hauptzeit, ist sonst aber auch so gut ausgeleuchtet, dass man bei Dunkelheit den grünen Rechtsabbiegerpfeil als Schild nicht sieht. Natürlich ebenso kaputtgebremst(war mal zweispurig vor der Haltelinie, nun 1,5 spurig mit großem Schlagloch rechts)
Ich geb der armen Frau nicht die Schuld.
Selbst bin ich sowohl Rad-, als auch Autofahrer und hab mich schon einmal geärgert, als ein Radfahrer bei tiefster Dunkelheit, Regen und Sturm komplett ohne Beleuchtung ausgerechnet dann und genau hinter meinem Transporter die Straße zu überqueren müssen meinte, als ich in einer unübersichtlichen T-Kreuzung zu rangieren versuchte. Und dann zeigt DER mir noch einen Vogel. Im Gegensatz dazu fallen mir die leuchtenden Reflektorentanten, die man wahrscheinlich noch von der ISS aus sehen könnte, sehr positiv auf.
Und wenn das Licht an meinem Fahrrad nicht funktioniert, weiß ich das und fahre dann entsprechend vorsichtig und ungerne. Und nie andere Strecken als zur Uni, wohin es nur quer durch einen Park und eine handvoll so ruhiger Straßen geht, dass dort 80% aller Fahrzeuge einen Fahrschulaufkleber haben.
„Ist das ein Fall, in dem es nur Verlierer gibt?“
Bei derart klarer Faktenlage irgendwie eine merkwürdige – wenngleich rhetorische – Frage.
Schrecklich, in der Tat, aber ich schließe mich Anitas Meinung zu 99% an. Einzig mag ich einem 11jährigen „Kind“ durchaus zutrauen, auch auf defekte Beleuchtung an seinem Rad aufmerksam machen zu können. ES SEI DENN: Es waren nie genügend Leuchtmittel vorhanden (das kaputt gehen konnte – von den fehlenden Reflektoren mal abgesehen). Dann sind einzig und allein die Eltern gefragt. Woher soll das Kind es denn besser wissen, wenn die Eltern das nicht zeigen. Mit 11 Jahren ist die schulische Fahrradprüfung bereis mind. 3 Jahre her. Die wird (hier) Ende der 1. oder in der 2. Klasse gemacht. Und bei Kindern müssen solche Dinge STÄNDIG aufgefrischt werden. Was meint ihr, warum in er Schule immernoch vierteljährlich „Belehrungen“ auf dem Stundenplan der Klassenlehrer stehen? (Sogar bis Klasse 12/13 – was dann doch etwas lächerlich wirkt, wenn man 19jährigen sagen muss, sie sollen doch nicht in der Nähe von Hochspannungsleitungen Drachen steigen lassen oder was man tut, wenn man Weltkriegsmunition beim Spielen im Wald finden). Ist aber Pflicht und die Durchführung muss mit Unterschrift bestätigt werden. Und… Weiterlesen »
Vielleicht bin ich komisch, aber ich habe in dem Alter mein Licht am Rad selbst repariert und wir haben in der Grundschule gelernt, regelmäßig zu schauen ob das Licht geht und alle vorgeschriebenen Reflektoren dran sind etc. Ich denke mit 11 kann man das durchaus feststellen und überblicken.
Aber dafür ist es eh zu spät 🙁 zumindest für Fabian.
Das einzig gute an der Sache ist, dass nicht nur in Fabians Ort sondern auch bei den Lesern hier einige „wachgerüttelt“ werden, die sich da vorher nicht so viele Gedanken gemacht haben.
> Ist das ein Fall, in dem es nur Verlierer gibt?
Ja, das sehe ich auf jeden Fall so! Der Junge hat sein Leben verloren, die Eltern ihr Kind und die Metzgersfrau einen bedeutenden Teil der Leichtigkeit in ihrem Leben. Sie tut mir, ehrlichgesagt, bei der ganzen Konstellation am meisten leid.
