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Facebook ist böse, böse, böse – oder doch nicht?

Es war mein Fehler. Es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich leite die Firma, und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert ist.

Mark Zuckerberg

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Ich habe ja zuerst versehentlichen gelesen „es tut mir leid, dass ich Facebook gegründet habe„…

Das würde meine Stimmung und Haltung gegenüber Facebook besser befriedigen.

Aber ist Facebook wirklich böse oder ist es nützlich?

Facebook hat seit jeher dazu gedient, Menschen auf elektronischem Weg zusammenzuführen.
Hier können Angehörige bestimmter Gruppen miteinander kommunizieren, Familien Kontakte pflegen und man kann hervorragend nach verschollenen Schulkameraden und aus den Augen verlorenen Bekannten suchen.

Dazu kann jeder ein sogenanntes Facebook-Profil erstellen. In diesem stellt man vernünftigerweise ohnehin für jedermann bekannte Angaben, wie seinen Namen, Wohnort und vielleicht noch seine ehemalige Schule oder seinen derzeitigen Arbeitgeber zur Verfügung.
Was man an Informationen preisgibt, ist erstens jedem selbst überlassen und zweitens auch ein bißchen davon abhängig, was man mit seinem Facebook-Profil bezwecken möchte.

Es entsteht dann im Folgenden die Facebook-Chronik, eine Auflistung der eigenen Aktivitäten auf der Plattform, ergänzt durch Kommentare und Meldungen anderer Nutzer.

Das alles ist durchaus nützlich und hat viel positives Potential.

Aber Facebook ist doch eine Datenkrake, ist das nicht schlimm?

Dass Facebook die Daten seiner Nutzer sammelt, ist ja schon vom Ansatz her falsch. Sammeln deutet für mich, dass jemand bewusst auf die Suche beispielsweise nach Pilzen, seltenen Briefmarken oder meinetwegen Pokemons geht.
In Falle von Facebook sammelt niemand Daten, sondern Facebook speichert die von den Nutzern freiwillig zur Verfügung gestellten Daten.

Interessant wird erst die Betrachtung dessen, was Facebook mit diesen Daten macht.
Daten sind, so wird immer wieder gesagt, die Währung mit der wir im Netz alle bezahlen.
Also sind die Daten die Facebook speichert, auch irgendwie wertvoll.
Sie werden aber erst wertvoll, wenn sie sinnvoll miteinander verknüpft und ausgewertet werden. Dann werden sie nutzbar.
Beispielsweise für die Erstellung interessen- und personenbezogener Werbung, die uns eingeblendet wird.

Das muss aber jedem, der Facebook nutzt, klar sein. Es wird niemand in den USA ein Unternehmen gründen, Millionen für Entwicklung und Betrieb einer solchen Plattform ausgeben und Rechenzentren auf der ganzen Welt betreiben, wenn er sich nicht auf irgendeine Weise auch einen Gewinn davon versprechen würde.

Und da wir alle Facebook kostenlos nutzen können, muss das Geld ja irgendwoher kommen.

Facebook ist das, was Du daraus machst

Oben schrieb ich, für was Facebook nützlich sein kann und welche wenigen Daten für diesen nutzbringenden Zweck notwendigerweise zur Verfügung gestellt werden könnten. Name, Ort, fertig.

Mit diesen wenigen Angaben, und eventuell einigen weiteren, um sich von Namensvettern zu unterscheiden, könnten alle happy werden und Facebook toll nutzen.

Niemand zwingt einen, sich selbst beim Essen zu fotografieren oder ständig Ortsangaben zu posten.
Ich kenne Leute, die würden auf der einen Seite ausflippen, würde jemand ständig ihren Aufenthaltsort scannen, die aber gleichzeitig permanent via Facebook ihren Standort posten.

Man muss nicht jede Kleinigkeit seines Tagesablaufs auf Facebook einer völlig unbekannten Menge X an Nutzern zur Kenntnis bringen. Keiner wird gezwungen, sein Essen, seine Füße, seine Arschbacken oder seine ganzen Freunde und Familienmitglieder zu knipsen und zu veröffentlichen.

Nur mit den Daten, die man auch unbedarft und unkontrolliert selbst massenhaft ins Netz stellt, kann ein Unternehmen wie Facebook und deren Zweitnutzer auch Unfug treiben.

