Menschen

Flitzpiepe

Der Bestattungswagen steht in einer breiten Alleestraße in zweiter Reihe. Rechts und links am Straßenrand, zwischen den Alleebäumen, parken die Anwohner.
Die Straße ist außerordentlich breit, der Bestattungswagen behindert niemanden.

Die Klappe steht offen, die Warnblinkanlage ist an. Mit einem Fahrer bin ich bei Familie Schulzmatzki, der Opa ist gestorben, es ist heiß, der soll schnell weg. Nein, die Leute sind nicht gefühllos, der alte Mann hat sich während des Sterbens heftig entleert und verfällt tatsächlich in seinem Bett zusehends.

Wir haben Opa Schulzmatzki gerade eingeladen, da nähert sich von hinten ein Opel Corsa, älteres Baujahr, aber vom Lack her wie neu. Am Steuer eine schätzungsweise 80jährige Großmutter.

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Der Sitz ist soweit nach vorne gestellt, daß die alte Dame zwischen Lenkrad und Sitzlehne förmlich eingeklemmt ist. Sie kann nur mit ganz kleinen Armbewegungen lenken, an ein Umdrehen oder Umsehen ist gar nicht zu denken.

Da der Fahrer nochmal hoch muß, um die Kleidung für den Verstorbenen zu holen, warte ich am Wagen, schließe gerade die Klappe, da hupt die 80jährige und winkt mir, ich solle doch bitte den Wagen wegfahren.
Freundlich lächele ich sie an, trete zu Seite, verbeuge mich etwas und weise mit den Hand den breiten Weg an unserem Wagen vorbei.

Sie kommt zwar etwas näher gefahren, macht aber keine Anstalten, am Bestattungswagen vorbeizufahren. Stattdessen hupt sie erneut mehrfach, kurbelt mühsam ihr Fenster herunter und steckt den graugelockten Kopf heraus: „Jetzt fahren Sie aber mal sofort da weg!“

„Sehen Sie nicht, daß wir hier zu tun haben, Sie werden da doch eben vorbei fahren können.“

„Weg da!“ Hupt.

Ich winke wieder und deute auf den breiten Platz neben unserem Wagen und die leere Gegenfahrbahn: „Einfach blinken, lenken und Gas geben!“

Das streckt die Alte den Kopf wieder zum Fenster raus und ruft mir zu: „Noch ein Wort Du Flitzpiepe, dann gibt’s was aufs Maul!“

Als ich mit dem Lachen fertig war, war sie dann aber doch vorbei gefahren.

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(©si)