Wie du sagtest, verloren haben da alle, 2 Familie werden bestimmt jetzt nicht glücklich mehr. Vielleicht kennen sie sich ja, zumindest vom sehen. Ich fahre so jeden Tag 40km (20 hin-20 zurück) zur Arbeit. Dazu noch was am Wochenende. Fahre jetzt so ca 20 Jahre Unfallfrei in Frankfurt/M, nicht grade eine Stadt mit wenig verkehr. Kann mich aber jeden Tag richtig aufregen, egal ob über Radfahrer oder Autofahrer, beide Seiten machen da echt viel falsch. Ich fahre im Dunkeln wie ein blickender Weihnachtsbaum. Auch wenn mein Rad ü11KG ist, hab ich nur Akkulicht. Für den Stadtverkehr grell blickendes Hinten und Vorne, über Land mehr was weit leuchtendes, da will ich ja was sehen. Wer mich da übersieht muss echt Blind sein.Ich sage euch, das sind viele. Besonders morgens. hab da mehr das Gefühl das da die meistens echt noch nicht wach sind. Deswegen muss man für sie mit schauen und mit denken. Aber, wenn man schaut wieviele Auto mit defekter Licht rumfahren, kann man nur den Kopp schütteln, egal ob von Vorne oder Hinten. Heißt… Weiterlesen »
Ein tragischerFall. Ich bin sowohl Radfahrer als auch – allerdings seltener – Autofahrer in der wundervollen Radfahrermetropole Münster. Und als Autofahrer muss man hier ganz schön die Nerven behalten, weil die Radfahrer machen, was sie wollen. Trotzdem geht es erstaunlich gut. Und die Polizei passt auf, wie ein SChießhund und hält jeden ohne Licht sofort an. Finde ich auch sehr sinnvoll.
In Schweden tragen die Radfahrer im Dunkeln auch die Warnwesten und 4-5 Reflektoren um Knöchel, Handgelenke und am Kopf. Auch das finde ich sinnvoll, weiß aber aus eigener Erfahrung, dass ich zu faul dazu wäre, das alles umzumachen.
Zu diesem Fall kann man wohl nur sagen, dass jeder eine Teilschuld trägt. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Metzgerfrau und die Eltern das akzeptieren können und das sich das nicht wiederholt.
Die Fahrradsicherheitserziehung hat so gut gewirkt, dass ich mittlerweile nicht mehr mit nem Rad ohne Licht fahre. Das is mir dann selbst innerorts auf Radwegen zu gefährlich.
Als ich in dem Alter war hat mein Vater schon einen riesen Aufriss gemacht, wenn ich nur ohne Helm gefahren bin. Luftdruck der Reifen, Licht und Reflektoren wurden regelmäßig geprüft.
Wenig später hatte meine kleine Schwester dann einen schweren Fahrradunfall. Der Helm war im Eimer, aber außer einer leichten Gehirnerschütterung hatte sie nichts. Der Helm hat ihr das Leben gerettet.
Seitdem achte ich selbst auf die nötigen Sicherheitsmaßnahmen und würde es bei meinem Nachwuchs nicht anders machen.
Was diesen Fall angeht, so ist das auf jeden Fall einer, bei dem alle Seiten verloren haben. Die Eltern (die den Verlust verkraften müssen), die Metzgersfrau (die sich Vorwürfe machen wird und der Vorwürfe gemacht werden werden) und natürlich der Junge.
Solche Dinge nennt man landläufig auch schlicht „Unfall“. Wieso an einem solchen immer jemand schuld sein muss, weiß ich auch nicht. Als wären alle Beteiligten nicht genug bestraft. Im Zweifel müssen außerdem alle Gesetze verschärft werden.
Ja, das verstehe ich auch nicht, warum es immer gerade _einen_ Schuldigen geben muss. In soeinem Fall kommt (wie so oft) eins zum anderen und da kann und darf man nicht eine einzelne Person zum Schuldigen bestimmen.
Es ist da immer nur zu hoffen, das die, die das noch können, sich Gedanken darum machen, wie sich so ein Unfall in Zukunft verhindern läßt und das die Trauernden den Rückhalt finden, den sie brauchen.