Du hast letztlich keinerlei Kontrolle über Deine Daten und Inhalte

Wenn jemand Texte, Videos, Audiodateien und Fotos auf Plattformen wie Facebook veröffentlicht, der könnte all diese Informationen auch ausdrucken oder auf einen USB-Stick speichern und auf einem beliebigen Konzert einfach in die Menge der Konzertbesucher werfen.
Veröffentlicht bedeutet weg. Die Daten und Bilder sind Deinem Zugriff entzogen. Sie liegen auf irgendeinem Server in einem fremden Land und die Betreiber können letztlich damit machen, was sie wollen.
Da kannst Du löschen, Auszüge Deiner Daten anfordern, Dich beschweren, so viel Du willst. Einmal veröffentlicht, hast Du keine Kontrolle mehr darüber.

Auch nicht über peinliche Fotos, die Dich beim Saufen mit Deinen Kumpels oder beim Knutschen mit der großbrüstigen Blonden am Strand von Arenal zeigen.

Du hast nämlich auch kaum eine Kontrolle darüber, wer diese Inhalte findet und anschaut. Das könnte auch der Personalverantworliche sein, bei dem Du Dich vorgestellt hast und dich nun wunderst, weshalb Du die Stelle nicht bekommst.

Facebook macht verärgert und neidisch

Ist Dir nicht schon einmal aufgefallen, dass Du oft ein schlechtes Gefühl hast, nachdem Du Dich mit den sozialen Netzwerken beschäftigt hast?

Dort herrschen Kindergartenspielregeln.
Du hast mich nicht geliked, dann like ich Dich auch nicht.
Wenn Du nicht Deinen Beziehungsstatus in „in einer Beziehung“ änderst, sind wir nicht wirklich zusammen.
Ich habe gesehen, dass Du das gelesen hast, aber Du hast erst 4 Stunden später reagiert.
Du hast unter das Bild mit meinem neuen Rock nur ein Smiley gesetzt, die Jutta hat aber 3 Smileys gemacht, Du bist keine gute Freundin.

Hast Du nicht auch schon oft stur und stupide gescrollt und massenhaft geliked, nur um „im Rennen zu bleiben“, im Rennen um die virtuelle Sympathie von Leuten, die Du eigentlich gar nicht magst?

Dieser Netzwerkstress ist eine ernstzunehmende psychische Belastung, gerade für junge und sehr junge Menschen.
Das Ausbleiben einer zustimmenden oder belobigenden Reaktion beispielsweise in Form eines „Daumen hoch“ wird als Mobbing empfunden und verursacht die gleichen Probleme, wie echtes Mobbing von Mensch zu Mensch.

Starts und Sternchen präsentieren im Netz nur ihre besten Seiten, ihren Reichtum und verkaufen damit eine schöne Scheinwelt.
Auch viele Menschen, die durch diese Netze erst bekannt geworden sind, erzeugen eine künstliche Aura, die bei weiten Teilen der Jugendlichen als erstrebenswert empfunden wird.
Das Ausbleiben und Nichterreichen der als erstrebenswert empfundenen Lebensumstände führt aber zwangsläufig zu einer tiefen inneren Unzufriedenheit.

Es geht auch ohne Facebook

Meine Tochter hat Facebook abgeschaltet. Einfach so. Profil auf neutral oder so gestellt. So werden keine Inhalte mehr geteilt. Ob das jetzt auf Dauer so bleibt, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es ihr auf den Keks gegangen, dass die ganze Sache zu oberflächlich wurde.
Vor allem hat sie aber gestört, dass aus der Nutzung dieser Plattform unnötige Verpflichtungen entstanden sind. Eben dieses „Warum hast Du nicht auf meinen Post reagiert“, kam immer häufiger vor.
„Ich habe für den Quatsch keine Zeit, die Leute sind aber beleidigt, wenn man nicht reagiert“, hat sie gesagt.
Und darauf hatte sie einfach keine Lust mehr.

Kein Mensch benötigt Facebook wirklich. Es ist ein Tüpfelchen obendrauf. Man kann es nutzen, aber man muss es nicht.
So kann man sich bedenkenlos die Frage stellen, ob einem der vermeintliche Nutzen den Aufwand und manchen Stress überhaupt wert ist.

Oh Wunder, das alles gilt für Instagram, YouTube, Snapchat und Co. auch

Klar, das sollte ich nicht vergessen. Fast alles, was ich hier schrieb, gilt auch für ganz viele andere soziale Netzwerke, Foren, Blogs und sonstige Einrichtungen im Netz, die auf irgendeine Weise eine regelmäßige Teilnahme zu erfordern scheinen.

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    Lesezeit ca.: 8 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 11. April 2018

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