Frag doch den Undertaker

Frage zu Mormonen

Hallo Tom, heute war ich bei der Beerdigung einer Frau, die den „Heiligen der letzten Tage“ (Mormonen) angehörte.
Den Artikel zu den Bestattungen in den verschiedenen Gemeinschaften kenne ich. Wie Du in dem Artikel schreibst, spielte Musik auf dieser Beerdigung eine grosse Rolle.

Was allerdings auch auffiel: Die Angehörigen wirkten ebenfalls in grossem Umfang mit. So hielt der Bruder der Verstorbenen eine Trauerrede, und der Vater der Verstorbenen sprach am Grab, nach dem Ablassen des Sarges einige Worte.

Frage an Dich: ist es bei den Mormonen generell üblich, dass die Angehörigen in so grossem Umfang mitwirken?

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Übrigens war die Verstorbene … sagen wir mal … kräfiger Statur.

Beim Betreten der Aussegnunghalle war links der Aufbahrungsraum, wo der geschlossene Sarg stand (weiß, die „übliche“ Sargform, bei der sich der Sarg nach oben und unten verjüngt) fiel mir direkt anhand der Proportionen auf, dass es sich dabei um einen überbreiten Sarg handelte. Irgendwie fiel mir darauf die Diskussion hier zu der Bestattung des „dicken Mannes“ ein …

Nach der Trauerfeier kam die Grablegung. Friedhof ist etwas abschüssig, Grab direkt an einem etwas abschüssigen Weg. Die 6 Träger fuhren den Sarg direkt neben das offene Grab, ich hatte den Eindruck, sie wollten ihn von da rüberheben. Irgendwie schien es aber Probleme zu geben, ich hatten den Eindruck, es fehlte ein weiterer Mann, der die Bahre festhält, damit sie nicht den Weg runterrollt, also fuhren sie den Weg ein paar Meter weiter runter, und trugen den Sarg dann zu sechst wieder das Stück zum Grab hoch, stellten ihn auf die über dem Grab liegenden Latten. Ich erinnerte mich dunkel an einen Blogeintrag hier, dass das Grab zu schmal war, und hoffte inständig, dass nichts dergleichen schief geht (Grab zu schmal, Seil reißt, Sarg fällt runter). Sie haben es dann aber geschafft, den Sarg würdig ins Grab zu bekommen.

Als Wurf-Dingens gab es übrigens einen Eimer mit Erde und ein Körbchen mit Blumen.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht richtig vorstellen, dass die Verstorbene von weiblichen Mitgliedern der Mormonen eingekleidet wurde, wie Du es in dem Artikel zu den Bestattungsriten beschreibst.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine etwas kräftigere Leiche – ich schätze die Verstorbene mal ganz ganz vorsichtig auf 110 – 120 kg – von Laien so einfach zu händeln bzw anzukleiden ist – oder geht das, zB unter Anleitung eines Bestatters, trotzdem?

Zu Deinen Fragen: Die Angehörigen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage legen sehr viel Wert auf den Zusammenhalt der Familie. Deshalb ist es überhaupt nichts Ungewöhnliches, daß Familienangehörige sich auch aktiv an der Gestaltung einer Trauerfeier beteiligen, dies ist im Übrigen jedermann freigestellt.

Darüberhinaus ist die HLT-Kirche eine reine Laienkirche, in der nahezu jedes Mitglied auch irgendeine der mannigfaltigen Aufgaben innerhalb der Gemeinde übernimmt. Es könnte daher durchaus auch sein, daß die Familienangehörigen, die an der Trauerfeier aktiv beteiligt waren, dies auch aufgrund ihres derzeitigen Kirchenamtes tun.

Richtig ist, daß die Mormonen Wert darauf legen, daß eine Abordnung der Gemeinde die Einkleidung des Verstorbenen vornimmt und daß dies bei weiblichen Verstorbenen Frauen und bei männlichen Männer tun sollten.
Ob das immer eingehalten werden kann, ist aber fraglich. Wie alle Religionsgemeinschaften die besondere Ansprüche hinsichtlich der Bestattungsriten haben, wird man es hin und wieder hinnehmen müssen, daß nicht alle Wünsche erfüllt werden können.
Dennoch aber dürfte das Ankleiden einer etwas übergewichtigen Person durch mehrere weibliche Kräfte kein wirkliches Problem darstellen. Da sind oft 6-8 Frauen beisammen, die das übernehmen.

Ansonsten wird man nichts dagegen haben, wenn der Bestatter hilft.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 22. Oktober 2008 | Revision: 26. März 2024

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Philipp Seidel
16 Jahre zuvor

Um das mit der Laienkirche noch kurz etwas zu präzisieren: Jedes gläubige erwachsene männliche Mitglied der Mormonen hat die Priesterweihe und darf predigen, segnen, taufen, salben, und so weiter und so fort – also alles, was bei uns der Pastor bzw. Pfarrer macht. Im Umkehrschluss gibt es niemanden, der den Job hauptamtlich macht – also sozusagen einen „Amtsinhaber“.

(Dass es zu organisatorischen Zwecken natürlich soetwas wie einen gewählten Vereins- oder Kirchenvorstand geben muss, vernachlässigen wir mal großzügig.)

Zudem ist es bei den Mormonen auch schon beim normalen Gottesdienst üblich, dass jeder, der etwas beitragen möchte, einfach nach vorne kommt.

So lässt sich alleine daran die Vielzahl der Beteiligten erklären. Hinzu kommt das, was Tom über die Bedeutung der Familie schrieb, und der stärkere Zusammenhalt in einer mormonischen Gemeinde.

Yvonne
16 Jahre zuvor

Ich bewundere die Leute immer, die auf Bestattungen nach vorne gehen können, und da frei über das Leben des Verstorbenen reden können. Ich selber bin zwar nicht immer nur durchgehend am weinen, aber die Stimme versagt doch schon deutlich, und ich bin viel zu sehr mit mir selber beschäftigt, als dass ich als Freundin oder Tochter da Lobeshymen zum besten geben könnte. Hut ab, wer das kann und macht

16 Jahre zuvor

Irgendwie erinnert mich das an den Diskordianismus, wenn jeder erwachsene männliche Gläubige die Priesterweihe hat. Naja, Religion ist nicht so meins.

Abseits vom Glauben: Ich finds schön, wenn man für den Verstorbenen ein paar Worte sagt. Das ist eine tolle Geste des Respekts und der Würdigung.

Murks
16 Jahre zuvor

Also ich bin katholisch und bei der Trauerfeier für meine Großmutter hat auch die ganze Familie mitgewirkt. – Bei uns sind alle aktiven Laien und so wurde am Sarg gesprochen, gesungen, zum Grab geleitet….
ich verstehe die Verwirrung da nicht.

MacKaber
16 Jahre zuvor

@ Murks: Ähh was??? (schwäbisch: Hääh???) Welche Verwirrung???
Ist doch Alles klar und eindeutig. Ich kann an keinen Stellen Widersprüche entdecken, folglich auch keine Verwirrung!




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