@ Marty:
auch wenn Du von weitem auszusehen glaubst wie ein Weihnachtsbaum (meiner blinkt nicht) – blinkende Lichter sind deutlich schlechter räumlich zu orten als ständig eingeschaltete. Du ziehst zwar kurzzeitig mehr Aufmerksamkeit auf Dich, irritierst aber auf lange Sicht die anderen nur. Und wenn Du den Eindruck gewinnst, die hätten Dich nicht gesehen, erfährst Du in Wirklichkeit nur deren Ablehnung Deines Blinkens.
Autofahrer – das sagt meine Erfahrung – sind bei widrigen Verhältnissen (Regen, Dunkelheit) sehr schnell irrational (andere nennen es aggressiv).
Und dann gibt es noch den Effekt der selektiven Wahrnehmung: Marius bringt das sehr schön auf den Punkt. (Der Spruch ist aber schon älter.)
Allerdings gehen auf das Konto fehlender Beleuchtung ganze 0.5% aller Unfälle mit Radfahrern in Deutschland.
> Allerdings gehen auf das Konto fehlender Beleuchtung ganze 0.5% aller Unfälle mit Radfahrern in Deutschland.
Möglicherweise, weil viele Leute eben doch nicht so bescheuert sind ohne Licht zu fahren. Oder weil dann eben doch viele Autofahrer das ausgleichen…
Ohne Licht fahren ist bescheuert und gehört massiv bestraft. Damit riskiert man nicht nur sein Leben sondern auch das Anderer. Und im Zweifelsfall auch das der Metzgersfrau, die mit diesem Tod leben muss.
ob es nur Verlierer gibt?
Wenn es bei einem Unfall mit Todesfolge etwas anderes als ausschliesslich Verlierer gibt, dann war es kein Unfall
Weder ein Freispruch für die Fahrerin noch der nachträgliche Beweis ordnungsgemässer Beleuchtung würde doch aus irgendeinem Beteiligten einen Gewinner machen
Ich zitiere aus dem Originaleintrag:
„Sein schönes rotes Fahrrad hatte überhaupt keine Reflektoren, keinen Scheinwerfer und keinen Rückstrahler.“
Sowas ist einfach nur dumm. Und zwar von den Eltern und diese gehören hierfür meiner Meinung nach auch bestraft. Eltern, die auch nur halbwegs verantwortungsvoll und um die Gesundheit ihres Kindes besorgt sind, sorgen dafür, dass ein solches Gefährt nicht im Zugriff eines Kindes steht.
Jeder, der schonmal Auto gefahren ist, weiß, dass man Fahrradfahrer schon dann schlecht sieht, wenn sie das Licht eingeschaltet haben. Aber immerhin sieht man sie. Wenn da gar nichts scheint und reflektiert, ist ein Radfahrer einfach nur ein quasi-stehender schwarzer Gegenstand am Fahrbahnrand – etwa so wie ein Busch oder eine Stange. Entsprechend spät merkt man, dass da was ist. Wenn es dann noch dunkel ist und regnet, sieht man den Fahrradfahrer gar nicht, bevor er auf der Motorhaube aufschlägt.
Verkehrsunfall mit Todesfolge ist ein Straftatbestand. Somit kommt es in jedem Falle erst einmal zum Prozeß gegen die Metzgersfrau.
Und ich wette mal eines meiner handsignierten Bücher, daß die gute Frau verurteilt wird. Einfach weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort die „Waffe Auto“ geführt hat.
Bei Kindern oder Alten bekommt man immer eine Mitschuld, auch wenn man objektiv keine hat.
„Ist das ein Fall, in dem es nur Verlierer gibt?“
Ich befürchte ..JA ! Mein Kind hatte selber vor ein paar Jahren einen Unfall, es ging alles glimpflich aus und obwohl alle Beteiligten mit dem Schrecken davon kamen, mußte ich mir einen ellenlangen Vortrag einer Versicherungsangestellten anhören, weil mein Kind keinen Helm getragen hatte. Es war weder seine Schuld, noch hätte ihm ein Helm irgendeinen Vorteil gebracht…..nur zur Info es war grad 16 ……aber gut, dass die gut ausgestopfte Jacke gehalten, hat was man von ihr erwartete
Ja, leider nur Verlierer.
