Frag doch den Undertaker

Fotografieren auf Friedhöfen

Eine Gruppe von Trauernden steht an einem Grab

Fotografieren auf Friedhöfen, auf was muss man achten? Friedhöfe üben einen ganz besonderen Reiz aus. Deshalb ziehen sie auch Menschen an, deren Hobby die Fotografie ist. Immer wieder erreichen mich Fragen zum Thema „Fotografieren auf dem Friedhof“.

Für manch einen ist das Fotografieren auf Friedhöfen ein heikles Thema. Für viele sind diese Orte Tabuzonen. Es ist schwierig, an diesen Orten zu entscheiden, was öffentlich ist und was (zu) privat ist.
Die üblichen Besucher dieser Orte sind oft traurig, andächtig oder befinden sich in einer Stimmung, in der die Tätigkeit eines Fotografen als sehr störend empfunden werden könnte.
Deshalb sind Friedhöfe sehr spezielle Bereiche. Sie erfordern eine besondere Sensibilität und Zurückhaltung. Dennoch sind diese Orte bei Fotografen sehr beliebt. Denn sie sehen es so wie ich: Der Tod gehört zum Leben!

Wie sollte ich mich verhalten?

Wie man sich auf einem Friedhof verhält, ist ganz einfach zu beantworten: So, wie man sich überall verhalten sollte, nämlich respektvoll.

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Fotografieren auf Friedhöfen

Einige Menschen sehen Friedhöfe als Orte der Ruhe und des Respekts für die Verstorbenen und ihre Familien. Sie könnten es als unangemessen empfinden, wenn dort Fotos gemacht werden, besonders von Fremden oder ohne Erlaubnis. Andererseits bieten Friedhöfe eine reiche Geschichte und Atmosphäre, die sich für künstlerische oder dokumentarische Fotografie eignet.

Respekt und Sensibilität

Fotografen müssen die Privatsphäre und die Trauer der anderen Friedhofsbesucher respektieren. Auch den Grabstätten ist Sensibilität und Respekt entgegenzubringen. Ich erinnere mit an eine Fotografin, die ihr Stativ einfach auf einem Grab aaufgebaut hatte und beim Fotografieren einer Engelsstatue gedankenlos auf dem Grab herumtrampelte. Das Fotografieren auf Friedhöfen ist eine heikle Angelegenheit, die viele ethische, rechtliche und moralische Aspekte umfasst. Diese Orte sind oft Orte der Ruhe, des Gebets und der Reflexion.

Auf Friedhöfen finden regelmäßig Beisetzungen statt. Fotografen müssen deshalb sensibel solchen Veranstaltungen aus dem Weg gehen.
Vor vielen Jahren hat der WDR mit mir eine Dokumentation gedreht und wir waren zu Gast auf dem berühmten Melatenfriedhof1,2 in Köln. Das Aufnahmeteam war mit den technischen Aufgaben beschäftigt. Der Kameramann nimmt seine Umgebung nur eingeschränkt durch die Kamera wahr und der Toningenieur nur durch seine Kopfhörer.

Fotografieren auf Friedhöfen Ein Kameramann filmt durch eine Fernsehkamera eine Szene auf einem Friedhof

Die Redakteurin musste stellvertretend für die beiden ihre Augen und Ohren offenhalten. Unsere Aufnahmen wurden mehrfach unterbrochen, weil sich ein Trauerzug mit Sarg näherte. In solchen Situationen ist es richtig, die Würde des Verstorbenen und die Andacht der Trauergäste zu respektieren und keine Aufnahmen zu machen, die als respektlos empfunden werden könnten.

Beim Fotografieren auf Friedhöfen bitte Ernsthaftigkeit bewahren

Auf Friedhöfen muss man nicht zwangsläufig nur traurige, bedrückende oder ernsthafte Fotos machen. Meist werden solche Motive im Vordergrund stehen, das muss aber nicht sein. Auch Absurdes, Lustiges und wenig Trauriges lässt sich auf Friedhöfen und an Gräbern finden und fotografieren. Hier ist es aber so, wie bei meinen Texten über Tod und Trauer. Man darf niemanden bloßstellen, man darf die Privatsphäre anderer nicht verletzen und das, was man tut darf nicht als beleidigend oder respektlos empfunden werden.