Und warscheinlich die Fahrerin noch mehr, weil ja die bösen Autofahrer immer Schuld sind.
@S. das mit dem Helm verstehe ich nicht, ich bin 27 und fahre IMMER mit Helm, der bringt genau NUR Vorteile bei einem Sturz oder Aufprall
Mfg
madda
@undertaker:
Ueber diesen Einzelfall hinausgehend, was sind denn die haeufigsten Gruende warum Radfahrer auf deinem Edelstahltisch landen?
Gruende wie zum Beispiel „nachts ohne Licht unterwegs“, „von Autofahrer uebersehen“, „Herzinfarkt“ oder „bei Rot ueber eine Ampel gefahren“.
@madda als verantwortungsvolle Eltern natürlich teuren Helm gekauft, „Kind“ mit 16 sagt glatt, nö…setz ich nicht auf (renitentes Balg ) hat nen Unfall , Rechtsabbieger überfährt ne Ampel, Kind saß glücklicherweise, obwohl gegen STVO auf dem Fahrrad, er hätte es eigentlich schieben müssen , deswegen rollte er über die Kühlerhaube ab ….für ihn ein Glück !!!
Helm hätte ausser ner Kopflastigkeit in dem Momement echt nix gebracht, aber trotzdem durfte ich mir einen strengen Vortrag einer Versicherungsangestellten anhören …nach dem Motto, sie sind ja wohl zu blöd , ihr Kind zu erziehen …plus Bespiel ihrer eigenen Kindererziehung ( nehm mal an, das war ein Teil des Trainings)
Özkan?
der bringt bei uns Container !
Automatische Mitschuld bei Kindern und Behinderten. Gefährdungshaftung allgemein für alle Fahrzeuge wird mal geltend gemacht, mal nicht. Nach was sich das richtet weiß niemand genau, das geht je nach Emotionen oder nach dem Sachbearbeiter der Versicherung.
Solange Fahrräder ohne Beleuchtungsanlage verkauft werden, muß man sich nciht wudnern, daß die offiziell im Straßenverkehr genutzt werden. Diese Sportgeräte haben eigentlich im Dunkeln nix auf der Straße verloren. Als Autofahrer bekomme ich sogar dann noch über die Betriebsgefahr eine reingewürgt, wenn der Biker auf dem falschen Bürgersteig entgegengesetzt ohne Licht mit 40 in mein Auto ballert, wenn ich in meine Garage will. Ich finde das doof.
Die Frage nicht dem nichtbenutzen von Radwegen geht meiner Meinung nach direkt über in die Frage, warum so viele Radfahrer auch auf Fußwegen fahren „müssen“. Selbst wenn 5 m neben an der Radweg ist. Der führt z.B. direkt an der Strasse entlang, der Fußweg ist unter Bäumen. Ist doch viel schöner dort zu fahren. Oder an Engpässen, bei denen zwei Schilder vorher ankünden, die Radfahrer mögen doch bitte vom Rad absteigen und schieben. Nein, die Fußgänger müssen platz machen. Das ärgert mich schon extrem. Ist aber wahrscheinlich die gleiche Endlosdiskussion.
Wer der Verlierer hier ist? Beide. Das Kind ist tot, die Frau wird sich bis an ihr Lebensende Vorwürfe machen.
ich glaube man kann hier keinem einen vorwurf machen! es ist einfach ein unfall!klar, es heisst, dass ein autofahrer immer so fahren muss, dass er jederzeit anhalten kann! allerdings ist genauso klar, dass sowas nicht praktikabel ist!
mir ist auch schon ein kind gg die beifahrertür gelaufen! zum glück fuhr ich schrittgeschwindigkeit, so dass nichts passiert ist! das kind kam ( ohne zu schauen) aus einer hofeinfahrt gerannt! was soll man da als autofahrer tun?
dem kind ist genausowenig ein vorwurf zu machen, da in diesem alter gefahren einfach nicht richtig eingeschätzt werden können! man kann einen kind tausendmal sagen, es soll immer schön auf den verkehr achten und beim spiel ist dann alles vergessen!
ich finde sowohl die metzgersfrau als auch die eltern sind mehr als genau gestraft, als dass man hier noch nach schuldigen suchen muss!
Ich bin selbst Radfahrer und immer gut beleuchtet. Ich muss zugeben ich fahre nicht gerade gemütlich aber halte mich immer (wenn auch an der Grenze) an die Verkehrsregeln.
Unfälle mit Fahrradfahrern sind schlecht zu bewerten weil er der schwächere Verkehrsteilnehmer ist, der Autofahrer sollte also somit Aufgrund seiner Stärke mehr Verantwortung tragen. In meinen Augen ist das unsinnig, werden Regeln nicht befolgt müsste der daran Schuld sein der die Regeln gebrochen hat. Klar, bei einem Unfall wäre ich tot und das Auto hätte eine Schramme.
Zum Glück ist das Gegenteil der Fall, somit kann man sich als Radfahrer viel mehr herausnehmen, mit der Konsequenz dass man stirbt oder schwer verletzt wird wenn man es übertreibt.
@ newmedia_junkie. klar bist Du schwer verletzt oder tot, aber das macht nichts, und soll auch nicht Dein Problem sein. Denn Du bist ja nicht schuld, als Autofahrer hat man schließlich zu wissen, dass sich Radfahrer falsch verhalten und unvermutet auftauchen.
naja in meinen 15 jahren die ich seit klein an fahrrad fahren kann hatte ich noch nie Licht dran.. wurde lediglich einmal von der Polizei kontrolliert, musste mein Fahrrad schieben, aber kein bussgeld oder so.. für mein neues fahrrad hab ich mir aber Bumm akkulampen bestellt.. die sind weitaus heller als vom gesetz vorgeschrieben in etwa so hell wie neuere Autolampen
hoffe das klingt jetzt nicht so wie als ob ich erst 15 bin…^^
Diese PKWs die nur 6 KM/H fuhren sind meines wissens seit 2 Jahren nicht mehr zulässig.GUT SO!
Das Problem ist oft, dass man als Radfahrer denkt, dass, solange man selbst etwas sieht, einen die anderen (Autofahrer) auch automatisch sehen. Bei Dunkelheit sieht man als Radfahrer auch ohne Licht in Ortschaften oder auf beleuchteten Landstraßen genug und vergisst schnell, dass Autofahrer einen nicht sehen.
Ich frage mich eigentlich woher es kommt, dass man bei solchen Unglücksfällen immer erst einmal die Schuld suchen muss. Da ist ein toter Junge. Ungeschehen lässt es sich nicht mehr machen und alle Beteiligten sind wahrlich gestraft genug.
Das Letzte, was die Betroffenen brauchen sind irgendwelche Klugscheißer, die in ihrem Elfenbeinturm nun überlegen, wer jetzt den größeren Teil der Schuld auf sich geladen hat – und dementsprechend weniger Mitleid verdient. In dem vorherigen Eintrag wurde ja auch schon gesagt – überspitzt ausgedrückt – „Selbst schuld, kein Mitleid“ was man zu solchen Gelegenheiten gerne hört.
Ironischerweise meist von den selben Personen, die einen wie einen menschenfressenden Kinderschänder behandeln, wenn man nicht an der Lichterkette zum Gedenken an den derzeit in der Presse hochgehypten Todesfall teilzunehmen gedenkt.
Dieses Nachtreten kann man auch schön bei Lungenkrebskranken sehen. Was, dein Freund in der 8. Klasse hat geraucht? Selbst schuld, fröhliches Verrecken, hoffe du bist nicht bei der selben Kasse wie ich, damit ich für dich nicht bezahlen muss.
Widerwärtig.
Ich schliesse mich #21 an.
Natürlich sind die Eltern durch den Tod ihres Jungen bestraft genug. Aber Fahrradfahren, ohne Licht, Reflektoren oder anderes. Und das im Dunkeln… 🙁
Arme Metzgersfrau.
Was ich eigentlich schreiben wollte – gerade heute in der Zeitung, grosser Artikel und Umfrage unter Fahrradfahrern zum Thema Helm.
Erschreckend wieviele den Helm ablehnen, aus welchem Grund auch immer.