Erlaubnis einholen und Regeln beachten

Auch wenn Friedhöfe öffentliche Orte sind, die meist von jedermann betreten werden können, kann es notwendig sein, eine Erlaubnis einzuholen. Das gilt umso mehr, wenn man die Absicht hat, die Bilder anschließend zu veröffentlichen.
Im Zweifelsfall ist es immer eine gute Idee, die am Eingang befindlichen Aushänge und Friedhofsordnungen durchzulesen und ggfs. das Friedhofspersonal zu fragen. Für Filmaufnahmen ist meist eine Drehgenehmigung des Friedhofsbetreibers notwendig.
Vor allem, wenn man im Ausland auf Friedhöfen fotografieren möchte, sollte man sich vorher genau erkundigen, was dort für Spielregeln gelten. Sonst kann man in Teufels Küche kommen.

Fotografieren auf Friedhöfen: Kleine Steine werden bei jüdischen Gräbern von Besuchern auf den Grabstein gelegt

Kleine Steine werden bei jüdischen Gräbern von Besuchern auf den Grabstein gelegt. Hier: Melatenfriedhof


https://melatenfriedhof.de/

Vor Jahren besuchte ich den bekannten Jüdischen Friedhof in Worms. Dort wurde man durch eine Info-Tafel am Eingang darum gebeten, seinen Kopf mit einer der kostenlos, leihweise bereitgehaltenen Käppchen (Kipa) zu bedecken. Es ist dann natürlich eine Selbstverständlichkeit, solchen Regelungen Folge zu leisten.

Übrigens: Viele Leute verpixeln auf ihren Bildern in typisch deutschem vorauseilendem Gehorsam alles Mögliche und machen alle Namenszüge und Aufschriften unkenntlich. Für die künstlerische Fotografie ist das aber meist gar nicht erforderlich.
Bevor ich Menschen fotografiere, frage ich diese und lasse mir einen Freigabezettel unterschreiben, wenn ich vorhabe, die Bilder zu veröffentlichen. Ansonsten bevorzuge ich es, Leute so zu fotografieren, dass sie nur Beiwerk oder nicht identifizierbar sind.

Fotografieren auf Friedhöfen: Technik und Vorgehensweise

Für Aufnahmen auf Friedhöfen und in Kirchen ist eigentlich keine spezielle Ausrüstung erforderlich. Weniger ist hier mehr! Je weniger Aufwand man treibt, umso weniger wird man auch als störend empfunden. Stative und Blitzgeräte sind oft nicht geeignet. Moderne Kameras sind technisch in der Lage, auch unter besonderen Bedingungen ohne Stativ und Blitz gute Ergebnisse zu erzielen. Ich selbst habe ein 50 mm-Pancake-Objektiv, das so kurz ist, dass die Kamera damit schon fast seltsam kastriert aussieht. Ich liebe aber die Unauffälligkeit und die besondere Perspektive gerade dieser Pancakes, die eine besonders gute Schärfeleistung haben.

Muss ich mich verstecken und aus dem Verborgenen arbeiten?

Nein, es gibt keine grundsätzliche Erwägung, sich zu verstecken. Meist ist es sogar von Vorteil, wenn jeder erkennt, was man tut. Dann gehen manche Leute auch bewusst aus dem Bild und jeder der Beteiligten weiß Bescheid. Aber natürlich kann es der Respekt auch mal erforderlich machen, eher abseits zu stehen. Und selbstverständlich ist der berühmte „Schuss aus der Hüfte“ oder „hinterm Baum hervor“ oft genau das Richtige, wenn es um das Einfangen besonderer Situationen geht.

Bildquellen:
  • melaten-1: Peter Wilhelm
  • melaten3: Peter Wilhelm
  • melaten-2: Peter Wilhelm ©


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In „Frag doch den Undertaker!“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Mai 2019 | Revision: 30. Juni 2024

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